Bundeswehr-Einsatz vor Küste von Somalia

Bundeswehr und deren Einsätze, Rüstung, Wehrpflicht

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Inder versenken Piratenschiff
Weitere Boote gekapert / Krisengipfel der Anrainerstaaten / Diskussion über Einsatz der Bundesmarine

Von Michael Schmidt und Christian Tretbar
20.11.2008 0:00 Uhr

Berlin - Die Lage am Horn von Afrika und dem Golf von Aden gerät völlig außer Kontrolle. Am Mittwochmorgen versenkte die indische Marine vor der Küste Somalias ein Piratenschiff, gleichzeitig enterten Piraten zwei weitere Schiffe. Die verstärkte Präsenz internationaler Marineverbände hat offenbar keine abschreckende Wirkung...
weiter lesen: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Tite ... 92,2665448
Freie Beute

Die Zahl der Piratenangriffe vor Somalia steigt beinahe täglich. Wer profitiert von den Übergriffen? Derweil will die Bundesregierung mit der Fregatte "Karlsruhe" am Horn von Afrika für Recht und Ordnung sorgen.
(...)
Dass sich Deutschland an der Piratenabwehr beteiligen will, ist klar. Immerhin sind auch deutsche Schiffe gefährdet. In der EU-Truppenstellerkonferenz am Wochenanfang hat die Bundesregierung die Fregatte „Karlsruhe“ als deutschen Beitrag angezeigt. Das Kabinett wird voraussichtlich Anfang Dezember das Mandat beschließen, das der Bundestag billigen muss. Endgültig formuliert werden kann es erst, wenn die EU ihre Einsatzregeln festgelegt hat.

Das größere Hindernis auf deutscher Seite sind freilich Probleme mit dem Grundgesetz. Eines dieser Probleme ergibt sich aus der strikten Trennung zwischen Polizei und Militär, ein anderes aus den rechtsstaatlich gebotenen Fristen. Beide kommen in dem Moment ins Spiel, in dem die Bundeswehr Piraten nicht nur vertreibt – was der Bordhubschrauber der „Karlsruhe“ Anfang der Woche in zwei Fällen durch sein schlichtes Auftauchen schon geschafft hat –, sondern aufgreift. Einerseits dürfen Soldaten keinen Straftäter festnehmen – das muss ein Polizeibeamter tun. Andererseits muss nach deutschem Recht ein Verdächtiger binnen 24 Stunden einem Haftrichter vorgeführt werden. Drittens schließlich sind deutsche Gerichte nur für Straftaten zuständig, wenn entweder Täter oder Opfer Deutsche sind.

Ein rechtsstaatlich sauberer, wenn auch umständlicher Weg zeichnet sich inzwischen ab: Hat die „Karlsruhe“ Piraten aufgebracht, wird ein Bundespolizeibeamter eingeflogen, der die Festnahme vollzieht. Sind Deutsche als Opfer im Spiel – als Besatzung auf einem von Piraten bedrohten Schiff oder als Schiffseigner –, müsste ein Haftrichter aus der Ferne entscheiden und später ein deutsches Gericht das Verfahren führen. Andernfalls bleibt wohl nur der unbefriedigende Weg, die Verdächtigen auf dem Umweg über afrikanische Nachbarstaaten an die somalische Justiz zu überstellen.
Diesen Artikel vollständig lesen: http://www.tagesspiegel.de/politik/inte ... 23,2665418
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
elysian
Mitglied
Beiträge: 854
Registriert: 09.07.2008, 23:38

Maksim hat geschrieben:
Sicher, die Piraten in / um Malaysia waren bis kürzlich viel aktiver als die Somalis. Besonders in der Straße von Malakka.

Hier ist aber eine deutliche Besserung eingetreten, da sich die umliegenden Staaten in multilateralen Abkommen einigten und diese auch umsetzten. Eine internationale Aktion ist daher dort nicht (mehr) nötig.
Jain. Die Lage hat sich zwar verbessert, aber sie ist noch nicht gelöst. Ob eine internationale Aktion (noch) nötig ist, ist umstritten.
Bitte lese nochmals was ich schrieb ...

"Auf hoher See" ... also in internationalen Gewässern und außerhalb irgendwelcher Hoheitsgebiete ... reicht das Seerecht völlig aus. Nach dem derzeit gültigen Seerecht kann jede seefahrende Nation gegen Piraten vorgehen, sie festnehmen und im jeweils betroffenen Land vor Gericht stellen. Bei Widerstand darf von der Waffe Gebrauch gemacht werden, das Piratenboot ggf. sogar versenkt werden. Jede seefahrende Nation ist sogar verpflichtet, im Rahmen der Nothilfe, jedem von Piraten bedrohten Seefahrzeug Hilfe leisten zu müssen.

Nochmals, die Problematik liegt in den Hoheitsgewässern anderer Staaten begründet, sei es Somalia, Malaysia, China oder sonstwer.
Da sind wir uns ja einig.
Wenn man nicht eindeutig nachweisen kann, dass die Piraten in "hoheitlichem Auftrag" handeln ... also mehr Kaperfahrer, Handelsstörer bzw offizielle Kombattanten sind ... kann man aus Piraterie keinen "Casus Belli" nach dem Völkerrecht ableiten. Eine militärische Aktion gegen den betroffenen Staat wäre ein Verstoß gegen das "Kriegsvölkerrecht" ... ein Angriffskrieg ... und der ist seit Nürnberg international geächtet und illegal.

Beispiel: Einer polnischen Autoknackerbande oder einer rumänischen Einbrecherbande rückt man auch nicht mit dem Militär auf den Leib. Man erklärt auch Polen oder Rumänien deswegen nicht den Krieg.
Die Piraterie wird, soweit erkennbar, nicht mehr in den Dimensionen einer Einbrecherbande durchgeführt. Dahinter stecken größere Organisationen. Insoweit von diesen Organisationen Angriffe ausgehen, kommen wir nicht zu einem Angriffskrieg, sondern zu einem Verteidigungskrieg.
Man muss hier beiden Staaten die Aufforderung zukommen lassen, die Untriebe der Banden zu unterbinden, ggf. mit bilateralen Rechtshilfeabkommen den Verbrechern auf den Pelz rücken.

Gerade im Falle Somalias ist dies aber so nicht möglich, weil es derzeit keine somalische Regierung gibt an die man sich wenden könnte. Deshalb kann man nur den Weg über die UNO gehen, das Piratenunwesen nicht nur als Verbrechen sondern vielmehr als internationale Bedrohung deklarieren und mit UN-Mandat vorgehen.
Man kann und sollte, muss aber nicht unbedingt über die UNO gehen, um Piraterie als internationale Bedrohung statt als Verbrechen zu behandeln und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Völkerrecht ist, das hat das Vorgehen der USA gegen den Irak mal wieder nachgewiesen, sehr dehnbare Materie.
Dies sehe ich nicht so. Die Betonung in Deinem Beispiel liegt auf "paramilitärische Gruppen", nicht auf Verbrecherorganisationen. Bei Paramilitärs geht man davon aus, dass sie mit Duldung und / oder Billigung des betroffenen Staates handeln, der betroffene Staat daher beteiligt ist.

Erst kürzlich gab es einen Streitfall zwischen Kolumbien, Ecuador und Venezuela wegen militärischen Operationen gegen die FARC-Rebellen. Dieser Streitfall wäre fast zu einem Krieg eskaliert, konnte aber letztendlich noch gütlich beigelegt werden.

Im Beispiel Israels ging es darum - und das ist bis heute strittig - dass die Hezbollah im libanesischen Parlament sitzt, sogar an der Regierung beteiligt ist, und von Syrien und Iran als Schutzmächte unterstützt wird. Daher wertete Israel die Aktivitäten der Hezbollah (Raketenangriffe) als kriegerischen Akt und handelte militärisch - quasi aus dem "Selbstverteidigungsrecht" heraus. Aber, wie gesagt, dies ist höchst umstritten - wird auch nie im UN-Sicherheitsrat verhandelt werden, weil die USA von ihrem Veto-Recht zum Schutze Israels Gebrauch machen wird.
Das ist so nicht richtig. Auch durch die Regierungsbeteiligung wird aus dem Verhalten des militärischen Arms der Hisbollah kein Akt der Agression des Staates Libanon. Vielmehr wird der Süden Libanons durch den militärischen Arm kontrolliert. Hier kann sich der Staat Libanon nicht gegen die Terrororganisation durchsetzen.
Ich würde mich hier auch nicht zu sehr auf das Wort "paramilitärisch" versteifen. Die Resolution der Generalversammlung 3314 (XXIX) von 1974 führt in Art.3 lit.g aus:
....armed bands, groups, irregulars or mercenaries....
Die Bandbreite ist also recht groß. Speziell "groups" ist sehr dehnbar.
Natürlich hat Israel das Verhalten der Einheiten dieser Terrororganisation als Akt der Agression gewertet und entsprechend reagiert.
Dies führt aber zu weiteren Argumentationslinien.
Die Anschläge vom 11.9. wurden als bewaffneter Angriff anerkannt.
Ein bewaffneter Angriff kann von einer Terrororganisation auch dann ausgehen, wenn ein Staat ihr durch bloße Duldung auf seinem Gebiet ein Betätigungsfeld einräumt. Dieser Staat muss dann gewaltsame Maßnahmen der Selbstverteidigung auf seinem Staatsgebiet nach Art. 51 UN-Charta hinnehmen. Dies gilt auch, wenn der Staat die Existenz der Organisation auf dem eigenen Staatsgebiet missbilligt, zu Gegenmaßnahmen jedoch nicht in der Lage ist (s. Libanon).
Der internationale Terrorismus stellt unbestritten eine Gefahr für den internationalen Frieden dar.
Es ist m.E. durchaus vorstellbar, diese Grundsätze auch auf die Piraterie zu erstrecken, wenn sie ebenfalls als Bedrohung anerkannt wird.
Hier bin ich wieder bei Dir, wobei ich allerdings in China kein Problem sehe. China geht gewaltig gegen Piraterie vor ... erschießt jeden Piraten deren es habhaft wird.
Wir wissen aber auch, dass die chinesische Führung oft gewillt ist, das Richtige zu tun und auch entsprechende Erlasse verkündet, hiervon aber unten nur allzu oft nichts ankommt. Deshalb bleibe ich skeptisch.
Klar, es kommen immer "Gutmenschen" aus dem Busch, stellen irgend welche Vergleiche an ... die meistens stark auf beiden Beinen hinken ... und vergleichen Äpfel mit Birnen. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass sich die Somalis ... und die Afghanen übrigens auch ... gerne gegenseitig massakrieren dürfen und ihre Clanwirtschaft / Mittelalterstrukturen nach Herzenslust ausleben dürfen. Schreitet die Völkergemeinschaft ein, erzielt sie nur einen Solidarisierungseffekt bei den verfeindeten Clans / Sippen / Stämmen und wir stolpern in eine blutige Angelegenheit - die uns eigentlich nichts angeht.

Überschreiten die Wirrköpfe in Somalia / Afghanistan aber die Landesgrenze und werden Unbeteiligte Opfer ihrer Übergriffe, dann gilt es "draufzuhauen" wie Blücher (oder Kutusow).

Interne Probleme eines Landes ohne Regierung sollten nicht unser Ding sein, verbrecherische Aktivitäten schon.
Ja. Ausgenommen nur die Bereinigung der inneren Misere wäre notwendige Voraussetzung, unsere Interessen durchzusetzen.
Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht umhin kann, mir manchmal eine Rekonolialisierung Afrikas zu wünschen, um den Menschen dort endlich anständige Staatswesen zu ermöglichen. Aber das und die damit zusammenhängenden Migrationsfragen gehören hier jetzt nicht her.
sic transit gloria mundi
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Interview:
"Piraterie ist Massenkriminalität"
Der Völkerrechtler Klaus Gärditz über die Befugnisse der Marine und die Schwierigkeiten, Freibeuter vor ein Gericht zu stellen.
22.11.2008 0:00 Uhr

Die Politiker streiten, ob die Marine gegen Piraten vorgehen darf. Wer hat recht?
weiter lesen: http://www.tagesspiegel.de/politik/inte ... 23,2667102
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Maksim
Mitglied
Beiträge: 118
Registriert: 13.11.2008, 09:44

Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass man in Deutschland immer versucht das Rad neu zu erfinden.

Die Tage habe ich mit dem Justiziar eines Partnerunternehmes gesprochen, kam dabei auch auf das Thema "Piraterie". Dieses Unternehmen wickelt meine Transportaufträge nach Russland ab, auch auf dem Seeweg von Sassnitz / Mukran nach Kaliningrad und Sankt Petersburg.

Dieser Justiziar ist fit im Seerecht, sieht die Dinge ähnlich wie ich. Ich denke in Deutschland hat man lediglich Schiss vor der eigenen Courage, will sich einfach solange nicht einigen bis andere das Problem für Deutschland lösen.
elysian
Mitglied
Beiträge: 854
Registriert: 09.07.2008, 23:38

@Maksim

Wenn man sich das Engagement der Deutschen in anderen Einsätzen anschaut, kann man kaum zu einem anderen Ergebnis gelangen.
Der Einsatz in Afghanistan wird in Deutschland als "technische Hilfe" (also Schulen aufbauen, etc.) verkauft.
Die Kampfeinsätze sind verpönt. Das sollen dann doch bitte z.B. die Amerikaner machen, denen man im Gegenzug gute Ratschläge erteilt, was sie alles anders machen sollten.
Auch bei der Kontrolle der Seewege vor der Levante ist man sehr defensiv.
Wenns um die Moral geht, ist Deutschland immer ganz vorn mit dabei.
Sobald es um die Lösung der Probleme geht, macht Deutschland sich ganz schnell ganz klein.
Dies hängt aber vielleicht auch mit den geringen Ausgaben für die Bundeswehr zusammen. Es fehlt ja oft an den nötigsten Dingen.
sic transit gloria mundi
Benutzeravatar
Maksim
Mitglied
Beiträge: 118
Registriert: 13.11.2008, 09:44

@Elysian

Ich kann und möchte Dir hier nicht widersprechen. Vieles ist - ich hoffe ich trete hier niemandem auf die Füße - ein typisches Mentalitätsproblem.

In meinem Berufsleben sehe ich diese Mentalität tagtäglich, alles muss bis auf das letzte Komma, das letzte i-Tüpfelchen, ausdiskutiert werden. Über alles muss erst ein Entwurf gefertigt werden, der dann durch taused Hände geht, von dutzenden Menschen ab- und gegengezeichnet werden muss, jeder hat seinen Senf dazu zu geben ... und nach der x-ten Änderung landet man schlussendlich wieder beim Originalentwurf.

Weder bei meinen französischen noch bei meinen russischen Partnern stoße ich auf ähnliche Probleme. Ein Franzose / Russe ... ein Wort ... ein Deutscher ... ein Wörterbuch. Fürchterlich.

Setze Dich mal mit einem französichen Geschäftsmann an einen Tisch ... und vereinbare mit ihm ein "Konzept" ... dann führst Du in der Regel ein konstruktives Gespräch mit einem vernünftigen Resultat ... in einer akzeptablen Zeit. Versuche selbiges mit einem Deutschen ... der hört "Konzept" und erscheint zum Gespräch mit 1000 Seiten Papier und will jede Zeile ... Wort für Wort ... mit Dir durchgehen. Nicht ein Mal ... x Male.

Und da man in Deutschland nicht unbedingt die fähigsten Köpfe, die dieses Land durchaus zu bieten hat, in die Politik entsendet / wählt, hat man es bei politischen Entscheidungen mit noch größeren Flachpfeifen zu tun als in der Wirtschaft.
elysian
Mitglied
Beiträge: 854
Registriert: 09.07.2008, 23:38

Maksim hat geschrieben:@Elysian

Ich kann und möchte Dir hier nicht widersprechen. Vieles ist - ich hoffe ich trete hier niemandem auf die Füße - ein typisches Mentalitätsproblem.

In meinem Berufsleben sehe ich diese Mentalität tagtäglich, alles muss bis auf das letzte Komma, das letzte i-Tüpfelchen, ausdiskutiert werden. Über alles muss erst ein Entwurf gefertigt werden, der dann durch taused Hände geht, von dutzenden Menschen ab- und gegengezeichnet werden muss, jeder hat seinen Senf dazu zu geben ... und nach der x-ten Änderung landet man schlussendlich wieder beim Originalentwurf.
Mir fallen da spontan Transrapid, Autobahnbau, Flughafenerweiterungen, Umgehungsstraßen und und und ein. :lol:
Setze Dich mal mit einem französichen Geschäftsmann an einen Tisch ... und vereinbare mit ihm ein "Konzept" ... dann führst Du in der Regel ein konstruktives Gespräch mit einem vernünftigen Resultat ... in einer akzeptablen Zeit. Versuche selbiges mit einem Deutschen ... der hört "Konzept" und erscheint zum Gespräch mit 1000 Seiten Papier und will jede Zeile ... Wort für Wort ... mit Dir durchgehen. Nicht ein Mal ... x Male.
Da fällt mir rechtswissenschaftlich der Vergleich zwischen der Regelungsweise des ALR und derjenigen des CC ein. Hier eine Legion konkreter Einzelregelungen, dort abstrahierte und nicht zuletzt deshalb flexible Rechtssätze.
Diese Denkweise hat einige Tradition in Deutschland.
So gesehen wundert es nicht, dass das Abstraktionsniveau im deutschen Recht nicht unwesentlich der Rezeption des römischen Rechts zu verdanken ist (Pandektisten).
Doch m.M.n. bezeugen neben der Flut ergangener Einzelgesetze auch aktuelle Debatten, z.B. welche "Konkretisierungen" allein im GG vonnöten wären, wie lebendig der "Konkretismus" im deutschen Denken geblieben ist.
Und da man in Deutschland nicht unbedingt die fähigsten Köpfe, die dieses Land durchaus zu bieten hat, in die Politik entsendet / wählt, hat man es bei politischen Entscheidungen mit noch größeren Flachpfeifen zu tun als in der Wirtschaft.
Wie wahr, wie wahr! :cry:


aber zurück zum Thema:
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... en;2095734

Das läuft wohl auf Ausweitung der Antiterrormandate und gezielter Maßnahmen zum nation-building hinaus, sofern man darunter die Wiederherstellung der hoheitlichen Rechte versteht.
sic transit gloria mundi
Benutzeravatar
Maksim
Mitglied
Beiträge: 118
Registriert: 13.11.2008, 09:44

elysian hat geschrieben:Das läuft wohl auf Ausweitung der Antiterrormandate und gezielter Maßnahmen zum nation-building hinaus, sofern man darunter die Wiederherstellung der hoheitlichen Rechte versteht.
In die Fähigkeiten der Amerikaner habe ich hier wenig Vertrauen. Besonders in Somalia haben sie sich unter der Clinton-Regierung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich sage da nur "Blackhawk Down" ... meine damit die reale Geschichte hinter der "Story".

Bei den Russen sehe ich zwar den nötigen "Biss", um ein solches Problem effizient und dauerhaft zu lösen, aber wie will Russland den notwendigen Druck aufbauen ? Ich meine ohne Somalia in einen strahlenden asphaltierten Parkplatz zu verwandeln. :lol:

Mal ernsthaft ... wie stellen die Herren in Moskau und Washington sich die Sache denn vor ? Ein "Joint Venture" ? Eine gemeinsame Invasion ? Wer stellt hinterher die Besatzungstruppen ? Alles spannende Fragen, oder ?
elysian
Mitglied
Beiträge: 854
Registriert: 09.07.2008, 23:38

In der Tat. Auf die Details bin ich ebenfalls gespannt.
Von Militärhilfe über Bombardements über Kommandounternehmungen bis zur Invasion steht wohl die gesamte Palette zur Debatte.

Was "Blackhawk Down" anbelangt, war dies ein geradezu klassischer Fall schwacher politischer Führung. Ein Einsatz mit sehr begrenztem Mandat und entsprechend leichter Ausrüstung (noch aus der Zeit von Bush senior) wurde deutlich erweitert (obwohl ja der Abzug geplant war!), ohne die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Infolge weiterer Fehler verloren die USA dann die Kontrolle.
Andererseits haben die USA nach dem 11.9. durchaus Biss gezeigt. Und ich denke, dass sie lernfähig sind.

Eine Frage hinsichtlich der Geschichte der Piraterie:
gab es nicht auch Angriffe auf Piratenhäfen/-städte im 16.-18.Jh.?
sic transit gloria mundi
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

elysian hat geschrieben:Eine Frage hinsichtlich der Geschichte der Piraterie:
gab es nicht auch Angriffe auf Piratenhäfen/-städte im 16.-18.Jh.?
Das weiß ich jetzt aus dem Stegreif auch nicht, aber das ist etwas, das ich mir in den letzteten Tagen im Stillel auch schon im Falle Somlias dachte: Es genügt nicht, die Piraten alleine im Meer zu bekämpfen, sondern es müssen auch deren Stützpunkte an Land angegriffen werden. Und heute habe ich dazu erstmals einen Hinweis in der Zeitung gefunden:
Russland und USA wollen gemeinsam auf Piratenjagd

US-Präsident George W. Bush und der russische Außenminister Sergej Lawrow planen gemeinsam den Kampf gegen Piraterie auszubauen. Bei einem Treffen des Apec-Gipfels im peruanischen Lima kündigte Lawrow an, dass die Piraten nicht nur auf See, sondern auch an der somalischen Küste zu bekämpfen seien.
weiter lesen: http://www.tagesspiegel.de/politik/inte ... 23,2668058
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Maksim
Mitglied
Beiträge: 118
Registriert: 13.11.2008, 09:44

elysian hat geschrieben:Andererseits haben die USA nach dem 11.9. durchaus Biss gezeigt. Und ich denke, dass sie lernfähig sind.
Einspruch Euer Ehren ! :lol:

Das Attribut "lernfähig" verdienen die USA erst, wenn sie sich von der Legende "The One And Only Superpower" verabschieden. Bereits heute sind sie nicht mehr die einzige Supermacht der Welt, in spätestens 10 Jahren können sie froh sein wenn sie nicht auf den Status "2nd Rate Power" zurückgefallen sind.

Die gesamte Militärdoktrin der USA basiert auf dem Nimbus der "Supermacht", der Macht die Berater in alle Welt sendet aber selbst keinen Rat annimmt. Die Auswirkungen dieser Beratungsresistenz zeigen sich in Afghanistan und Irak.

Die USA denken militärpolitisch in den Kategorien des Kalten Krieges, eine Denke die heute nicht mehr zielführend ist. Aber vielleicht ändert sich das ja ... aber sicher nicht von heute auf morgen.
elysian
Mitglied
Beiträge: 854
Registriert: 09.07.2008, 23:38

Maksim hat geschrieben:
elysian hat geschrieben:Andererseits haben die USA nach dem 11.9. durchaus Biss gezeigt. Und ich denke, dass sie lernfähig sind.
Einspruch Euer Ehren ! :lol:

Das Attribut "lernfähig" verdienen die USA erst, wenn sie sich von der Legende "The One And Only Superpower" verabschieden. Bereits heute sind sie nicht mehr die einzige Supermacht der Welt, in spätestens 10 Jahren können sie froh sein wenn sie nicht auf den Status "2nd Rate Power" zurückgefallen sind.

Die gesamte Militärdoktrin der USA basiert auf dem Nimbus der "Supermacht", der Macht die Berater in alle Welt sendet aber selbst keinen Rat annimmt. Die Auswirkungen dieser Beratungsresistenz zeigen sich in Afghanistan und Irak.

Die USA denken militärpolitisch in den Kategorien des Kalten Krieges, eine Denke die heute nicht mehr zielführend ist. Aber vielleicht ändert sich das ja ... aber sicher nicht von heute auf morgen.
Halt! Da kommen jetzt zwei Dinge durcheinander.
Ich meinte mit lernfähig, dass sie die (schlimmsten) Fehler aus dem damaligen Somaliaeinsatz nicht wiederholen würden. Damals fehlten insbesondere genügend schwere Waffen (z.B. Panzer).
Weiterhin meinte ich, dass die USA gezeigt haben, dass sie nach wie vor über den Willen und die Mittel verfügen, ihre Interessen durchzusetzen.

Was die Stellung als Supermacht angeht, so denke ich nicht, dass diese schon verloren ist. Allerdings wird sie mit Sicherheit verloren gehen. Die Welt wird zukünftig multipolar sein. Wenn wir Glück haben, ist das eine gute Entwicklung. Sie kann aber zu neuen und erheblichen Problemen führen. Allerdings sehe ich nicht, dass die USA auf 2nd rate zurückfallen.
Sie werden m.E. eine von mehreren führenden Großmächten.

Bezüglich der Denke bin ich gespalten. Die simple Unterteilung der Welt in Schwarz und Weiß durch die Regierung Bush junior ist mit Sicherheit rückständig. Bush senior fällt da etwas aus dem Rahmen, da während seiner Amtszeit der Kalte Krieg endete.
Dagegen agierte m.E. die Regierung unter Clinton durchaus differenziert, auch wenn es berechtigte Anlässe für Kritik gab.
Deshalb sehe ich der Regierung Obama auch in solchen Fragen zunächst hoffnungsvoll entgegen
sic transit gloria mundi
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Deutsche Marine rettet drei Menschen vor Piraten
Samstag, 29. November 2008 03:23

Ein Hubschrauber der Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" hat im Golf von Aden drei Menschen aus der Gewalt von Piraten gerettet.
- Im Rahmen von Nothilfe habe sich der Hubschrauber einem Schiff genähert, das bereits von Piraten geentert worden war, teilte das Verteidigungsministerium mit. Besatzungsmitglieder seien ins Meer gesprungen und von dem Hubschrauber aus dem Wasser gezogen worden. Die Marine befindet sich im Rahmen des US-geführten Antiterroreinsatzes "Operation Enduring Freedom" (OEF) in der Region.
weiter lesen: http://www.morgenpost.de/printarchiv/po ... raten.html
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Naphae
Mitglied
Beiträge: 58
Registriert: 27.09.2008, 20:03
Wohnort: Nähe Chemnitz
Kontaktdaten:

Ich hörte letztens auch Aussagen der Bewohner Somalias.

Diese Menschen sehen sich von den Piraten vertreten bzw. verteidigt. Denn wir, die westliche Welt, plündern "ihre" Meere (in Bezug auf die Fischerei) aus. Sie sehen die Piraten als ihre Helden.

Das ist vielleicht ein Ansatzpunkt, wo wir was ändern sollten. Denn wenn die Piraten die Bevölkerung auf ihrer Seite haben, können wir nichts weiter unternehmen, um das zu stoppen.

Vielleicht kann mir jemand von euch etwas mehr dazu sagen? Nicht, dass ich mir ein falsches Bild aufbaue. :oops:
"Justice is what you're threatened with."
~Thomas Cromwell~
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Naphae hat geschrieben:Ich hörte letztens auch Aussagen der Bewohner Somalias.

Diese Menschen sehen sich von den Piraten vertreten bzw. verteidigt. Denn wir, die westliche Welt, plündern "ihre" Meere (in Bezug auf die Fischerei) aus. Sie sehen die Piraten als ihre Helden.

Das ist vielleicht ein Ansatzpunkt, wo wir was ändern sollten. Denn wenn die Piraten die Bevölkerung auf ihrer Seite haben, können wir nichts weiter unternehmen, um das zu stoppen.

Vielleicht kann mir jemand von euch etwas mehr dazu sagen? Nicht, dass ich mir ein falsches Bild aufbaue. :oops:
Erst mal mußt du wissen, daß Somalia ein zerrissenes Land ist, in dem es DAS somalische Volk also gar nicht gibt. Die eigentliche Regierung von Somalia ist so gut wie machtlos und wo Anarchie herrscht, da blüht auch das Verbrechen.
Ich habe dazu einen Artikel gefunden von einer gerade zufällig von mir gefundenen Zeitung:
...Unter Experten besteht kein Zweifel daran, dass die Piraterie eine direkte Folge des langen Machtvakuums in Somalia ist. Dessen weitgehend machtlose Übergangsregierung hat weder das Freibeutertum noch das Neuaufflammen des islamistischen Widerstands verhindern können, der zum Teil mit Al Quaida in Kontakt steht. Die Islamisten haben inzwischen wieder einen Gutteil des unwegsamen Südsomalias erneut unter ihre Kontrolle gebracht, darunter auch die Hafenstadt Kismayo. Hunderttausende Zivilisten sind derweil vor neuen heftigen Kämpfen aus Mogadischu geflohen. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen sind im Zuge dieser Kämpfe über 9000 Menschen in den letzten 12 Monaten ums Leben gekommen...
http://www.az.com.na/afrika/das-zerfall ... .76765.php
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Verteidigungspolitik“