Die Werke von Hans Fallada

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Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Ich habe mir letzte Woche das Buch von Hans Fallada „Kleiner Mann - was nun“ gekauft und lese es sehr gerne. Ich möchte ein wenig die „modernen Klassiker“ kennenlernen und das Buch zählt definitiv dazu:

Der junge Johannes Pinneberg und seine Freundin „Lämmchen“ erfahren, dass sie Eltern werden. Sie entschließen sich trotz der Weltwirtschaftskrise zu heiraten. Kurz darauf verliert Pinneberg seinen Arbeitsplatz. Das junge Ehepaar muss vom Land nach Berlin zur Mutter Pinnebergs ziehen.

Detailliert werden die Lebensumstände und auch der soziale Abstieg während der Weltwirtschaftskrise geschildert. Besonders interessant finde ich, wie die Denkweise der „kleinen Leute“ aufgenommen werden. Dabei hat Fallada einen sehr eingängigen Stil und schreibt anschaulich.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Jim Morisson

Von Fallada habe ich eine ganze Reihe von Büchern gelesen. Empfehlen kann ich „Wolf unter Wölfen“ und „Bauern, Bonzen, Bomben“ und „Der Eiserne Gustav“.

In dem Roman „Wolf unter Wölfen“ beschreibt er das Chaos der Inflationszeit 1923 und der Versuch seiner Protagonisten, trotzdem reich zu werden, was nicht richtig gelingt.

In „Bauern, Bonzen, Bomben“ geht es um die Radikalisierung von Bauern in einer norddeutschen Kleinstadt während der Weimarer Republik. Als eine Viehpfändung von ihnen vereitelt wird, bricht das Chaos aus. In diesem Roman wird das ganze Elend auf dem Lande deutlich und man versteht, warum die NSDAP später so erfolgreich war.

„Der eiserne Gustav“ ist ein selbstbewusster Fuhrunternehmer der Kaiser Zeit. Nach dem Krieg ist er völlig verarmt. Seinen Abstieg kann man schon an den Kapitelüberschriften erkennen:

„Die gute schöne Friedenszeit“; „Ein Krieg bricht aus“, „Ein Friede bricht aus“, „Rausch der Armut“ “Wer die Arbeit kennt und da nicht rennt“.

Während der Inflationszeit erkennt er dann: Wer arbeitet ist dumm. Es gibt so viele Möglichkeiten durch Spekulation reich zu werden., mag auch der Rest der Welt verrecken.

Alle deutschen Tugenden, harte Arbeit, Disziplin, Sparsamkeit, Ehrlichkeit, all das hat jetzt keinen Wert mehr. Die Welt steht auf dem Kopf. Der eiserne Gustav ist der völlig frustrierte Kleinbürger, ein Kandidat für den Nationalsozialismus.

Alle diese Bücher wurden auch verfilmt. Wer die Weimarer Republik verstehen will, sollte diese Bücher lesen.
 
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Balduin
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Vielen Dank für Deine interessanten Anmerkungen. In der Buchhandlung habe ich ein paar Minuten auch einmal in „Jeder stirbt für sich allein“ gelesen - ein Buch, das den Widerstand im Nationalsozialismus behandelt: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeder_stirbt_f%C3%BCr_sich_allein_(Roman) 

Es wundert mich ein wenig, dass ich seinerzeit im schulischen Unterricht (in der die Weimarer Republik großen Raum einnahm) nicht auf den Autor hingewiesen wurde. Die Lebensumstände werden sehr gut und anschaulich beschrieben. Wahrscheinlich ein Versäumnis meiner (sehr guten) Lehrerin. 
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Ruaidhri
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Balduin hat geschrieben:Es wundert mich ein wenig, dass ich seinerzeit im schulischen Unterricht (in der die Weimarer Republik großen Raum einnahm) nicht auf den Autor hingewiesen wurde. Die Lebensumstände werden sehr gut und anschaulich beschrieben. Wahrscheinlich ein Versäumnis meiner (sehr guten) Lehrerin.
Hans Fallada hatte einerseits zunächst nicht die volle Zustimmung das Nazi- "Kulturschaffenden", dann passte er sich an und durfte weiterschreiben.
Mag sein, dass dies mit Gründe waren, warum er im schulischen Literaturkanon nicht auftauchte.
 und/ oder den Deutsch Lehrenden nicht so wichtig erschien. Gab ja genug Autoren, die namhafter waren, Grass, Böll, H. Mann etc.
Bei meinen Eltern standen etliche seiner Werke im Regal, gelesen natürlich, nicht zur Deko.
Manche der  Verfilmungen sind sehenswert. Sage ich selten über Verfilmungen, aber da passt es.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Feldwebel57
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Meine Empfehlung dazu ist der Film " Kuhle Wampe " .
Paßt genau in diese Zeit wie auch der Defa-Film " Die Buntkarrierten " .
Jim Morisson

Fallada war zeitweilig abhängig von Morphium, außerdem auch vorübergehend Alkoholiker. Er hat darüber auch einen Roman geschrieben: „Der Trinker“. Dieses Buch wurde auch verfilmt. Und wer bekam die Hauptrolle? Natürlich Harald Juhnke! Die ideale Besetzung.
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