Wissenschaft vs. Pseudowissenschaft

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Moderator: Barbarossa

Marianne E.
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Wissenschaft vs. Pseudowissenschaft
 
Der Begriff "Wissenschaft" umfasst nicht nur das gesammelte menschliche Wissen, sondern auch die daraus resultierenden Erfahrungen und Ergebnisse, und das sowohl in normativer als auch in empirischer Handhabung.
 
Das Normative bestimmt, dass die Wissenschaft eindeutig sein muss, stets beweisbar und überprüfbar, zudem objektiv und von allgemeiner Gültigkeit. Als ein Beispiel können die aristotelischen Theorien gelten. Aristoteles sah das klassische Ideal der Wissenschaft in der absoluten Neutralität einer autonomen Forschung, die ohne Vorgaben wertfrei zu analysieren imstande sein muss.
 
Die Empirie schließt in der Umsetzung bzw. Herangehensweise neben der Begrifflichkeit auch unterschiedliche Theorien und Hypothesen mit ein. Aber auch, dass unterschiedliche Lehrmeinungen nicht nur zu hinterfragen, sondern auch zu diskutieren sind.
 
Lehrmeinungen, die sich konträr zu einer herrschenden Auffassung entwickeln oder auch bereits vorhanden sind, werden in totalitären Staaten nicht diskutiert, sie werden diskreditiert. Und das wäre Meinungsmache, wie sie zum Beispiel in der Nazi-Diktatur üblich war.
 
 
Der Begriff "Pseudowissenschaft" bedeutet kurzgefasst "Täuschung". Dabei handelt es sich um Theorien oder Behauptungen, die vermeintlich als wissenschaftlich zu gelten haben.
Hier werden zwei Grundformen erkennbar:
Da ist einmal das Leugnen wissenschaftlicher Ergebnisse durch die Vorstellung von Pseudohypothesen.
Zum anderen geht es der Pseudowissenschaft um das Bestreiten der anderen nachprüfbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse.
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Barbarossa
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Trump ist hier wohl ein sehr anschauliches und aktuelles Beispiel.
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Jim Morisson

Barbarossa:

Na ja, was Trump hier macht, das sind sogenannte „alternative Fakten“. Die könnte man allerdings auch einfach als Lügen bezeichnen.

Ich als Geologe hatte das Glück, es als Naturwissenschaftler mit einer exakten oder „harten“ Wissenschaft zu tun zu haben. Was das ist, das schreibt Wikipedia hier schön.

„Die exakten Wissenschaften oder auch harten Wissenschaften umfassen diejenigen Wissenschaften, die in der Lage sind, genaue quantitative oder mathematisch oder formallogisch präzise Aussagen zu treffen und über eigene, strenge Methoden für die Überprüfung von Hypothesen und vor allem reproduzierbare Versuche mit quantifizierbaren Messungen verfügen. Von den Formalwissenschaften werden Logik, Mathematik und Teile der Informatik sowie von den Naturwissenschaften Physik, Chemie und Teile der Biologie als exakte Wissenschaften in diesem Sinne betrachtet.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Exakte_Wissenschaft
 
Später hatte ich noch Wirtschaftswissenschaften studiert und lernte dann eine „nicht exakte Wissenschaft“ kennen. Dazu gehören auch Geschichte, Literatur, Theologie, Musik usw.

Das waren für uns die „Schwafelwissenschaften“. Hier gibt es kein exaktes Instrumentarium, um die Realität zu analysieren. Die Aussagen bei den Ökonomen sind daher meistens falsch. Ich kann genau berechnen, wo wir Erdöl finden, in welcher Tiefe und wieviel dort liegt. Ein Ökonom kann mir nicht vorhersagen, wie die Konjunktur in den nächsten Monaten wird. Ich kann eine Sonnenfinsternis genau vorherberechnen, der Ökonom weiß nicht, wie die Entwicklung der Rente in einem Jahr sein wird.
Vielleicht liegt es ja daran, dass die Materie der Ökonomen zu komplex ist und wir derzeit noch kein geeignetes Instrumentarium besitzen, um richtige Ergebnisse zu berechnen. Oder man kann es generell einfach nicht.
Feldwebel57
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Im Gegensatz zu deinem Beitrag über die Menschen in der DDR scheint hier einiges zu stimmen .
Jim Morisson

Das mit den „Schwafelwissenschaften“ ist natürlich ironisch gemeint. Ich will die Kollegen nicht beleidigen.

Aber um einmal den Unterschied zwischen den beiden Wissenschaftstypen darzustellen:

Die Raumsonde Cassini startete 1997 und erreichte exakt 2004 den Saturn. Dort trennte sich dann die Sonde Huygens von dem Mutterschiff und landete auf dem Titan. Eine unglaubliche wissenschaftliche Leistung. Die gelang nur, weil wir die Naturgesetze der Physik, Gravitation, Beschleunigung usw. genau kennen und berechnen können.

Kann mir jetzt ein Soziologe mit der gleichen Präzision den genauen Ausgang der Bürgerschaftswahl in Hamburg 2020 berechnen? Nein, das kann er nicht. Die Soziologen sammeln Daten über die Wähler bezüglich Geschlecht, Alter, Ausbildung, Beruf usw. und trotzdem gelingt es nicht. Eine nicht exakte Wissenschaft bringt auch keine exakten Ergebnisse.

Warum eigentlich nicht? Der Soziologe wird antworten: In der Gesellschaft gibt es nicht solche Gesetze wie in der Physik. Das menschliche Verhalten ist letztendlich nicht berechenbar.

Eine mögliche Antwort wäre dann: Doch, es gibt sie. Wir kennen sie nur noch nicht. Wir brauchen vor allem mehr Daten. Wir müssen über jeden Menschen nach Möglichkeit alles wissen: Seine Krankheiten, seine Vorlieben, was er mag und was nicht mag, sein Verhalten in Standardsituationen oder in außergewöhnlichen Situationen, sein Benehmen allein oder in der Gruppe, seine Reaktion auf Menschen in unterschiedlichen Positionen und unterschiedliche Charaktertypen, usw. Mit „Big Data“ können wir das in der Zukunft alles speichern. Wir brauchen dann nur noch die entsprechenden Algorithmen und dann können wir dass Verhalten jedes einzelnen Menschen exakt berechnen. Er ist dann genauso steuerbar wie die Raumsonde Cassini.  Soziologie wäre dann auch eine exakte Wissenschaft.

Geht das überhaupt? Ich hoffe nicht. Nur ein totalitärer Staat kann so viele Informationen über seine Bürger sammeln.
China versucht dies gerade. Sie erstellen über jeden Bürger ein Sozialprofil, um ihn berechenbar zu machen. (Sie den Beitrag von Cherusker über „Sozialismus“)
Traum oder Alptraum? Das muss jeder selbst entscheiden.
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Barbarossa
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Totalüberwachung ist auf jeden Fall der Horror.
Wobei man aber auch sagen muss, dass eine solche Überwachung (etwa durch Geheindienste) nur dann qualitativ gut ist, wenn die Betroffenen sie nicht merken. Und so war das ja meist in der DDR bei der Stasi. Wer da wen und wieviel ausgespäht hat, das wussten die Betroffenen meistens erst, als sie nach der Einheit in ihre Stasi-Akten geschaut haben. Das Entsetzen war dann oft groß.

In China wird das dagegen ganz offiziell mit modernster Technologie betrieben und alle wissen es und nach Dokus im Fersehen nach, finden es die meisten sogar gut, angeblich weil es die Menschen zu besserem Handeln erzieht.
Kann ich persönlich nicht nachvollziehen.

Zur Soziologie möchte ich anmerken, dass das wohl nie eine sehr exakte Wissenschaft sein wird.
Warum?
Weil der Mensch an sich eben nicht berechenbar ist.
Nehmen wir als Beispiel einmal die letzte Landtagswahl in Thüringen:
Noch 48 Stunden vor der Öffnung der Wahllokale hieß es (nach meiner Erinnerung), über 30% der Wahlberechtigten würden noch nicht wissen, ob sie wählen gehen würden und falls doch, wen sie wählen würden.
Das heißt: Wenn die Wähler es selbst noch nicht einmal wissen, wie sollen Wissenschaftler dann verlässlich genaue Berechnungen anstellen können? Mehr als etwa 5 - 10% genau bekommt man das auch nicht mit Erfahrungswerten aus früheren Wahlen hin.

Und das ist eigentlich auch ganz gut so, denn etwas Spannung muss z. B. bei Wahlen auch noch drin bleiben.
Und es zeigt aber auch, dass Menschen nicht immer berechenbar sind, weil sie nicht unbedingt immer logische Entscheidungen treffen, sondern relativ oft eher emotionale Entscheidungen. Das wird uns auch in Zukunft von intelligenten Maschinen
- Stichwort: Künstliche Intelligenz (KI) - unterscheiden.
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Feldwebel57
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Beiträge: 889
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Jegliche Dinge , die mit Menschen zusammenhängen , kann man nicht berechnen .
Um zu dieser Erkenntnis zu kommen , reicht die 7. Klasse der POS .
Da braucht man keine ellenlange Schreiberei .
Marianne E.
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Auch hier für Feldwebel57 meine volle Zustimmung.

Du hast völlig Recht, außerdem ersetzt ellenlanges konfuses Geschreibsel nicht das Lesen des Textes, den man  - warum auch immer -  zerfleddern will.

Ich bin immer wieder erfreut, Deine kurzen, knappen, sehr klaren und eindeutigen Kommentare zu lesen.
Gruß von M. an R. 
Jim Morisson

Feldwebel
Ja, wenn die Welt nur so einfach wäre!
Sorry, das wird   mir in diesem Forum jetzt zu blöd. Ihr könnt anscheinend nicht mit Kritik umgehen und reagiert nur mit Plattitüden auf Beiträge. Dann bleibt man lieber unter euch. Ihr seid ja auch nur drei Mitglieder.
 
An die Moderatoren: Bitte mein Account stornieren und sämtliche Beiträge von mir stornieren.
Marianne E.
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Beiträge: 1752
Registriert: 13.04.2019, 16:51

Dieses Forum ist nicht blöd. Es ist schon eher egalitär.

Andere Lehrmeinungen, kritische Auseinandersetzungen auch mit Spitzfindigkeiten sind sogar erwünscht. Immer unter der Voraussetzungen, sie enthalten sich kränkender Äußerungen.

Das Niveau dieser Plattform ist absolute Spitze; und ich weiß ganz genau, wovon ich spreche. Ich arbeite schon viel zulange in dem "wissenschaftlichen Geschäft", um nicht gute Qualitäten richtig beurteilen zu können.

Sie haben sich bedauerlicherweise nie an dem Beitragsthema orientiert, sondern etwas Nichtzugehöriges aufgesetzt und das nahezu immer mit herabsetzenden Bemerkungen über den Verfasser oder die Verfasserin.
Schade, es hätte etwas werden können.
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Barbarossa
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Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
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Ich finde es auch schade, was gerade passiert ist. Eigentlich wollte ich dazu auch etwas los werden, bevor die Sache eskaliert (ich hab sowas nämlich schon kommen sehen), aber anscheinend komme ich jetzt schon zu spät.
Was ich sagen wollte: Ein Forum ist zum Meinungsaustausch da, selbst bei Themen, wo man denkt, ,,ist doch eigentlich völlig klar. Wozu lange lamentieren?''. Interessante Infos kann man manchmal auch noch aus solchen Themen noch herausziehen.

Sei es drum.
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