Romulus und Remus Kult

Das römische Reich war maßgebend für die weitere Entwicklung Europas: Republik, Kaiserreich, Caesar, Augustus

Moderator: Barbarossa

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DasKarlchen
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Ich habe da vielleicht mal eine blöde Frage: Weiß jemand von euch, ob es Berichte oder Aufzeichnungen darüber gibt, ob und wenn ja in welcher Form Romulus und Remus verehrt wurden? Sind das nur "reine" mythische Gestalten oder gibt es da sowas wie einen Apotheosehintergrund?
Daemon
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Es gab definitiv eine Apotheos des Romulus. Angeblich hat der Kriegsgott Mars Romulus während einer Sonnenfinsternis zu sich geholt. Das kann man schon so interpretieren. Zwar gehen einige römische Feste auf die Sage zurück, andererseits gab es keinen Romuluskult. Lange Zeit hatte er - als Begründer der Königsherrschaft - auch einen eher schlechten Ruf in der Republik. Das änderte sich erst unter den Kaisern. Über Augustus Tod kursierten beispielsweise ähnliche Gerüchte über eine Entrückung durch Mars.
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Barbarossa
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Zunächst mal waren Romulus und Remus die sagenhaften Gründer Roms und wurden schon alleine deswegen verehrt.
Wikipedia sagt dann noch dazu:
Viele Feste gehen auf die Sage zurück, darunter die „Lupercalia“ (15. Februar), die beim „Lupercal“ gefeiert wurden, der Höhle, in der die Wölfin die beiden Kinder gesäugt haben soll. Wahrscheinlich steckt dahinter ein Fruchtbarkeitsritual, das im Jahr 494 n. Chr. zum Marienfest umgewandelt wurde.

Mit Romulus (Remus als der Unterlegene tritt stets zurück) verbanden die Römer später zahlreiche Einrichtungen und Örtlichkeiten, die zu ihrer Zeit existierten (z. B. den Senat, die Bezeichnung der Römer als Quiriten, der Tempel des Jupiter Stator). Romulus wurde so zum Gründer nicht nur der Stadt Rom, sondern auch des römischen Staatswesens stilisiert. Dabei sah man ihn selbst zeitweise (vor allem in der späten Republik) durchaus negativ, da er die Königsherrschaft begründet habe, die von der Republik abgelöst wurde. Unter Oktavian/Augustus kam es aber wieder zu einem positiveren Romulus-Bild. Der erste König Roms wurde in mancher Hinsicht zum Vorbild für den ersten römischen Kaiser, bis hin zur Erhebung unter die Götter nach dem Tod: die Vergöttlichung des Augustus wurde nach dem direkten Vorbild des Romulus dargestellt.
Qelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Romulus_und_Remus
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DasKarlchen
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Klar wurden sie allein deswegen schon verehrt. Das wollte ich ja auch nie in Zweifel stellen. Mir war nur nicht bekannt ob es einen eigenen Kult darum gab. Der Wikipediaartikel gab da jetzt auch nicht soviel her. Ich dachte mir halt, die alten Römer und Griechen waren da in ihrer Mythologie nicht so zimperlich. Auf jeden Fall schonmal vielen Dank für die Hilfe! Ich denke das beantwortet meine Frage weitesgehend.
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Peppone
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Daemon hat geschrieben:Es gab definitiv eine Apotheos des Romulus. Angeblich hat der Kriegsgott Mars Romulus während einer Sonnenfinsternis zu sich geholt. Das kann man schon so interpretieren. Zwar gehen einige römische Feste auf die Sage zurück, andererseits gab es keinen Romuluskult.
Es sei denn, man nimmt den Qurinius-Kult als Romulus-Kult, denn die beiden wurden in augusteischer Zeit gleichgesetzt, auch wenn Varro berichtet, Qurinius sei der Kriegsgott der Sabiner gewesen. Auf diese Idee kommt Varro aber nur, weil er "weiß", dass die Vorläufersiedlung Roms auf dem Qurinal eine sabinische Siedlung gewesen ist.
Und damit sind wir auch schon beim Problem: Die Römer wussten über ihre Religion im Grunde sehr wenig, sie stellten Mutmaßungen über die Entstehung von Götternamen an und ethymologisierten dabei frisch drauf los, und sie stellten Parallelen zur griechischen Götterwelt her, was dazu führte, dass etliche altrömische Götter, z.B. Neptunus, ihren Charakter vollkommen veränderten. Von vielen altrömischen Göttern wusste man in spätrepublikanischer Zeit auch nicht mehr, wofür sie denn überhaupt zuständig waren, obwohl man nach wie vor ihre Feste feierte und ihre Priesterschaften pflegte.
Augustus ließ einige dieser zwischenzeitlich abgestorbenen Priesterschaften wieder erneuern, aber wenn man sich die alten Festkalender mal genauer anschaut, merkt man, dass die altrömische Religion so etwas wie Heroen und Halbgötter als Verbindung zwischen göttlicher und menschlicher Welt nicht kannte, ja, dass nicht einmal das Menschliche der griechischen Götterwelt in Rom bekannt war. Götterehen, Götterkinder - unbekannt.
Stattdessen hat man es in altrömischer Zeit eher mit einer bäuerlichen Götterwelt zu tun, in der z.B. für jede Handlung, die mit der Aussaat oder der Ernte zu tun hatte, eine eigene Gottheit zuständig war. Außerdem gab es sowohl einen Gott der Quellen - Fons - wie auch einen Gott der Flüsse - Volturnus, übersetzt der "Wälzer" - und daneben aber für jeden Bachlauf wieder eigens zuständige Gottheiten. Die altrömische Religion scheint mehr mit dem Schamanismus, der ja jede Naturerscheinung als etwas ansieht, hinter dem eine Gottheit wirkmächtig steht, als mit der griechischen Götterwelt zu tun gehabt zu haben und sich erst im Lauf der Zeit der griechischern Religion angepasst zu haben, wobei aber die Mythenbildung in altrömischer Zeit so wenig ausgeprägt war, dass sie schlicht nicht erfolgte. In den römischen Mythen haben wir also mitnichten altes, "verborgenes" Wissen vor uns. Als die Mythenbildung nach griechischen Vorbildern einsetzte, war die Funktion vieler sehr alter Götter schon so weit vergessen, dass diese Götter entweder nicht in den "neurömisch-griechischen" Götterhimmel eingebaut wurden oder aber in teils völlig anderer Funktion. Aus Faunus, dem altrömischen Gott des Waldes, wird bei Vergil und Ovid ein Abklatsch der griechischen Satyrn - in gleicher Ausstattung, mit Bocksfüßen und dauergeil.

Und nun zu Romulus. Der hatte keinen göttlichen Charakter, zumindest nicht vor der Zeit Caesars und Augustus, als er als Quirinus in den Staatskult eingebaut wurde. Dementsprechend war er zwar der legendär-mythische Stadtgründer, ihm wurde aber keine göttliche Verehrung zuteil. Das passierte erst zu Beginn der Kaiserzeit.

Beppe
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Holger1969
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DasKarlchen hat geschrieben: 21.08.2013, 17:48 Ich habe da vielleicht mal eine blöde Frage: Weiß jemand von euch, ob es Berichte oder Aufzeichnungen darüber gibt, ob und wenn ja in welcher Form Romulus und Remus verehrt wurden? Sind das nur "reine" mythische Gestalten oder gibt es da sowas wie einen Apotheosehintergrund?
Romulus und Remus sind mythische Gestalten im Rahmen der GründungsLEGENDE Roms. In erster Linie basiert diese LEGENDE auf Vergils Aeneis, die mit großer Wahrscheinlichkeit eine indirekte Huldigung an Kaiser Augustus war. Dieser Epos startet in Troja mit der Gestalt Aineias -> https://www.mythologie-antike.com/t671- ... -der-romer
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Holger1969
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Ergänzung: "Rom, die ewige Stadt" stammt ebenfalls aus Vergils Aeneis. Diese Prophezeiung soll Jupiter (Zeus) gemacht haben.

Und es gibt noch eine Erinnerung an Romulus und Remus: "Die Romulus und Remus säugende Wölfin gehört zu den wichtigsten Wahrzeichen Roms, schließlich symbolisiert sie die Rettung der beiden Zwillingsbrüder und deren sagenhafte Gründung der Stadt."
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Holger1969
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Es ist übrigens nicht möglich, die Mythologien / Religionen komplett zu ignorieren. Heute heißt es natürlich Wissenschaft - aber auch die kann ohne die Mythologien / Religionen der Antike nicht funktionieren. Die Frage war, ob es einen Romulus und Remus Kult gab. Nach meiner Schätzung gibt es diesen Kult sogar noch heute, siehe die Wölfin von Rom als eines der wichtigsten Wahrzeichen von Rom (HEUTE!).

Natürlich entstehen immer neue Romane und Filme. Die jedoch wären ebenfalls ohne die Mythologien / Religionen der Antike nicht denkbar. In den Mythologien können die Götter zaubern - heute ist es häufig so, dass "Götter" mit übermenschlichen Fähigkeiten in Laboren erschaffen werden -> https://youtu.be/yHdOjMnexQI

In den Mythologien sind die Götter fürchterlich grausam - und heute in den Filmen wurden sie in Laboren erschaffen - und sind ebenfalls fürchterlich grausam.
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