Barbarossa hat geschrieben:
Na ja völlig isoliert waren wir auch nicht. Immerhin konnten wir den Ostblock kennenlernen und Gastarbeiter, die hier Vertragsarbeiter hießen, gab es hier auch.
Ich glaube, dass man dies weder qualitativ noch quantitativ vergleichen kann.
Es gab in Westdeutschland viel mehr Ausländer als in der DDR und auch das Zusammenleben mit ihnen gestaltete sich anders.
1989 lebten lediglich 190.000 Ausländer in der DDR, nur 1,2 % der Wohnbevölkerung, 70 % waren Männer. Sie waren keine teilintegrierten oder auf Integration wartende Einwanderer und auch der Begriff „Gastarbeiter“ würde ihre Situation über Gebühr beschönigen. Sie sollten kurzfristig im Land arbeiten und dann wieder zurückkehren.
In der BRD lebten 2005 6,7 Millionen Ausländer, 8,1% der Wohnbevölkerung. Rechnet man die mit hinzu, die inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, ist er noch viel höher. Viele Großstädte haben einen Ausländeranteil von über 20%, kein Vergleich mit der DDR.
Anders als in der DDR handelte es sich hier meistens nicht um Einzelpersonen, sondern um Familien mit Kindern. De facto waren es Einwanderer, da sie seit vielen Jahren hier lebten und hier auch bleiben wollten. Da findet sich kein Äquivalent zur DDR, die so etwas nie anstrebte.
In Westdeutschland leben in den Mietshäusern ausländische Familien und deutsche Familien zusammen, Tür an Tür, über viele Jahre. So etwas gab es in der DDR so gut wie gar nicht. Hier achtete man auf Trennung.
In Kindergärten und in den Schulen gibt es zahlreiche ausländische Kinder. Sie gehen über viele Jahre gemeinsam mit Deutschen zur Schule in einer Klasse. Kein Vergleich zur DDR.
In der DDR gab es auch nicht die vielen Lokale, Restaurants oder Geschäfte, geführt von Ausländern. Ganz zu schweigen von den vielen ausländischen Produkten.
Und mit Auslandsreisen für DDR-Bürger? Ein eher trauriges Kapitel. Für Westdeutsche stand die ganze Welt offen, man konnte so oft und so lange wie man wollte das Land verlassen, das war nur eine Frage des Geldbeutels. Mit dem bundesdeutschen Pass gelangte man überall hin und brauchte für viele Länder auch gar kein Visum. Die westdeutsche DM war überall gefragt und konnte in jedem Winkel der Erde getauscht werden, oft zu sehr hohen Schwarzmarktkursen. Viele Deutsche kauften sich im Laufe der Zeit Wohnungen in Spanien oder anderswo.
Die BRD war tief von der westlichen Kultur durchdrungen, die Grenzen waren immer offen, für Deutsche und für Ausländer. Die DDR hingegen schottete sich ab und schloss sie Grenze. Alles aus dem Westen, egal ob Personen oder Produkte, waren möglicherweise gefährlich.
Die Entwicklung ist durch die Teilung in West und Ost andere Wege gegangen.
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