Welches Wirtschaftsmodell ist das beste? - Ein Vergleich

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Ich muss wirklich sagen, ich mag dieses ganze Post-"Ossi"-"Wessi"-gequatsche nicht.
Für mich ist es heute immer noch das Größte, dass wir nur noch EIN Deutschland haben.

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Aneri

james hat geschrieben:Volksbesitz ist was völlig anderes als Verstaatlichung, nur leider wird das Wort gleichartig benutzt. Volksbesitz ist Besitz, ein Eigentumsrecht, d.h. jeder Einzelne des Volkes besitzt einen Teil davon das je nach Model ggf. in einem Pool legt, aus dem Dinge wie Schwimmbäder, Kultureinrichtungen, Gesundheitsversorgung aber auch notwendige Versorgungsunternehmen usw. finanziert werden und im Gegenzug jeden Einzelnen billiger zur Verfügung stehen. Verstaatlichung ist dagegen pure Enteignung von Besitz. Der Besitz wird dem Besitz eines Staates hinzugefügt und geht dem ursprünglichem Besitzer verloren. Die Treuhand hat den Volksbesitz verstaatlicht um ihn dann den Wessis zu übereignen. Das ist Hehlerei mit Diebesgut.
Es ist eine Wortspielerei mit Volksbesitz oder Staatsbesitz. Ich weiß es nicht, vielleicht gibt es eine juristische Unterscheidung? In einem sozialistischen System bedeutete "Volksbesitz" praktisch, dass es keinem gehörte. Bzw. die Mentalität unterstützt wurde: nimmst einfach, weil es auch deins ist. So war es in sozialistischen System, was man nehmen könnte, was nicht "festgenagelt" war, nahm man einfach. So die, die in Verteilungsposition waren, hatten großen Vorteil. Sie könnten sich gut bedienen mit "Volkseigentum"...
Ich denke, dass mit Treuhandgesellschaften in DDR ist nicht anders verlaufen als damals in Litauen. Auch wir als Teileigentümer von Volksbesitz hatten eine Wertmarke erhalten, die könnte man einerseits in der Privatisierung der Wohnungen nutzen oder in die Fonds einzahlen (wobei es war kein richtiges Geld). Da ich schon vorher die Wohnung in Privatbesitz hatte, flieste alles in Fond. Und alles - wie in Märchen - ist in Niemandland verschwunden. :roll: Oder gut maskiert in die bestimmtes Hände…

Es ist grundsätzlicher Fehler, den Schuldigen in Westen (verallgemeinernd) suchen. Wie schon Ruadhiri schrieb, der Euphorie war damals sehr groß und zwar von beiden Seiten. Genau so Enttäuschung ist nicht klein – auch von beiden Seiten. Eine Seite meint, vieles Geld –Solidaritätzuschlag in Osten gepumpt zu haben, andere meint sich über Tisch gezogen zu sein.

Für mich – nach Rodriks Lektüre – ist klar, dass hier der klassische Fall der negativen Auswirkung des freien Marktes auf – man könnte sagen - unterentwickelte Wirtschaft, dennoch wäre es nur halbwahr. Von solcher Marktöffnung profitiert nur eine Seite und zwar die stärkere. Wenn es anfangs „Schleusen“ gebildet würden, die Möglichkeiten gäben, der existierenden östlichen Wirtschaft auf neue Gegebenheiten anzupassen, den räuberischen Drang der westlichen Unternehmer einen Einhalt zu bieten, der Übergang wäre länger aber weniger schmerzhaft.

Im Grunde haben verloren die einfachen Menschen sowohl in Westen als Osten. Daher die Definition der Schuldigen müsste nicht auf die Achse gesucht werden. Auch will ich nicht Kapital für alles das beschuldigen, obwohl sicher war er, der den Unheil brach. Dennoch ist es seine essentielle Eigenschaft. Ich beschuldige auch nicht einen Löwen, der ein niedliches unschuldiges Kaninchen auffrisst. Nur muss ich, wenn ich den Löwen neben mir leben lasse (da er mir aus welche auch Gründen nützlich ist), ihm die Schranken bauen und nicht sich auf Kaninchen-feld sich bequem zu machen.
Es ist Politik schuldig, dass immer sich mit der Vorstellung blendet, dass Vitaminen lebensnotwendig sind, und vergisst, dass die gleiche Vitaminen, wenn von Ihnen zu viel ist, wirken als Gift.
james
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Aneri hat geschrieben:Ich weiß es nicht, vielleicht gibt es eine juristische Unterscheidung?
Ich denke, dass mit Treuhandgesellschaften in DDR ist nicht anders verlaufen als damals in Litauen. Auch wir als Teileigentümer von Volksbesitz hatten eine Wertmarke erhalten, die könnte man einerseits in der Privatisierung der Wohnungen nutzen oder in die Fonds einzahlen (wobei es war kein richtiges Geld).
Ja Aneri, es gibt eine juristische Unterscheidung. Das eine ist ein Besitzanspruch, das andere ist nicht. In der Verfassung der DDR ist das Volk als Besitzer des Volkseigentums festgeschrieben.
Und ja es ist ganz anders gelaufen. In Litauen gab es nur Litauer, in Deutschland aber Ossis und Wessis.
Die Teileigentümer des Volksbesitzes haben keinerlei Wertmarke erhalten, sie haben gar nichts bekommen.
Und die Treuhand der DDR (das war nur eine) haben Wessis gemanagt und dafür gesorgt das Ossis nichts bekamen.
Sie haben alles für low den Wessis übergeben und die Schulden der längst aufgelösten DDR angelastet.
Sie haben sogar Schulden verursacht, durch den Ausverkauf der DDR. Das muss man sich erstmal vorstellen.

Mal so Interessenhalber, wieviel war denn eure Wertmarke wert? Reichte das denn aus um eine Wohnung zu kaufen?
Erzähl doch mal wie die Besitzverhältnisse bei euch heute aussehen.. Mich würde das durchaus interessieren.
Ruaidhri hat geschrieben:
Heute sind die Ossis "angekommen", aber wo? In einem Vasallenstaat der USA, in der die gesamte Bevölkerung belauscht wird.
Mal ganz zynisch: Wenigstens keine Umgewöhnung,
der war gut :clap:
Ruaidhri hat geschrieben: nur, dass man denn imer noch seine Meinung frei äußern kann- auch kritisch gegenüber den USA.
Es muss wohl irgendwie eine Zwangsvorstellung im Westen sein das die Ossis nichts sagen durften.
Ein gewisser Porter hat sich z.b. einen Kreis in Thüringen vorgenommen und das Beschwerdewesen der
DDR in dieser Kreis-SED-Zentrale untersucht. Der war über die Menge und die deftigen Sätze der
Beschwerden ziemlich überrascht.
Schon zu Ostzeiten wurde durchaus viel über Veränderung diskutiert. Es gab stramme Rote aber
auch solche die ganz vernünftig waren. Und es gab Menschen die mit ganzem Herzen dafür sorgten
das es anderen Menschen gut ging. Sie haben aus wenig viel gemacht.
Natürlich lässt sich das nicht in eine Einnahme/Ausgaben-Rechnung zwängen.

Im übrigem wird "Wohlverhalten" im Westen auch honoriert.
Je besser man das Arschkriechen beherrscht, desto förderlicher für die Karriere.
Denken ist da eher hinderlich.
Viele Ossis haben genug vom Westen und seiner Glamourwelt.
Und das ist nicht nur ein Trend im Osten, das ist im gesamten Ostblock festzustellen.
Ruaidhri hat geschrieben: Mal abgesehen davon, dass durch eine unglaubliche Subventionierung des Ostens im Westen reichlich Arbeitsplätze verloren gingen und die Art und Weise, wie man versuchte, mit allen Mitteln weitere Firmen abzuziehen.
Ja besonders an der Stelle mit der Subventionierung hab ich herzhaft gelacht. Und natürlich sind die Ossis auch daran schuld das die Unternehmen West direkt über Ostdeutschland in den Ostblock und schliesslich bis nach Fernasien umzogen.
Ist es nicht das was man "soziale Marktwirtschaft" nennt? Die war wohl doch nicht so sozial :wink:
Ruaidhri hat geschrieben: Dass sich viele im Osten vieles anders vorgestellt hatten, ist mir klar. Dass viele die Vorstellung hatten, weiterhin staatliche Rundum-Versorgung zu bekommen und sich um wenig kümmern zu müssen.
Und was genau spricht dagegen? Haben sie sich die staatliche Rundumversorgung nicht auch selbst erarbeitet?
Meinst du die DDR hat sich gegründet und ab dem nächsten Tag gabs die Rundumversorgung?
Oder war das auch vom Westen subventioniert, vielleicht mit dem Strauß-Kredit? :wink:
Ruaidhri hat geschrieben:Manchmal nervt tatsächlich der Mitleidsanspruch aus dem Osten.
Mitleid braucht hier keiner. Kannste behalten.
Ruaidhri hat geschrieben:
Kein durchschnittlicher Wessi erhebt seine Stimme um das Unrecht anzuklagen.
Nö, weil mit Verlaub, wir auch inzwischen im Rahmen des Solidarpaktes dafür ganz gut blechen mussten.
Den zahlen die Wessis- und manche Städte bis zum beinahe eigenen Verrecken.
Oh ja, die sind wirklich zu bemitleiden, was fällt den Ossis auch ein sich zu beschweren.
Die sollen doch nun endlich mal mit der Vorherrschaft zufrieden sein und Ruhe geben.
Alternativ die Guillotine, löst alle Probleme....
Ruaidhri hat geschrieben: Dass sie selbstverständlich alle Helden und per se bessere Menschen seien, überhaupt nur DDR und Wende das einzge wichtige Ereignis nach 1945 war, bekommen wir Wessis auch gern kommuniziert.
Ja, alles Helden, arme Helden mit einem ziemlich schlechtem Image.
Es hat mich übrigens auch gewundert, das Wessis so rein gar nichts von ihrem Aufstand wissen. Nicht mal das sie die Ruhrkohle zu Volkseigentum umgewandelt hatten, nichts davon wie ihre Politiker von Adelnauer bis Kohl sie seit Jahrzehnten über ihr eigenes Grundgesetz belogen haben. Davon das sie nicht mal einen Friedensvertrag haben.
Das mit ihren Steuern eine Staybehind-Armee unterhalten wurde, das ihre Heimkinder und Verdingkinder grausam gequält wurden, das sie Gefängnisse hatten die jedem Stasiknast locker in den Schatten stellten, das ihre Flüsse völlig vergiftet waren, das tausende Menschen mit Aids infiziert wurden, von den Contergan-Kindern will ich gar nicht erst reden. Das sie die Atombomben der Amis bezahlen, und nicht nur das, die gesamte Rundumversorgung der Amis zahlen sie.
Es ist unglaublich wie wenig sie über ihr Land wissen.
Ruaidhri hat geschrieben: Sicherlich ist eine Analyse und Aufarbeitung wichtig, aber nicht so, dass der Konflikt noch weiter künstlich aufrecht erhalten und gefördert wird.
Wie hast du dir denn die Aufarbeitung vorgestellt? Etwa so das es nicht weh tut?
Wo sind eure Aufarbeitungszentren, eure Museen mit den Bildern von den Ruhrkumpels, wie sie mutig vor den Panzern der Amerikaner nicht zurück wichen. Wo sind die Bilder von dem Aufmarsch der Millionen, die Bilder von den Wessis die trotz Reiseverbot heimlich in den Osten reisten um an der Verfassung der DDR mitzuschreiben. Wo sind die Bilder jener 2 Mio die Berufsverbot bekamen, weil sie die Gesinnungsprüfung nicht überstanden. Habt ihr das euren Kindern je erzählt? Wisst ihr das überhaupt? Oh ja, ihr habt wirklich was aufzuarbeiten. Wann fangt ihr damit an?

Ihr habt so viele mutige Menschen gehabt. Aber ihr habt euch daran gewöhnt immer zu verlieren.

Es ist kaum zu übersehen, ihr habt erkannt das sich eure Demokratie in einer Sackgasse befindet und ihr sucht nach einem Ausweg. Ihr diskutiert ganz eifrig und ihr steht schon längst nicht mehr hinter dieser Regierung.
Ich denke sobald sich ein Mutiger findet, von dem ihr euch vertreten fühlt, wird dieses System wie ein Kartenhaus zusammen klappen.

Wie sagte doch einst Homes zu Watson: Wenn alle möglichen Wege unmöglich sind,
muss der unmögliche Weg der einzig Mögliche sein.
Vielleicht ist es an der Zeit das Unmögliche zu denken.

Es diskutiert übrigens auch die jüngere Generation, aber naturgemäß sind die noch dabei sich die Hörner abzustoßen.
Es braucht eine Weile bis sie anfangen über ihr Land nachzudenken.
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Barbarossa
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Also james, ich muss wirklich sagen, es gelingt mir nicht einmal, deine Tiraden mit "ihr Wessis" und "wir Ossis" überhaupt komplett durchzulesen. Mir bereitet das in gewisser Weise Schmerzen.
Und falls du es noch nicht mitbekommen hast, dieser Staat ist nicht ein Staat irgenwelcher "anderer", sondern unser aller Staat. Und dafür haben sich nun mal auch über 80% der Ostdeutschen in einer Wahl entschieden - ich habe mich damals übrigens ganz besonders stark engagiert. Du solltest lernen, diesen Fakt zu akzeptieren, denn sonst kommen wir hier nicht weiter.
Und überhaupt wäre es ohne den Kalten Krieg erst gar nicht zur Teilung Deutschlands und zur Errichtung dieses Satellitenstaates namens DDR gekommen. Denn mehr war er nie.

Natürlich mag auch diese Demokratie Fehler haben, aber dennoch ist es die wahrscheinlich beste der Welt - du wirst weltweit wohl kaum eine bessere finden. Über Verbesserungsmöglichkeiten kann man aber trotzdem diskutieren.

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Ruaidhri
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Umes ganz deutlich zu schrieben:
Ich teile Barbarossas Ansicht. Wenn ich ziemlich radikal als Wessi schrieb, der sämtliche Krisen des Ruhrgebiets mit erlebte, bitter, aber dieses Selbstmitleid gab es nicht. Wessie, dem auch so manches nicht gefiel, was nachder Wende geschah, auch noch als einer, der Ost-Kontakte hatte, noch als einer, der versuchte, ohne nun fürchterlich links orientiert zu sein, die Schattenseiten der Republik West klar zu machen, als einer, der selbst mitten drin in dem Kampf ums Aufbrechen der immer noch autoritären Strukturen in Deutschland West, dann, weil iches satt habe mit diesen dümmlichen Pauschalverurteilungen in beide Richtungen.
Grenznah lebend, habe ich so einiges erlebt, was meine Vorurteile wunderbar bestärken konnte, wie viele andere auch, die voller Idealismus und guten Willens waren, zu helfen.
Was immer man sagte, dass wir in der DDR sogar gut fanden, wir wurden beschimpft. Nunwerden wir von Deinesgleichen wieder beschimpft- Nein Danke!
Ich könnte jetzt auch sagen, dass die Neidgesellschaft, wie wir sie heute haben, so richtig von den indoktrinierten, denkfaulen, unflexiblen Ossis gesschaffen wurde, so war es hier nämlich vorher nicht.
Und so übel bepöbelt wurden wir als Westdeutsche inden 50er und 60er Jahren nichtmal in den Niederlanden, Frankreich, England, Dänemark oder Norwegen als einstige Besatzer wie von Deinesgleichen.
Es ist viel nicht so gelaufen, weil ganz ohne Frage die Zeit- oder die Mehrheit Ost- zur DM und zum gemeinsamen Staat strebte.
Es war ein Kulturschock- für alle.
Ohne die Wiedervereinigung und Mlliarden aus dem Westen und EU-Töpfen wäret Ihr eingegangen wie die Primeln, so, wie der Westen ohne Marshall-Plan, Schuldenschnitt und allen erdenklichen Schritten zur Überwindung von Grenzen in jeder Hinsicht eingegangen wäre.
Sorry @ Barbarossa und alle anderen Ex-Ossis, die in der Lage sind, anzuerkennen, dass "die Wessis" nicht durchgehend eine arrogante Verbrecherbande waren und sind, sondern, viel weniger thematisiert, auch so ihre Shwierigkeiten hatten, in dem neuen Staat anzukommen. Den sich, nebenbei, viele auch anders hätten vorstellen können., Entschuldigung, wenn ich genauso in die Mülltonne der aggressiv formulierten Platitüden gegriffen habe, meine Überzeugung ist eine andere.
Man kann und soll sich durchaus über die Befindlichkeiten im Wandel der Zeiten austauschen- was ich denn auch erfolgreich u.a. mit den Hundeleuten und Seglern aus dem Osten, inzwischen Freunde geworden, tue.
Gruß nach Brandenburg, ich weiß, dass Ihr mitlest! Wir haben viel voneinander gelernt!
Heraus kommt des öfteren mal Gesamtdeutsches: Der Hang zu Bürokratie, Liebe zum Amtsschimmel, und, bei allen Problemen, es geht uns insgesamt immer noch besser als in Zeiten des Kalten Krieges.
Viele, in Ost und West, waren von der Geschwindigkeit und den Konsquenzen der Vereinigung zweier Deutschlands überrollt.
Machen wir das Beste draus- im Kleinen angefangen, kann man mit den so verschiedenen Biografien nämlich umgehen und im Sinne der gemeinsamen Sache gemeinsam arbeiten.
Wer stehen bleiben möchte- bitte.
Die meisten, ob Ost oder West, möchten es nicht, sondern sind längst unterwegs auf neuen Wegen.
Barbarossa hat geschrieben:dieser Staat ist nicht ein Staat irgenwelcher "anderer", sondern unser aller Staat. Und dafür haben sich nun mal auch über 80% der Ostdeutschen in einer Wahl entschieden -
So direkt und zeitnah durften wir das ja nicht entscheiden im Westen, :mrgreen: aber irgendwie und wie auch immer- inzwischen, wenn mal nicht wieder eine fehlgezüchtete mediale Sau durch die Lande getrieben wird, haben wir schon eingermaßen geschafft, den mentalen Kraftakt zu bewältigen.
Die jüngere Generation sowieso. Ob man nun aus Bremen oder Greifswald kommt und in Münster studiert, ist nicht anders als einst aus Köln zu kommen und in München zu studieren. Greifswald liegt halt östlicher als Bremen- mehr nicht.
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Renegat
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Mir macht diese Diskussion auch Bauchschmerzen und allmählich macht mich diese Meckerkultur sogar wütend.
Andererseits kenne ich genug Ostgeborene, um sagen zu können, dass es auch dort, "so´ne und solche" gibt, wie überall auf der Welt.

Herr Gauck, der zufällig z.Zt. unser Bundespräsident ist :) hat das gestern gut auf den Punkt gebracht.
Viele Ostdeutsche seien seit der Wiedervereinigung freie, selbstbewusste Bürger geworden, die sich in Wirtschaft und Politik, beruflich und gesellschaftlich engagierten. "Es gibt aber nicht wenige, die unzufriedene Untertanen blieben, die mit den Möglichkeiten der Demokratie immer noch fremdeln und bis heute kein Vertrauen in die eigenen Mitwirkungsmöglichkeiten entwickelt haben", so Gauck.

"Haltungen, die in einer von oben durchherrschten Gesellschaft wie der DDR gewachsen sind, leben leider weit länger als die Diktatur selbst", sagte Gauck auf die Frage, wie er sich die geringere Wahlbeteiligung und vermehrte rechte Gewalt im Osten Deutschlands erkläre.
aus http://www.n-tv.de/politik/Gauck-Den-Os ... 80226.html

Vielleicht könnten wir jetzt wieder zum Thema zurückkehren, denn genau wie am politischen Modell Demokratie ständig gearbeitet werden muß, muß auch ein Wirtschaftsmodell ständig angepasst werden. Was in der Theorie ideal erscheint, erweist sich in der Praxis oft als fehlerhaft. Es kann bei praktischen Systemfehlern hilfreich sein, mit anderen Wirtschaftsmodellen zu vergleichen und Teilaspekte zu übernehmen.
Die vielgepriesene soziale Marktwirtschaft der BRD war auch deswegen so erfolgreich, weil sie im Bewußtsein des Systemgegensatzes der Kalten-Kriegs-Zeit funktionierte.
Leider habt ihr "bösen" Ossis uns mit der Wende dieses Gegenmodell geraubt, so dass die kalte Marktwirtschaft bes. im letzten Jahrzehnt so richtig auftrumpfen konnte.
Aneri

james hat geschrieben:Und ja es ist ganz anders gelaufen. In Litauen gab es nur Litauer, in Deutschland aber Ossis und Wessis.
Dir scheint es als Nachteil. Ich denke dagegen, dass es war von großen Vorteil (wenn auch dialektisch mit Nachteilen verbunden, dennoch alles muss in Relation gesehen werden). Wie auch falsch in ehem. DDR Entwicklung gelaufen ist, glaub mir, es könnte noch schlimmer ausgehen.

Ich erinnere, wie meine deutsche Bekannte hat sich geärgert, dass die DM 1 zu 1 übernommen wurde. Es hieß, ihre Verwandte aus DDR hat 200.000 DM Ersparnisse hatte in Bundesmarl erstatten bekommen. Bei uns die Generation der Sparer - die Generation unserer Eltern hat alles verloren. Mühsam erspartes über ganze Leben ist in Luft aufgelöst.

Im grunde über Nacht war die Staatlichkeit verloren und man kehrte zu Verhältnissen - nicht dem Anfang des Kapitalismus, nein zu dem Mittelalter, wenn man auf Starßen Räube Oberhand haebn. Ein zivilisierte Mensch hierzulande kann nicht vorstellen, wie ist bei solchen Verhältnissen. Es ist buchstäblich, wie in Sprichwort: "Sch schwimmt oben". Normale Staatlichkeit unterdrückt es, geht sie runter - da wundert man nur wieviel Eckel da nach oben herausgeschwommen wird...

Mir hat es vor Augen geführt, wie schnell die Zivilisiertbarkeit verloren gehen kann und wie mühselig ist es wieder aufzubauen ist.

Was mir fällt auf, dass du den Schuldigen gefunden hast. Ein bisschen bei sich Schuld zu suchen? Wie wär es mit dem? Du bist absolut verschlossen Einwände seitens Westen zu hören. Wie schon gesagt, für den normalen Westbürger die Vereinigung war auch mit Abstrichen verbunden. der Gewinner war bestimmt nicht Otto-normale-Bürger, die du jetzt pauschal mit Vorwürfen kämmst. Offen gesagt Diskussion schon lange die Thread-Thema überschritten hat. Dieses Thema - galueb ich - hatten wir schon mal in anderem Thread behandelt.

Übrigens gestern war in Sat3(?) ein interessanter Doku über Vorurteile Ossis-Wessis. Unter anderem Stichproben gemacht wurden, z.B. wie Menschen reagieren, wenn in Laden wird ein Gebühr von 2,5 € für die Nutzung Umkleidekabine verlangt wurde. Relation sich wehrenden zu zahlenden wahr in Westen 70-30, in Osten umgekehrt 30-70. Die unterschiedliche Mentalitäten noch wirken, wobei in junge Generation weniger ausgeprägt.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass bis jetzt die erste Reaktion, wann ich einen Brief von Behörden sehe (und mit denen komme ich auch beruflich in Kontakt), ist es ein mulmiges Gefühl. Meine tiefsitzende Erfahrung sagt mir, mit denen besser nichts zu tun haben...
Übrigens, die Bürokratie unterscheidet sich nicht viel in beiden Systemen. Kaltschnauzigkeit und keine Emphatie für Betroffene, es ist meine Erfahrung auch in Westen.
Mal so Interessenhalber, wieviel war denn eure Wertmarke wert? Reichte das denn aus um eine Wohnung zu kaufen?
Erzähl doch mal wie die Besitzverhältnisse bei euch heute aussehen.. Mich würde das durchaus interessieren.
Ich erinnere nicht gut, wie das System funktionierte. Von Einer Person wurde für Wohnung nicht reichen. Es müsste auch andere Familienangehörige etwas dazu legen müssen. Ich frag mal, wenn nächste Mal in Litauen werde.
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Bevor es zum Thema zurück geht:
Ich halte das Ossi/ Wessi = Feinde Polarisieren für Quatsch, der tatsächlichen Aufarbeitung der Fakten und Befindlichkeiten dient es nicht.
Renegat hat geschrieben:Vielleicht könnten wir jetzt wieder zum Thema zurückkehren, denn genau wie am politischen Modell Demokratie ständig gearbeitet werden muß, muß auch ein Wirtschaftsmodell ständig angepasst werden. Was in der Theorie ideal erscheint, erweist sich in der Praxis oft als fehlerhaft. Es kann bei praktischen Systemfehlern hilfreich sein, mit anderen Wirtschaftsmodellen zu vergleichen und Teilaspekte zu übernehmen.
Die vielgepriesene soziale Marktwirtschaft der BRD war auch deswegen so erfolgreich, weil sie im Bewußtsein des Systemgegensatzes der Kalten-Kriegs-Zeit funktionierte.
Das dürfte die Aufgabe der Zukunft sein, die richtigen Teilaspekt zu etwas Neuem zusammenzufügen.
Dafür müssen dann aber zunächst mal Grundsätze dessen, was man will, und was einigermaßen realistisch und für möglichst alle akzeptabel ist, formuliert werden.
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james hat geschrieben:wängen.
Im übrigem wird "Wohlverhalten" im Westen auch honoriert.
Je besser man das Arschkriechen beherrscht, desto förderlicher für die Karriere.
Das ist doch indiskutabel und keine Diskussionsbasis.
Zuletzt geändert von Dietrich am 23.09.2015, 15:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Dietrich hat geschrieben:
james hat geschrieben:wängen.
Im übrigem wird "Wohlverhalten" im Westen auch honoriert.
Je besser man das Arschkriechen beherrscht, desto förderlicher für die Karriere.
Ds ist doch indiskutabel und keine Diskussionsbasis.
:clap:
Insofern sollte man solche und ähnliche "Argumente" möglichst ignorieren, es zumindest versuchen, und nach Renegats Vorschlag und mit Aneris Anregungen vielleicht denken, welche Modelle möglich wären.
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Ruaidhri hat geschrieben:Bevor es zum Thema zurück geht:
Ich halte das Ossi/ Wessi = Feinde Polarisieren für Quatsch, der tatsächlichen Aufarbeitung der Fakten und Befindlichkeiten dient es nicht..
Ich bin gleich nach der Grenzöffnung oft beruflich in den "neuen Bundesländern" gewesen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Ex-DDR- Bürger von den einreisenden westlichen Geschäftsleuten (und Glücksrittern) vielfach bevormundet und über den Tisch gezogen fühlten, zudem eine gewisse Arroganz der Westler fühlten - inwieweit das überall nun wirklich zutraf, sei dahingestellt. Aber die mentale Grenze zwischen Ossis und Wessis war unbestreitbar vorhanden und verschwindet erst jetzt allmählich bei der nachfolgenden zweiten Generation nach Fall der Mauer.
Renegat hat geschrieben: Die vielgepriesene soziale Marktwirtschaft der BRD war auch deswegen so erfolgreich, weil sie im Bewußtsein des Systemgegensatzes der Kalten-Kriegs-Zeit funktionierte.
Nein. Sie war erfolgreich, weil sie unter allen praktizierten (!) Wirtschaftssystemen die besten gesellschaftlichen und ökonomischen Resultate brachte und im Vergleich die geringsten Arbeitslosenzahlen und Armut leidenden Menschen aufwies. Folgende Punkte führten die Soziale Marktwirtschaft zum Erfolg:

1. Privateigentum

2. Gewerbe- und Vertragsfreiheit

3. Freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl

4. Freier Wettbewerb

5. Sozialpolitische Maßnahmen der Regierung

6. Regulierende Wettbewerbsordnung

7. Strukturpolitik für wirtschaftlich unterentwickelte Regionen

8. Konjunkturpolitik zur Dämpfung von Konjunkturschwankungen

9. Verhinderung von Wettbewrbsverzerrungen durch Monopole oder Kartelle (Bundeskartellamt)

Ziel diser Maßnahmen ist eine gleichmäßigere Einkommensverteilung und der Schutz sozial schwacher Schichten. Um ein solches Modell zum Erfolg zu bringen, ist eine innovative Wirtschaft vonnöten und ein ständiger Dialog zwischen Arbeitgebern und Arneitnehmern bzw. ihrer Vertretung in Form der Betriebsräten und Gewerkschaften. Dass dieser Dialog in Deutschland funktioniert, darum beneiden uns viele Staaten.

Sicher ist die Soziale Marktwirtschaft kein Paradies auf Erden, aber es gibt gegenwärtig kein besseres oder erfolgreicheres Wirtschaftssystem.
Zuletzt geändert von Dietrich am 23.09.2015, 16:01, insgesamt 1-mal geändert.
Ruaidhri
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Dietrich hat geschrieben:Aber die mentale Grenze zwischen Ossis und Wessis war unbestreitbar vorhanden und verschwindet erst jetzt allmählich bei der nachfolgenden zweiten Generation nach Fall der Mauer.
Unbestritten war sie da- aber für das Wachsen der mentalen Mauer nur einseitig Verantwortung zuzuschieben, wird den Dingen nicht gerecht. nzwischen fäält sie ja auch auf beiden Seiten wieder, zum einen machen es die Jüngeren vor- und die Älteren, viele jedenfalls, haben im zeitlichen Abstand auch dazu gelernt, überwunden.
_____
1. Privateigentum

2. Gewerbe- und Vertragsfreiheit

3. Freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl

4. Freier Wettbewerb

5. Sozialpolitische Maßnahmen der Regierung

6. Regulierende Wettbewerbsordnung

7. Strukturpolitik für wirtschaftlich unterentwickelte Regionen

8. Konjunkturpolitik zur Dämpfung von Konjunkturschwankungen

9. Verhinderung von Wettbewrbsverzerrungen durch Monopole oder Kartelle (Bundeskartellamt)
1: Eigentum verpflichtet. Wieweit? Bewusst gefragt, denn es waren ja Zwangsmaßnahmen aufdem Wohnungsmarkt schon im Gespräch.
2. Sehe ich, abgesehen von bürokratischen Hürden, gesichert.
4,5 und 6 sind mitteinander verknüpft, auch noch mit 9
und da könnte man sicherlich mal genauer hinsehen, ob Anspruch und Wirklichkeit immer passen.
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Ruaidhri hat geschrieben: 1: Eigentum verpflichtet. Wieweit? Bewusst gefragt, denn es waren ja Zwangsmaßnahmen aufdem Wohnungsmarkt schon im Gespräch.
2. Sehe ich, abgesehen von bürokratischen Hürden, gesichert.
4,5 und 6 sind mitteinander verknüpft, auch noch mit 9
und da könnte man sicherlich mal genauer hinsehen, ob Anspruch und Wirklichkeit immer passen.
Nichts auf der Welt ist vollkommen und sicher gibr es auch im System der Sozialen Marktwirtschaft verbesserungswürdiges.

Ich wüsste allerdings kein praktiziertes Wirtschaftssystem, dass im Hinblick auf die Gesellschaft, die soziale Wohlfahrt und die Belange der Wirtschaft ausgeglichener wäre. Mir fallen da höchstens noch die skandinavischen Staaten ein.
Ruaidhri
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Mir fallen da höchstens noch die skandinavischen Staaten ein.
Mir auch, :mrgreen: aber erstens hat sich dort einiges verändert, und zweitens, tja, beruht dort das System, das Gemeinnwesen auf anderen Denkmodellen, anderem Verständnis der Beziehung von Staat und Bürgern.
Kann das Modell soziale Marktwirtschaft noch wirklich in der globalisierten Welt überleben?
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Dietrich hat geschrieben: Ich bin gleich nach der Grenzöffnung oft beruflich in den "neuen Bundesländern" gewesen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Ex-DDR- Bürger von den einreisenden westlichen Geschäftsleuten (und Glücksrittern) vielfach bevormundet und über den Tisch gezogen fühlten, zudem eine gewisse Arroganz der Westler fühlten - inwieweit das überall nun wirklich zutraf, sei dahingestellt.
Dietrich hat geschrieben: Nein. Sie war erfolgreich, weil sie unter allen praktizierten (!) Wirtschaftssystemen die besten gesellschaftlichen und ökonomischen Resultate brachte und im Vergleich die geringsten Arbeitslosenzahlen und Armut leidenden Menschen aufwies.
Ist doch unglaublich das Dietrich in seiner "gewissen Arroganz als Westler" so alles weiss.
Als nächstes erzählt er uns wie der Osten funktionierte, weil er den ja aus seinen paar Besuchen genau kennt. :clap:
Bitte liebe Ossis, schaltet euer Gehirn ab, der gute Onkel vom Westen hat sowieso recht. Und sollte er mal nicht Recht haben, wird das Recht eben so zurecht gebogen bis der gute Onkel wieder recht hat.
Ruaidhri hat geschrieben: Insofern sollte man solche und ähnliche "Argumente" möglichst ignorieren, es zumindest versuchen,
Ignorieren wir doch die ollen Ossis, was die sagen ist doch eh nicht ernst zu nehmen.
So funktioniert die Einheit.
Dummerweise gerät eure geliebte Flughafen-Mißwirtschaft immer weiter in Schieflage. Immer mehr Menschen wollen ein anderes Deutschland. Die Ossis haben zumindestens die Erfahrung von 2 Systemen und das ist eines mehr als ihr kennt.
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