Die 8 Legionen des Germanicus

Das römische Reich war maßgebend für die weitere Entwicklung Europas: Republik, Kaiserreich, Caesar, Augustus

Moderator: Barbarossa

Paul
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Mich würde interessieren, ob Germanicus auch die Lahntalstädte z.B. Wetflaria verwüstet hat? Nachgewiesen hat man noch nichts. Diese Städte waren ja verwundbar. Selbst wenn sich die Menschen zurückziehen konnten, konnte er doch erheblichen Schaden anrichten.
Waldgirmes soll ja aufgeräumt worden sein. Die Schuld an der Zerstörung werden die Römer ja den benachbarten Germanen zugewiesen haben. In der Region um den Dünsberg kursieren ja die Legenden von Schlachten gegen die Römer.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Cherusker
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Germanicus hat sich nur 15 n.Chr. bei seinem Chatten-Feldzug in Hessen aufgehalten. Danach hatte er mehr mit Arminius zu schaffen. Im Jahre 16 n.Chr. schickte Germanicus den Legaten Silius mit einer leicht beweglichen Truppe in das Land der Chatten. Während Germanicus selbst mit 6 Legionen zu einem belagerten Kastell an der Lippe zog. Silius konnte aber aufgrund von schlechten Wetter (Regen) nichts ausrichten, außer daß er die Gattin des Chattenfürsten Arpus und ihre Tochter entführte.
Waldgirmes kann somit eigentlich nur im Jahre 15 n.Chr. aufgeräumt worden sein.
Cherusker
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In vielen Büchern liest man, daß Germanicus weitere Feldzüge in Germanien versagt blieben, weil Tiberius Angst vor der Popularität des Feldherrn hatte und er eine Machtübernahme befürchtete. Das mag zum Teil stimmen, schließlich hat Tiberius den Germanicus auf das "Abstellgleis" beordert und somit auch den Tod mit herbeigeführt.
Aber es gibt noch einen anderen Punkt, den ich hier erwähnen will. Die Cherusker unter der Leitung von Arminius und Inguimero waren in der Lage gegen 4 Legionen anzutreten (siehe Pontes Longi). Germanicus hat anfangs seiner Germanien-Feldzüge erst die Stämme einzeln angegriffen (14 n.Chr. Marser, dann 15n.Chr. Chatten und Brukterer), damit nicht die geballte feindliche germanische Streitkraft gegen ihn antritt. 16nChr. kam es dann zu den beiden großen Feldschlachten: Idistaviso und Angrivarierwall. Die letzte Schlacht muß mit einer römischen Niederlage geendet haben. Obwohl Germanicus seine Legionen einschwor, daß man schon der Elbe näher sei als dem Rhein, ist er nach der Schlacht am Angrivarierwall in die Winterquartiere gezogen. Eigentlich logisch, wenn man das Kriegsjahr beenden wollte. Aber kaum in den Winterquartieren hat er schon wieder ein Germanen-Problem. Die angeblich vorher so glorreich besiegten Chatten und Marser mucken wieder auf. Germanicus schickt C. Silius mit 30.000 Mann und 3000 Reiter in das Land der Chatten, während er selbst mit noch größer Anzahl an Truppen gegen die Marser loszieht. Warum haben die Chatten und Marser denn wieder den Kampf angefangen? Das kann doch nur daher rühren, daß es am Angrivarierwall nicht so positiv für die Römer verlaufen ist (die römische Reiterei hat es wohl kaum noch gegeben). Eine "Seekatastrophe" kann da nur als Vorwand genutzt worden sein. Tiberius hat jetzt erkannt, daß 8 Legionen noch nicht genug für einen erfolgreichen Germanenfeldzug sind. Der Verbrauch an Mensch, Tier und Material mu enorm gewesen sein. Und Tiberius hat als großer Kenner der germanischen Verhältnisse eine weitere Gefahr gesehen. Was wäre, wenn Arminius ein erfolgreiches Bündnis mit Marbod und seinen Markomannen schließen würde? Tiberius selbst hatte 6n.Chr. für den Markomannen-Feldzug noch 12 Legionen aufgeboten. Dieser wurde aber aufgrund des Pannonischen Aufstands abgebrochen. Marbot hatte 70000 Krieger und 4000 Reiter, die nach römischen Vorbild ausgebildet wurden, zur Verfügung. 20 Legionen für einen Germanen-Feldzug überstiegen mit Abstand die Möglichkeiten der Römer. Also hat man 16 n.Chr. einen Rückzieher gemacht und die Germanen sich selbst überlassen. 17n.Chr. hat Arminius mit seinem Heer mit Sicherheit die Römer erwartet, da diese aber nicht kamen, war jetzt die Möglichkeit zur "Abrechnung" mit Marbod gekommen. Anstatt gegen die Römer kämpften jetzt die Germanen untereinander um die Herrschaft.
Cherusker
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Cherusker hat geschrieben:Germanicus hat sich nur 15 n.Chr. bei seinem Chatten-Feldzug in Hessen aufgehalten. Danach hatte er mehr mit Arminius zu schaffen. Im Jahre 16 n.Chr. schickte Germanicus den Legaten Silius mit einer leicht beweglichen Truppe in das Land der Chatten. Während Germanicus selbst mit 6 Legionen zu einem belagerten Kastell an der Lippe zog. Silius konnte aber aufgrund von schlechten Wetter (Regen) nichts ausrichten, außer daß er die Gattin des Chattenfürsten Arpus und ihre Tochter entführte.
Waldgirmes kann somit eigentlich nur im Jahre 15 n.Chr. aufgeräumt worden sein.
Da habe ich jetzt noch das Jahr 16 n. Chr. vergessen. Hier kam C. Silius mit 30000 Römern und 3000 Reiter in das Chattenland. Hierbei kann er natürlich auch nach Waldgirmes vorgedrungen sein. :wink: Aber es ist nicht angegeben, wo die Römer sich genau befanden.
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dieter
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Cherusker hat geschrieben:Germanicus hat sich nur 15 n.Chr. bei seinem Chatten-Feldzug in Hessen aufgehalten. Danach hatte er mehr mit Arminius zu schaffen. Im Jahre 16 n.Chr. schickte Germanicus den Legaten Silius mit einer leicht beweglichen Truppe in das Land der Chatten. Während Germanicus selbst mit 6 Legionen zu einem belagerten Kastell an der Lippe zog. Silius konnte aber aufgrund von schlechten Wetter (Regen) nichts ausrichten, außer daß er die Gattin des Chattenfürsten Arpus und ihre Tochter entführte.
Waldgirmes kann somit eigentlich nur im Jahre 15 n.Chr. aufgeräumt worden sein.
Ihr Lieben,
die Römer werden mir immer unsymphatischer, erst entführen sie Arminius Thusnelda und dann noch die Gattin des Chattenfürsten und dessen Tochter. Sie führten Krieg gegen Frauen, "schämt Euch Ihr Römer". :evil: :twisted: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter hat geschrieben: Ihr Lieben,
die Römer werden mir immer unsymphatischer, erst entführen sie Arminius Thusnelda und dann noch die Gattin des Chattenfürsten und dessen Tochter. Sie führten Krieg gegen Frauen, "schämt Euch Ihr Römer". :evil: :twisted: :mrgreen:
Germanicus brauchte doch Leute für seinen Triumphmarsch. :mrgreen: :wink: Da nimmt man alles was kommt. :mrgreen:
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dieter
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Cherusker hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: Ihr Lieben,
die Römer werden mir immer unsymphatischer, erst entführen sie Arminius Thusnelda und dann noch die Gattin des Chattenfürsten und dessen Tochter. Sie führten Krieg gegen Frauen, "schämt Euch Ihr Römer". :evil: :twisted: :mrgreen:
Germanicus brauchte doch Leute für seinen Triumphmarsch. :mrgreen: :wink: Da nimmt man alles was kommt. :mrgreen:
Lieber Cherusker,
eine Lebensweisheit: "In der Not frißt der Deibel fliegen." :wink: :mrgreen:
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dieter hat geschrieben:Ihr Lieben,
die Römer werden mir immer unsymphatischer, erst entführen sie Arminius Thusnelda und dann noch die Gattin des Chattenfürsten und dessen Tochter. Sie führten Krieg gegen Frauen, "schämt Euch Ihr Römer". :evil: :twisted: :mrgreen:
Später haben sie auch die Seherin Veleda nach Rom entführt und in "Ehrenhaften Hausarrest" festgehalten haben. Ein reicher Kaufmann aus Köln soll für die Fahrt ein Gespann weisser Rösser gestellt habe. Nach ihrem Tod hat die germanische kaiserliche Laibwache die Brandbestattung vorgenommen.
viele Grüße

Paul

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Harald
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Die Römer gaben trotz der Niederlagen die Versuche, Germanien bis zur Elbe zu erobern nicht auf. Maximinus Thrax, der 1. Soldatenkaiser, kämpfte 235 nach mit persönlicher Tapferkeit in der Harzgegend, mußte sein eigenes Leben retten und erhielt vom römischen Senat nicht die zur Fortführung des Krieges nötige finanzielle Unterstützung.

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Cherusker
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Harald hat geschrieben:Die Römer gaben trotz der Niederlagen die Versuche, Germanien bis zur Elbe zu erobern nicht auf. Maximinus Thrax, der 1. Soldatenkaiser, kämpfte 235 nach mit persönlicher Tapferkeit in der Harzgegend, mußte sein eigenes Leben retten und erhielt vom römischen Senat nicht die zur Fortführung des Krieges nötige finanzielle Unterstützung.

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Der Feldzug von Maximinus war aber kein Eroberungsfeldzug, sondern vielmehr ein Gegenschlag bzw. Rachefeldzug, weil immer mehr Germanenstämme den Limes berannten. Erstaunlich war nur, daß er sehr weit sich nach Germanien hereinwagte. Ursprünglich hatte man nur die Gegend um den Rhein vermutet. Aber aufgrund des Schlachtfeldes am Harzhorn ist man eines besseren belehrt worden. :mrgreen:
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Agrippa
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Cherusker hat geschrieben:Tiberius hat jetzt erkannt, daß 8 Legionen noch nicht genug für einen erfolgreichen Germanenfeldzug sind. Der Verbrauch an Mensch, Tier und Material mu enorm gewesen sein. Und Tiberius hat als großer Kenner der germanischen Verhältnisse eine weitere Gefahr gesehen.
Richtig. Die Varusschlacht wurde in der römischen Öffentlichkeit noch als hinterhältiger Verrat wahrgenommen, also als eine Art "Betriebsunfall".
Die Tatsache allerdings, dass selbst in einer Feldschlacht (Idistaviso) und an einem Verteidungsbollwerk (Angrivarierwall) keine Entscheidung des Krieges herbeigeführt werden konnte, müssen Tiberius und den Senat in Rom erhebliche Sorgen bereitet haben.
Sämtliche große Schlachten der Jahre 15 und 16 n.Chr. (Pontes Longi, Idistaviso und Angrivarierwall) wurden von der römischen Propaganda dennoch als Siege tituliert. Quellenkritisch betrachtet sollte man an diesen Darstellungen Zweifel anmelden.

Cherusker hat geschrieben: 17n.Chr. hat Arminius mit seinem Heer mit Sicherheit die Römer erwartet, da diese aber nicht kamen, war jetzt die Möglichkeit zur "Abrechnung" mit Marbod gekommen. Anstatt gegen die Römer kämpften jetzt die Germanen untereinander um die Herrschaft.
Es ist durchaus denkbar, dass Marbod von den Römern Nachrichten von den "Niederlagen" des Arminius bei Idistaviso und am Angrivarierwall erhalten hat und nun dem Widersacher den Rest geben wollte. Sollte diese These zutreffen, so wäre er der römischen Propaganda auf den Leim gegangen. Marbod sah sich nämlich 17 n.Chr. einem Heer des Arminius gegenüber, das keineswegs vor dem Kollaps stand, sondern in Schlagkraft, Disziplin und Taktik dem Markomannenheer in nichts nachstand. Marbod musste das Feld räumen und verlor seine Macht.

Tiberius wird im Ausgang dieser Schlacht seine Bestätigung gefunden haben, dass es richtig war, den Krieg gegen Arminius zu beenden.
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