Das Paradies nach dem Ende der Welt

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Moderator: Barbarossa

ehemaliger Autor K.

In vielen Religionen ist das Ende der Welt nicht das endgültige Aus. Danach entsteht eine neue, bessere Welt, so behauptet es jedenfalls die Bibel. Und in anderen Religionen wechseln sich Untergang und Neuschöpfungen regelmäßig immer wieder ab. Instinktiv haben die Menschen gewusst, was die Naturwissenschaften heute bestätigen können. Auf der Erde kam es wiederholt zwar nicht zu Weltuntergängen, wohl aber zum Massenaussterben von Lebewesen und der anschließenden Entstehung vieler neuer Arten.

Am bekanntesten ist das Ende der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hervorgerufen durch den Einschlag eines Asteroiden von 10-15 km Länge in Yukatan, Mexiko, nicht weit entfernt von der Stadt Merida. Das Zentrum befand sich bei dem heutigen Ort Chicxulub (Das Wort stammt aus der Maya-Sprache und bedeutet vermutlich Teufelsschweif).

Bei seinem Aufprall verwandelte sich seine kinetische Energie schlagartig in Wärmeenergie um, vermutlich wurden 100 Million Megatonnen freigesetzt. (Die stärkste von den USA zur Sprengung gebrachte Wasserstoffbombe, Castle Bravo, besaß eine Sprengkraft von 15 Megatonnen). Der Krater hatte einen Durchmesser von 180 km und eine Tiefe von 10 km.
In der größeren Umgebung des Einschlags wurde alles Leben durch die Hitze und die Schockwelle augenblicklich ausgelöscht. Die Explosion schleuderte eine riesige Wolke aus pulverisiertem und verdampftem Gestein aus dem Krater ins Weltall. Diese war vermutlich 100mal größer als die Masse des Asteroiden selbst. Im Weltall kondensierte diese Wolke wieder zu kleinen Gesteinskugeln, die rund um den Globus innerhalb der nächsten 72 Stunden als Meteorite auf die Erde zurückstürzten. Sie verglühten in der Atmosphäre und heizten diese stellenweise bis auf 400 Grad auf. Alle Wälder gingen weltweit in Flammen auf. Die Luft wurde so heiß, das ein großer Teil der Lebewesen zugrunde ging. Anschließend haben riesige Mengen an Ruß, Asche und Gesteinstrümmer für Jahre die Erde verdunkelt und in Dunkelheit gehüllt. Die durch das Feuer entstandenen Stickoxide führten zur Herausbildung von saurem Regen, zudem waren die Wolken mit Schwefelsäure und giftigen Metallen gesättigt, da der Asteroid eine schwefelhaltige Ablagerung mit Schwermetallen im Gestein getroffen hatte.

Was nicht direkt nach dem Einschlag gestorben war, ging nun zugrunde. Das Fehlen der Sonnenstrahlung führte zum Zusammenbruch der Photosynthese der Pflanzen, damit brachen die Nahrungsketten zusammen. Es wurde empfindlich kalt, Eispanzer überzogen Teile der Erde. Auch als sich der Staub langsam verzog und die Sonne wieder durchbrach, blieb es durch die vielen in der Luft verbliebenen Aerosole empfindlich kalt. Nachdem diese aber verschwunden waren, wurde der Eiskeller zum Treibhaus. Die Explosion hatte viel Kohlendioxyd freigesetzt und nun wurde es eine Zeitlang unerträglich heiß. Explosion, Dunkelheit, Kälte und schließlich das Hitzebad töteten 75% aller Arten auf der Erde, unter anderem sämtliche Dinosaurier. Doch diese Phase dauerte vermutlich höchstens einige hundert Jahre, danach fand die Erde zu einem Gleichgewichtszustand zurück.

Wie war das Leben auf der Erde danach? Während der Dunkelheit hatten sich explosionsartig überall Pilze auf der Erde ausgebreitet, da sie keine Photosynthese benötigen. Doch danach kehrte die normale Vegetation schnell wieder zurück. Pflanzensamen können Jahrhunderte überleben, bis sie in einem günstigen Moment wieder keimen können. Und nun war die Erde frei. Das Klima war ausgesprochen günstig, viel wärmer als heute, und es war feucht, die Polkappen blieben eisfrei. Explosionsartig konnten die Pflanzen, hauptsächlich Bedecktsamer, wie schon am Ende Kreidezeit, die führende Rolle in der Flora übernehmen. Blütenpflanzen und Laubbäume verdrängten die Koniferen und Farne. Ein riesiger Wald bedeckte die gesamte Erde, von den Polen bis zum Äquator. Und dieser Wald war viel dichter als vorher, da es keine großen Pflanzenfresser mehr gab. Die riesigen Saurier hatten früher Lichtungen und Schneisen geschlagen und durch ihr Fressverhalten parkartige Savannenlandschaften geschaffen. Doch nun war die ganze Welt ein riesiger, üppiger, botanischer Garten, nur schwer zu durchdringen.

Und noch etwas hatte sich geändert: Der Wald war völlig leer! Die Tierwelt erholte sich viel langsamer als die Pflanzenwelt. Gab es in der späten Kreidezeit eine Unmenge gefährlicher Raubsaurier in den meist eher lichten Wäldern, hätte sich ein Mensch nun völlig ungefährdet im Dschungel bewegen können. Einige Reptilien hatten überlebt, Krokodile an den Flussläufen und einige Schlangen, sonst aber bevölkerten vor allem Vögel die Baumwipfel, die die Katastrophe überlebt hatten. Einige würden sich später zu riesigen Raubvögeln entwickeln, doch das dauerte noch Jahrmillionen. Einige Säugetiere hatten überlebt, wie zum Beispiel die Carpolestiden, ein Baumbewohner und Vorfahre der Primaten mit großen Augen, die auf Nachtaktivität hinweisen. Er sah ähnlich aus wie die mit ihm verwandten Spitzmäuse, die gleichfalls überlebten. Und der Oxyclacnus, ein wieselähnlicher kleiner Räuber, Vorfahre aller behuften Säugetiere wie Schweine, Elefanten, Kamele, Pferde usw. Verstohlen huschten sie durch die leere Welt. Noch hatten sie nicht registriert, dass die gefährlichen Echsen verschwunden waren. Und Krankheitserreger? Sie sind in der Regel an Wirte gebunden und die meisten waren jetzt tot. Insekten gab es aber zuhauf, die vielen Blütenpflanzen, die sich schon zur Saurierzeit gebildet hatten, boten ihnen reichlich Nahrung.

Das frühe Tertiär, ein tropisches Paradies voller Pflanzen und Blüten, ohne gefährliche Tiere, eine jungfräuliche, fast unbewohnte Welt. Der Einschlag hatte einen Garten Eden erschaffen, der auf seine Erschließung zu warten schien.

Ironisch könnte man sagen: Apokalypse? Na und, das ist doch kein Weltuntergang. In der Tat, danach entsteht ein neues Paradies, so wie es die Religionen behaupten. Die Gläubigen unter uns sollten deshalb Gott um einen neuen Einschlag bitten, alle anderen blicken derweil mit ihren Teleskopen sehnsuchtsvoll in den Nachthimmel und warten auf den Erlöser. Irgendwann wird er kommen, ein neuer Asteroid und alles zunächst vernichten. Daran besteht kein Zweifel. Das Paradies nach einem neuen Einschlag wird allerdings einen kleinen Schönheitsfehler haben: Es wird dort keine Menschen geben. Aber vielleicht ist es ja gerade deshalb ein Paradies.

(Diesem Beitrag liegen wissenschaftliche Arbeiten zugrunde. Es ist keine phantasievolle Erzählung)
ehemaliger Autor K.

Nemesis, die böse Schwester der Sonne
Eine Reihe von Astronomen geht davon aus, dass unsere Sonne einen dunklen Begleitstern besitzt, Nemesis, benannt nach der griechische Rachegöttin, der auf einer elliptischen Kreisbahn in einer Entfernung von 1 bis 3 Lichtjahren die Sonne umkreist. In regelmäßigen Abständen nähert er sich dabei der Oortschen Wolke, einer riesigen Ansammlung von Milliarden Kometen, die ca. 1 Lichtjahr entfernt unser Zentralgestirn umkreist. Während der Annäherung werden Kometen aus ihrer Laufbahn ins Innere des Sonnensystems abgelenkt und stoßen dabei mit den Planeten zusammen, auch mit der Erde. Massensterben auf der Erde verlaufen in zyklischen Abständen, daher vermutet man einen Zusammenhang zwischen Nemesis und der Häufigkeit von Kometeneinschlägen auf unserem Planeten.

Bei Nemesis könnte es sich um einen Braunen Zwerg handeln, von einer Größe bis zu maximal der 44fachen Jupitermasse. Braune Zwerge sind häufige Objekte im Weltall, es handelt sich um gescheiterte Sonnen. Ihre Masse reichte nicht aus, um die Wasserstofffusion zu initiieren, andere Prozesse aber wie z.B. die Lithiumfusion, können stattfinden. Braune Zwerge sind nicht braun, sondern eher dunkelrot. Sie glühen nur sehr schwach und besitzen eine Oberflächentemperatur zwischen zumeist 600 – 2.000 K. Aufgrund ihrer geringen Leuchtkraft sind sie nur schwer auszumachen. Ob unsere Sonne tatsächlich eine Minisonde im Schlepptau hat, konnte aber bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden.
ehemaliger Autor K.

Ob unsere Sonne tatsächlich eine Minisonde im Schlepptau hat, konnte aber bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden.
Hier unterlief mir ein Flüchtigkeitsfehler. Ich meinte nicht Minisonde, sondern Minisonne.
Vielen ist nicht bekannt, das mehr als die Hälfte aller Sonnen in der Galaxis Doppelsterne sind, das heißt, zwei oder manchmal auch mehr Sonnen umkreisen einander. Die Bewohner auf einem Planeten in einem solchen System hätten dann zwei, drei oder noch mehr Sonnen am Himmel.
Am bekanntesten sind die Sterne Alpha und Beta Centauri, die unserer Sonne am nächsten stehen und nur von der Südhalbkugel beobachtet werden können. Alpha Centauri könnte ein Zwillingsgestirn unserer Sonne sein, Beta Centauri ist etwas kleiner und kühler und orangefarben. Sie umrunden sich im Verlauf von 80 Jahren einmal. Beta Centauri besitzt einen erdgroßen Planeten. Beide Sterne werden vermutlich noch von einer dritten Sonne, Proxima Centauri, umkreist, einer kleinen, roten Sonne. Ob Proxima Centauri allerdings mit den beiden anderen Sonnen ein Dreifachsystem bildet, ist noch nicht endgültig bestätigt worden.
Aneri

Es würde mindestens 5 verheerende Umweltkatastrophen gegeben, die zur Massenaussterben geführt haben. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand sieht es aus, dass alle diese Massenaussterben in einem Zusammenhang mit den Asteroiden-Anschlägen stehen.

Der Übergang zum Silur (vor 450 Mio. J.) beginnt mit dem Massenaussterben. In Folge entstehen ersten Fische mit dem Kiefer. Die Korallenriffe werden verbreitet. Die ersten Landpflanzen und Gliederfüßler entstehen. Vor 360 Mio. Jahren nächste große Massenaussterben. Es entstehen Landökosysteme, ersten Reptilien. Ihnen folgen Insekten, ausgedehnte Wälder. Zwischen Perm und Trias vielleicht das heftigste Massenaussterben (99%), nach dem die Dinosaurier erobern die Welt. Auch die ersten Säugetiere betreten die Evolutionsbühne um diese Zeit. Dem folgt bald das nächste Massenaussterben, der den Beginn des Jura markiert. Die Vögel entstehen, die Bedeutung der Insekten explosiv zuwächst. Der vom Karlheinz beschriebenes Massenaussterben markiert das Ende der Ära der Dinosaurier und Beginn der Ära der Säugetiere. Es ist das oftmals angegebene Merkmal dieses Aussterbens. Dennoch finde ich sehr wichtig von dir beschriebene Koniferen-Verdrängung durch Blütenpflanzen. Es entstehen neuartige Biozönosen, die in dem fließenden Gleichgewicht der vorherigen Ökosysteme nicht möglich war. Diese entwickelnden Biozönosen zwangen die Säugetiere die entstehenden Ökonischen zu füllen.

Interessanteste an dem Massenaussterben ist der Effekt, den es auslöst. Es werden massenhaft neue nie davor gewesen Arten gebildet. Für die Evolution ist es ein Segen. Wenn man schon die Gegebenheiten mit religiösen Vorstellungen vergleichen möchte, dann sehe ich es nicht in dem vermeintlichen Paradies (auch in diesem Paradies einige fressen, andere werden gefressen). Es ist die gestaltende „Hand“ des Universums, die wie ein Bildhauer auf sein Kunstwerk wirkte und schaffte das, was jetzt die Erde ist.

Für mich war interessant die Entdeckung, dass auch ein sich entwickelndes Organismus in Embryostadium massenhafte Sterben der Zellen anleitet. Aus erstem Blick scheint es ein Irrsinn zu sein. Dennoch wenn man überlegt, dass jedes Entwicklungsstadium seine Aufgabe im Ganzen hat. So z. B. bilden die genannten Zellen eine Brücke für weitere Entwicklung. Für die gewisse Phase seien sie notwendig, in Weiterem werden sie zum Störfaktor. Deswegen müssen sie weg.
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Peppone
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Aneri hat geschrieben:Es würde mindestens 5 verheerende Umweltkatastrophen gegeben, die zur Massenaussterben geführt haben. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand sieht es aus, dass alle diese Massenaussterben in einem Zusammenhang mit den Asteroiden-Anschlägen stehen.
Stimmt nicht ganz. Es KÖNNTE sein, dass jedes Mal ein Asteroideneinschlag die Ursache war, in einigen Fällen sind aber andere Gründe wahrscheinlicher.

Wenn sich bspw. ein Superkontinent bildet, verschwinden logischerweise die ganzen Küstengebiete, die vor der Vereinigung der einzelnen Kontinente zwischen diesen lagen. Nur die "Außenküsten" des Superkontinents bleiben erhalten. Damit verschwindet aber ein Großteil der Lebensräume von Küstenbewohnern - und die Küsten sind normalerweise sehr dicht bewohnt. Gleichzeitig sinkt der Anteil flacher Meeresregionen relativ zum Anteil tiefer Meeresregionen. Weltweit sinkt dadurch der Meeresspiegel und selbst an den "Außenküsten" eines Superkontinents fallen die alten Küstenbereiche trocken. Fällt der Meeresspiegel so weit, dass an den "Außenküsten" des Superkontinents die Schelfe trocken fallen, bleibt nur noch ein ganz schmaler Küstenbereich übrig, bevor der Schelf zur Tiefsee abfällt. Der dicht besiedelte Küstenraum wird weltweit sehr knapp dadurch - ein "normales" Aussterben kann so erst als indirekte Folge der Bildung eines Superkontinents auftreten.
Ein Superkontinent hat normalerweise auch viele und große Wüsten. Auf kleineren Kontinenten entwickelten sich in der Vergangenheit oft viele Arten, die dann in der Verwüstungsphase nicht mehr überleben konnten. Noch ein Grund für ein Massenaussterben.
Ein Großteil der Massenaussterben betraf Korallen und ihre Vorläufer bzw. Lebewesen, die ähnlich wie Korallen lebten. Das wird im Allgemeinen auf eine Abkühlung ihres Lebensraumes zurückgeführt. Diese Abkühlung kann viele Ursachen haben, eine davon ist, dass große Meeresströmungen zum Erliegen kommen, weil sich etwa ein Kontinent in den Weg schiebt.
Große Vereisungen entstehen oft dann, wenn ein oder beide Pole auf einem Kontinent zu liegen kommen. Auch hier wieder also ist die Kontinentalverschiebung eine mögliche Ursache für ein Massenaussterben.
Das Magnetfeld polt sich regelmäßig um. Damit bricht das Magnetfeld der Erde zusammen, Strahlung aus dem Weltall bzw. von der Sonne kann jetzt ebenfalls viele Lebewesen schädigen und zum Aussterben v.a. von Landlebewesen führen (das Wasser filtert viel Strahlung aus und schützt die Meeresbewohner so).
Große Vulkanausbrüche (siehe "Trapps") können derartig viel CO2 und sauren Regen produzieren, dass auch sie für Massenaussterben verantwortlich gemacht werden.
Wird aus irgendwelchen Gründen eine große Menge Methaneis auf dem Meeresgrund zerstört, kann die enorme Menge Methan, die dadurch frei wird, zu einer Klimaänderung führen, der sich viele Organismen nicht anpassen können. Im Eozän ist so etwas vermutlich passiert.
Klimawechsel können auch geschehen, wenn sich der Salzgehalt des Meeres ändert, etwa durch das Schmelzen großer Mengen von Süßwassereis. Klimawechsel wirken sich generell auf die - von vielen verschiedenen Organismen bewohnten - tropischen Bereiche der Erde am massivsten aus. Viele, vor allem frühe Massenaussterben könnten hier ihren Ursprung haben.

Im Einzelnen:

Im Übergang vom Präkambrium zum Kambrium gab es ein erstes dokumentiertes Massenaussterben. Zwar gab es nur relativ wenige Organismen, die überhaupt aussterben konnten, aber bemerkenswert sind hier zwei Faktoren: Erstens starben die Organismen der sog. Ediacara-Welt aus, zweitens sind zuvor die Algen im Durchschnitt sehr viel kleiner als danach. Ursache war wohl eine weltweit nachgewiesene Vereisung der Erde ("Snowball"-Stadium der Erde).
Am Beginn des Kambrium sind dann "plötzlich" (in geologischen Maßstäben und soweit nachweisbar) fast alle Tierstämme, die es auch heute noch gibt, vorhanden.
Außerdem besitzen viele Tiere jetzt Außenskelette, was im Präkambrium ebenfalls kaum nachgewiesen werden kann.
Während des Kambrium wurden v.a. die Trilobiten mehrmals (dreimal) bis auf ganz wenige, opportunistisch lebende Arten reduziert, woraufhin sich die Arten wieder verzweigten. Jedes Mal, wenn dieses Phänomen festgestellt wurde (überwiegend in Nordamerika, Südamerika und Skandinavien), sind keine Iridumanomalien festzustellen (Hinweis auf einen Einschlag eines außerirdischen Objekts), wohl aber Hinweise auf eine Meeresspiegelabsenkung sowie auf eine weiträumige Vereisung, also eine Kombination aus Kollision von Kontinenten und Klimaänderung.
Aneri hat geschrieben:Der Übergang zum Silur (vor 450 Mio. J.) beginnt mit dem Massenaussterben. (...)Vor 360 Mio. Jahren nächste große Massenaussterben. (...) Zwischen Perm und Trias vielleicht das heftigste Massenaussterben (99%),
Diese drei großen Aussterbeereignissen gliedern das Paläozoikum, mit dem Ende des Perm und dem Auftauchen der Dinosaurier beginnt dann das Mesozoikum.

Am Ende des Ordovizium (= Beginn des Silur) starben geologisch gesehen sehr plötzlich viele Bewohner sowohl des Meeresbodens wie auch der darüber liegenden Wasserschichten aus. Betroffen waren weniger die Bewohner hoher (und kühlerer) Breiten, sondern vor allem tropische Organismen - Grund war wohl eine weltweite Abkühlung der Meere. Der Grund hierfür wiederum dürfte in einer Vereisung liegen, die in der Sahara nachgewiesen wurde. Afrika gehörte damals zu Gondwana, in dem neben Afrika auch Südamerika, die Antarktis, Australien, Indien und Arabien vereinigt waren. Große Vereisungen haben immer auch eine Meeresspiegelabsenkung zur Folge, was in Gemeinschaft mit der durch die Bildung von Gondwana ohnehin schon vorhandenen Meeresspiegelabsenkung zur Katastrophe für die ordivizische Lebenswelt geführt haben dürfte.

Am Ende des Devon starben 70% aller Wirbellosen aus. Grund war wieder die Verlagerung eines Großkontinents über einen Pol; dieses Mal war es der Old Red-Kontinent (Nordamerika + Europa), der sich über den Nordpol schob und zu einer großen Vereisung nebst Meeresspiegelabsenkung führte.

Am Ende des Perm wurde die Lebenswelt wohl gleich von drei Katastrophen getroffen, die zusammen zu einer Megakatastrophe für das Leben wurden:
Zum einen hatte sich während des Perm der Superkontinent Pangäa gebildet. An seinem östlichen Rand lag das warme Nebenmeer der Thetys, die einen Rückzugsraum für wäremliebende Organismen darstellte. Pangäa bewegte sich nach Norden und irgendwann gegen Ende des Perm lagen sowohl der Nordpol als auch der Südpol auf Land - Pangäa erstreckte sich über die halbe Erde! Jetzt kam es zu einer globalen Abkühlung, und kalte Strömungen griffen sogar auf die Thetys über. Die dortigen wärmeliebenden Lebewesen erhielten einen ersten gewaltigen Schlag.
Pangäa weist auch viele Dünen auf, es kam zu einer großflächigen Austrocknung und Verwüstung des Kontinents. Nachdem mittlerweile das Leben auch an Land florierte, starben deswegen zahlreiche Landorganismen aus. Die Lebewesen, die jetzt noch übrig waren, sahen sich einer weiteren Katastrophe ausgesetzt: In Sibirien kam es zu gigantischen Vulkanausbrüchen, die die kilometerdicken und 2 Millionen Quadratkilometer bedeckenden Sibirischen Trapps schufen. In der Folge dieser Ausbrüche kam es zu einer Temperaturerwärmung, zu saurem Regen, zu großflächigen, wohl annähernd pangäaweiten Bränden. Und eben zu einem Massenaussterben im Massenaussterben.
Als dann noch vor der Küste des heutigen Nordaustralien durch einen Asteroideneinschlag ein 200-km-Krater geschlagen wurde - der damit etwa doppelt so groß war wie der KT-Krater vor Yucatan! - wäre das irdische Leben fast ausgelöscht worden.
Aneri hat geschrieben:Dem folgt bald das nächste Massenaussterben, der den Beginn des Jura markiert.
Noch nicht ganz. Erst mussten die "säugetierähnlichen Reptilien" noch aussterben, am Ende des Trias. Wieder waren Land und Meer betroffen, interessanterweise das Land einige Millionen Jahre vor dem Meer. Dafür waren die Meere schwerer betroffen: Alle Conodontentiere, die sämtliche paläozoischen Krisen überlebt hatten, starben nun doch aus, von den großen Gruppen der Meeressauriern überlebten nur die Ichthyosaurier. Insgesamt gibt Wikipedia eine Aussterberate zwischen 50 und 80% aller Lebewesen an.
Interessanterweise stieg diese Mal der Meeresspiegel. Ursache dürfte das Zerbrechen von Pangäa gewesen sein (mehr flache Küsten = relativer Anstieg flacher Meeresbereiche, relatives Zurückgehen tiefer Meeresbereiche, das Wasser muss irgendwo hin = Anstieg des Meeresspiegels). Da im Meer sowohl die Bildung von Riffen wie auch von Carbonatgesteinen fast völlig zum Erliegen kam, ist wohl auch hier eine weltweite Abkühlung als Ursache zu sehen, zumindest was die Meeresbereiche betrifft.
Gleichzeitig förderte das Zerbrechen von Pangäa den Vulkanismus, was ebenfalls zu einer Belastung für die Lebewelt gefühjrt haben dürfte. Das Ende der Trias ist jedoch geologisch so schlecht überliefert, dass wir hier weitgehend auf Theorien und Indizien angewiesen sind.
Am Ende des Jura stabren auch wieder viele Tiere aus, dieses Mal waren naturgemäß die Dinosaurier schon betroffen, ebenso die Meerestiere. Stegosaurier und die meisten Sauropodengruppen verschwanden, im Meer viele Ammoniten sowie die meisten Gruppen von Meereskrokodilen und Ichtyhosauriern. Die Ursache für dieses Aussterben ist unklar, am ehesten könnte man sich noch einen Einfluss durch die Kontinentalentwicklung vorstellen, denn am Ende des Jura wurde der Atlantik so breit, dass dies Auswirkungen auf Meeres- und Luftströmungen haben konnte, ergo eine Klimaveränderung zur Folge gehabt haben könnte, und insgesamt zerbrach Pangäa immer weiter, was auch wieder zu einer massiven Veränderung der einzelnen Lebensräume geführt haben muss, dem sich eventuell viele Arten nicht schnell genug anpassen konnten.
Aneri hat geschrieben:Der vom Karlheinz beschriebenes Massenaussterben markiert das Ende der Ära der Dinosaurier und Beginn der Ära der Säugetiere.
Das ist das einzige Massenaussterben, das klar mit einem Asteroideneinschlag in Verbindung zu bringen ist (das Perm-Massenaussterben kann wie gesagt neben dem mittlerweile dokumentierten Einschlag noch andere Gründe gehabt haben). Wobei auch hier mehrere Katastrophen passiert sein müssen, denn die Vielfalt des Lebens zu Land und zu Wasser nahm schon vor dem Einschlag deutlich ab. Die Ammoniten z.B. starben mehr als 10 Millionen Jahre VOR der KT-Grenze aus...
Gründe könnten Klimaänderungen sein. Könnten!

Weitere Aussterbeereignisse im Tertiär waren am Übergang zwischen Eozän und Oligozän vor etwa 34 Millionen Jahren (Grund weltweite Abkühlung in mehreren Schüben, vermutlich aufgrund der Abtrennung der Antarktis von Gondwana und der Wanderung der Antarktis Richtung Südpol; Opfer waren viele Arten von Urpferden und Primaten, daneben aber auch unser "Möderschaf" Andrewsarchus und die meisten Urraubtiere (Creodonten)) und natürlich das Verschwinden der Megafauna zwischen ca. 50.000 und 12.000 Jahren vor heute, wofür sowohl die pleistozänen Vereisungen nebst dazugehörigem weltweitem Klimawandel wie auch - erstmalig in der Erdgeschichte - eine räuberische Art, der Mensch, verantwortlich gemacht werden.

Beppe
Aneri

Hallo Beppe,

schon lange hier, habe ich irgendwie verschlafen dein Beitrag.
Peppone hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:Es würde mindestens 5 verheerende Umweltkatastrophen gegeben, die zur Massenaussterben geführt haben. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand sieht es aus, dass alle diese Massenaussterben in einem Zusammenhang mit den Asteroiden-Anschlägen stehen.
Stimmt nicht ganz. Es KÖNNTE sein, dass jedes Mal ein Asteroideneinschlag die Ursache war, in einigen Fällen sind aber andere Gründe wahrscheinlicher.
Ich traue meiner Quelle: Rolf Emmermann "An der Fronten der Forschung: Kosmos-Erde-Leben" in GDNÄ Sammelbuch vom 2002:
Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand sieht so aus, als ob alle fünf großen Massenaussterben der Erdgeschichte in einem direkten zeitlichen Zusammenhang mit fünf großen Impaktereignissen gebracht werden können
Es mag sein, dass zu den Ereignissen parallel, ihre vernichtende Kraft unterstützend oder auch durch deren verursacht andere Ereignisse stattfanden. Es scheint mir logisch, wenn Vulkanausbrüche von dem Asteroidenanschlag provoziert werden könnten (müssen nicht). Mit den kontinentalen Plattenbewegung sieht es etwas anders aus. Schon aus der zeitlichen Rahmen her. Diese Ereignisse passieren über Millionen Jahren hinweg. Ich zweifele, wenn man in diesem Zusammenhang über Massenaussterben sprechen darf. Du hast anschaulich beschrieben, wie mit der Schrumpfung der Küstenregionen bei den zu bildenden Superkontinent marinen Ökosysteme verschwinden. Dennoch werden sie zugleich ausgeglichen durch Zusammenbringung der ländlichen Biodiversität, die für komplexere Ökosysteme sorgen, für die Entstehung neuen Arten und die Wandlung der alten. Wenn der Landleben noch sich "in Windeln" befand" und noch keine große Diversität besaß, die Zusammenbringung diesen wenigen hat eine beschleunigte Evolution bewirkt.
So wird der verschwundene Teil der vorigen Ökosysteme über lange Zeit durch die Entstehung des Neuen auf Lande ausgeglichen.
Auf kleineren Kontinenten entwickelten sich in der Vergangenheit oft viele Arten, die dann in der Verwüstungsphase nicht mehr überleben konnten. Noch ein Grund für ein Massenaussterben.
So wie sie sind, könnten sie nicht überleben. Aber sie hatten genügend Zeit anzupassen an neuen Bedingungen. Ich glaube, auch Karlheinz hat es irgendwo in anderer Diskussion erwähnt.

Ich würde sagen, dass die Plattentektonik sorgte für die Veränderung der Umwelt und die Evolution des Lebens, die für seine Evolution die Veränderung der Umwelt brauchte(!). Wenn man über Massenaussterben spricht, dann sind es abrupte Minderung der Biomassein relativ kurzen Zeitraum. Faszinierend in diesem Vorgang finde ich die Folge: die ebenfalls plötzliche Wachstum. Und nicht einfach der Biomasse, also quantitatives Wachstum. ES geht um die explosionsartige Auftreten neuer Arten, um die Problematik der Sprunghaftigkeit der Evolution.

Es spricht gegen der Vorstellung des Lebens als Flipperautomaten, der zufällig Mutationen herausbringt. Die Mutationen werden an Umwelt angepasst - aus der genetischen Sicht des Lebewesens. Ob es ein Fehler war, zeigt die selektive Kraft der Umwelt.

Man könnte es in einer Analogie mit Menschen verdeutlichen. Wir lernen mit einer "step-by-step" Methode. Wir werden s. z. geführt durch kleine Schritte zu unserem größeren Wissen. Dadurch passiert eine kontinuierliche Evolution unseres geistigen Daseins. Unser Wissen wird durch kulturelle Umwelt gebildet, es ist im relativen Einklang mit ihr. Dann werden wir plötzlich* konfrontiert mit einer Situation, in der wir keinerlei Entsprechung sowohl in unserem eigenen als in dem allgemeinen (kulturellen) Wissen finden. Die Addierungsmethode der Wissensaneignung funktioniert nicht mehr. Es muss das Vorhandene revidiert werden, in Frage gestellt werden, es müssen neue Zusammenhänge entdeckt werden, die zu den qualitativ neuen Erkenntnissen führen. So etwas Ähnliches, vermute ich, wird durch abrupte Änderung der Umwelt ausgelöst. Nur die Lösungen des Lebwesens sind eben genetische Lösungen.

Gruß
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