Schweizer Volksentscheid "Gegen Masseneinwanderung"

Diskussionen über die Nicht-Mitgliedstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Von unserem Mitglied "RedScorpion" bereits im Pfad "Migration" angesprochen:
RedScorpion hat geschrieben:Dat war Rüttgers, der die Kinder wollte, und die Industrie, die Inder bevorzugt - wie in der CH, im Uebrigen. Seit heut weht ihr aber harter Wind entgegen. Denn:


In der Schweiz ist die SVP-Initiative gegen Einwanderung aus der EU (insbes. Deutsche) heut im Uebrigen knapp angenommen worden.

V.a. ein Protestvote gegen den hochnäsigen Bundesrat mit z.T. ganz erstaunlicher krimineller Energie (Dank sei Schneider-Ammann, dieser unglaublichen Lusche), aber auch gegen Lohndumping und Abzocke durch Deutsche und Italiener.
Das wird zwar durch das Votum mitunter wahrscheinlich nicht besser, aber vllt sichtbarer.


LG
Mit einer sehr knappen Mehrheit von von 50,3 % haben sich die Schweizer in einem Volksentscheid "Gegen Masseneinwanderung" entschieden. Initiiert wurde der Volksentscheid von der SVP.
Aus der EU hagelt es dafür Kritik, denn mit diesem Votum sind eine ganze Reihe von Verträgen mit der Schweiz betroffen -insgesamt sieben bilaterale Abkommen über Bereiche wie Freizügigkeit, Verkehr, Landwirtschaft, Forschung und öffentliche Ausschreibungen aus dem Jahr 1999,die rechtlich miteinander verknüpft seien und nicht einzeln aufgekündigt werden könnten. In einer offiziellen Erklärung teilte die EU-Kommission mit, der Volksentscheid verletze das "Prinzip des freien Personenverkehrs".
Jährlich wandern etwa 80.000 Menschen in die Schweiz ein, was die SVP zum Anlass für die Initiirung des Volksentscheides nahm. Der Anteil an Ausländern in der Schweiz wird mit 23,5 Prozent (knapp 1,9 Mill.) angegeben. Die größte Gruppe bilden eingewanderte Italiener mit 291.000 Personen, knapp dahinter liegen die Deutschen mit 284.200, damach folgen Portugiesen (237.000) und Franzosen (104.000).
Umgekehrt leben aber 430.000 Schweizer in EU-Staaten.
Im Text des Referendum sind keine konkreten Zahlen für die Einwanderung vorgesehen, allerdings wird darin die Regierung verpflichtet, innerhalb von drei Jahren jährliche Quoten einzuführen. Darin sollen auch Asylbewerber enthalten sein.

Artikel lesen: >> Sieben Abkommen betroffen - EU entsetzt über Schweizer <<
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RedScorpion

Renegat hat geschrieben: ...
Dabei würde mich interessieren, Inwieweit der Schweizer Boom ein Luxemburgeffekt ist?
...
Der Schweizer "Boom" ist relativ.
Im Verhältnis zur Situation, in der sich (auch und gerade dank Deutschland) Länder wie Spanien und Griechenland wiederfinden, ist er sicherlich gegeben.

Leider haben davon aber nicht alle gleichermassen was. Mancher Ort sieht aus wie in der DDR, es wird teilweise gegeizt und gekürzt, weil auch in der Schweiz Steuereinnahmen aufgrund der Bankenkrise weggebrochen sind.

Ein Beispiel: Letzten Herbst war allen Ernstes in einem zentralschweizer Kanton im Gespräch, ein Schuljahr abzuschafffen, weil man dann ein Jahr Ausgaben für die Bildung und die Lehrer der Kids sparen könnte. Ist dann nicht verwirklicht worden, zeigt aber die Rahmenbedingungen bzw. Grössenordnung.

Renegat hat geschrieben: ...
Was meinst du mit Abzocke und Lohndumping, RS?
...
Einwanderung aus dem Mittelmeerraum in Deutschland v.a. in Jahren des Wirtschaftswunders drückte auf den Markt der Arbeiter und eher nicht so sehr Hochqualifizierten, die dadurch gezwungen wurden, sich zu spezialisieren.

Die massenhafte Einwanderung in die Schweiz durch v.a. Italiener, Portugiesen und Deutsche drücken aber die Löhne v.a. in den höher spezialisierten Berufen, weil sie für weniger, teilweise für viel weniger Lohn bereit und in der Lage sind, eine Arbeit zu verrichten (weil sie sich vom hohen Frankenkurs blenden lassen, teilweise Familie sprich Ausgaben im Ausland haben, weniger Kosten durch weniger Bindungen usw., zumindest, wenn sie noch neu sind in der Schweiz), was dazu führt, dass auch ein Schweizer mitunter viel weniger Lohn bekommt als früher.

Dieses Problem wurde lange Zeit nicht nur nicht erkannt, sondern lautstark und vehement negiert, bis es seit gefühlten 2 Tagen auch durch Studien belegt ist, zumindest in manchen Branchen.

"Abzocke" dadurch, dass viele ausländische Firmen in die Schweiz kommen, um niedrige Steuern zu bezahlen und von niedrige bürokratischen Hürden zu profitieren, dann ausländische - sprich billigere - Arbeitskräfte anstellen (eventuell gar Pendler aus dem Ausland sprich Grenzgänger, so dass - man glaubt es kaum - auch noch die Steuern im Ausland landen), und die Einheimischen in die Röhre gucken. Aber deren Umweltverschmutzung, mordsmässiger Verkehr, höhere Mietpreise, unerschwingliches Wohneigentum usw., die darf der Schweizer gern in Kauf nehmen dafür. Is' ja schön, da freut er sich. :wink:

Renegat hat geschrieben: ...
Unzweifelhaft ist die Tourismusbranche ohne Ausländer kaum existenzfähig, wie wollen die das machen?
...
Die Branche liegt eh am Boden und deckt nur noch einen kleinen Teil des BNP. Verschwindend klein.
Hinzu kommt noch, dass selbst ehemalige Nationalsports wie Skifahren usw. out sind. Schweizer wollen Meer, keinen Schnee. :mrgreen:

Renegat hat geschrieben: ...
Oder ersetzen sie die EU-Ausländer gegen andere Ausländer, denn das Votum bezog sich nur auf diese?
...
Gute Anmerkung;

bisher waren EU-Ausländer Schweizern seit 2008 in Sachen Aufenthalt, Arbeitserlaubnis, Sozialhilfe, Stipendien usw. gleichgestellt, Nicht-EU-Ausländer nicht.
Das jetzige Votum ist v.a. eine Chance für Nicht-EU-Ausländer, denn jetzt geht's zurück (die Frage ist, wie und inwieweit) zur Situation vor 2008.

Renegat hat geschrieben: ...
Es ist aber nicht nur Gastronomie- und Hotelgewerbe. Viele junge Deutsche der Generation Praktikum haben in den letzten Jahren in der Schweiz eine lukrative Anstellung gefunden, oft bei international tätigen Firmen, geht es um die? Ist das vielleicht eine Neiddebatte?
...
Teilweise auch. Die Schweizer Industrie bildet nicht gern aus, denn es gibt ja jederzeit billigen gutausgebildeten Nachschub aus Deutschland, Italien und Portugal (auch Griechen sind i.d.R. sehr gut ausgebildet, auch ein Erfolg der EU). Da lohnt es sich nicht, in einheimische Ressourcen zu investieren bzw. nicht immer oder nur manchmal.

Die SP sagt (nicht zu unrecht), dass es auch andere Massnahmen gibt, Lohndumping und Verwerfungen, negative Folgen usw. wirksam zu bekämpfen, die nicht so +- offen gegen Ausländer sind.

Stimmt, nur bisher wurde kein Finger krummgemacht, auch, weil die anderen Parteien plus Wirtschaft dies blockierten.

Lächerliche Strafen für Nichteinhaltung der Mindestlöhne, offensichtliches Lohndumping ohne Folgen für die Arbeitgeber, totale Ignoranz und Arroganz in Bern ist bisher Tagesordnung. Im Gegenteil, der Herr Wirtschaftsminister macht vor, wie er sich vorstellt zu überleben: Off-shore-Gesellschaft gründen in Monaco und auf Jersey, dahin die Gewinne verfrachten, keine Steuern zahlen, Kohle zurück in die Schweiz und sich in die eigene Tasche stecken. Und der hat tatsächlich noch den Mumm, dummdreist zu behaupten, dass er die Kohle nicht in der Schweiz hätte investieren können, wenn er sie vorher versteuert hätte. Aha. :clap:

Renegat hat geschrieben: ...
Ob die Schweiz das wirklich durchziehen kann, bezweifle ich, so hoch sind die Berge nun auch nicht, dass man sich mitten in EU-Europa autark auf der Alm abschotten kann.
...
Das erste Alpenland Europas ist Oesterreich. Der Anteil der Schweiz an den Alpen ist kleiner. Keine der grösseren Städte liegt in den Alpen. Mit dem Tourismus wird schon lang kein ordentliches Geld mehr verdient.

Renegat hat geschrieben: ...
Aber die Schweiz beflügelt die populistische Debatte und das kurz vor der EU-Wahl, wenn das mal nicht die Absicht der "schlitzohrigen" Eidgenossen ist? :)
Schlitzohrig?

Die Schweiz ist de facto EU-Mitglied, denn sie zahlt massiv in EU-Kassen und -Projekte ein.
Auch in nationale Projekte ihrer Anrainerstaaten.

Während die Steuern z.B. von Grenzgängern in Rom, Paris und Berlin landen, und die eigenen Orte hingegen vergammeln.

Das Modell ist verbesserungswürdig.



Und solche Typen wie diesen S**schwab :mrgreen: braucht Europa nicht, wenn es Herzen gewinnen will:
Es gibt gute Gründe, weshalb in anderen Ländern diese Frage nicht in dieser isolierten Einfachheit den Bürgern unterbreitet wird. Solche Ergebnisse sind zudem immer nur eine Momentaufnahme. Wenn die Schweizer sehen, dass die EU nicht verhandeln will, werden sie ihre Einstellung wieder ändern.
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/eur ... print.html


Satire pur, oder?



LG
RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben: ...
Jährlich wandern etwa 80.000 Menschen in die Schweiz ein, ...
...
Und nicht 8.000 Menschen Nettozuwachs, wie vom Bundesrat vorhergesagt wurde. Und v.a. auch, mit welcher Zahl geplant (wenn die Herrschaften Berner denn mal 'was machen den ganzen Tag lang) war. D.h., im günstigsten Fall wurde nur für 8.000 geplant, aber es kamen 10mal so viele.

Dass man auch mal im Verhältnis 1:10 danebenliegen kann, ist nicht das Problem.

Dass man aber frech behauptet, es gebe kein Problem, dagegen schon.

Da frag' ich mich schon, was wir für eine Regierung haben.



LG
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dieter
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Ihr Lieben,
ich bin für das Ergebnis des Volksentscheides. So kommen wenigstens unsere Fachkräfte, die wir unbedingt brauchen zurück nach Deutschland. Hilfsarbeiter aus D wird die Schweiz ja sicherlich nicht genommen haben. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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Wenn ich es mir recht überlage und die komplizierte Psyche der EU-Nationen berücksichtige, haben uns die Schweizer vielleicht sogar einen Gefallen getan mit ihrem Votum.
Nun haben wir doch endlich einen Abgrenzungsgegner direkt vor der Haustür und müssen uns nicht mit Größen wie USA, China und Türkei anlegen, um ein europäisches Wirgefühl zu entwickeln, nech Dieter? :) :mrgreen:
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dieter
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Lieber Renegat,
für mich ist die Türkei keine Größe, mit ihren vielen Problemen (Demokratie, Kurden) :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
RedScorpion

Es ging aber lediglich um Einwanderer und Wiedereinführung von Kontingenten für EU-Bürger (sprich Kontrollen von Löhnen usw.), nicht darum, schon in der Schweiz wohnhafte Bürger auszuweisen oder dreimal täglich zur Strafe mit Käse zu füttern.

In meinem Kanton ist die Initiative gar mit fast 70% angenommen worden (was Gründe hat, und keineswegs "emotiv" ist, wie es die deutsche Presse darstellt),

was - und hier bin ich positiv überrascht - von der italienischen Politik und Presse recht verständnisvoll aufgenommen wurde. Von daher erwarte ich von der Seite konstruktives Arbeiten.

Mediales bis propagandistisches Sperrfeuer hingegen aus Frankreich und v.a. Deutschland (Merkel ist da noch recht moderat, von daher auch an sie: Hut ab, ganz im Ggsatz zu Steinbeisser und vielen anderen), z.T. u.a.S, gespickt mit echter Fehlinfo.


P.S. Was mich auch ein wenig konsterniert, ist, dass innerhalb der EU der Teil des Freizügigkeitsabkommen, nämlich das Niederlassungsrecht, keineswegs so ohne weiteres gegeben ist. Oft gekoppelt an Arbeitsplatz und/oder entsprechendes Material auf dem Konto.
Das ist dann ggf. kein Problem bzw. wird still und leise hingenommen, und schlimmstenfalls bezahlt der entsprechende Staat Strafe an Bxl wegen mangelnder Umsetzung von EU-Recht.
Von realen Hürden wie nur mangelnde Anerkennung von Ausbildung, Diplomen usw. gar nicht zu reden.

Leistet sich hingegen die Schweiz solche Scherze, weil mit dem aktuellen Modell eben nicht nur gute Erfahrungen gemacht wurden, dann wird gleich wieder die Kavallerie aus der Manege geholt. :wtf:


LG
RedScorpion

dieter hat geschrieben: ...
für mich ist die Türkei keine Größe, mit ihren vielen Problemen (Demokratie, Kurden) :wink:
Jau,

denn gerade Deutschland tut sich ja geradezu hervor in Sachen Anerkennung des Schweizer Abstimmungsresultats z.B., gell? Das nennt man dann wohl "gelebte Demokratie".

Und in Sachen Probleme mit Minderheiten: NSU schonmal gehört?

P.S. Wohnungen von Asylanten brennen auch wieder in Eurem tollen Land.
Renegat
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RedScorpion hat geschrieben:Es ging aber lediglich um Einwanderer und Wiedereinführung von Kontingenten für EU-Bürger (sprich Kontrollen von Löhnen usw.), nicht darum, schon in der Schweiz wohnhafte Bürger auszuweisen oder dreimal täglich zur Strafe mit Käse zu füttern.

In meinem Kanton ist die Initiative gar mit fast 70% angenommen worden (was Gründe hat, und keineswegs "emotiv" ist, wie es die deutsche Presse darstellt),

was - und hier bin ich positiv überrascht - von der italienischen Politik und Presse recht verständnisvoll aufgenommen wurde. Von daher erwarte ich von der Seite konstruktives Arbeiten.

Mediales bis propagandistisches Sperrfeuer hingegen aus Frankreich und v.a. Deutschland (Merkel ist da noch recht moderat, von daher auch an sie: Hut ab, ganz im Ggsatz zu Steinbeisser und vielen anderen), z.T. u.a.S, gespickt mit echter Fehlinfo.
Naja, es kommen auch moderate Töne, sogar von der FDP.
Die Schweiz ist ´halt in ´ner schwierigen Situation, einerseits quasi EU-Mitglied durch diverse PP-Abkommen, andererseits leistet sie sich eine geschichtlich bedingte Sonderposition und darf in Brüssel nicht mitspielen - schwierig und dann ist sie auch noch klein und reich - jedenfalls denken das alle wegen ihrer Bankengeschichte.

Mit der Türkei verhält es sich im Grunde ähnlich, die sind quasi auch EU-Mitglied aber dafür haben wir ja http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 222#p31222 .
:D Dabei fällt mir eine weitere Parallele ein, in der Schweiz essen sie außer Käse auch noch viel Rindfleisch. Ob die Neigung zu Extrawürstchen an den Kühen liegt. :?:
Paul
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Ich habe jetzt gerade gelesen, es war gar nicht die Deutschschweitz, sondern das Tessin, welches sich am meisten gegen weitere Einwanderer aussprach. Wie kommt denn das zustande? Das Tessin ist doch gar nicht so dicht besiedelt. Die italienischen Einwanderer reichen wahrscheinlich gar nicht, das Geburtendefizit im Tessin auszugleichen und jetzt will man die noch nicht einmal? Dann kommen stattdessen Deutschschweitzer - Walser.
viele Grüße

Paul

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Mannerheim
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Paul hat geschrieben:Ich habe jetzt gerade gelesen, es war gar nicht die Deutschschweitz, sondern das Tessin, welches sich am meisten gegen weitere Einwanderer aussprach. Wie kommt denn das zustande? Das Tessin ist doch gar nicht so dicht besiedelt. Die italienischen Einwanderer reichen wahrscheinlich gar nicht, das Geburtendefizit im Tessin auszugleichen und jetzt will man die noch nicht einmal? Dann kommen stattdessen Deutschschweitzer - Walser.
Dicht ist das Tessinn wohl nicht so besiedelt, aber das sind vor allem Berge. Das Tessin ist ein Spezialfall. Hier ein Artikel dazu:

http://bazonline.ch/schweiz/Der-Bundesr ... y/25893384

Das Problem ist ja, wie bei so vielem, dass alles nicht so schwarz weiss ist. Dass jetzt Deutschschweizer vermehrt ins Tessin strömen würden - glaube ich nicht.
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Titus Feuerfuchs
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Mannerheim hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Ich habe jetzt gerade gelesen, es war gar nicht die Deutschschweitz, sondern das Tessin, welches sich am meisten gegen weitere Einwanderer aussprach. Wie kommt denn das zustande? Das Tessin ist doch gar nicht so dicht besiedelt. Die italienischen Einwanderer reichen wahrscheinlich gar nicht, das Geburtendefizit im Tessin auszugleichen und jetzt will man die noch nicht einmal? Dann kommen stattdessen Deutschschweitzer - Walser.
Dicht ist das Tessinn wohl nicht so besiedelt, aber das sind vor allem Berge. Das Tessin ist ein Spezialfall. Hier ein Artikel dazu:

http://bazonline.ch/schweiz/Der-Bundesr ... y/25893384

Das Problem ist ja, wie bei so vielem, dass alles nicht so schwarz weiss ist. Dass jetzt Deutschschweizer vermehrt ins Tessin strömen würden - glaube ich nicht.


@Paul und Mannerheim

Was ihr schreibt, stimmt so nicht.

Mich wundert das Votum im Tessin überhaupt nicht.

Das Votum des Tessin wurde in der tendenziösen ORF-Berichterstattung z.B. verschwiegen. Es gehört mit dem Mittelland, das in etwa dieselbe hohe Bevölkerungsdichte wie die Niederlande aufweist, zu den am dichtest besiedelten Regionen der Schweiz. (siehe "Bilder")

http://www.avenir-suisse.ch/15211/wie-d ... besiedelt/

Auch gerade deswegen WEIL es gebirgig ist. Es bleiben nur ein paar Täler zu siedeln übrig, von denen die hinteren Alpentäler wiederum wenig attraktiv sind.



Das Tessin weist ein hohes Bevölkerungswachstum auf - vorallem durch Italiener.
Unternehmer flüchten vor den miesen wirtschaftlichen Bedingungen in Norditalien ins Tessin; Arbeitnehmer dito.
Italiener stellen in der CH die größe Ausländergruppe -noch vor den Deutschen.

http://www.tagblatt.ch/aktuell/wirtscha ... 49,3555891

http://www.suedostschweiz.ch/zeitung/gr ... edkanton-0



Die Schweiz hat eine doppelt so hohe Bevölkerungsdichte wie Österreich und nach Luxemburg und Malta den dritthöchsten Ausländeranteil aller EU-Staaten, insofern ist der Ausgang der Abstimmung nachvollziehbar.



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Paul
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Es gibt also im Tessin einen kleinen dicht besiedelten Anteil. Der größte Teil ist sehr dünn besiedelt und sogar Abwanderungsgebiet. Mit Fremdenfeindlichkeit hat die Angst vor den italienischen Einwanderern in der italienischen Schweiz überhaupt nichts zu tun. Da wandern in den anderen Schweizer Regionen schon mehr echte andere Nationalitäten ein.
Die Hessen haben nach dem Krieg einmal etwas ähnliches erlebt, wie die Deutschschweizer mit den Einwanderern aus der Bundesrepublik. Sie mußten nach dem Krieg die Masseneinwanderung der Vertriebenen erleben, also von Deutschen, die ihnen nicht ganz fremd waren, aber ihnen gerade deswegen den Dialekt genommen haben.
viele Grüße

Paul

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Titus Feuerfuchs
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Paul hat geschrieben:Es gibt also im Tessin einen kleinen dicht besiedelten Anteil. Der größte Teil ist sehr dünn besiedelt und sogar Abwanderungsgebiet. Mit Fremdenfeindlichkeit hat die Angst vor den italienischen Einwanderern in der italienischen Schweiz überhaupt nichts zu tun. Da wandern in den anderen Schweizer Regionen schon mehr echte andere Nationalitäten ein.
Die Forderung nach einer restriktiven Migrationspolitik hat in den seltensten Fällen mit Fremdenfeindlichkeit zu tun.
Paul hat geschrieben: Die Hessen haben nach dem Krieg einmal etwas ähnliches erlebt, wie die Deutschschweizer mit den Einwanderern aus der Bundesrepublik. Sie mußten nach dem Krieg die Masseneinwanderung der Vertriebenen erleben, also von Deutschen, die ihnen nicht ganz fremd waren, aber ihnen gerade deswegen den Dialekt genommen haben.
Ja, ist aber eine ganz andere Situation. :!:
Die Menschen damals hatten keine Wahl, was man von innereuropäischen Migranten nicht behaupten kann.

Die ostdeutschen Dialekte sind in der Tat gänzlich in der west- und mitteldeutschen Mehrheitsbevölkerung aufgegangen und heute so gut wie ausgestorben.

Es gab im Übrigen einige Bundesläder, die prozentuell weitaus mehr Vertriebene aufnehmen mussten als Hessen, besonders Bayern (Schlesier und va. Sudetendeutsche) und Schleswig-Holstein (Ostpreußen).
MfG,
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Renegat hat geschrieben:Wenn ich es mir recht überlage und die komplizierte Psyche der EU-Nationen berücksichtige, haben uns die Schweizer vielleicht sogar einen Gefallen getan mit ihrem Votum.
Nun haben wir doch endlich einen Abgrenzungsgegner direkt vor der Haustür und müssen uns nicht mit Größen wie USA, China und Türkei anlegen, um ein europäisches Wirgefühl zu entwickeln, nech Dieter? :) :mrgreen:
Ein Land das gerade mal das BIP der Niederlande aufweist in einem Atemzug mit den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu nennen, sehe ich als etwas verfehlt an. :roll:
Zuletzt geändert von Titus Feuerfuchs am 11.02.2014, 07:32, insgesamt 1-mal geändert.
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