Gibt es in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten?

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:... Unter Friedrich gab es noch die Leibeigenschaft und die Zünfte, Institutionen, die in England und Holland längst der Vergangenheit angehörten. In diesen beiden Ländern existierten bereits Parlamente und die Herrschaft der Monarchen wurde durch sie eingeschränkt. Preußen war noch immer absolutistisch, auch wenn der sich „aufgeklärter Absolutismus“ nannte und in der Tischrunde gelehrte Gespräche geführt wurden. Nein, die Wurzel der Demokratie war Preußen bestimmt nicht.
Er war kein Demokrat, das ist schon klar. Du beschreibst ihn schon richtig als einen Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. In der Magazin-Ausgabe: Friedrich II. der Große von Preußen habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt. Auch wenn er kein Allheilsbringer war, so gab es einiges, was Preußen zu einem modernen Staat machte - nach damaligem Begriff.
Von den Neuerungen hervorzuheben sind dabei wohl die religiöse Toleranz (die auch schon seine Vorgänger praktizierten), die Lockerung der Pressezensur und die Abschaffung der Folter. Er gab auch den Anstoß zu weiteren Gesetzesreformen, wie das "Allgemeine Landrecht", als der erste und bis heute einzige neuzeitliche Versuch einer umfassenden und zusammenhängenden Kodifikation des Zivilrechts, des Strafrechts und weitere Teile des öffentlichen Rechts in einem einzigen Gesetzbuch.
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dieter
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Spartaner hat geschrieben:Lieber Dieter ,
da stimme ich dir vollständig zu. So ist es!
Aber irgendwo brauchte der Kommunismus sein Experimentierkasten. Das der Kommunismus als Staatsform von vorherein ein "totgeborenes Kind " war, das konnte vorher keiner wissen. Eigentlich war es strenggenommen nie Kommunismus gewesen ,sondern der Kommunismus driftete sofort (gesetzmäßig) in die Staatsform des Stalinismus ab.
Lieber Spartaner,
die Kommunisten beriefen sich auf Marx und Engels, aber die routieren sicher in ihren Gräbern, wenn sie sehen konnten, was aus ihren Vorstellungen gemacht wurde. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Freiheit und Menschenrechte

Nach landläufiger Meinung, dem wissenschaftlichen Mainstream, hängt die Forderung nach Freiheit und Menschenrechten zusammen mit den sozioökonomischen Entwicklungen in einigen Ländern Westeuropas und der Entstehung des Bürgertuns, das zu seiner Entfaltung diese Rechte benötigte. Das die Aufklärung in England, Frankreich, Holland und später in den USA weiterging, ist demzufolge kein Zufall. Das Christentum spielt eher eine zweitrangige Rolle, denn in christlichen Ländern wie Portugal, Spanien, Süditalien, Polen, Russland, Lateinamerika blieben solche demokratischen Bewegungen aus oder entstanden viel später, weil es hier keine sozialökonomischen Veränderungen gab. In Deutschland blieben sie zunächst auch aus und deshalb hat nur eine kleine Elite aus dem Bildungsbürgertum die Ideen der Aufklärung übernommen. In Japan hingegen entstanden mit der Meji-Restauration ebenfalls demokratische Bewegungen und konnten sich in den 20er Jahren zeitweilig durchsetzen, nach einem Rückschlag 1931 nach Kriegsende wieder erneut an Stärke gewinnen. Dieser Fall zeigt, dass vor allem wirtschaftliche Veränderungen und die Bildung einer neuen Wirtschaftselite zu mehr Demokratie führen und Religion eher zweitrangig ist. Viele Länder sind nach wie vor unterentwickelt und auch gerade und vor allem deshalb auch keine Demokratien.

Eine moderne Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft funktioniert in einem demokratischen Umfeld anscheinend viel effektiver als mit einem totalitären System. Totalitäre Systeme mit einer modernen Wirtschaft entwickeln einen Hang zur Selbstzerstörung, wie der Faschismus zeigte oder sie sind auf Dauer völlig ineffizient, wie der Kommunismus bewies. Koestler bezeichnete die UDSSR einmal als industrialisiertes Neandertal. Es reicht nicht aus, Technik zu kopieren. In einer Diktatur werden unfreie Menschen nicht wirklich überzeugende Leistungen hervorbringen. Solche Systeme konzentrieren alle Ressourcen auf einige große Projekte und erreichen dann durchaus große Leistungen, doch der ganze Rest verfällt. Auf die Dauer sind solche Systeme nicht wirklich lebensfähig.

Deshalb wird sich meiner Meinung nach, so wie Hegel es sagte, die Freiheit durchsetzen und nicht die Diktatur. Das muss allerdings nicht in einer fernen Zukunft ebenfalls der Fall sein, doch derzeit ist die Demokratie effektiver.
Ich persönlich, als Statistiker, glaube vor allem an Wahrscheinlichkeiten, nicht an einen strengen Determinismus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in einer modernen Gesellschaft die Demokratie eher durchsetzt als eine Diktatur, ist erheblich höher.
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dieter
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Lieber Karlheinz,
hoffen wir das Beste lieber Leser. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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