Polens PiS-Regierung stellt Reparationsansprüche an Deutschland

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Anscheinend haben wir die bereits seit längerer Zeit von der polnischen Pis-Regierung an Deutschland gestellten Reparationsansprüche für die Zerstörungen und Morde im 2. Weltkrieg noch gar nicht thematisiert. Ich habe danach gesucht, aber noch kein Thema gefunden, das sich direkt damit befasst.
Dann eben jetzt, da ich heute mal wieder einen Zeitungsartikel darüber gesehen habe.

Für mich persönlich ist das durchaus auch ein emotionales Thema, da alle meine Großeltern Heimatvertriebene waren - aus Ostpreußen (heute Teil Russlands), aus Pommern und der Neumark. Und von meiner Großmutter mütterlicherseits weiß ich sicher, dass sie den Verlust ihrer Heimat Pommern Zeit ihres Lebens nicht verwunden hat.

Wir haben zur Einführung in das Thema einen Pfad über den historischen Hintergrund:
https://geschichte-wissen.de/foren/view ... 624#p41624

Es ist ein sehr schwieriges und unglaublich komplexes Thema, denn jahrzehntelang haben verschiedene polnische Regierungen ausdrücklich auf solche Ansprüche verzichtet. Und auch internationale und bilaterale Verträge und Vereinbarungen stehen den polnischen Forderungen entgegen. Und selbstverständlich müssten dann die Gebietsabtretungen an Polen und alle daraus entstandenen Profite gegengerechnet werden. Abgesehen davon lassen sich die Morde an ca. 6 Mill. Polen ohnehin nicht wirklich mit Geld entschädigen.
Dazu habe ich eine Arbeit gefunden, die vom BPB publiziert wurde:
https://m.bpb.de/281439/analyse-deutsch ... n-streites
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Balduin
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Der Spiegel hat ganz aktuell über dieses Thema berichtet, das ja schon seit Jahrzehnten besteht.

Es wird darauf hingewiesen, dass Polen regelrecht ausgebeutet und vernichtet wurde. Das war neu in einem Krieg. Andererseits dürfte die Rechtslage ja mit den Verträgen der Vergangenheit klar sein (auch wenn ich das nicht näher recherchiert habe).

In der deutschen Bevölkerung wären Reparationsleistungen nicht zu vermitteln. Gerade nach dieser langen Zeit nicht. Die Bezifferung ist schwierig - wie soll man das erlittene Leid aufwiegen?

Griechenland möchte ja auch noch Reparationen…
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Marianne E.
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Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg sind zunächst nicht über "klassische" Verträge geregelt worden.
Nach dem Ersten Weltkrieg war das etwas anders. Die Reparationsleistungen wurden im Vertrag von Versailles geregelt (Art. 231).

Seit 2017 wird in Polen öffentlich über ausstehende Reparationen diskutiert. Die polnische Regierung bezieht sich auf ein eignes Rechtsgutachten, in dem festgestellt wird, dass Deutschland 840 Milliarden Euro schuldet.
Diese Rechtsauffassung Polens wird von deutscher Seite nicht anerkannt bzw. für falsch gehalten, denn
1953 hat Polen völkerrechtlich verbindlich weitere Rechtsansprüche aufgegeben und diesen Verzicht 1970 noch einmal bestätigt.
1990 hat Polen bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen keine Forderungen erhoben.

Polnische Opfer erhielten bis 1991 etwa 225 Millionen Euro an Reparationen.
Polnische Zwangsarbeiter erhielten eine Milliarde.
KZ-Häftlinge und Opfer der medizinischen Versuche der SS haben eine halbe Milliarde Euro erhalten.

Das wäre der materielle Teil.

Ob es jemals gelingen wird, Wunden und Narben aus dieser Zeit zu heilen, hängt sehr davon ab, wie menschlich und taktvoll Deutschland reagiert.


Griechische Forderungen berufen sich auf eine "Restschuld" aus einer Zwangsanleihe von 1942. Hierbei geht es um "astronomische" Summen.
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