Frauen in der Geschichte

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

Ruaidhri
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Ohne dem Feminismus das Wort zu reden, die Rolle von Frauen in der Geschichte wird entweder vernachlässigt oder in manch schlechtem historischen Roman verkitscht- und von einigen guten AutorenInnen mit nahezu wissenschaftlicher Präzision dargestellt.
Überhaupt, welche Namen fallen dem halbwegs historisch Bewanderten ein? Und welche Vorurteile gleich mit?
Beginnen wir mit

Nofrete- allseits bekannt und das nicht nur als schönes Beiwerk, und sicherlich bekannter als Hatschepsut, ebenfalls eine "aktive" Pharaonin.
Kleopatra- wer kennt sie nicht.
Weiter:
Die mörderisch- intriganten Damen der römischen Geschichte sind nicht so bekannt und beliebt, wer denn schlimmer war, Nero oder seine Poppaea Sabina, weiß man nicht so genau. :mrgreen:
Fällt mir weiter ein:
Boudicca, die wehrsame Anführerin des Aufstandes gegen die römischen Besatzer Britanniens.
Frauen hatten dann im Mittelalter eh keine Rechte und nichts zu sagen?
Waren nur staatspolitische Heiratsobjekte?
Zum einen hatten die Frauen durchaus, und vor allem im germanisch beeinflussten Raum, Rechte und Ansprüche, und dass ohne sie die Helden nicht in die ruhmreichen Schlachten oder auf den Viking ziehen konnten, versteht sich von selbst. Verstand sich über Jahrhunderte von selbst, von den Turnierschranken bis zur Fußball-Arena.
So ganz stimmt das Bild des nur dekorativen Beiwerks und des hilflosen Weibes nicht.
Beispiele aus dem Mittelalter:
Beginnen wir mit den Mathildes.
Mathilde von Flandern, Eheweib von Wilhlem dem Eroberer, war sicherlich einerseits Objekt dynastischer Verbindungen.
Dass sie aber durchaus zum handelnden Subjekt und zur tatkräftigen Regentin wurde, steht fest.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_von_Flandern
Nächste Mathilde von England:
Enkelin des Eroberers väterlicherseits, Tochter HeinrichI. Beauclerc von England. Witwe Kaiser HeinrichIV. Und plötzlich Erbin des
Normannenreichs, Königin von England.
Wenn die Hintergründe mal so einfach wären :mrgreen: ).
Die Dame war so etwas von eigenständig und hielt die Zügel in der Hand- oder sorgte für endlose Kriege, als dass man sie als schwache Frau bezeichnen könnte. Vielleicht waren nicht nur politische Querelen für die Ehekrise in der zweiten Ehe mit Gottfried von Anjou. Mit diesem hatte sie drei Kinder, darunter den zukünftigen Heinrich II. von England.
Der wieder heirate eine Dame, die vielen alten Männern und Geschichtsschreibern ein Dorn im Macho-Auge war:
Eleonore von Aquitanien. Braucht es (eigentlich) keine noch so gut geschriebenen Romane, die zeitgenössischen Quellen sagen schon genug über darüber aus, dass sie den Spielraum, den sie hatte, bis an die Grenzen ausnutzte. Oder darüber hinaus, denn ihr jüngere Gatte stellte sie kalt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Eleonore_von_Aquitanien
Eine ihrer Enkeleinnen, wen wundert es, hatte absolut politisches Talent- Blanca von Kastilien, spätere Königin und Regentin von Frankreich.
Und bei uns?
Adelheitvon Burgund, 2. Gemahlin Otto I. Nachweislich eine hochgebildete, "taffe" Frau, die ihren Anteil daran hatte, dass die Geschichte so verlief, wie sie verlief.
Nach dem frühen Tod ihres Sohnes Ottto II. übernahm sie mit ihrer ebenso gebildteten und taffen Schwiegertochter Theophanu die Regentschaft, nach Theophanus frühem Tod führte sie- nicht ungefährdet, allein die Regierungsgeschäfte bis zur Volljährigkeit Ottos III.
http://de.wikipedia.org/wiki/Adelheid_v ... 0%93999%29
Theophanu, die Frau mit byzantinischem Migrationshintergrund, war ihrer Schwiegermutter zur Kaiserin gekrönt- und sie wusste mit Adelheit zusammen und allein ihre Macht durchzusetzen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Theophanu_%28HRR%29
Und wieder Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg, Tochter Adelheits und Otto I.
Auch sie hatte klugen, geschickten Anteil an der Macht, auch sie führte in Abwesenheit ihres Neffen Otto III. die Regentschaft.
Wie zu Adelheit und Theophanu hat der mdr sehr gute Dokus gedreht, genauso informativ ist dieses Zeit-Dossier
http://www.zeit.de/2011/45/Aebtissin-Mathilde
Mathilde, Äbtissin in Essen:
Nichte der Quedlinburger Mathilde, Enkelin Ottos I.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_II._%28Essen%29
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LG Ruaidhri
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Balduin
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Ich habe das nie geglaubt, dass Frauen gänzlich machtlos und bloßes Beiwerk der Geschichte seien. Machtpolitisch standen sicherlich die Männer im Vordergrund, dennoch konnten Frauen in einer Ehe einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Mann ausüben - auch Mätressen konnten ihre Rolle geschickt nutzen.

In der historischen Geschichtsschreibung wird die Frau ja oft als verschlagen und intrigierend dargestellt - das war wohl auch dem damals religiös veranlassten Bild geschuldet.
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Paul
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Hildegart von Bingen, Äbtissin, versuchte das naturkundliche Heilwissen zu sammeln.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Barbarossa
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Ja, da gibt es sehr viele Frauen, die "Geschichte gemacht" haben. Die vielleicht berühmteste wurde noch gar nicht genannt: Kleopatra - ne?
Oder was ist mit Katharina der Großen?
Elisabeth I. von England,
oder die andere Elisabeth I. von Russland http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_%28Russland%29
Maria Theresia von Habsburg

oder wenn man mal die Machtschiene verlässt - was ist mit Mutter Teresa?

Wie gesagt, gab viele...
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Ruaidhri
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Hildegard von Bingen gehört gewiss zu den Frauen, die ihren Platz in der Geschichte haben, weil sie früh bewies, dass Frauen den Männern an Intelligenz in nichts nachstehen.
In der Machtposition der o.g. Damen war sie allerdings nicht.
Ralph hat geschrieben:Ich habe das nie geglaubt, dass Frauen gänzlich machtlos und bloßes Beiwerk der Geschichte seien. Machtpolitisch standen sicherlich die Männer im Vordergrund,
Weil auch zumeist Männer Geschichte schrieben, oder über geschichte. Zumeist denn Kleriker- und schon darum durften Frauen, die nicht Nonnen waren, nicht zu klug sein.
Ralph hat geschrieben:auch Mätressen konnten ihre Rolle geschickt nutzen.
In der historischen Geschichtsschreibung wird die Frau ja oft als verschlagen und intrigierend dargestellt - das war wohl auch dem damals religiös veranlassten Bild geschuldet.
Soweit war ich noch in der Chronologie, ich wollte zunächst mal die Damen des ach so finsteren Mittelalters aufzählen.
Ganz sicherlich galt für sie, dass die frommen Kirchenjournalisten etwas gegen so "emanzipierte" Frauen hatten. Eleonore von Aquitanien hatte es aus diversen Gründen mal gar schwer mit den schreibenden männlich- mönchischen Zeitgenossen oder solchen, die im zeitlichen Abstand schrieben.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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