Könnten wir irgendwann das egoistische Denken ablegen?

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

MarcoZ
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Ich denke, dass wir irgendwann das egoistische Denken ablegen werden.
Der Weg dorthin wird aber das egoistische Denken selbst sein.
Ein Mensch muss sich also erstmal egoistisch verhalten um überhaupt später seine Hilfe anbieten zu können. Wie sollte jemand Hilfe anbieten, der nicht vollkommen zufrieden ist in jeglichen Lebensbereichen?
Wenn jemand Hilfe anbietet, obwohl sein eigenes Leben gerade Probleme bereitet wäre das Selbstzerstörung und diese hilft niemand. (in einigen Religionen wird das glaube ich gefordert)
Ist jedoch ein Mensch vollkommen glücklich, kann er mit seinen Fähigkeiten oder seinem Besitz anderen helfen.
Jeder Mensch wird anders entscheiden wann sein Leben das höchste Maß an Glück erreicht hat. Noch dazu hat jeder Mensch unterschiedliche Probleme und braucht je nach Typ weniger oder mehr Zeit sie zu lösen. Daher würde ich sagen ist eine Verallgemeinerung hier gefährlich. Jeder Mensch sollte frei entscheiden können wann er hilft und wann nicht.
Ich z.B. muss mir gerade erst einmal selbst beibringen "Nein" zu sagen. Mir fällt das richtig schwer selbst wenn ich weiß, dass ich die Hilferufe nicht erfüllen will. Also bin ich noch ganz am Anfang. Ich muss jetzt lernen egoistisch zu Denken, um später überhaupt mal sehr gute Hilfe leisten zu können. Wenn ich das jedoch gelernt habe werde ich eine "vollkommene Hilfe" leisten können ohne überhaupt danach gefragt worden zu sein. Selber bin ich dann hoffentlich erfüllt, glücklich und sehr aufmerksam für Probleme von anderen Menschen und kann helfen bevor Hilfesuchende überhaupt einen Wunsch haben.
Aneri

Ich denke, dass wir irgendwann das egoistische Denken ablegen werden.
Der Weg dorthin wird aber das egoistische Denken selbst sein.
Na ja, wenn es nur das Denken wäre, wäre gar nicht so schlimm. Leider geht es hinaus dem DENKEN. Man VERHÄLT sich egoistisch. Es ist ganz andere als man nur Denken wurde. Die Gedanken kann man immerhin für sich behalten :wink: .
Wenn jemand Hilfe anbietet, obwohl sein eigenes Leben gerade Probleme bereitet wäre das Selbstzerstörung und diese hilft niemand.
Stimmt nicht ganz. Manchmal hilft es vielleicht einem auf sich zu konzentrieren, um seine Probleme zu bewältigen. Z.B. eine Art Zerstreuung: immer wenn jemand bietet um Hilfe, ist man bereit, obwohl eigene Beschäftigungen nicht vollendet sind. Dann kommt noch Einer mit Hilferuf, wird auch dem geholfen. Am Ende „Tisch“ voll der Aufgaben, die man angenommen hat und die unmöglich alle zu realisieren sind. Weil es einfach zu viel ist. Da muss man lernen mal NEIN zu sagen. Es ist ja auch kein egoistisches Verhalten.
Ich denke aber, dass gerade bei psychischen Problemen solche Art Egoismus im Wege steht um eigene Probleme zu bewältigen. Zu große Konzentration auf eigenem ICH, verstärkt die eigene Empfindsamkeit. Hier würde ein geistiger Blick auf die Probleme der anderen helfen, seine eigene zu bewältigen.
Barbarossa: Das regt mich jetzt übrigens auch zum nachdenken an: Ob jemand in seinem persönlichen zwischenmenschlichen Verhalten egoistisch ist oder nicht, das scheint auch eine Frage der Erziehung zu sein die jemand genossen hat und auch eine Frage der gesellschaftlichen Konventionen - oder?
Du hattest irgendwo oben geschrieben, dass der Egoismus vererbbarer Merkmal ist. Ich möchte es ansprechen, aber später aus den Augen verloren habe. Unser Verhalten baut sich auf der genetischen Basis. Jedoch auf die gleicher Basis kann sowohl egoistisches als altruistischen Charakterzug sich entwickeln. Es hängt von der kulturellen und sozialen Umwelt ab.
Anderseits in einer sozialen Umwelt können verschieden Ausprägungen von dem Egoismus/Altruismus sich bilden. Das wiederum von genetischen Erbe beeinflusst wird, z. B. zwei Geschwister. Ich erinnere auf die Töchter meiner Freundin, zwischen denen ein Jahr Unterschied war. Eine, erzählte mir meine Freundin, wenn sie gelobt war, bekam ein Schub der Motivation zur Steigerung, sie wurde noch fleißiger u. s. w. Andere Töchter dagegen mit dem Lob hatte die Sache zu erledigt erklärt. Sie ruhte buchstäblich auf der Wolke des Lobes. Merkwürdig, oder? Mit den gleichen pädagogischen Verhalten wurden zwei unterschiedliche Reaktionen erzeugt. Um das gleichen Resultat zu erzeugen muss man zwei Geschwister unterschiedlich behandeln.
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Barbarossa
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Tja, menschliches Verhalten ist kompliziert und jeder Mensch ist auch anders.
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Barbarossa
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Machmal frage ich mich, ob ganz unterschwellig doch immer mehr eine kommunistische Gesellschaft von den Medien propagiert wird. Heute kam im Fernsehen ein Bericht in dem es um Leute ging, die ganz zufällig einen "Schatz" gefunden haben, den sie auch abgegeben haben. Und die Leute freuten sich über den Fund und daß sie ihn "natürlich" abgegeben haben, war ja eine Selbstverständlichkeit, denn "man muß ja nicht alles besitzen".

Natürlich fordert es auch das Gesetz, daß Schatzfunde grundsätzlich dem Staat gehören. Aber die Äußerungen, man muß ja nicht alles besitzen, dazu noch in einer zutiefst materialistischen Wirtschaftsordnung, wo man sich mit Arbeit und dem hinterherjagen nach dem Geld das ganze Leben "versaut" (wie ich immer sage :twisted: ), befremden mich jedesmal wieder.
Denn: Eine Gesellschaftsordnung, in der persönlicher Besitz keine Rolle mehr spielt, ist eindeutig Kommunismus - nichts anderes.

Was meint ihr?
Wird hier unterschwellig doch zunehmend der Kommunismus propagiert?

Oder sind solche Äußerungen einfach nur heuchelei?
Das ist nämlich schon eher meine Vermutung...
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zu Barbarossa:
Nur Heuchelei?
Bei den ehrlichen Schatzfindern könnte man natürlich vermuten: sie hatten Angst vor Strafe oder wußten nicht, wie man den Schatz zu Geld machen kann.
Aber mal davon abgesehen: Über das Phänomen des Altruismus im Gegensatz zum Egoismus ist viel geschrieben worden. Ich verweise auf den interessanten Artikel in wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Altruismus
Renegat
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Barbarossa hat geschrieben:Denn: Eine Gesellschaftsordnung, in der persönlicher Besitz keine Rolle mehr spielt, ist eindeutig Kommunismus - nichts anderes.

Was meint ihr?
Wird hier unterschwellig doch zunehmend der Kommunismus propagiert?

Oder sind solche Äußerungen einfach nur heuchelei?
Das ist nämlich schon eher meine Vermutung...
Nö, Besitz kann auch eine Belastung sein, man muß ihn pflegen, sich kümmern. Er kann sogar krank machen. Denk mal an die Messie-Problematik.
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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:
zu Barbarossa:
Nur Heuchelei?
Bei den ehrlichen Schatzfindern könnte man natürlich vermuten: sie hatten Angst vor Strafe oder wußten nicht, wie man den Schatz zu Geld machen kann.
Aber mal davon abgesehen: Über das Phänomen des Altruismus im Gegensatz zum Egoismus ist viel geschrieben worden. Ich verweise auf den interessanten Artikel in wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Altruismus
Ja, aber Altruismus ist hierfür auch nicht so ganz passend, denn es geht ja hier nicht um die Aufgabe des eigenen Besitzstrebens zugunsten eines anderen Individuums, sondern der Vorrang des gesellschaftlichen Eigentums vor dem privaten Besitz. Das zeichnet tatsächlich eine kommunistische Gesellschaft aus.
Natürlich kann eine solche Äußerung im Fernsehen auch einfach nur aus "politischer Korrektheit" heraus fallen.
Einigermaßen ratlos wäre ich aber, wenn jemand das tatsächlich aus einer inneren Einstellung heraus äußern würde.
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:Nö, Besitz kann auch eine Belastung sein, man muß ihn pflegen, sich kümmern. Er kann sogar krank machen. Denk mal an die Messie-Problematik.
Ja natürlich und auch zu viel Arbeit kann Krank machen (Burnout). Aber es ist eben in unserer Gesellschaft so:
Haste was, biste was. Haste nix...
:roll:
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Elisabeth Barbarossa
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Ich persönlich denke, dass das ja schon sehr in Richtung Kommunismus und von dem halte ich ehrlich gesehen recht wenig. Denn auch da ist sehr starker Egoismus verankert und wird nie in der Form ausgetragen werden, wie er als Theorie dagestellt wird. Das Praktische ist das Problem also. Kommunismus kann niemals Funktionieren einfach aus dem Grund, dass wir Menschen sind. :) Manche schaffen es, sich zu ändern, aber der Großteil eben nicht und trotzdem bedarf es ja auch noch jemanden der all dies Kontrolliert und das führe automatisch zu einem Diktator. Nunja...mm..
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norvegia
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Ich denke nicht, daß der Egoismus verschwinden wird irgendwann.
Das ist schlichtweg nicht möglich.
Man kann noch so sehr hilfsbereit und solidarisch sein.
Und man kann auch noch so sehr nach reiner Nächstenliebe suchen.
Das funktioniert aber nicht.
Wir erwarten ja immer für alles eine Gegenleistung und bekommen positiven input von aussen für alles was wir tun.
Und daß wir sowas dann bekommen macht aus allem was wir tun, so ein ständiges geben und nehmen.
Oder wir suchen nur für uns selber diese Bestätigung jemand geholfen zu haben.
Allein dieses positive Gefühl was es in einem auslöst, macht einen schon zu einem Egoisten, weil man dieses Gefühl für sich selber ja erleben möchte.
Ich bin Ossi und ich darf so reden. ;-)
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dieter
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Ihr Lieben,
Egoismus liegt in der menschlichen Natur und ist sogar gut, wenn er nicht der Allgemeinheit schadet, was aber in der Wirtschaft und bei den Banken mit ihren Managergehältern in Millionenhöhe, welches schon eine Perversion ist, geschieht.
Fazit: Ohne Egoismus wäre die Menschheit nicht weitergekommen, mit zuviel Egoismus stagniert sie. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Barbarossa:
Ja, aber Altruismus ist hierfür auch nicht so ganz passend, denn es geht ja hier nicht um die Aufgabe des eigenen Besitzstrebens zugunsten eines anderen Individuums, sondern der Vorrang des gesellschaftlichen Eigentums vor dem privaten Besitz. Das zeichnet tatsächlich eine kommunistische Gesellschaft aus.
Altruismus bedeutet nicht nur Aufgabe des eigenen Besitztums zugunsten eines anderen, sondern auch zugunsten einer Gemeinschaft. Die Bezeichnung ist also doch korrekt.

Einer Theorie zufolge kann es langfristig für ein Individuum von Vorteil sein, seine eigenen Bedürfnisse zunächst einmal nicht zu realisieren, wenn es sinnvoller ist, die Gruppe zu unterstützen. Längerfristig wird sich dies dann auch für ihn positiver auswirken, als einen Alleingang zu versuchen. Egoismus und Wohl der Gemeinschaft müssen sich nicht ausschließen.

Wie soll aber die Gesellschaft aussehen, in der es für ein Individuum sinnvoller ist, dem gesellschaftlichen Eigentum Vorrang einzuräumen vor dem Privateigentum? Der reale Sozialismus hat es offensichtlich nicht geschafft und in unserer Gesellschaft zahlt es sich allemal mehr aus, auf die private Besitzvermehrung zu achten und sich nicht um den Rest zu kümmern. Wie kann man erreichen: Einer für alle, alle für einen? Diese Frage hat vermutlich noch keiner richtig beantworten können.
norvegia
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Karlheinz hat geschrieben:
Barbarossa:
Ja, aber Altruismus ist hierfür auch nicht so ganz passend, denn es geht ja hier nicht um die Aufgabe des eigenen Besitzstrebens zugunsten eines anderen Individuums, sondern der Vorrang des gesellschaftlichen Eigentums vor dem privaten Besitz. Das zeichnet tatsächlich eine kommunistische Gesellschaft aus.
Altruismus bedeutet nicht nur Aufgabe des eigenen Besitztums zugunsten eines anderen, sondern auch zugunsten einer Gemeinschaft. Die Bezeichnung ist also doch korrekt.

Einer Theorie zufolge kann es langfristig für ein Individuum von Vorteil sein, seine eigenen Bedürfnisse zunächst einmal nicht zu realisieren, wenn es sinnvoller ist, die Gruppe zu unterstützen. Längerfristig wird sich dies dann auch für ihn positiver auswirken, als einen Alleingang zu versuchen. Egoismus und Wohl der Gemeinschaft müssen sich nicht ausschließen.

Wie soll aber die Gesellschaft aussehen, in der es für ein Individuum sinnvoller ist, dem gesellschaftlichen Eigentum Vorrang einzuräumen vor dem Privateigentum? Der reale Sozialismus hat es offensichtlich nicht geschafft und in unserer Gesellschaft zahlt es sich allemal mehr aus, auf die private Besitzvermehrung zu achten und sich nicht um den Rest zu kümmern. Wie kann man erreichen: Einer für alle, alle für einen? Diese Frage hat vermutlich noch keiner richtig beantworten können.
Dieser Sozialismus ist durchaus lebensfähig.
Wir lebten ihn 40 Jahre.
Hier bei uns stand immer das Wohl der gesammten Gruppe im Vordergrund.
Ging es der Gruppe gut, profitierte da jeder Einzelne von.
Ich bin Ossi und ich darf so reden. ;-)
ehemaliger Autor K.

norvegia:
Dieser Sozialismus ist durchaus lebensfähig.
Wir lebten ihn 40 Jahre.
Hier bei uns stand immer das Wohl der gesammten Gruppe im Vordergrund.
Ging es der Gruppe gut, profitierte da jeder Einzelne von.
Na großartig, dann haben wir es ja. Noch mal nachträglich herzlichen Glückwunsch zu diesem kleinen Paradies, das so erfolgreich war, das man es mit Stacheldraht zusammenflicken musste, damit es nicht auseinanderfällt.
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Elisabeth Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Ihr Lieben,
Egoismus liegt in der menschlichen Natur und ist sogar gut, wenn er nicht der Allgemeinheit schadet, was aber in der Wirtschaft und bei den Banken mit ihren Managergehältern in Millionenhöhe, welches schon eine Perversion ist, geschieht.
Fazit: Ohne Egoismus wäre die Menschheit nicht weitergekommen, mit zuviel Egoismus stagniert sie. :wink:
Ich stimme dir da eindeutig zu. So ist es und so wird es denke ich auch immer sein, aber ich denke das da auch macht eine sehr große Rolle mit spielt.
Wir handeln im Dunkeln und bewirken das Licht.
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