Bund der Vetriebenen - überflüssig !

Grundgesetz, Gesetzesfragen, Wahlen, bundespolitische Ereignisse, Polizei

Moderator: Barbarossa

Lia

Sagen wir, so manches, was den Kreisen kommt, zeigt ein Weltbild, dass mich nun nicht gerade von der politischen/ sozialpolitischen Kompetenz oder auch nur Toleranz überzeugt.
Wenn Vertreter des BdV Mitleid und Bedauern für die Flüchtlinge von heute äußern, wäre es ein passendes und wahrlich großes Zeichen, sich sehr intensiv und persönlich ins aktive Kümmern um die Anliegen der Flüchtlinge einzubringen.
Gerade das könnte andere Zweifler und die, die aus vielen Gründen eben keine Flüchtlinge im Land wollen, wenigstens teilweise ins Grübeln und manche vielleicht zu aktiven Hilfe bringen.
Der BHE, ( Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten, der sich nach seit Gründung das Eintreten für Belange der Flüchtlinge und Vertriebenen (und von ehemaligen SS-Angehörigen, ich weiß) einsetzte, verlor seine Bedeutung als politische Partei, nachdem die Integration so einigermaßen gelungen und abgeschlossen war.
Mir ist nicht wirklich klar, wozu der BdV noch da ist, aber letztlich kann unsere Gesellschaft auch damit leben.
Stephan
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Ralph hat geschrieben:...Ich habe aber den Eindruck, dass der BdV in seiner Geschichte wertkonservativ war, also insb. die traditionelle Familiengestaltung als schützenswert erachtete.
Und deshalb ist der Bund der Vertriebenen überflüssig?

Nach dieser Logik wäre Art. 6 des GG auch "wertkonservativ" und damit überflüssig:
Artikel 6

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.

(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
Vermutlich konnten sich die Väter und Mütter des GG seinerzeit nicht vorstellen, dass man mal auf die Idee kommen könnte unter einer Ehe etwas anderes als die Gemeinschaft von Mann und Frau zu verstehen und unter einer Familie Mutter, Vater und Kind(er) und haben deshalb eine exakte Definition in Absatz (1) versäumt. In Absatz (2) wird aber die Funktion / Zielsetzung der in (1) eingeführten Institutionen deutlich: KINDER. Und dazu bedarf es immer noch eines Adams und einer Eva bzw. der entsprechenden Komponenten.

Betrachtet man bspw. den Artikel Die Vertreibung der Deutschen aus den Gebieten jenseits von Oder und Neiße in dem Bernd Faulenbach geradezu ein Musterbeispiel dafür abliefert, die Vertreibung nicht darzustellen, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass eine Vereinigung wie der Bund der Vertriebenen bitter notwendig ist.

Daneben leisteten und leisten die Vertriebenen-Vereinigungen auch ganz praktische Hilfe für die friedliche Völkerverständigung, dabei muss es nicht immer um prestigeträchtige Projekte wie den Wiederaufbau des Königsberger Doms gehen, viel häufiger und wichtiger sind kleine Projekte, die die Menschen zusammenbringen.

Mal eine fiktive Frage:
Wie sähe es heute im Nahen Osten aus, wenn die Palästinenser den Weg des BdV beschritten hätten?
Freundliche Grüsse
Stephan
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Gontscharow
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So, Stephan, jetzt habe ich mehr Zeit, und kann antworten :
Also, wenn du meinen Eingangspost noch mal liest: Ich berichte davon, was ich gerade im Deutschlandradio Kultur
gehört hatte. Die Information, daß Herr Fabritius Siebenbürger Sachse sei, seinerzeit im ALter von 18 Jahren von der
Bundesregierung aus Rumänien freigekauft wurde und daß er schwul ist entstammen ALLE diesem Sender.
Wenn du die bloße Nennung dieser Informationen für diskriminierend hältst, dann wende dich an das Deutschlandradio Kultur.
---So, und jetzt kommt erst meine Meinung : Ich finde es sehr wohl von Belang, daß gesagt wird, daß Herr Fabritius
schwul sei ( er sagt es ja auch selbst) , und zwar nicht nur wegen der homophoben Haltung von Frau Steinbach,
sondern weil sich der Vertriebenenverband damit einen Anstrich von Liberalität, Moderne, Offenheit geben will,
was er meines Erachtens nicht ist. Das sind also "false flags".
Natürlich bin ich gegen Vertreibung, hätte Ostpreußen gerne behalten und allen Deutschen zwischen Estland und dem Banat
gegönnt, daß sie noch heute in ihrer Heimat wohnen dürfen....Die Geschichte ist aber anders gelaufen, und sich im Jahre 2014 immer noch
auf die Vertreibungen von 1945 zu berufen, die Politik beeinflussen zu wollen und Entschädigungsforderungen gegen Länder
wie Tschechien und Polen zu stellen, nein, dafür bin ich nicht und das ist revanchistisch.
Zur Rezeption von Erika Steinbach in Polen und ihre schädliches Verhalten kann ich dir morgen in Fleißarbeit
links en masse hier posten , wenn du drauf bestehst. Ich bin aber eigentlich kein Freund der vielen Verlinkerei und des
vielen Zitierens vorangehender Posts, deshalb mache ich das kaum.
Es wundert mich, daß du von der causa Steinbach noch nichts gehört haben willst. Das sie in ihrer Ära als Vorsitzende
auch versöhnliche Töne angeschlagen hat, wie in deinem Zitat, will ich gar nicht bestreiten.
Zuletzt geändert von Gontscharow am 04.10.2014, 01:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Gontscharow
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Im übrigen gilt in der BR Deutschland Versammlungs- und Vereinsfreiheit.
Auch wenn ich den Bund der Vertriebenen in der Gegenwart für überflüssig halte,
so kann er meinetwegen noch 500 Jahre bestehen, wenn er das will.
Und da dein Herz daran zu hängen scheint, Stephan, sag ich jetzt auch nichts Negatives mehr drüber,
weil mir dieser BdV im Grunde sehr unwichtig ist.Ich hätte mir das ganze Thema sparen können.
Vielleicht hast du im Flüchtlingsthread mitbekommen ( 18 mio Flüchtlinge- wohin ? ) daß ich seit
16 Jahren beruflich mit und für die heutigen Flüchtlinge arbeite.Wir haben da zur Zeit die allergrößten Probleme in
meiner Heimatstadt ( und nicht nur hier), weil wir aus allen Nähten platzen.Deshalb mußte ich auch heute am Feiertag
arbeiten wie am letzten Sonntag auch schon.
Ich weiß nicht, inwieweit du persönlich und emotional in das Thema "Vertreibung" des II.Weltkrieges involviert bist,
verstehe meinen Post und meine Kritik am BdV jedenfalls nicht als Mißachtung des Schicksals der deutschen Vertriebenen 1945 ff.
Nichts liegt mir ferner.
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Barbarossa
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Ob man die Vertriebenenverbände für "überflüssig" hält oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Eine wichtige Funktion können sie zumindest dahingehend erfüllen, dass sie die Traditionen und den Dialekt ihrer jeweiligen Region zu pflegen. Es ist ja nunmal so, dass mit den Vertreibungen der Deutschen aus den Ostprovinzen nicht nur die betreffenden Menschen selbst, sondern auch deren Kultur und Tradition aus 7 Jahrhunderten entwurzelt wurden. Und ja, diese Kulturen und Traditionen können auf diese Weise auf die Nachkommen vererbt werden - anderenfalls sind sie unwiederruflich verloren.

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Renegat
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Gontscharow hat geschrieben: Zur Rezeption von Erika Steinbach in Polen und ihre schädliches Verhalten kann ich dir morgen in Fleißarbeit
links en masse hier posten , wenn du drauf bestehst. Ich bin aber eigentlich kein Freund der vielen Verlinkerei und des
vielen Zitierens vorangehender Posts, deshalb mache ich das kaum.
Dem Rest deines Posts kann ich dankend zustimmen, diesen Teil möchte ich ausnahmsweise zitieren, weil mir positiv aufgefallen ist, dass du Links und Zitate vermeidest, was sich viel flüssiger lesen läßt.
Einen Link vielleicht noch auf einen bereits vorhandenen Thread zum Thema http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... &start=150 , ich muß dazu aber sagen, dass der sehr lang und unübersichtlich ist.
Renegat
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Barbarossa hat geschrieben:Ob man die Vertriebenenverbände für "überflüssig" hält oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Eine wichtige Funktion können sie zumindest dahingehend erfüllen, dass sie die Traditionen und den Dialekt ihrer jeweiligen Region zu pflegen. Es ist ja nunmal so, dass mit den Vertreibungen der Deutschen aus den Ostprovinzen nicht nur die betreffenden Menschen selbst, sondern auch deren Kultur und Tradition aus 7 Jahrhunderten entwurzelt wurden. Und ja, diese Kulturen und Traditionen können auf diese Weise auf die Nachkommen vererbt werden - anderenfalls sind sie unwiederruflich verloren.

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Nein, das sind sie nicht, zur Weitergabe der Kultur braucht man keine Verbände, das geschieht innerhalb der Familie.
Meine Vorfahren stammen aus Schesien und haben schon in den 50/60ern den BdV kritisch gesehen. Ich wäre zu keiner Zeit auf den Geganken gekommen, dem BdV beizutreten.
Trotzdem ist mir so mancher schlesische Kulturaspekt präsent. Einiges haben die schlesischen Vorfahren nicht nur an ihre Nachkommen weitergegeben, sondern an ihr gesamtes Umfeld, nicht nur die schlesische Küche.
- Zu viel und zu wing - is immer a Ding - besser als mit diesem schlesischen Spruch, kann man das Anstreben des gesunden Mittelmaßes und ausgleichender Dialektik nicht ausdrücken. Was gut ist aus jeder Kultur, bleibt, es wandeln sich nur die Umstände und Ausdrücke, unwiederbringlich verloren geht es nicht.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Ob man die Vertriebenenverbände für "überflüssig" hält oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Eine wichtige Funktion können sie zumindest dahingehend erfüllen, dass sie die Traditionen und den Dialekt ihrer jeweiligen Region zu pflegen. Es ist ja nunmal so, dass mit den Vertreibungen der Deutschen aus den Ostprovinzen nicht nur die betreffenden Menschen selbst, sondern auch deren Kultur und Tradition aus 7 Jahrhunderten entwurzelt wurden. Und ja, diese Kulturen und Traditionen können auf diese Weise auf die Nachkommen vererbt werden - anderenfalls sind sie unwiederruflich verloren.

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Lieber Barbarossa,
bin zwar gebürtiger Hesse und nur durch Zufall in den Schlamassel von 1945 reingekommen, aber wo Du Recht hast, da hast Du Recht. Die Kultur sollte unbedingt erhalten bleiben und wenn es nur das Lied über "Ännchen von Tharau" ist.
:wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Harald
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Jetzt möchte ich doch endlich mal wissen, was Erika Steinbach Fürchterliches für die deutsch-polnischen Beziehungen getan hat. Die Frau hat immer aufrecht
ihre Auffassungen vertreten, auch wenn sie in Polen war. Mit dieser Aufrichtigkeit unterscheidet sie sich diametral von anderen deutschen Politikern.
Mit Lügen kann man keine Zukunft aufbauen.

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Marek1964
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Harald hat geschrieben:Jetzt möchte ich doch endlich mal wissen, was Erika Steinbach Fürchterliches für die deutsch-polnischen Beziehungen getan hat.
Gontscharow wird sicher auch noch antworten, aber ich habe mal gegoogelt und das hier gefunden:

"Vor laufenden Kameras, im Gespräch mit ARD-Korrespondent Werner Sonne im Berliner Prominentencafé "Einstein", greift die CDU-Politikerin den Deutschland-Beauftragten der polnischen Regierung, Wladyslaw Bartoszewski, an."

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 17869.html

Bartoszewski war im Kz, Steinbach war ihm vor, auf ihre Schreiben nicht geantwortet zu haben und deshalb einen "schlechten Charakter zu haben".
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Gontscharow
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Ok, wenn´s ohne links nicht geht - hier eine Pressemitteilung der SPD dazu :

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... 2529,d.bGQ
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Marek1964
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Gontscharow hat geschrieben:Ok, wenn´s ohne links nicht geht - hier eine Pressemitteilung der SPD dazu :

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... 2529,d.bGQ
Also, wenn ich Deine Bemerkung richtig verstehe, sind links hier weder verboten (ausser extremistische Seiten) oder geächtet noch obligatorisch. In jedem Fall werden Leser zu eine kurze Zusammenfassung eines Artikels oder Zitat aus der Quelle zu schätzen wissen.

Hier zum Beispiel:

"Es ist beschämend, dass die hessische CDU-Führung das Ziel und die Lebensaufgabe von Frau Steinbach in der Versöhnung zwischen Polen und Deutschland sieht. Das genaue Gegenteil ist doch der Fall. Erst jüngst hat sich die BdV-Präsidentin schützend vor revanchistische Verbandsfunktionäre gestellt und den Deutschland-Beauftragten Polens, ein Opfer des Naziregimes, beleidigt"
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Marek1964
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Conzaliss hat geschrieben:
Nein, Bartoszewski hatte Frau Steinbach beleidigt - deshalb der Vorwurf...
Der Spiegel Artikel schildert das wie folgt:
Steinbach und der große Mann aus Polen - das ist ein schwieriges Verhältnis. Anfangs verteidigte er sie gegen Anwürfe in seiner Heimat, doch mit der Zeit wuchs seine Kritik an ihr. Vor eineinhalb Jahren griff er sie massiv an. Die von ihr verlangte Mitgliedschaft im Stiftungsbeirat der geplanten Vertriebenengedenkstätte sei ungefähr so, als ob der Vatikan den Holocaust-Leugner Richard Williamson als Nuntius nach Israel schicken würde.

Steinbachs Ausfall mag mit dieser Attacke zusammenhängen. Zumindest glauben das einige. Doch rechtfertigt ein gestörtes persönliches Verhältnis einen solchen emotionalen Ausbruch? Steinbach hat die Solidarität vieler CDU-Politiker in letzter Zeit strapaziert, ihre Äußerungen zur Mobilmachung Polens im März 1939 auf einer Fraktionsklausur Anfang September lösten Empörung aus. Sie selbst kündigte daraufhin an, nicht mehr für den CDU-Bundesvorstand im November zu kandidieren. Manche sehen sie auf dem Weg zu einer rechten Neugründung jenseits der Union, sie dementiert das.
Stephan
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Registriert: 28.10.2013, 23:53

@Gontscharow
Zunächst vielen Dank für Deine ausführliche Darstellung und bitte entschuldige, dass sich meine Antwort etwas verzögert hat, und auch etwas ausführlicher ausgefallen ist. Da meine Eltern aus Ostpreußen und Schlesien stammen, begleitet mich das Thema eigentlich seit Kindesbeinen.

Dazu zählen Erinnerungen an Vertriebenentreffen genauso, wie die erste Konfrontation mit "progressiven" Ansichten in der Mittelstufe, als eine neue junge Klassenlehrerin rundweg die Existenz von Vertriebenen in Abrede stellte und grundsätzlich nur von Flüchtlingen sprach. Das stand nun im unauflösbaren Widerspruch zum Schicksal meiner Familie, die definitiv vertrieben wurde. Aber zurück zum Thema.

@All
Die Ausführungen des Generalsekretär der hessischen SPD erachte ich als wenig relevant. Das ist für mich eine ideologiegetriebene Aussage eines Funktionärs, in einer geschichtslosen Tradition, die leider schon vor dem Mauerfall in der SPD zu finden war, bspw. die schon mehr als peinliche Anbiederung an die "Genossen" in der SED oder die Agitation gegen die Zentrale Erfassungsstelle in Salzgitter [0]: Im Jahr 1961 auch auf Betreiben von Willy Brandt ins Leben gerufen, stellte die SPD-Bundestagsfraktion 1984 fest:
„Die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter ist wirkungslos und überflüssig.“
Mehr Bedeutung muss man Ausführungen unserer polnischen Nachbarn beimessen.

Am 10. März 2009 hat Herr Bartoszweski sich in der causa "Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung" an den Präsidenten des Deutschen Bundestages gewandt [1]. Darin wirft er Frau Steinbach vor:
... Frau Steinbach versucht öffentlich durchzusetzen, dass Polen die Vertreibung der Deutschen noch lange vor der Potsdamer Konferenz langfristig geplant und realisiert habe [Welt am Sonntag, 7. März 2009]. Es ist eine Äußerung, die der Rücksicht auf die Ursachen und deren Wirkungen entbehrt, sie ist nichts anderes, als Verfälschung der Geschichte. Nach dieser Auslegung sei die Barbarei Hitlers nur ein Vorwand für die Polen gewesen, mit den Deutschen abzurechnen.
Er bezieht sich auf ein Interview, von Frau Steinbach in der Welt am Sonntag vom 8. März 2009 [2]: Auf die "Frage", in Polen heiße es, vom Zweiten Weltkrieg bleiben am Ende nur der Holocaust und die Vertreibung der Deutschen in Erinnerung, hat Frau Steinbach geantwortet:
Ich halte das nicht für den wahren Grund. Offenkundig passte es vielen nicht, dass wir das dokumentieren wollen, was wirklich geschehen ist. Dazu gehört, dass Polen lange vor der Potsdamer Konferenz mit der Vertreibung begann und nach 1945 noch mindestens drei Jahre lang Deutsche in 1500 Lagern einpferchte, beispielsweise in Lamsdorf. Nicht die Umdeutung, sondern die Wahrheit erschreckt dort.
Anders als B. behauptet, spricht Frau Steinbach überhaupt nicht von Planung und schon gar nicht von langfristig, obwohl selbst dafür Belege existieren, s. [3]. Steinbachs Aussage deckt sich mit der Darstellung in wiki[4]:
Am 26. Juni 1945 kündigte die VR Polen die Ausweisung aller Deutschen an, die in einem Abstand von 100 bis 200 Kilometer östlich der Oder und der Lausitzer Neiße lebten.
Zur Erinnerung: Die Potsdamer Konferenz begann am 17. Juli 1945, es wurden allerdings schon im Vorweg Fakten geschaffen.

Betreibt wiki, insbesondere die englische Ausgabe [5], jetzt auch Geschichtsfälschung?
In mid-1945, the eastern territories of pre-war Germany were turned over to the Soviet-controlled Polish military forces. Early expulsions were undertaken by the Polish communist military authorities even before the Potsdam Conference placed them under temporary Polish administration pending the final Peace Treaty, in an effort to ensure later territorial integration into an ethnically homogeneous Poland. The Polish communists wrote: "We must expel all the Germans because countries are built on national lines and not on multinational ones".
Am 7.03.2009 erschien in der Welt ein Artikel "Lassen wir Erika Steinbach in Ruhe!", der vielleicht einen kleinen Einblick in die Beweggründe des Herrn B. gewährt. Auf die Frage, ob das harte Vorgehen der eigenen Regierung in dieser Frage sinnvoll gewesen sei antwortete B. im Sender TVN24:
Ich habe nicht das Gefühl des Sieges, sondern das Gefühl, eine Mission erfüllt zu haben.
und weiter zu seinem Vergleich von Steinbach mit dem Holocaust-Leugner Williamson:
Bitte sagen Sie mir nicht, ich hätte sie als Antisemitin bezeichnet. Steinbach ist antipolnisch. Das darf sie sein. Aber sie soll dann bitte nicht so tun, als sei sie eine Brückenbauerin.
Wer soll das denn glauben? Der Holocaust-Leugner Williamson ist wohl kaum wegen seiner "antipolnischen" Einstellung berüchtigt!

Die öffentliche und persönliche Diffamierung von Frau Steinbach, auch unter Duldung dt. Regierungsstellen, ist wahrlich kein Beleg europäischer, geschweige denn humanistischer Gesinnung. Es gibt allerdings auch Beurteilungen, die mir weniger von persönlichen oder ideologischen Motiven getrieben zu sein scheinen:
Erika Steinbach hat Respekt und Dank verdient

und vom 12.12.2012 ein Interview mit Michael Wolffsohn zur vom BdV beauftragten Studie "Funktionäre mit Vergangenheit".

[0] http://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_E ... rwaltungen
[1] http://www.kas.de/wf/doc/kas_15967-1522 ... 0325123918
[2] http://epaper.apps.welt.de/wams/archiv/ ... 2009-03-08
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Vertreibung#cite_ref-3
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Potsdamer_Konferenz
[5] http://en.wikipedia.org/wiki/Flight_and ... erritories
Freundliche Grüsse
Stephan
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dieter
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Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Stephan,
bin zwar kein Vertriebener, sondern nur Flüchtling, weil mein Stiefvater mit einer Fahrschule der Wehrmacht nach Pommern versetzt war und wir durch die Angriffe der Russen geflohen sind. Näheres von mir kannst Du in den Thread "Leben nach Kriegsende im Sommer 1945" von mir lesen, einen Beitrag dazu habe ich auf Bitten von Orianne geschrieben.
Ich finde Deine Erklärungen gut, bei den Dankend-Abstimmungen beteilige ich mich aus verschiedenen Gründen nicht. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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