Fragen zum 2. Weltkrieg (Mentalität, „einfache Leute“)

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Moderator: Barbarossa

Avy
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Beiträge: 1
Registriert: 13.06.2018, 12:36

Hallo :)
ich schreibe momentan einen Roman, der während des zweiten Weltkriegs spielt. Es ist ein Fantasy Roman, dh. der Krieg spielt nur eine Nebenrolle, quasi als Kulisse. Trotzdem ist es schwierig diese Kulisse zu nehmen, wenn man nicht viel darüber weiß. Meine Fragen wären deshalb:
1. 1945, also kurz vor Kriegsende: Wie war die Einstellung der Menschen gegenüber der SS? Und wie viel wussten sie von der Judenverfolgung?

2. Wussten die einfachen Leute in den Dörfern da schon, was wirklich in den Konzentrationslagern geschieht?

3. In Filmen sieht man ja immer wieder, dass viele Menschen die Juden gehasst haben. Das traf doch sicherlich aber nicht auf alle zu? Bestimmt gab es auch viele, die das alles für schrecklich und ungerecht hielten?

4. In meinem Buch „datet“ die Mutter der Protagonistin einen SS-Offizier. Es spielt ca. Februar 1945 bei Mainz. Welche Rolle hatten die Offiziere da? Also wofür waren sie hauptsächlich verantwortlich? Und welche Dienstgrade gab es? Ist es realistisch, dass er sie heiratet und bei ihr einzieht? Und gibt es etwas, das ich wissen muss?

Und 5. So weit ich weiß gab es in der Nähe von Mainz kein KZ, oder? Oder zumindest kein Vernichtungslager.

Falls ihr noch etwas wisst, was ich gebrauchen könnte, wäre ich sehr dankbar, wenn ihr es erzählt.
Bis dahin vielen Dank schonmal!

Liebe Grüße von Avy :)
Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

In der Region Lodz wußte man fast alles über die Verbrechen an Juden. Schlieslich machten die Juden 1/3 der Bevölkerung aus und es gab ein großes Ghetto. Juden die vergeblich zu fliehen versuchten wurden öffentlich erhängt. Auch Soldaten die Befehle verweigerten wurden öffentlich hingerichtet.
Die normale meist religiöse Bevölkerung versuchte zu überleben, aber nicht an Verbrechen beteiligt zu werden. Hass auf Juden gab es kaum, woher sollte der kommen? Juden gehörten ja sogar zur deutschsprachigen Bevölkerung. Ein Teil sprach hochdeutsch, aber auch jiddisch ist ja ein deutscher Dialekt.
Meine Eltern nahmen die Deutsche Staatsangehörigkeit im Volkslistenverfahren an. Mein Vater arbeitete als Arbeiter bei der Post und wurde als Körperbehindeter nicht wie seine Brüder eingezogen. Meine Mutter ging aufs deutsche Gymnasium. Mein Opa meldete sich zur Feuerwehr, um nicht zur Heim SS eingezogen zu werden.
Funktionäre mischten sich ins private Leben. Sie forderten meinen Vater auf zu heiraten. Es dürfte auch eine Polin sein. Sie forderten ihn auch auf das Haus eines polnischen Besitzers zu stehlen. Mein Vater der in einer Hütte lebte zog daraufhin zu seinem Bruder ins Haus, um keine Schwierigkeiten zu bekommen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Avy hat geschrieben:Und wie viel wussten sie von der Judenverfolgung?
Viele wussten es, wenige sprachen drüber, und nicht allen war volle Dimension des Holocaust bekannt.
Avy hat geschrieben:2. Wussten die einfachen Leute in den Dörfern da schon, was wirklich in den Konzentrationslagern geschieht?
Die einen wussten es, die anderen wollten es nicht wissen. Viele Soldaten auf Heimaturlaub wussten durchaus Bescheid.
Avy hat geschrieben:3. In Filmen sieht man ja immer wieder, dass viele Menschen die Juden gehasst haben. Das traf doch sicherlich aber nicht auf alle zu? Bestimmt gab es auch viele, die das alles für schrecklich und ungerecht hielten?
Traf nicht auf alle zu, aber auf viele. Antisemitismus, latent oder offen, war im Lande verbreitet. Und diejenigen, die es für schrecklich ungerecht gehalten haben mögen, schwiegen lieber mehrheitlich und hatten dann auch mit dem eigenen Überleben so viel zu tun, dass ihnen die jüdischen Mitbürger gleichgültig waren. Dennoch gab es Menschen, die jüdische Mitbürger versteckten. Schindlers Liste sollte man kennen.
Avy hat geschrieben:4. In meinem Buch „datet“ die Mutter der Protagonistin einen SS-Offizier. Es spielt ca. Februar 1945 bei Mainz. Welche Rolle hatten die Offiziere da? Also wofür waren sie hauptsächlich verantwortlich? Und welche Dienstgrade gab es?
Das lässt sich doch leicht recherchieren, ohne ein Form zu befragen. SS-Offiziere waren u.a. in der Deportation der Juden engagiert, wobei1945 in Mainzz wohl keine Juden mehr gelebt haben dürften.
Avy hat geschrieben:Ist es realistisch, dass er sie heiratet und bei ihr einzieht? Und gibt es etwas, das ich wissen muss?
Keine Ahnung, ob das realistisch ist, kommt auf den Kontext an. Wenn die Dame den Ariernachweis erbringen kann, steht einer Eheschließung nichts Sachliches im Wege.
Avy hat geschrieben:Und 5. So weit ich weiß gab es in der Nähe von Mainz kein KZ, oder? Oder zumindest kein Vernichtungslager.
Auch ist eine Recherche von 5 Minuten im web. Kleiner Tipp: Zwangsarbeiterlager gab es auch in Mainz, und auch war Geschäft der SS- und auch das Elend dieser Menschen blieb der Bevölkerung nicht komplett verborgen.
Ganz ehrlich: Um einen Roman in einem historischen Setting zu schreiben, muss man sehr viel  und intensiv selber recherchieren, lesen, entsprechende Dokus sehen auch seriöse wissenschaftliche Literatur einbeziehen. Mal gerade n dem Thema ist das mehr als angebracht.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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