Migrationsursachen (Pushfaktoren) u.deren Bekämpfung

United Nations, Nato, WHO, Unicef, Unesco...

Moderator: Barbarossa

Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Renegat hat geschrieben:
Cicero2000 hat geschrieben:Manchmal frage ich mich schon, was es bedeuten soll, die "Ursachen" zu bekämpfen.
Hieße das, dass Sunniten und Schiiten sich in die Arme fallen sollen, dass derselbe Wohlstand wie in Euopa im Nahen Osten verbreiten soll?
Im Endeffekt würde es bedeuten, das Übel an der "Wurzel" zu packen Reichtum für alle zu schaffen und den Weltfrieden zu installieren...
Interessanter Ansatz, Cicero. Es lohnt bestimmt bei der Ursachenbekämpfung mal konkret zu werden.
Die Phrase "Wir müssen die Ursachen in den Heimatländern der Flüchtlinge bekämpfen" sagt sich leicht. Konkret sind viele Maßnahmen denkbar und diskussionswürdig, abhängig von den Verhältnissen in den jeweiligen Heimatländern.
Barbarossa hat geschrieben:Ursachen für Emigration würde es eher treffen, finde ich. Die Gründe, seine Heimat zu verlassen, sind sehr vielfältig. In Zukunft wird die Abwanderung wegen klimatischer Katastrophen wohl zunehmen. Somit ist der derzeitige Klimagipfel, der gerade läuft, auch unter diesem Gesichtspunkt zu sehen. Das sind aber keine Menschen, die klassische Asylgründe vorweisen können, sondern im Grunde sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge, aber eben solche, die aus unbewohnbaren Gebieten flüchten, wenn es wärmer wird und sich die Wüsten ausdehnen. Und auch die afrikanischen Fischer, die ihre Heimat verlassen, weil die europäischen Länder auch die afrikanischen Küsten leerfischen, sind eigentlich Wirtschaftsflüchtlinge.

[ Post made via Android ] Bild
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Ob es heute schon Klimaflüchtlinge gibt, weiß ich nicht. Halbwüsten, Trockensavannen wie die Sahelzone oder auch asiatische Trockengebiete wären für mich Kandidaten, wenn Regenfälle ausbleiben oder die Grundwasserpegel sinken. Überhaupt der Kampf ums Wasser für die Bewässerung oder als Trinkwasser könnte ein Grund für Migration sein.
Oder auf der anderen Seite zu viel Wasser, durch steigende Meeresspiegel bei abschmelzenden Gletschern. Bangladesh ist stark gefährdet, ein dicht besiedeltes Land, heute die Billignäherei der großen, globalen Textilketten. Schon heute gibt es Migration aus Bangladesh, ob das nun Wirtschaftsflüchtlinge sind, weil sie sich hier bessere Löhne und sicherere Arbeitsbedingungen erhoffen oder schon frühe Klimaflüchtlinge, weil Vaters Felder salzwassergeflutet werden und man keine Perspektive mehr als Kleinbauer sieht, ist letztlich egal, wenn sie sich auf den Weg machen.

Zitat aus einem anderen Thema, das auch hierhin passt:
Renegat hat geschrieben:Ziemlich unbemerkt wurde ein anderes Freihandelsabkommen, nämlich EPA zwischen der EU und Afrika. von einigen afrikanischen Staaten bereits unterzeichnet. Damit fallen schrittweise Zölle weg, die die afrikanischen Staaten bei Importen erheben können. Diese Zölle sind nicht nur eine staatliche Einnahmequelle sondern schützen auch die heimische, meist noch kleinbäuerliche Landwirtschaft vor Billigimporten aus der industriealisierten LW. Bekanntes Beispiel sind die gefrorenen Geflügelteile, die bei der westlichen Massentiermast quasi als Abfallprodukt anfallen, nun aber mit Gewinn nach Afrika verkauft werden und damit dort die einheimischen Geflügelzüchter ihrer Einnahmen berauben.

Wir müssen uns also nicht wundern, wenn sich immer mehr Menschen auf den Weg machen, weil sie in ihren Heimatländern keine Existenzgrundlage mehr haben. Kenia hat das Abkommen unterzeichnen müssen, um u.a. seine Schniiblumenindustrie weiterbetreiben zu können. https://www.tagesschau.de/ausland/epa-afrika-101.html

Mir fiel das EPA-Abkommen im Zusammenhang mit http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 361#p60361 ein, bevor Paul auch noch anfängt, Ananas ans nördliche Klima anzupassen. :)

Man kann den alten Toleranzspruch "leben und leben lassen" auch kaufmännisch auffassen, etwa im Sinne von "will ich mit jemanden langfristig Geschäfte machen, darf ich ihn nicht zu weit knebeln, sondern muss ihm im Gegenzug auch seine Produkte und Dienstleistungen zu fairen Preisen abnehmen.
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Renegat hat geschrieben:Man kann den alten Toleranzspruch "leben und leben lassen" auch kaufmännisch auffassen, etwa im Sinne von "will ich mit jemanden langfristig Geschäfte machen, darf ich ihn nicht zu weit knebeln, sondern muss ihm im Gegenzug auch seine Produkte und Dienstleistungen zu fairen Preisen abnehmen.
Kaufleute vom alten Schlag sind so rar geworden...
Längerfristiges Denken und Handeln sind doch längst dem Zwang zu Gewinnmaximierung binnen kürzester Frist gewichen.
Nicht zletzt deshalb stehen wir vor Veränderungen in der Natur, von der letztlich niemand weiß, wie sie in ihren Auswirkungen von der Masse Mensch aufzufangen wären.
Und wo die Massen von Menschen bleiben sollen, die zur Wanderung gezwungen werden, wollen sie nicht verhungern und verdursten.
Lösungen? Sehe ich letztlich keine, weil weder die führenden Köpfe in Politik und Wirtschaft noch der einzelne Mensch freiwillig aufs komfortable Leben verzichten will.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Renegat hat geschrieben:Man kann den alten Toleranzspruch "leben und leben lassen" auch kaufmännisch auffassen, etwa im Sinne von "will ich mit jemanden langfristig Geschäfte machen, darf ich ihn nicht zu weit knebeln, sondern muss ihm im Gegenzug auch seine Produkte und Dienstleistungen zu fairen Preisen abnehmen.
Ruaidhri hat geschrieben:Kaufleute vom alten Schlag sind so rar geworden...
Längerfristiges Denken und Handeln sind doch längst dem Zwang zu Gewinnmaximierung binnen kürzester Frist gewichen.
Für die globalen Multis der sogenannten westl. Länder und vielleicht in noch stärkerem Maß für die Schwellenländer stimmt das leider. Der Gewinnmaximierungsvirus ist hochgradig ansteckend.


Den folgenden Teil würde ich gern auch in den Klimagipfelthread kopieren.
Ruaidhri hat geschrieben:Nicht zletzt deshalb stehen wir vor Veränderungen in der Natur, von der letztlich niemand weiß, wie sie in ihren Auswirkungen von der Masse Mensch aufzufangen wären.
Und wo die Massen von Menschen bleiben sollen, die zur Wanderung gezwungen werden, wollen sie nicht verhungern und verdursten.
Lösungen? Sehe ich letztlich keine, weil weder die führenden Köpfe in Politik und Wirtschaft noch der einzelne Mensch freiwillig aufs komfortable Leben verzichten will.
Ganz so pessimistisch möchte ich es nicht sehen, dann könnten wir ja gleich die Ursachenforschung beenden, dann wäre sie sinnlos.
Es ist auch nicht so, dass noch keine Möglichkeiten bekannt sind. Im Gegenteil, "Fair Trade" ist inzwischen schon zur Marke geworden, die die großen Supermarktketten für sich vereinnahmt haben. Mit allen bekannten Folgen, ich weiß eben nicht so genau, ob der äthiopische Kaffeebauer wirklich auskömmlich leben kann, wenn ich für seinen Kaffee mehr bezahle oder ob die Rösterei mehr verdient oder doch wieder die Marktkette. Klar, kann man auch in EineWelt-Läden einkaufen, aber wer macht das schon?

Das gleiche gilt für Bekleidung. In vielen westl. Ländern ist immer noch ein größerer Teil der Bevölkerung so wohlhabend, dass sie für die Waren des täglichen Bedarfs locker mehr ausgeben könnten, als sie bei Lidl, kik, Aldi bezahlen müssen. In Schwellenländern, auch in Griechenland, dem ehem. Ostblock ist das wahrscheinlich nicht mehr so, obwohl die Supermarktpreise dort sogar höher sein sollen als in D.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Globale Politik - Organisationen und Konferenzen“