Technikgeschichte-grösste Dampflok Big Boy wird restauriert

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Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Ich weiss nicht, ob es hier Eisenbahn Nostalgiker gibt, und auch solche, die die USA Eisenbahnen im besonderen interessiert.

Oder einfach die grösste Dampflokomotive aller Zeiten.

Seit Januar wird die Big Boy 4014 von Union Pacific Railways rekonstruiert und in fahrfähigen Zustand versetzt. Sie stand auf einem Museumsgelände. Dies alles obwohl Fachleute, einschliesslich des Museumleiters des UP Museums in Cheyenne, Wyoming, dies für recht aussichtslos hielten. Dies in einer Folge der SWR Serie "Eisenbahnromantik", die etwa 10 Jahre alt ist.

Der Grund war neben den enormen Kosten auch die Tatsache, dass die UP eine betriebsfähige Challenger hatte, die sowas wie der kleinere Bruder des Big Boy ist. Ausserdem ist die Big Boy wegen ihrer Länge auch an weniger Strecken einsetzbar als die Challenger.

Die Big Boy hat zwei vor- und zwei Nachlaufachsen und acht Antriebsachsen, die auf zwei Drehgestellen zu je vier Achsen konstruiert waren. Die Challenger hat zwei Antriebsachsen weniger. Beide Typen haben den 7-achsigen Tender "Centipede".

Es zeigt sich, dass der Wunsch, die grösste Dampflokomotive aller Zeiten betriebsfähig zu bekommen, stärker war als alle rationalen Gegenarguemnte. Die Restauration soll fünf Jahre dauern. Hier die Überführung vom Museum in Richtung Restaurationsstätte:

https://www.youtube.com/watch?v=AjAMMq-y06o (2 Minuten)

Die Big Boy wurde 1941 gebaut, um die schwere Strecke in den Rocky Mountains zwischen Ogden und Omaha zu überwinden, ohne die Doppelspann Lokomotiven einsetzen zu müssen. Nur 20 Einheiten wurden gebaut, 1944 folgten nochmal fünf. Bereits 1959 kam das Aus, als die Diesellokomotive die Damplokomotive endgültig vertrieb. Mit 18 Jahren Betriebszeit für eine Lokomotive nicht viel (auf Kuba gibt es Lokomotiven mit über 100 Jahren Einsatzzeit, aber das ist ein anderes Kapitel).

Die Lokomotive leistete während des Zweiten Weltkriegs wertvolle Dienste in den hohen Transportanforderungen zwischen der Amerikanischen Pazifik- und Atlantikküste.

http://en.wikipedia.org/wiki/Union_Pacific_Big_Boy
http://www.swr.de/eisenbahn-romantik/arc...index.html

Hier eine amerikanische Sendung wenige Jahre nach der Ausrangierung gedreht ("last of the giants):

https://www.youtube.com/watch?v=HR5dEc5VeNw

Einiges andere lässt sich auf youtube finden.
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Triton
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Ich bin KEIN Eisenbahnromantiker, aber ich interessiere mich wie wohl jeder Mann für Technik. Ich dachte immer, die sogenannte "Borsig-Lok" wäre die größte Dampflok gewesen, wenn sie denn gebaut worden wäre:
http://www.malletlok.de/ge/ge_d/br53.htm#td
Auf jeden Fall interessant, dass man noch 1943 darüber nachdachte, wie man die riesigen Nachschubmengen für die deutsche Ostfront über große Entfernungen möglichst effizient transportieren könnte. An Rückzug dachten die deutschen Planer in Wehrmacht und Reichsbahn anscheinend nicht im Geringsten.

Die "Big-Boy" erledigte also die selben Aufgaben, ich kann mir denken, dass es vor allem um den Transport besonders schwerer Fracht ging, da fallen mir sofort Panzertransporte ein, die ja auf eigenen Ketten nur so wenig wie möglich bewegt werden sollten.
Zuletzt geändert von Triton am 02.05.2014, 09:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Marek1964
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Triton hat geschrieben:Ich bin KEIN Eisenbahnromantiker, aber ich interessiere mich wie wohl jeder Mann für Technik. Ich dachte immer, die sogenannte "Borsig-Lok" wäre die größte Dampflok gewesen, wenn sie denn gebaut worden wäre:
http://www.malletlok.de/ge/ge_d/br53.htm#td
Vielleicht in Deutschland, aber die Big Boy ist einiges grösser, hat ja auch zwei Antrieb- und zwei Laufachsen mehr.
Triton hat geschrieben:Die "Big-Boy" erledigte also die selben Aufgaben, ich kann mir denken, dass es vor allem um den Transport besonders schwerer Fracht ging, da fallen mir sofort Panzertransporte ein, die ja auf eigenen Ketten nur so wenig wie möglich bewegt werden sollten.
Wie gesagt, transportierte die langen Güterzüge in den Rocky Mountains, mit allem, was es zu transportieren galt, Rüstungs- wie zivile Güter.
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Triton
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Marek1964 hat geschrieben:Wie gesagt, transportierte die langen Güterzüge in den Rocky Mountains, mit allem, was es zu transportieren galt, Rüstungs- wie zivile Güter.
Normalerweise spannen die Amis da doch immer hemmungslos viele Loks hintereinander. Bei mir in der Nähe ist der steilste Eisenbahnabschnitt Deutschlands (Geislinger Steige) für die extra das "deutsche Krokodil" entwickelt wurde, damit nicht mehr mehrere Loks einen Güterzug ziehen mussten. Scheint danach ein sehr ineffizientes oder teures Unterfangen zu sein.

Die Borsig-Lok hatte 7 angetriebene Achsen, nur 1 weniger.
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Marek1964
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Triton hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:Wie gesagt, transportierte die langen Güterzüge in den Rocky Mountains, mit allem, was es zu transportieren galt, Rüstungs- wie zivile Güter.
Normalerweise spannen die Amis da doch immer hemmungslos viele Loks hintereinander. Bei mir in der Nähe ist der steilste Eisenbahnabschnitt Deutschlands (Geislinger Steige) für die extra das "deutsche Krokodil" entwickelt wurde, damit nicht mehr mehrere Loks einen Güterzug ziehen mussten. Scheint danach ein sehr ineffizientes oder teures Unterfangen zu sein.
Richtig, das Vorspannen von Loks schien im Dampfzeitalter schon kompliziert gewesen zu sein. Der Entwicklungsauftrag ging eben genau in die Richtung, eine Lok zu entwickeln, die auf dieser anspruchsvollen und steilen Strecke den Vorspann unnötig machte.
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Marek1964
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Triton hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben: Die Borsig-Lok hatte 7 angetriebene Achsen, nur 1 weniger.
Stimmt, habe ich übersehen, hinten ist eine Antriebsachse mehr, dafür noch eine Laufachse weniger. Sieht man aber das Betriegsgewicht, stehen 340 Tonnen der Big boy 140 Tonnen der Borsig gegenüber.
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Triton
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Das ist schon ein Brocken, irgendwie auch typisch amerikanisch. "Bigger is better".
In den USA fehlt ja eine durchgehende Elektrifizierung der Strecken, in Europa waren in den Industrieländern schwere Güterzugloks sicher schon seit den 20ern nicht mehr mit Dampf geplant. Keine Ahnung, ob es in den USA überhaupt elektrifizierte Strecken gibt, ich kenne auf jeden Fall kaum US E-Loks.
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Marek1964
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Triton hat geschrieben:Das ist schon ein Brocken, irgendwie auch typisch amerikanisch. "Bigger is better".
In den USA fehlt ja eine durchgehende Elektrifizierung der Strecken, in Europa waren in den Industrieländern schwere Güterzugloks sicher schon seit den 20ern nicht mehr mit Dampf geplant. Keine Ahnung, ob es in den USA überhaupt elektrifizierte Strecken gibt, ich kenne auf jeden Fall kaum US E-Loks.
Ich glaube, Du widersprichst Dir selbst, die Borsig Lokomotive war eine typische Güterzuglokomotive und 1943 entworfen? Auch in den USA wurden noch bis in den zweiten Weltkrieg Damplokomotiven gebaut, als die Krone aber auch das Ende eben die Big Boy. Übrigens soll das Los 1944 nur deshalb noch gebaut worden sein, weil die Kapazitäten für Dieselmotoren für wegen des Krieges für Schiffe gebraucht wurde.

Es gibt ein paar elektrifizierte Strecken in den USA, aber Elektrizität erfodert eine Dichte des Verkehrs. Und die ist in den Weiten Amerikas nicht gegeben, das ist ja nicht nur in den USA so, sondern auch in Kanada oder Mittel- oder Südamerika. Auch in Deutschland, Frankreich oder hier in Tschechien wie auch anderen Ländern gibt es nicht elektrifizierte Strecken, weil da Dieselloks und Schienenbusse effektiver sind.

Naja, bigger ist better - Du hast es selbst richtig gesagt - es ging darum, die Vorspannlokomotiven zu ersetzen. Einer Megalomanie per se würde ich hier nicht das Wort reden. Die Transportanforderungen stiegen und so wurden grössere Lokomotiven gebaut. Es ist aber wahr, einige Drehscheiben müssten wegen der Big Boy vergrössert werden, ebenso wie zwei Linien des Wartungsgebäudes in Cheyenne.

Die Dieselloks lassen sich ja in beliebiger Zahl hintereinander und ohne weiteres Personal spannen und brauchen auch nicht gedreht zu werden - das war einer ihrer grossen Vorteile gegenüber der Dampflok.

Als 1959 die Union Pacific eine grössere Anzahl GP-9 Dieselloks übernommen hatte und gleichzeitg ein Einbruch der Konjunktur die Transportnachfrage gesenkt hatte, wars das für die Big Boy gewesen. Zum Glück wurden nicht alle verschrottet, einige blieben für Museen erhalten und eine wird nun also betriebsfähig restauriert.

Trotzdem bleibt die Dampflok das schöne, faszinierende Geschöpf und Symbol der Industrialisierung und des Transport schelchthin, so wie der Frauenkörper für den Fortbestand der Menschheit.
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Triton
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Die Borsig-Lok wurde nicht fürs deutsche Schienennetz sondern für den zu erschließenden Osten entworfen. Weil in der Heimat immer mehr auf E-Loks umgestellt wurde, mangelte es an schweren Güterdampfloks. Außerdem war Kohle nicht knapp.
Für kleine Nebenstrecken wurde so eine Lok sicher nicht entwickelt.
Für elektrifizierten Güterverkehr: http://de.wikipedia.org/wiki/DRB-Baureihe_E_94
Vielleicht spielten auch die zunehmenden Luftangriffe eine Rolle, für Hochspannungsleitungen sicher ungesund.
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Marek1964
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Triton hat geschrieben:Die Borsig-Lok wurde nicht fürs deutsche Schienennetz sondern für den zu erschließenden Osten entworfen.
Das führt mich zu einer ganz anderen Frage: Wie ging die das Besatzungsregime eigentlich im eroberten Osten mit der russischen Spurweite um? Waren da Pläne für eine Spuranpassung an die europäische Norm geplant oder umgetzt?
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Marek1964
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Hier noch ein interessanter Post in einem anderen Forum:

http://www.motor-talk.de/forum/union-pa ... 25362.html
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