Mehr Rechte für Sorben und Wenden in Brandenburg

Landtagswahlen, Ministerpräsidenten, Regierungen und deren Entscheidungen

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Der Brandenburgische Landtag hat ein Gesetz verabschiedet, das Sorben und Wenden mehr Rechte einräumt. So können Gemeinden nun weitgehend selbst entscheiden, ob sie zum Siedlungsgebiet der Sorben und Wenden gehören wollen oder nicht. In diesem muss Sorbischunterricht in den Schulen angeboten werden. Wendisch ist die zweite Amtssprache in Stadtverwaltungen, im Finanzamt oder auch vor Gericht. Zusatzkosten für zweisprachige Ortsschilder will künftig das Land übernehmen.

Das Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden umfasst derzeit 28 Ortschaften, in denen insgesamt schätzungsweise 20.000 Menschen dieser Volksgruppe leben.

Artikel lesen: >> Mehr sorbisch – aber ohne Zwang - Landtag verabschiedet neues Sorben-Wenden-Gesetz <<
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dieter
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Lieber Barbarossa,
gut so. :wink:
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Renegat
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Barbarossa hat geschrieben:Der Brandenburgische Landtag hat ein Gesetz verabschiedet, das Sorben und Wenden mehr Rechte einräumt. So können Gemeinden nun weitgehend selbst entscheiden, ob sie zum Siedlungsgebiet der Sorben und Wenden gehören wollen oder nicht. In diesem muss Sorbischunterricht in den Schulen angeboten werden. Wendisch ist die zweite Amtssprache in Stadtverwaltungen, im Finanzamt oder auch vor Gericht. Zusatzkosten für zweisprachige Ortsschilder will künftig das Land übernehmen.

Das Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden umfasst derzeit 28 Ortschaften, in denen insgesamt schätzungsweise 20.000 Menschen dieser Volksgruppe leben.

Artikel lesen: >> Mehr sorbisch – aber ohne Zwang - Landtag verabschiedet neues Sorben-Wenden-Gesetz <<
Die 20.000 Menschen sind Reste in einem slawisch-deutschen, sprachlichen Mischgebiet, das es östlich von Elbe und Oder in vielen Gegenden gab.
Ob man die letzten Reste der sorbischen Sprache durch zweisprachige Ortsschilder und dem Angebot von Sorbischunterricht retten kann, weiß ich nicht. Viel wichtiger fände ich die Anerkennung des Anteils an der Geschichte. Alle Bevölkerungsgruppen haben einen gleichwertigen Anteil zur Kultur des Raumes beigetragen. Dass durch den Nationalismus implizierte höher- und minderwertig hat wahrscheinlich viel zur Degradierung der sorbischen Kultur zur Trachtengruppe beigetragen.
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dieter
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Lieber Renegat,
die Sorben wurden aber in der DDR hofiert, weil sie ein slawisches Brudervolk der Russen sind. Habe als Briefmarkensammler DDR-Briefmarken, die sorbische Trachten zeigten, auch die Bundespost hat nach der Vereinigung sorbische Volkskunst auf Briefmarken gebracht. :wink:
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Titus Feuerfuchs
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Renegat hat geschrieben: Die 20.000 Menschen sind Reste in einem slawisch-deutschen, sprachlichen Mischgebiet, das es östlich von Elbe und Oder in vielen Gegenden gab.
Ob man die letzten Reste der sorbischen Sprache durch zweisprachige Ortsschilder und dem Angebot von Sorbischunterricht retten kann, weiß ich nicht. Viel wichtiger fände ich die Anerkennung des Anteils an der Geschichte. Alle Bevölkerungsgruppen haben einen gleichwertigen Anteil zur Kultur des Raumes beigetragen. Dass durch den Nationalismus implizierte höher- und minderwertig hat wahrscheinlich viel zur Degradierung der sorbischen Kultur zur Trachtengruppe beigetragen.
Eigentlich weniger bis gar nicht. Die deutsche Ostsiedlung erfolgte im Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit, da war Nationalismus, wie es ihn seit dem 19. Jh. gibt, noch kein großes Thema.

Es erfolgte zumeist eine langsame Assimilation slawischer und baltischer Volksstämme (z.B. der Prussen,denen Preußen seinen Namen verdankt), da die deutschen Siedler bald in vielen der ehemals sehr dünn besiedelten Gegenden die Mehrheit stellten und Deutsch zur Verkehrs- und Geschäftssprache würde. Heute erinnern v.a. Orts und Flurnamen an eine ehemals salwische Besiedlung - z.B. alle Namen mit dem Suffix -itz (Görlitz, Lausitz,...) ;der Name der Rominter Heide geht z.B .auf das altprussische "rom" (ruhig) zurück, usw., usf,....

Einige der slawischen Sprachen konnten sich in dünn besiedelten Gebieten halten, neben sorbisch war das kaschubisch und masurisch.

Staatliche Assimilationsversuche geb es erst im deutsche Kaiserreich als Reaktion auf die sog. "Ostflucht". Diese waren im Gegensatz zu anderen Assimliationsvorhaben des späten 19. und frühen 20.Jh. (Polen und Transleithanien seien hier explitzit erwähnt) vergleichsweise mild und auch nicht von besonderem Erfolg gekrönt...
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben:Der Brandenburgische Landtag hat ein Gesetz verabschiedet, das Sorben und Wenden mehr Rechte einräumt. So können Gemeinden nun weitgehend selbst entscheiden, ob sie zum Siedlungsgebiet der Sorben und Wenden gehören wollen oder nicht. In diesem muss Sorbischunterricht in den Schulen angeboten werden. Wendisch ist die zweite Amtssprache in Stadtverwaltungen, im Finanzamt oder auch vor Gericht. Zusatzkosten für zweisprachige Ortsschilder will künftig das Land übernehmen.

Das Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden umfasst derzeit 28 Ortschaften, in denen insgesamt schätzungsweise 20.000 Menschen dieser Volksgruppe leben.

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Es ist trotzdem fraglich, ob sich diese Sprache langfristig halten kann. Der Assimliationsdruck ist durch natürliche Schrumpfung, Abwanderung und Binationale Ehen bei so kleinen Minderheiten recht hoch. Dazu kommt, dass es kein sorbisches Ausland gibt.

Die autochthonen Minderheiten in Ö (Kroaten und Ungarn im Burgenland, Slowenen in Kärnten) schrumpfen seit dem Beginn der Zweiten Republik beständig.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Ja eine Sprache, die selbst von den meisten Angehörigen einer Volksgruppe nicht mehr gesprochen wird, hat eigentlich keine Chance und droht zu einer toten Sprache zu werden. Für solch ein Volk ist das eigentlich eine Katastrophe, weil gerade die Sprache identitätsstiftend ist. In dem Moment, wo niemand mehr die ursprüngliche Sprache beherrscht, von da an kann man eigentlich auch nicht mehr davon sprechen, sie seien Sorben oder Wenden.

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dieter
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Lieber Barbarossa,
so schlimm ist es noch nicht. In Sachsen und Brandenburg leben insgesamt 70.000 Menschen, die noch sorbisch sprechen. Auch gibt es Volkstanzgruppen. Die Reiter zu Ostern sind auch sehr interessant. :wink:
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Renegat
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Also im Spreewald brauchen sie keine Sprache für ihre Identität. Da scheint die Kultur noch zu leben und sei es nur, weil sie sich gut vermarkten läßt. Schade fände ich es, wenn die spezielle Form der Landwirtschaft und Fischerei dort verschwindet, denn die ist zeitgeistmäßig woanders kurz vor dem Revival.
RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben: ...
Für solch ein Volk ist das eigentlich eine Katastrophe, weil gerade die Sprache identitätsstiftend ist. In dem Moment, wo niemand mehr die ursprüngliche Sprache beherrscht, von da an kann man eigentlich auch nicht mehr davon sprechen, sie seien Sorben oder Wenden.
...
Das ist übertrieben. Nicht jeder Deutschsprachige ist deutscher Nationalität (Deutsche meinen immer, die Sprache gepachtet zu haben, dabei ham ja die norddeutschen Dialekte nichtmal alle Lautverschiebungen mitgemacht, haben also verhälnismässig wenig zur Hochsprache beigetragen) oder will's sein, nur so nebenbei.


LG
Paul
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"Einige der slawischen Sprachen konnten sich in dünn besiedelten Gebieten halten, neben  sorbisch war das kaschubisch und masurisch."

Masurisch war keine ursprüngliche regionale Sprache im südlichen Ostpreußen. In Ostpreußen lebten Preußen. Sie werden meist als baltischer Stamm gesehen. Wir wissen nicht genau, inwieweit sie nach ihrer Ansiedlung in der Vermischung mt den Goten einen germanisch-baltischen Mischdialekt entwickelten. Polen wanderten ab 1500 in Südostpreußen ein, so das der masurische Mischdiaöekt entstand. So gab es viele unterschiedliche Einwanderungen von Deutschen, Littauern, Kaschuben und Polen. Das führte zu einer regionalen Vielfalt an Mischdialekten.
Neben dem relativ slawischen Kaschubisch - wahrscheinlich auch mit germanischem und baltischen Einfluß, entstand auch ein Mischdialekt, mit dem Plattdeutschen, der auch als Kaschubisch bezeichnet wurde. Die Abgrenzung von germanischen und Plattdeutschen Einfluß ist schwer möglich. Das Germanische stand schon auf einer späteren Sprachstufe, als z.B. bei der Einwanderung in die Lausitz. Im Sorbischen sind die germanischen Einflüsse etwas schwerer zu erkennen, als im Kaschubischen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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