Andrew Wallace-Hadrill: Rome's Cultural Revolution

Das römische Reich war maßgebend für die weitere Entwicklung Europas: Republik, Kaiserreich, Caesar, Augustus

Moderator: Barbarossa

Casa
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Registriert: 08.10.2014, 18:01

hat sich schon mal jemand über dieses Buch Gedanken gemacht?

Habe das Buch gelesen und muss ehrlich sagen, ich bin mir nicht sicher, ob es die augusteische Kunst (politische Bildprogramme) und seine Vorgehensweise das Volk zu kaschen verharmlost, oder ob Paul Zanker "Macht der Bilder" das Thema etwas dramatisiert?

Ist das Wallace Perspektive vielleicht sogar etwas rechts angehaucht? Er hat ähnliche Meinungen wie Roland Symes...

naja, im Grunde bin ich mir unsicher was ich davon halten soll...

Hat jemand von euch eine Meinung dazu??

liebe Grüße
Casa
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Agrippa
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Beiträge: 543
Registriert: 13.04.2014, 23:11

Hallo casa,

ich habe leider dieses Buch noch nicht gelesen. Es hört sich aber interessant an. Ich kenne nur diese Rezension:

http://www.sehepunkte.de/2010/09/15934.html

Mich würden insbesondere die Aussagen von Wallace-Hadrill zur römischen Numismatik interessieren. Münzprägung ist stets ein Indikator für Wirtschaftsentwicklung, aber auch kultureller Ausrichtung und politischer Propaganda.

So betrachtet vollzieht sich in der römischen Geschichte bereits mit der Eroberung von Neapolis 325/324 v.Chr. ein entscheidener Schritt. Mit der Übernahme des neapoletanischen (also griechischen) Münzfußes öffnet sich Rom offensichtlich dem Außenhandel mit den griechischen Nachbarn in der Magna Graeca.

Darüber hinaus wird durch diese ersten römischen Silbermünzen, die nach heutigem Stand der Forschung nicht in Rom sondern in Neapolis von Griechen für die Römer geprägt wurden, eine deutliche Hellenisierung der römischen Kunst sichtbar, die weit feiner und ausgeprägter ist, als die einfache, bäuerlich geprägte römische "Kultur" jener Zeit.

Die erste Didrachme (um 300 v.Chr.) zeigt bereits ein römisches Motiv, den Kopf des Mars auf dem Avers, auf dem Revers einen Pferdekopf und spielt auf die römische Mythologie an, die wiederum ihren Ursprung in der griechischen hat. Die nächste Silberprägung (Didrachme 269 - 266 v.Chr.) zeigt den Kopf des Herkules (griech. Herakles) und die römische Wölfin mit Romulus und Remus als direkte Anspielung auf den römischen Gründungsmythos.
Zeitgleich zu diesen griechisch beeinflussten feinen Silberprägungen gibt es das sog. römische Schwergeld, grob gegossen und einfach in der Symbolik. Aufgrund der Nominale für den Außenhandel in der Magna Graeca unbrauchbar und wahrscheinlich für den Binnenhandel bestimmt.
Erst 211 v.Chr., also mitten im Zweiten Punischen Krieg, entwickeln die Römer den silbernen Denar (ca. 3,6 g), die Standardmünze für die nächsten Jahrhunderte.
Diese Münze wird in der Republik bis weit in die frühe Kaiserzeit hinein das Medium der römischen Propaganda.
In der frühen Kaiserzeit, die Wallace-Hadrill hauptsächlich betrachtet, wird ein ausgefeiltes römischen Münzsystem etabliert, das für die nächsten 200 Jahre seine Gültigkeit behalten sollte. Es ist der Hauptpfeiler der römischen Wirtschaft und aufgrund der enormen Ausdehnung des römischen Reiches als erstes europäisches Währungssystem zu bezeichnen.

Die wechselvolle Geschichte der römischen Numismatik ist ein sehr geeignetes Feld, um die kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen anschaulich darzustellen, die Wallace-Hadrills Buch offensichtlich behandelt.
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