Was ist für Euch die grösste politische Rede?

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Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Auch mal was zur Lockerung aber eben auch zur Besinnung: Was ist für Euch die bedeutendste politische Rede der Geschichte?

Manche mögen denken, Marc Antons Rede zur Bestattung Julius Cäsars oder Churchills "Blut Schweiss und Tränen"? Oder Robert F. Kennedys "I had a dream"? Sicher, alles relevante Kandidaten, aber für mich, zumindest aus deutscher Sicht, absolut unbestritten, anlässlich der Talsohle des deutschen Parlamentarismus, diese bedeutende Rede:

https://www.youtube.com/watch?v=Sgn0dWnfFx4
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Orianne
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Das ist eine schwierige Frage, spontan hätte ich an John F. Kennedy in Berlin 1963 geantwortet, aber für mich ist es Friedrich Dürrenmatt mit seiner Rede für den Gottlieb-Duttweiler-Preis an Vaclav Havel am 22.11.1990, leider war ich damals noch zu jung, aber heute ist es für mich eine der besten Reden überhaupt:

https://www.youtube.com/watch?v=ACvbhrEotqI

Ein kleiner Ausriss der Rede von Friedrich Dürrenmatt, unten ist ein Link mit dem vollständigen Text:
An der Protestveranstaltung, die 1968 im Basler Stadttheater gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauerpakts in die Tschechoslowakei stattfand, nahm auch ich teil und schloss meine Ansprache mit den Worten: In der Tschechoslowakei verlor die menschliche Freiheit in ihrem Kampf um eine gerechtere Welt eine Schlacht, doch nicht den Krieg: Der Krieg gegen die Dogmatiker der Gewalt geht weiter, mögen sie nun die Maske des Kommunismus, des Ultrakommunismus oder jene der Demokratie tragen. Wie dieser Kampf im Notfall in einem technisch entwickelten Lande zu führen ist, wo es kein Ausweichen in den Dschungel gibt, zeigt uns das tschechoslowakische Volk, das, um zu überleben, seine Armee nicht einsetzt und nicht Nibelungen spielt und dennoch durch seinen gewaltlosen Widerstand ein Machtsystem erschüttert, tödlicher vielleicht, als wir zu ahnen vermögen.
http://www.juerg-buergi.ch/resources/Ak ... enmatt.pdf
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Balduin
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Die "Dream" Rede stammt von Martin Luther King. Dennoch meine ich, dass Robert Kennedy einer der besten Reden der Geschichte gehalten hat - bedacht, dass Kennedy fast frei sprach und darüber hinaus kein wirklich sicherer und selbstbewusster Redner war, muss man sagen, dass die Worte wohl aus dem Herzen kamen.

https://www.youtube.com/watch?v=GoKzCff8Zbs

Ansonsten würde ich die Verteidigungsrede von Kurt Huber vor dem Volksgerichtshof beim Prozess gegen die Weiße Rose hervorheben: "Und handeln sollst du so, als hinge von dir und deinem Tun allein, das Schicksal ab der deutschen Dinge und die Verantwortung wär dein" - solch ein Zitat dem Demagogen Freißler ins Gesicht zu werden, ist enorm und zeugt von wahrer Charakterstärke.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Marek1964
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Ralph hat geschrieben:Die "Dream" Rede stammt von Martin Luther King. Dennoch meine ich, dass Robert Kennedy einer der besten Reden der Geschichte gehalten hat - bedacht, dass Kennedy fast frei sprach und darüber hinaus kein wirklich sicherer und selbstbewusster Redner war, muss man sagen, dass die Worte wohl aus dem Herzen kamen.
Jepp, das war eine kleine Falle an unseren Forumsbetreiber, der ja auch schon Robert F. Kennedy im Avatar hatte. :mrgreen: halb bestanden, halt nicht erfüllt, denn

RFK, hatte ähnliche bedeutende Worte gerichtet:

Some men see things as they are and say why - and I dream things that never were and say why not.

Worte bei 2.36:

https://www.youtube.com/watch?v=OG4vJxi9Kis

Ralph hat geschrieben:Ansonsten würde ich die Verteidigungsrede von Kurt Huber vor dem Volksgerichtshof beim Prozess gegen die Weiße Rose hervorheben: "Und handeln sollst du so, als hinge von dir und deinem Tun allein, das Schicksal ab der deutschen Dinge und die Verantwortung wär dein" - solch ein Zitat dem Demagogen Freißler ins Gesicht zu werden, ist enorm und zeugt von wahrer Charakterstärke.
Das wäre einen eigenen Thread oder zumindest ein vollständiges Zitat wert, aber hier der link:

http://www.weisse-rose-stiftung.de/fkt_ ... 10&lang=de

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Triton
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Otto Wels mit der letzten freien Rede im deutschen Reichstag.

Wenn Größe = Einfluss bedeutet, dann war die Rede natürlich völlig unbedeutend.
Bei großen Reden Kennedys fällt mir eher seine Antrittsrede als Präsident ein.
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Barbarossa
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Für mich gibt es da einen ganz klaren Favoriten:

Der Monolog von Charlie Chaplin in "Der große Diktator" ganz am Ende des Films. Für mich geht da nichts drüber.
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dieter
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Triton hat geschrieben:Otto Wels mit der letzten freien Rede im deutschen Reichstag.
Lieber Joerg,
für mich ist es auch die Rede von Otto Wels, in der er darlegte warum die Sozialdemokraten als einzige Partei im Reichstag gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmen werden. Die Kommunisten konnten nicht mehr dagegen stimmen, da die KPD schon verboten war und die gewählten Reichtagabgeordneten, ins Ausland geflohen, untergetaucht, im Gefängnis oder KZ saßen.
Vor der Kroll-Oper, da der Reichstag ausgebrannt war standen die Horden der SA. Die Bürgerlichen Parteien stimmten diesem Gesetz zu, auch Papa Heuß. Wels sagte: "Unser Leben können sie uns nehmen, unsere Ehre nicht."
Ich hörte diese Rede zum ersten Mal in der Schule, ein Mitschüler hatte diese Rede zum Geschichtsunterricht mitgebracht, der Lehrer erlaubte die Abspielung dieser Rede, ging aber weiter nicht darauf ein.
Später konnte ich ihn auch in einem Zeitdokument sehen.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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Barbarossa hat geschrieben:Für mich gibt es da einen ganz klaren Favoriten:

Der Monolog von Charlie Chaplin in "Der große Diktator" ganz am Ende des Films. Für mich geht da nichts drüber.
Ich meine diesen Monolog: hier klicken
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Jan H.
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So viele Reden kenne ich gar nicht, aber die Abschlussrede von Eisenhower ist großartig: https://www.youtube.com/watch?v=8y06NSBBRtY
Bild
»In den Räten der Regierung müssen wir uns gegen den Erwerb von unrechtmäßigem Einfluss – ob angestrebt oder nicht angestrebt – des Militärisch-industriellem Komplex schützen. Das Potential für einen verheerenden Aufstieg an fehlplatzierter Macht existiert – und wird sich halten. Wir dürfen niemals das Gewicht dieser Kombination unsere Freiheiten oder demokratischen Prozesse gefährden lassen. Wir sollten nichts als selbstverständlich hinnehmen. Nur eine wachsame und sachkundige Bürgerschaft kann die anständige Vermaschung der riesigen militärischen und industriellen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedvollen Methoden und Zielen erzwingen.«
Zuletzt geändert von Jan H. am 24.12.2014, 14:56, insgesamt 3-mal geändert.
Hinweis: Nicht zu verwechseln mit dem User "Jan".
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Marek1964
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Barbarossa hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Für mich gibt es da einen ganz klaren Favoriten:

Der Monolog von Charlie Chaplin in "Der große Diktator" ganz am Ende des Films. Für mich geht da nichts drüber.
Eine hervorragende Rede. Überhaupt war es ein sehr guter Film. Er hat das Wesen Hitlers durchschaut mehr als irgend ein anderer.

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... lin#p33677

Aber alle Reden, die hier erwähnt worden sind haben es in sich. Übrigens eignet sich die eine oder andere für besondere Threads, vielleicht sogar für Serien wie "grosse Reden".

Die Rede von Otto Wels zweifelsohne eine besonders mutige, da man eigentlich schon fast nicht mehr von freien Verhältnissen sprechen konnte nach dem Reichstagsbrand und den Einschüchterung. Hier kann die Rede nachgehört werden und die Reaktion Hitlers darauf: https://www.youtube.com/watch?v=LKkqEOJzad4 (29 min).

Otto Wels floh ja dann nach Prag, wo er die Exil-SPD (Sopade) aufbaute, nach dem Münchner Diktat floh er nach Paris, wo er 1939 verstarb.
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dieter
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Lieber Marek,
Schade, dass er so früh gestorben ist, er hätte ab 1945 etwas für den Aufbau der SPD ab 1945 tun können. Wenigstens ist er den Nazis nicht in die Hände gefallen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Nico_Neacsu
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Ernst Reuter in `48
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Marek1964
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Nico_Neacsu hat geschrieben:Ernst Reuter in `48
Es wäre wünschenswert, Nico, wenn Du auch etwas mehr zur Rede sagen könntest, einen link, evtl. Zitate und vor allem, warum Du die Rede gut findest.

Hier die Rede, weiter unten an der Seite hat es auch einen Verweis auf eine Audio Datei.
http://www.berlin.de/berlin-im-ueberbli ... de.de.html

Eine Rede rund um den Kampf West-Berlins um Verbleib beim Westen, während der Blockade. Reuter war damals von der SPD nominierter Kandidat für den Posten des Oberbürgermeisters.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Reut ... _in_Berlin

Wikipedia sagt dazu:
Diesen Widerstandswillen machte Reuter anschließend gegenüber General Clay deutlich, der von Reuters Festigkeit und vom Willen der Berliner Bevölkerung, Entbehrungen in Kauf zu nehmen, beeindruckt war.[44] Reuter bat Clay, die amerikanischen Pläne zur Versorgung Berlins aus der Luft in die Tat umzusetzen. Am 28. Juni 1948 gab Präsident Harry S. Truman den amerikanischen Standpunkt bekannt: Berlin werde versorgt, die Amerikaner zögen sich keinesfalls aus Berlin zurück. Die Luftbrücke entwickelte sich zum nachhaltigen Erfolg und führte zu einer Solidarisierung förderte. Ihm gelang es mit seinen Ansprachen zudem, die Westalliierten gelegentlich moralisch so unter Druck zu setzen, dass sie seinen Wünschen entsprachen. Das bekannteste Zeugnis dafür ist die berühmte Rede Reuters am 9. September 1948 vor dem Reichstagsgebäude. Mit ihr appellierte er vor ungefähr 300.000 Menschen an die „Völker der Welt“, auf die Stadt zu schauen und Berlin nicht preiszugeben.[46] Gut zwei Jahre später, am 18. September 1950, erschien Reuter auf dem Titel des Time Magazine,[47] das ihm zugleich die Titelstory widmete.[48]
Hier die Abschlusspassage der Rede:
Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, daß ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt! Es gibt nur eine Möglichkeit für uns alle: gemeinsam so lange zusammenzustehen, bis dieser Kampf gewonnen, bis dieser Kampf endlich durch den Sieg über die Feinde, durch den Sieg über die Macht der Finsternis besiegelt ist.

Das Volk von Berlin hat gesprochen. Wir haben unsere Pflicht getan, und wir werden unsere Pflicht weiter tun. Völker der Welt! Tut auch ihr eure Pflicht und helft uns in der Zeit, die vor uns steht, nicht nur mit dem Dröhnen eurer Flugzeuge, nicht nur mit den Transportmöglichkeiten, die ihr hierherschafft, sondern mit dem standhaften und unzerstörbaren Einstehen für die gemeinsamen Ideale, die allein unsere Zukunft und die auch allein eure Zukunft sichern können. Völker der Welt, schaut auf Berlin! Und Volk von Berlin, sei dessen gewiß, diesen Kampf, den wollen, diesen Kampf, den werden wir gewinnen!"
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Nemeth
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Registriert: 30.10.2014, 15:14

Diese Rede von Ernst Reuther und die von Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon
der Villa Lobkowitz im Oktober 1989 in Prag lassen mir immer ein Gänsehautgefühl
aufkommen.
Es waren Reden der Hoffnung für die noch lebende Generation. Sie haben den Anfang und das Ende
eines totalitären Systems beinhaltet.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
Feldwebel57
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Registriert: 30.10.2018, 16:30

Eine der größten Reden ist für mich die von Stalin mit dem Aufruf zum Heiligen Krieg 1941 auf dem Roten Platz .
Daß Stalin selbst für diesen schwierigen Krieg mitverantwortlich war , seiner Armee größere Verluste zugefügt hatte , als es die Faschisten in den nächsten Jahren tun würden , daß Stalin damals schon mehr Menschen auf dem Gewissen hatte als Hitler , ist natürlich im Nachhinein zu beachten .
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