Ukraine - Vor 1000 Jahren Richtung Westen

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Moderator: Barbarossa

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https://de.wikipedia.org/wiki/Jaroslaw_ ... Nachkommen

Schon vor 1000 Jahren orientierte sich ein Herrscher aus Kiew Richtung Westen. Jaroslaw I. Wladimirowitsch, genannt der Weise ((979/986-1054) erreichte das durch kluge Heiratspolitik mit seinen Kindern. Er gehörte den Rurikiden an. Die Rurikiden gehörten zu den Rus, der skandinavischstämmigen Führungsschicht. Um 1035 herum begann Jaroslaw mit weitreichender Heiratspolitik. Er selbst hatte 1019 Ingegerd, die Tochter des schwedischen Königs geheiratet. Seine Söhne und Töchter wurden in die Königshäuser Frankreichs, Norwegens, Ungarns, Byzanz’ verheiratet. Elisabeth von Kiew wurde Königin von Norwegen, Anastasia von Kiew wurde Königin von Ungarn, Anna von Kiew wurde Königin von Frankreich. Isjaslaw I. heiratete die Tochter des polnischen König Mieszko II. Igor wurde Fürst von Wolhynien das eine Grenze mt Polen hatte. Swjatoslaw II. beerbte Igor nach dessen Tod. Wjatscheslaw und Wladimir II. wurden Fürst von Smolensk und Nowgorod, einzig, nicht im Westen, sondern im Osten von Kiew.

Trotz kriegerischer Auseinandersetzungen mit den Kiewer Rus kam es zur Hochzeit eines weiteren Sohnes Wsewolod I. Großfürst von Kiew mit Irina,Tochter des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos.
Abgesehen von dieser kriegerischen Episode räumt die russische Geschichtsschreibung Konstantin Monomachos einen besonderen Platz ein. Seine Tochter heiratete Wsewolod I. von Kiew, den Sohn Jaroslaws, und brachte Wladimir II. Monomachus zur Welt, und die mittelalterliche Chronik Die Erzählung der Fürsten Wladimir macht Konstantin zum legendären Schenker der berühmten Monomachus-Krone an seinen Enkel. Diese Kopfbedeckung wurde somit zu einem Symbol der russischen imperialen Macht und zu einem Aspekt des Anspruchs Russlands, das römisch-byzantinische Erbe mithilfe des Konzepts des Dritten Roms wieder aufzunehmen.

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Redaktic, CC0, via Wikimedia Commons

Aus diesen tiefen Quellen schöpft unser Großhistoriker Putin.

https://fr.wikipedia.org/wiki/Constantin_IX_Monomaque
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Balduin
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Die Geschichte der Ukraine ist mir - wie wahrscheinlich vielen - nicht geläufig. In der Schule ist eben vor allem Europa im engeren Sinne und Amerika Thema.

Anfang des Jahres habe ich ein kleines Buch über die Romanows gelesen (https://geschichte-wissen.de/blog/rezen ... enfamilie/) - es hat mich einigermaßen verwirrt, die Entstehung von Russland nachzuvollziehen, nachdem daran so viele verschiedene Stämme, Machthaber und Entwicklungen beteiligt waren.

Wenn das jemand übersichtlich und verständlich darstellen kann bzw. eine entsprechende Quelle nennen kann, wäre ich froh darum.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Das habe ich zu Russland gefunden.
Wie hieß Russland früher?:

862 Kiewer Rus
1283 Großfürstentum Moskau
1547 Zarentum Russland
1721 Russisches Kaiserreich
1917 Russische Republik

Das hier ist wohl ein Abbild des russischen Volkes. Alle drei Filme sieht man sich am eindrücklichsten ohne Ton an.
Putin und sein Sicherheitsrat - wie immer auf Abstand (Sicherheitsrat heißt hier, daß mit Sicherheit kein Rat von den Anwesenden erwartet wird):
https://www.youtube.com/watch?v=nQNzd-hIfvg

Der Leiter der Spionageabteilung hat noch nicht recht verinnerlicht, was Putin für richtig hält und gerne hören will:
https://www.youtube.com/watch?v=o9A-u8EoWcI
Da kann Putin grantig werden: "Ich kann Redefreiheit garantieren, aber nicht die Freiheit nach der Rede“

Wenn die Duma einen authentischen Querschnitt der russischen Bevölkerung darstellt, dann gute Nacht:
https://www.youtube.com/watch?v=NAU1GJZBhPg
ab Minute 44 kann man in der Duma russische Menschen studieren.


Eine ausführliche Geschichte der Ukraine findet sich hier:
https://osteuropa.lpb-bw.de/ukraine-geschichte0#c86294
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Barbarossa
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Balduin hat geschrieben: 29.07.2022, 11:50 Die Geschichte der Ukraine ist mir - wie wahrscheinlich vielen - nicht geläufig. In der Schule ist eben vor allem Europa im engeren Sinne und Amerika Thema.

Anfang des Jahres habe ich ein kleines Buch über die Romanows gelesen (https://geschichte-wissen.de/blog/rezen ... enfamilie/) - es hat mich einigermaßen verwirrt, die Entstehung von Russland nachzuvollziehen, nachdem daran so viele verschiedene Stämme, Machthaber und Entwicklungen beteiligt waren.

Wenn das jemand übersichtlich und verständlich darstellen kann bzw. eine entsprechende Quelle nennen kann, wäre ich froh darum.
So schwer ist die Geschichte Russlands gar nicht, finde ich. Jedenfalls nicht schwieriger, als die deutsche Geschichte.

Wichtige Epochen waren tatsächlich die Einigung der ostslawischen Stämme unter den schwedischen Rus ab 862. Die Dynastie der Rurikiden regierte den Kiewer Rus viele Jahrhunderte und sie regierten auch nach dessen Zerfall in zahlreiche russische Fürstentümer, der im 11. u. 12. Jh. einsetzte. Sie assimilierten sich schnell und nahmen rasch russische Namen an (im Gegensatz übrigens zu den germanischen Königen der Völkerwanderungszeit auf römischem Gebiet). Kiew blieb zunächst nominell Hauptstadt, bis zur Eroberung durch die Mongolen im Jahre 1240. Kiew wurde dabei zerstört und geriet unter mongolische und später unter polnisch-litauische Herrschaft.

Es begann für das ganze damalige Russland eine 240-jährige Tatarenherrschaft, die (1480) erst beendet werden konnte, nachdem die russischen Fürstentumer unter der Führung Moskaus geeint werden konnten.

Die Herrschaft der Rurikiden endete im Grunde mit dem bekannten Iwan IV. ,,der Schreckliche''. In seiner langen Regierungszeit von 1533-1584 (er kam schon 3-jährig auf den Thron) konnte er durch erfolgeriche Kriege Russlands Machtbereich erweitern und konnte durch die Zerschlagung der Khanate Kasan und Sibir den Weg nach Sibirien frei machen - und für dessen spätere Eroberung. Er ließ sich 1547 auch zum ersten Zaren krönen.

Nach den Rurikkiden folgte eine Herrschaft der Bojaren, und ab 1612 die Romanows, die mit Unterbrechungen bis 1917 regierten. Unter ihnen wurde Russland zur Großmacht. Das Reich reichte schließlich zwischen 1745-1867 bis nach Alaska.
Kiew kam 1654 wieder zu Russland, die Krim (in diesem Fall erstmals) sogar erst 1783 formell von Katharina II. „von nun an und für alle Zeiten“ anektiert.

Der Rest ist dann schon bekannter:
- Der Sieg in den Napoleonischen Kriegen nach der Besetzung Moskaus durch Napoleons Truppen 1812.
- Im März 1917 wurde Russland Republik, im Oktober 1917 Sowjetrepublik.
- Die UDSSR - noch von Lenin (1924 gestorben) gebildet - zerfiel 1991, die früheren Teilrepubliken wurden unabhängig und Russland Rechtsnachfolger der UDSSR.

Interessant ist noch, dass das russische Zarenreich nie föderal organisiert war, sondern zentralistisch (wobei es schon damals den bekannten Spruch gab: ,,Russland ist groß - der Zar ist weit'' ;-) ).
Die föderale Organisation des Staates führte erst Lenin ein, was den Abfall der Teilrepubliken 1991 eigentlich erst ermöglichte.
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Zar Alexander III. wandte sich mit vielen Erlassen und klugen Reformen oft direkt an die Bauern. Diese liebten den Zaren - sie haßten den Staat und seine schwerfälige Bürpokratie, ein Ungeheuer, das alles an sich riß, ohne etwas herzugeben. Am 1. November 1894, nach dem Tod Alexanders III., wurde der schwache Kronprinz und älteste Sohn als Nikolaus II. Zar von Russland. Er wurde durch die Bolchewiken 1918 mit seiner Familie ermordet und Lenin gab der Ukraine die Möglichkeit einer eigenen Regierungsform. Nach etwa zwei Jahren ging das aber auch wieder zuende.
Putin verurteilt das Vorgehen Lenins und sehnt sich nach der Pracht und Herrlichkeit der Zaren zurück. Das entspricht seinem Selbstverständnis und alle seine Günstlinge unterstützen ihn ja darin nach Kräften.

Pracht und Herrlichkeit des verschwenderischen Hoflebens in St. Petersburg zeigen eindrücklich die Erinnerungen des schweizerische Kammerherrn am griechischen Königshof Robert Stuker. Aus seinem Nachlaß schrieb sein Neffe Jürg Stuker das Buch „Die große Parade“: Jährlich besuchte das griechische Königshaus die russische Verwandtschaft in St. Petersburg. Der kaiserliche Hofzug stand immer in Sewastopol auf der Krim bereit. Seit dem Zugunglück des russischen Hofes Alexander III. von der Krim nach St. Petersburg in Borki 1888, südlich von Charkiw, durfte der Zug nur noch mit 35 kmh fahren, der Hälfte der Geschwindigkeit des Unglückszuges von Alexander III. und seines Hofstaats. So war man 4 Tage und 4 Nächte unterwegs von Sewastopol auf der Krim nach St. Petersburg. Aber mit allem erdenklichen Luxus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Borki
Stuker schildert das Leben der St. Petersburger: Man kann sich keinen größeren Gegensatz vorstellen als die einfache, fast bürgerliche Hofhaltung in Athen, verglichen mit dem grpßartigen russischen Kaiserhof. Residierte der Hof in St. Petersburg, zeigte der Lebensstil eine Anlehnung an die barocke Üppigkeit der glanzvollen Zeiten unter der Großen Katharina. Der Zar und die Großfürsten verfügten über Einkünfte, die jährlich in die Millionen gingen: die ganze Hofgesellschaft hatte Geld und gab es unbedenklich aus. Nichts war zu kostbar, um es sich nicht - auch nur für die Freude eines Augenblicks - zu verschaffen. Auf Hunderten von goldbestickten Uniformen glänzten die Orden der Ausgezeichneten, die Kleider der Damen überboten den Luxus von Paris. Über die Straßen rollten von Palast zu Palast die gold- und silberbeschlagenen Equipagen der Großen des Reiches, im Innern mit feinster Seide oder gar mit Hermelin und Zobel drapiert. Der Glanz der Hauptstadt überstrahlte die Armut und das Elend, das vornehmlich auf dem Lande, in den vom Fremden nie besuchten Vorstädten und in den etlegenen Gebieten des Riesenreiches herrschte.
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