Investor stoppt Zerfall des Kolosseums

Das römische Reich war maßgebend für die weitere Entwicklung Europas: Republik, Kaiserreich, Caesar, Augustus

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Balduin
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Das weltbekannte Kolosseum in Rom wird restauriert - dank des Eigentümers von Tod's Lederwaren Diego della Valle, der über 30 Millionen € in die Sanierung des römischen Wahrzeichens investiert. Die Stadt selbst zeigte sich außer Stande, die Sanierungskosten zu übernehmen.

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Was haltet ihr davon, dass Italien als Staat nicht mehr dazu fähig ist, seine Kultur selbst zu erhalten und auf Private angewiesen ist?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Renegat
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Ralph hat geschrieben:Das weltbekannte Kolosseum in Rom wird restauriert - dank des Eigentümers von Tod's Lederwaren Diego della Valle, der über 30 Millionen € in die Sanierung des römischen Wahrzeichens investiert. Die Stadt selbst zeigte sich außer Stande, die Sanierungskosten zu übernehmen.

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Was haltet ihr davon, dass Italien als Staat nicht mehr dazu fähig ist, seine Kultur selbst zu erhalten und auf Private angewiesen ist?
Damit haben doch viele Staaten Probleme, selbst der Straßen- und Schulgebäudeerhalt ist mancherorts nicht zu stemmen von einigen Kommunen.
Also ist es pragmatisch betrachtet, eine gute Idee, wenn reiche Gönner ihr Geld dafür ausgeben. Sie bekommen im Gegenzug dann doch immer diese werbewirksamen Täfelchen oder die Ehrenbürgerschaft oder ähnliches, was die PR-Abteilungen der Gönner einige Zeit beschäftigen wird.
Das einzige Problem sehe ich darin, dass der Spender ein Mitspracherecht bei der Auswahl erwarten wird. Also werden Leuchttürme wie das Colosseum erhalten aber wissenschaftliche interessante Grabungen evtl. nicht durchgeführt, weil sie nicht so werbewirksam sind, beispielsweise. Die Prioritäten sollten besser vom Staat bzw von ihm beauftragten, neutralen Wissenschaftlern gesetzt werden.
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dieter
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Lieber Renegat,
das sehe ich genauso. Übrigends, zu was ist Italien denn noch fähig :?: :mrgreen: Außerdem ein Land, dass so viele antike Schätze hat, hat es besonders schwer sich um alle zu kümmern. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Warum sollte man keine privaten Investoren zulassen? Ein Großteil der antiken Bauwerke wurde damals doch auch von Privatleuten aus eigenem Vermögen bezahlt, um sich bei der Bevölkerung beliebt zu machen.
Viele Gebäude bei uns, Burgen beispielsweise, waren auch ursprünglich privat und mussten dann später vom Staat übernommen werden, weil es keine Erben gab oder die dafür kein Geld ausgeben wollten. Ist doch egal, wer das bezahlt, Hauptsache, es macht jemand.
RedScorpion

dieter hat geschrieben:Lieber Renegat,
das sehe ich genauso. Übrigends, zu was ist Italien denn noch fähig :?: :mrgreen: Außerdem ein Land, dass so viele antike Schätze hat, hat es besonders schwer sich um alle zu kümmern. :wink:
Ein Durchschnittsitaliener ist der Meinung, 90% oder mehr der internationalen Kulturschätze und -errungenschaften seien Italien zu verdanken bzw. befänden sich auf ital. Boden.

Das ist freilich Quatsch;

was aber stimmt, ist, dass im Vegleich mit anderen Ländern (u.a. Deutschland) die Kriege (aber nicht nur Kriege, ich denke auch an die kulturelle Zerstörungswut der Nazis, und auch eigentlich schon der Gründerzeit) in den letzten 500 Jahren auf ital. Territorium nie die Zerstörungswucht anderer Regionen in der Welt und besonders Europa hatten, von Ausnahmen abgesehen. Und daher relativ viel übrig ist, so dass man nicht verhindern kann, dass ab und zu 'mal ein Haus in Pompeji oder Herkulaneum zusammenbricht (obwohl bisher nur ein Bruchteil ausgegraben ist, ist das immer noch zuviel für die zur Verfügung stehenden Ressourcen).

Und bez. antiker Werke, z.B.: Freiwillige vor,

denn obwohl weniger als 10% aller antiken Werke bekannt sind, ist z.B. der Grossteil der in den vatikanischen Archiven liegenden Schriften bis heute unerforscht. Kann man Antrag stellen, kommt man rein, die freuen sich darüber.

Das Material ist da, die Ressourcen fehlen.



LG
Renegat
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Kulturschätze und deren Erhalt ist ein spannendes Thema, ganz unabhängig vom Eingangsbeitrag Colosseum und Investor.
Bei über 2000 Jahre alten Bauten in Rom und im gesamten Bereich des römischen Reichs muß man wohl nicht diskutieren, ob sie erhalten werden sollen. Wir als Menschheit können uns freuen, dass sie noch stehen, wenn auch nur teilweise, idR sind sie Unesco-Welterbe http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_des_ ... uropa%29#I

Wer deren Erhalt finanziert, ist nebensächlich, Hauptsache sie werden erhalten, auch für unsere Nachkommen. Kulturbautenerhalt komplett zu finanzieren, ist schon lange keine staatliche Aufgabe mehr, kann es nicht sein, dazu hat der moderne, demokratische und schlanke Staat nirgendwo in der EU mehr den finanziellen Spielraum.
In D gibt es seit langem diverse Modelle, oft auf Länderebene, wo das Bundesland Anreize schafft, wenn ein privater Investor/Eigentümer seinen Teil dazu beiträgt. http://de.wikipedia.org/wiki/Sanierungsrecht
Es gibt günstige KFW-Kredite und weitere Fördertöpfe z.B. der EU.
Man sollte bei allem Interesse am Erhalt von alten Gebäuden aber auch die Nutzung diskutieren. Beim Colosseum oder der Porta Nigra besteht der Nutzen aus ihrem touristischen und kulturellem Wert an sich, das wird niemand bezweifeln. Solche Gebäude sind eher selten.
Für mich ist die spannende Frage, wieviele solcher reinen Anguckbauten brauchen wir?
Die Schlossinsel in Mirow (MVP) wird derzeit mit EU-Fördermitteln saniert, u.a. sollen die Gebäude für ein Museum und für Tagungen genutzt werden. http://de.wikipedia.org/wiki/Schlossinsel_%28Mirow%29
Ca 30 km östlich davon wird zur Schloßanlage Neustrelitz noch überlegt, teilweise bei Nebengebäuden derzeit gebaut. http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Ne ... ederaufbau
In MVP ist die Schlösserdichte geschichtsbedingt sehr hoch, nach meinem subjektiven Eindruck hat fast jede Kleinstadt (und die sind wirklich klein) ein Schloß/Herrenhaus oder Burg. Da ist natürlich die Frage spannend, wie die sanierten Gebäude zu nutzen sind. Soviele Museen und Tagungszentren braucht man wohl nicht. :?:

PS Moderation - Kann man den Thread evtl. allgemeiner umbenennen, wenn sich eine interessante Diskussion daraus entwickelt. "Zielsetzung und Erhalt von kulturellem Erbe"
RedScorpion

RedScorpion hat geschrieben: ...
... so dass man nicht verhindern kann, dass ab und zu 'mal ein Haus in Pompeji oder Herkulaneum zusammenbricht (obwohl bisher nur ein Bruchteil ausgegraben ist, ist das immer noch zuviel für die zur Verfügung stehenden Ressourcen).
...
... wobei's aber Ländern, die im Verhältnis zu ihrer Bedeutung bzw. Grösse relativ wenige Kulturschätze zu erhalten haben,

bisweilen nicht anders geht:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 43257.html


LG
Renegat
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RedScorpion hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: ...
... so dass man nicht verhindern kann, dass ab und zu 'mal ein Haus in Pompeji oder Herkulaneum zusammenbricht (obwohl bisher nur ein Bruchteil ausgegraben ist, ist das immer noch zuviel für die zur Verfügung stehenden Ressourcen).
...
... wobei's aber Ländern, die im Verhältnis zu ihrer Bedeutung bzw. Grösse relativ wenige Kulturschätze zu erhalten haben,

bisweilen nicht anders geht:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 43257.html


LG
Das ist jetzt aber fies, RS, du kannst doch ein Großsteingrab nicht mit dem Colosseum vergleichen. Weißt du wieviele von den Dingern im gesamten Norden rumstehen oder liegen?
RedScorpion

Keine Ahnung;

aber sind das mehr als antike Arenen, über oder unter Graskante?
Renegat
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RedScorpion hat geschrieben:Keine Ahnung;

aber sind das mehr als antike Arenen, über oder unter Graskante?
Meinst du das ernst :?: Ich denke nicht :) http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fsteingrab
RedScorpion

Ja guck, da hasses doch:
Im Landkreis Uelzen wurden von 219 Anlagen im Jahre 1846 alle, bis auf 17 (7,75 %), teilweise zerstört.
Wenn das repräsentativ ist und es also nix ausmacht, dass jetzt (auch wenn Bergen nicht Uelzen ist) eins weniger da ist, dann sagt das doch schon einiges.

Zumal man sich offiziellerseits, so klingt's jedenfalls hier:
In Deutschland wurde die Zahl der Großsteingräber im Jahre 1939 (in den damaligen Grenzen) mit 900 angegeben.
wohl nichtmal die Mühe gemacht hat, die Dinger auch nur zu zählen.



LG
Renegat
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Jaaaaa, ich mag ja die Großsteingräber, habe schon etliche besichtigt. In NL gibt´s sogar ein schönes Museum dazu.
Wir haben so viele, da kommt´s auf´s zählen nicht an, fast so viele wie Schlösser und Herrenhäuser in MVP. :)
Es geht bei der Nachwelterhaltung um´s Prinzip, kennt man eines, braucht man nicht alle 792 zu erhalten.
RedScorpion

Ja, aber schaumal, das isses doch grad.

Man mag darüber streiten, ob nu ein römisches Fussbodenmosaik künstlerischer ist als ein Hünengrab;

aber wer sagt denn, dass ein Hünengrab - ja wohl eher von sozialer Funktion (sichtbar für die meisten vorbeikommenden Lebenden, auch damals schon) - von weniger "Wert" ist als das Mosaik oder von mir aus auch das Kolosseum?

Tatsache ist eben, dass für beide augenscheinlich nicht genügend Finanzen zur Verfügung stehen, sei es in D, als auch in Italien.

Btw. auch und gerade in der Schweiz auch nicht.

Was Barbarossa mit seinen Linken hat, das hab' ich mit angelsächsischen und auch deutschen Newbies in der Schweiz, die aus ihren Londoner oder Berlinern Löchern kommend offensichtlich das erste Mal die Sonne in ihrem Leben sehen, von toller Landschaft, niedlichen Städten und schönen alten Häuschen schwafeln. Denen tät' ich am liebsten erstmal derbe eine in die Schnauze kloppen.



LG
Renegat
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So richtig verstehe ich nicht, worauf du hinauswillst, du bist immer so indirekt. Möchtest du nun im Museum wohnen oder nicht?
RedScorpion

Natürlich will ich nicht im Museum wohnen;

aber es ist eben auffällig, dass auf der einen Seite alle Welt (ehem, in diesem Fall Dieter und vorher Ralph) kulturellen Verfall bejammert, aber nicht in der Lage oder nicht willens ist, den Zaster zur Erhaltung von der Witterung ausgesetzten Kulturschätzen zu berappen.
Und eben teilweise nicht einmal sieht, wo und was denn die Kunstschätze überhaupt sind. Weil sie eben total gefangen sind in ihren antiquitierten Stereotypen und eigentlich echten Dummheit (welche man aber ändern kann).



LG
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