Demokratie - einzige politische Lösung des modernen Staates?

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

Spartaner
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Barbarossa hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben:...
Auch wir in Deutschland sprechen nur oberflächöich von demokratischer Entscheidungsverantwortlichkeit n Wirklichkeit werden die meisten Entscheidungen schon in Brüssel von der EU gefällt.
Und zwar meist vom Europaparlament, das ja auch demokratisch gewählt wurde. Und auch, wenn nur die Regierungschefs der EU-Länder zusammenkommen und Entscheidungen treffen, dann sind auch diese demokratisch gewählt worden.
Ich sehe darin kein Defizit an Demokratie.
Unter demokratisch verstehe ich etwas anderes. Keine diktatorischen Verortnungen von oben herab, sondern direkte Demokratie und Abstimmung der Betroffenen. Das Europaparlament ist von den "Altvordernen Parteien" und den daraus starren Regierungen gewählt worden.Warum es soviel Protestwähler und Klientelwähler ín Deutschland gibt, dazu habe ich schon Genüge geschrieben. Zum einen, weil es Stammwähler gibt, die immer dieselbe Partei wählen, weil ihre Eltern und Großeltern diese Parteien schon gewählt haben. Dann gibt es viele Menschen, die aus Breufsgründen keine kleine Partei wählen, um ihre Chancen zu wahren nach oben zu kommen. Zum anderen weil es eine gewaltige Beeinflussung der Menschen durch Meinungsinstitute, Presse und Fernsehen gibt. Die Lügenpresse Bild -Zeitung allen voran. Es sind also immer die gleichen Parteien, die über das Wohl der Bevölkerung entscheiden. Es ist ein ausgeklügeltes starres Sytem an dem sich nichts so schnell etwas ändern wird. Unser Politik hinkt dadurch in Europa und Deutschland mindestens um 10 Jahre hinterher. Die darus resultierden Probem werden auf nachfolgende Generationen verlagert . Mutige Entscheidungen werden nicht gefällt, Bürgerentscheide werden nicht akzeptiert, wichtige Entscheidungen werden durch immer die selben Lobbyisten in den altvorderen Parteien und dadurch im Bundestag verhindert und blieben auf der Strecke.
Ein Beispiel auch ist die Politik mit Asylsuchenden in Europa. Die Politiker allen voran der CDU versprechen, den Asylsuchenden das goldene vom Himmel, wenn sie nach Deutschland kommen. Leider ist dem aber nicht so. Viele neuankömmlinge sind enttäuscht. 500000 Flüchtlinge werden dieses Jahr erwartet aber es sind nicht die, die wirklich Hilfe brauchen, sondern größtenteils Wirtschaftflüchtlinge. Beispiel Kosovo die Arbeitslosenquote liegt dort über 30 Prozent. Den Flüchtlingen aus dem Kosovo wurde seitesn deutscher Politiker über jahrehinweg versprochen in Deuschland eine neue Existenz zu haben und aufbauen zu können. Deutschland bräuche Arbeitskräfte heisst es Prophetenhaft jedes Jahr vom Arbeitgeberpärsident und der Politik, nach der Devise die Wirtschaft braucht immer mehr Arbeitskräfte. Ist dem so =? Nein,, eine Studie hat belegt, das nicht mehr Arbeitskräfte in Deutschland bis 2030 benötigt werden, da genauso viele Arbeitsplätze die frei werden in diesen Zeitraum auch bis 2030 wegrationalisiert werden. Warum holt man also die Menschen in imme rgrössern Herrscharen und Massen nach Deutschland und aus welchen Zweck? Die Antort ist ganz einfach zu finden. Man braucht immer mehr Arbeitskräfte, die für weniger Geld arbeiten, damit die Konzerrne imme r mehr Gewinn machen und daruf allein sit das System aufgebaut. Mir diese rwerbung lessen sich potentielle Neuankömmlinge schneller begeistern, dann sie wollen einwandern und hier bleiben. Zum andern hat man neue Wähler requiriert, die das System am Laufen halten und die Stammparteien wählen, in der Hoffnung, dass auch ihre Angehörigen und Landsleute weiter zahlvoll nach Deutschland Asyl beantragen dürfen. Was sind die Konsequnzen aus dieser Politik? Im Kosovo gibt es Ortschaften und landstriche, die schon völlig entvölkert sind. Ein Beispiel ist die Stadt Gustri, nicht weit von der Hauptstadt entfernt. Dort leben nur noch Alte Menschen, die den Ort nicht verlassen wollen.
Statt vor Ort zu helfen, schafft man neue Armut in diesen Ländern, denn diese jungen Leute werden dort gebraucht. Es fehlt nur an den Know how- Wirtschaft dort aufzubauen, aber dazu ist die EU nicht bereit. Die deutsche Regierung hat das Problem zwar erkannt, redet sich aber damit raus: " Um eine Änderung herbei zu führen müssten erst die Gesteze bei der EU geändert werden". Dazu ist aber das starre System der EU nich bereit, da es auch dort nationale Ränkespiele und Befindlichkeiten gibt, die schnlele Entscheidungen verhindern . Und warum sollte man etwas ändern was nur Deutschland und frankrech hauptsächlich betrifft. Von einer wahren Demokratie sind wir sowohl in Deutshcland als auch in der EU meilenweit entfernt.
Aneri

Barbarossa hat geschrieben:Aber Demokatie und Menschenrechte gehören den Bedingungen, die zum Wohl der Menschen führen.
Fehlen sie, wird es immer Menschen geben, die ungerecht - und nicht rechtsstaatlich - behandelt werden.
Wer sagt, dass es einzig mögliche Bedingungen sind?! Wir (ich meine unsere Kulturraum) haben es erfunden und relativ lange gut gefahren. Wie lange noch so weiter geht, weiß ich nicht. Eines weiß ich, dass eine Starre wird bestrafft. keine Ideologie ist letzt- und einziggültige. Man muss sich weiterentwickeln können. Die Welt hat sich politisch, wirtschaftlich und technologisch verändert. Es müssen auch politische Strukturen und Funktionsweisen angepasst werden. Wie es aussehen wird bzw. sein sollte, dazu habe ich kein Rezept. Ich beschäftige mich noch zu sehr mit der Bewältigung der Vergangenheit, also der Geschichte. Nur dann kann man in die Zukunft blicken.

Eines in Bezug auf Wohl der Menschen möchte ich sagen. Der Wohl der Menschen - für mich - am besten durch die Wohl der Gemeinschaft repräsentiert wird. Wohl der Menschen ist zu abstrakt, da es gibt viele Menschen und nicht alle gleich wohl sich fühlen, da deren Interesse in einer Gemeinschaft kollidieren und zwar umso stärker, umso komplexe die Gemeinschaft ist. Noch schwieriger wird es das Wohl der Menschen in verschiedenen Gemeinschaften zu vergleichen. Wie vergleichst du Wohl eines Arbeiters in Fabrik irgendwo in Bangladesch und in Deutschland? Das was für eine asiatischen Arbeiter Wohl ist, für den Deutsche ein Alptraum.

Ich schließe grundsätzlich nicht aus, dass auch andere Möglichkeiten "das Wohl der Menschen" zu erreichen ist. Und wenn man ernsthaft immer lauter werdende Unzufriedenheit der Menschen wahrnimmt, kommt man schon auf Gedanken, dass vielleicht müssen wir hier mal kreativ werden... Ich denke auch, dass andere Länder könnten ihre eigene Lösung finden ihrer Menschen das Wohl zu gewährleisten. Eine Lösung, die ihrer Geschichte, ihre Gegebenheiten entspricht und nicht künstlich eingepflanzt wird.
Wenn die Frauen aus eigenem Willen heraus die Burka tragen, dann wäre ich tatsächlich so tolerant und würde ich sagen: "Lass sie doch."
Es gibt aber genug Hinweise, dass es vor allem die Männer sind, die das von ihren Frauen das verlangen. Und da wird es für mich problematisch.
Es ist schwer zu sagen, wo ist Gruppenzwang und wo ist eigene Entscheidung. Die Frauen in dem Kulturkreis, woher ich stamme, gehen nie ungeschminkt auf der Straße. Sie fühlen sich dabei unwohl. Was ist es,
Gruppenzwang oder eigene Entscheidung? Ich habe ein doku gesehen uber Beschneidung der Frauen - schon hier in westlichen Ländern. Es sind die Mütter, die ihren Töchtern das antun! Die Mütter, die es selbst erlebt haben und die überzeugt sind, dass es ihre Pflicht ist, es zu tun.

PS: Barbarossa, ich wäre dankbar, wenn du ein neues Thema : "Demokratie - einzige politische Lösung des modernen Staates?!" öffnen und alle Beiträge von vorige Seite, zwei davor und diesen Beitrag dort verschieben würdest...
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Barbarossa
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Aneri hat geschrieben:...
PS: Barbarossa, ich wäre dankbar, wenn du ein neues Thema : "Demokratie - einzige politische Lösung des modernen Staates?!" öffnen und alle Beiträge von vorige Seite, zwei davor und diesen Beitrag dort verschieben würdest...
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Aneri

Ich möchte hier ein Paar Gedanken aufwerfen, die mir in Kopf kamen, wenn ich von mir geschätzten Persönlichkeiten (H. Schmidt, P. Scholl-Latour) positive Beurteilung des China-Entwicklung gelesen habe und die These vertraten, dass die Völker und Kulturen eigenen Weg gehen müssen und der muss nicht unsere Weg sein. Auch Sozial-Historiker E. Hobsbawm passt sich in dieser Reihe.

Nach unseren Verständnis Ein-Partei-System niemals einer Demokratie würdig sein kann. Mehr-Partei-Systeme sind bewährtes Mittel in unsere Demokratie. Dennoch - und ich denke, ihr werdet mir zustimmen - wird damit das Wagen, das eigentlich reibungslos fortfahren müsste, bei etwa gleichen Kräftekonstellation in Stocken geraten. Man neutralisiert sich gegenseitig. Auch dies kann positive Seiten haben, da man weniger anfällig für Fehler ist. Dennoch recht fortschrittliche Lösungen werden auch gesperrt. Übrigens zeigt eine alte philosophische Weisheit: es gibt nicht Gutes ohne Bösen, Yin ohne Yang...

Auch die temporäre Besetzung des Berufs "Politiker" drängt ihn kurzsichtig zu werden und langfristige Problem von sich zu schieben. Da eine Lösung kann unpopulär sein und sein Beruf - sein Einkommen - gefährden. So begnügt man sich mit Attacken auf die politischen Gegner und populistischen Thesen...

Kehren wir zu der Vorstellung Ein-Partei-System. Ich will hier keinesfalls es als Alternative zu unserem politischen Leben deuten, da für das Neue müssten wir aus dem Vorhandenen ausgehen. Man bauet auf dem Altem, in dem man es umbaut und zwar behutsam. So ist mein Denkspiel zu einer Gegebenheit - wie etwa in China - und die Möglichkeiten deren Entwicklung. Der Ziel der Partei ist der Wohl der Gemeinschaft (und somit ihre Bürger). Die Lösungsmöglichkeiten (was bei uns die Parteien unterscheidet) wäre in innerparteilichen Platformen, Bewegungen, die intern ihre Kämpfe austragen. In dem Sinne wäre eine Partei ähnlich einem Staat, indem sie auf ihre Ebene das Mehr-Partei-Spiel durchspielt.
Die Abhängigkeit von dem Wähler, die wir hierzulande als positiv bewerten, hat aber auch negative Seiten. Politiker richtet sich dann mehr an die Wähler, an seine Interessen, als an Gemeinwohl, in dem müsste er vielleicht seine Interesse zurückstecken.

So eine Trennung von der überwiegende Masse, die die Politik nicht interessiert, die leben nur mit "ICH" Perspektive und haben nicht vor es zu ändern (damit aber man keine Politik machen) wäre vielleicht gerechtfertigt. Wer aber interessiert, der geht in Partei und wird wirklich geschult und in die Ausarbeitung verschiedene Problemlösungen involviert. Eine Hierarchie könnte als ein Bildungssystem aussehen und nur die Fähigsten stiegen hoch.

So habe ich mir vorskiziert. Ich denke, ihr habt Vorwände, gerade angesichts der Erfahrung mit SU System, die in einer Monopolisierung der Meinung endete. Es ist nicht weg zu weisen. Ich denke aber, dass russische bzw. sowjetische Ideologen standen noch sehr unter der Aufklärung-Einfluss, in der der Mensch in Zentrum steht. Ich denke, dass auch
konsequente Folge der griechischen Philosophie und monotheistischen Religion ist. Anders sieht es in China. Dort 3-Lehren (Konfuzionismus, Daoismus und Buddhismus) waren prägend und dort stand die Gemeinschaft in Zentrum. Die Verbote der Kultur-Revolution sind längst vergessen und man kehrt zu seinen Wurzeln zurück...
Dietrich
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Aneri hat geschrieben: Wer sagt, dass es einzig mögliche Bedingungen sind?! ... Ich schließe grundsätzlich nicht aus, dass auch andere Möglichkeiten "das Wohl der Menschen" zu erreichen ist.
Damit hast du sicher völlig recht!

Die Demokratie ist ein Kind des Abendlandes und der westlichen Welt. Es gibt andere Kulturen und Gesellschaften, die aus ihrem Selbstverständnis heraus nicht die Freiheit des einzelnen Menschen an die erste Stelle setzen, sondern das Wohl der Gemeinschaft und das Gedeihen des Kollektivs höher bewerten. Dazu zählen z.B. konfuzianisch orientierte Gesellschaften wie China, Korea, Japan, Vietnam oder Singapur. Menschenrechte (auch eine Geburt des Westens) werden dem Wohl der Gemeinschaft untergeordnet, die Rolle jedes Einzelnen ist Bestandteil des gesantgesellschaftlichen Beziehungsnetzwerks. Der Loyalität gegenüber dem Staat kommt höchste Priorität zu, Selbstverwirklichung findet im Kontext zu den Bedürfnissen der Gesellschaft statt.

Auch ein solches Modell ist für den aufgeklärten Europäer zu tolerieren, denn er kann sein Demokratiemodell nicht als verbindlich für die ganze Welt erklären.
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Barbarossa
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Das Problem ist nur, dass jegliche kollektivistische Gesellschaftsordnung in Europa durchweg in die Barbarei führten - egal auch, ob sie "sozialistisch", "nationalsozialistisch" oder jahrhunderte zuvor "christlich" (= Inquisition) nannten. Ich sehe unsere Demokratie westlicher "Bauart" als eine logische und auch vom Volk früherer Zeit hart erkämpfte Konsequenz aus diesen Barbareien, die man sich auf gar keinen Fall zurückwünschen sollte. Denn das würde zwangläufig direkt in die nächste Barbarei führen.

Unter der Umschreibung "Barbarei" verstehe ich einen Staat, in dem folgende für uns selbstverständliche Dinge fehlen:

- freie und geheime Wahlen mit unabhängigen und konkurrierenden Parteien bzw. Kandidaten,
- ein unabhängiges parlamentrisches System mit konsequenter Trennung von Kirche und Staat,
- freie Presse/Medien,
- unabhängige Justiz,
- verfassungsmäßig festgelegte Bürgerrechte

Das sind die Dinge, die mindestens vorhanden sein müssen, um nicht in eine Barbarei abzugleiten.
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Dietrich
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Barbarossa hat geschrieben:Das Problem ist nur, dass jegliche kollektivistische Gesellschaftsordnung in Europa durchweg in die Barbarei führten - egal auch, ob sie "sozialistisch", "nationalsozialistisch" oder jahrhunderte zuvor "christlich" (= Inquisition) nannten.
Ich sprach auch nicht von Europa. Mein Beispiel zielte auf Gesellschaften und Kulturen anderer Kontinente, die im Verlauf einiger Jahrtausende andere soziale, kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Entwicklungen genommen haben.

Was die Menschen im Abendland (und allgemein im Westen) für politisch und gesellschaftlich erstrebenswert halten, muss nicht notwendigerweise für fremde Kulturen gelten.
Paul
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Manche Staaten haben formal eine Demokratie, welche aber in Wirklichkeit stark eingeschränkt ist. Die USA haben ein 2 Parteiensystem instaliert, welches nicht uneingeschränkt demokratisch genannt werden kann. Dies gilt entsprechend für Großbritannien. Die Türkei hat eine 10 % Klausel, welche den selben Effekt haben sollte. Vor allem sollten kurdische Parteien aus dem Parlament gehalten werden. Schon früher sind immer direkt gewählte Kandidaten durchgekommen. Bei den nächsten Parlamentswahlen wird das Einziehen der HDP mit über 13 % erwartet.
Vor allem die Bekämpfung der Minderheiten zeichnet eingeschränkte Demokratien aus. Staaten wie der Iran verhindern die Arbeit von Parteien und lassen keine Kandidaten zu, die ihrer Idiologie eines Gottesstaates nicht entsprechen. Politisch andersdenkende werden gehenkt.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Titus Feuerfuchs
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
ich meine schon, dass wir das brauchen, jedes Land im Europa ist zu klein und unbedeutend, um es mit der USA, China und Russland aufzunehmen. :wink:

Dieser Allgemeinplatz wird durch redundantes Wiederholen nicht richtiger.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Aneri

Noch ein Aspekt sollten wir nicht aus Augen verlieren. Wenn auch Demokratie das beste Rezept für industrie-Staaten sein sollte, es ist nicht ohne Weiteres auf die arme Länder anzuwenden. Es ist nicht von ungefähr sind dort starke autoritäre Regime etabliert und weiterhin etablieren. Man könnte schon meinen, dass es Gesetzmäßigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung ist, wie etwa ein entwickelndes Individuum geht durch Pubertät zwangsläufig durch.
Barbarossa hat geschrieben:Das Problem ist nur, dass jegliche kollektivistische Gesellschaftsordnung in Europa durchweg in die Barbarei führten - egal auch, ob sie "sozialistisch", "nationalsozialistisch" oder jahrhunderte zuvor "christlich" (= Inquisition) nannten.
Du benutzt Bezeichnung "Kollektiv" stark negativ behaftet und eigentlich von seiner eigentlichen Bedeutung abstrahiert. Ein Kollektiv in den autoritärem Regime ist ein Widerspruch. Ich sehe eher positive Seiten: gemeinschaftlich, gemeinsam, hilfeleistend, in einer Kooperation, mit einem Konsens etc. Ein demokratische Wohlfahrt- Staat ist zwangslos kollektivistisch. Ein Kollektiv, dass innere Spannungen erlebt und davon lebt, da es die Quelle der Kreativität ist.

Ich denke, was du meinst, ist die Kollektive innerhalb dieses (staatlichen) Kollektivs, durch die eine Erziehung, eine ideologische Lenkung der Bevölkerung für autoritäre Regime viel einfacher ist. Dennoch diese negative Seite wird vielfach übertönt durch die Tatsache, dass ein Kollektiv stillt dem Menschen sein essentielles Bedürfnis nach Kommunikation. Soweit es nicht von politischer Macht für ideologische Zwecke mißbraucht wird, ist es wunderbares Mittel den Menschen als soziales Lebewesen erziehen und in Gesellschaft zu integrieren. Gerade Deutschland muss auf seine kollektivistische Einheiten (Vereine, Klubs etc.) stolz sein. Wobei sie stehen zurzeit auf Bruch und noch ungewiss, in wieweit digitale Kommunikation die lebende soziale ersetzen kann...
Paul hat geschrieben:Manche Staaten haben formal eine Demokratie, welche aber in Wirklichkeit stark eingeschränkt ist.
Mit Begriff "manche" unterschätzt du Situation gewaltig. Übrigens interessant in dieser Hinsicht verfolgen das Konzept "Nationalstaat". Hier werden wir wieder mit Nationen uns beschäftigen müssen. Die Entstehung der USA und europäischen Nationen ging mit der neuen - parlamentarischen, demokratischen - gesellschaftlichen Umbrüchen einher. Im Grunde die Nationen hatten sich nach Evolutionsprinzip des Überlebens des Stärkeren bzw. Angepastesten (an ihre Umwelt). E. Hobsbawm weist auf die grundsätzliche Unterschiede bei Geburt der neuen Nationen in 20 Jhd. Sie bringen nicht gesellschaftlich Neues und sie sind nicht in evolutionärem Sinne "überlebensfähig". Im Sinne sie werden am Leben erhalten, durch ideologische, moralische Vorstellungen schon vorhandenen Nationen, nicht aus diesen Neugeborenen heraus. Hobsbawm stell sogar die Gerechtfertigkeit der Nutzung des Begriff "Nation" in Frage.

Ich denke aber, dass es evolutiv gesetzmäßig ist. Die Nationen, die später geboren sind, müssen nicht die gleiche Anforderungen erfüllen, wie die erste "Generation". Es ist eben das Merkmal evolutiven Entwicklung: man ändert die Umwelt und somit schafft die ursprüngliche Bedingungen weg, stattdessen kommen neue.
Dennoch das Bedenken, wie wir mit anstrebenden zu-Nation-werden-Bewegungen umgehen, noch müssten wir nachgehen.

Ja und noch eine Frage. Es geht in globalen Kontext weniger um Demokratie. Es wird über Menschenrechte gesprochen. Diese aber sind das Kern der Demokratie. Daher wenn wir - rein theoretisch - mit der Möglichkeit befassen, dass es auch andere palitische LKösungen für ein modernen Staat geben kann, müssen wir mit dem begriff uns befassen.
Ich habe offen gesagt noch nicht ausführlich mit dem Begriff mich beschäftigt. Für mich ist es ein Abstraktum. Möchte hier mir - der ungebildeten - etwas mehr dazu sagen?
Spartaner
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Barbarossa hat geschrieben:Das Problem ist nur, dass jegliche kollektivistische Gesellschaftsordnung in Europa durchweg in die Barbarei führten - egal auch, ob sie "sozialistisch", "nationalsozialistisch" oder jahrhunderte zuvor "christlich" (= Inquisition) nannten. Ich sehe unsere Demokratie westlicher "Bauart" als eine logische und auch vom Volk früherer Zeit hart erkämpfte Konsequenz aus diesen Barbareien, die man sich auf gar keinen Fall zurückwünschen sollte. Denn das würde zwangläufig direkt in die nächste Barbarei führen.

Unter der Umschreibung "Barbarei" verstehe ich einen Staat, in dem folgende für uns selbstverständliche Dinge fehlen:

- freie und geheime Wahlen mit unabhängigen und konkurrierenden Parteien bzw. Kandidaten,
- ein unabhängiges parlamentrisches System mit konsequenter Trennung von Kirche und Staat,
- freie Presse/Medien,
- unabhängige Justiz,
- verfassungsmäßig festgelegte Bürgerrechte

Das sind die Dinge, die mindestens vorhanden sein müssen, um nicht in eine Barbarei abzugleiten.
Menschen aus Europa unterscheiden sich nicht dem aus Asien, deshalb sollte man alles nicht überbewerten. Auch in unserer parktizierten Demokratie gibt es allerhand Defizite und wenn die führenden Eliten diese nicht ständig hinterfragt und reformiert, wird sie nicht auf Dauer Bestand haben. Deshalb wäre ein direkte Demokratie besser als eine "Diktatur der Demokratie". Es gibt ein paar Dinge, die mindestens vorhanden sein müssen, um nicht in Chaos und Unmenschlichkeit abzugleiten.
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
ich meine schon, dass wir das brauchen, jedes Land im Europa ist zu klein und unbedeutend, um es mit der USA, China und Russland aufzunehmen. :wink:

Dieser Allgemeinplatz wird durch redundantes Wiederholen nicht richtiger.
Lieber Titus,
dann schreibe bitte, was an diesen "Allgemeinplatz" falsch sein sollte :?:
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dieter
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Spartaner hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Das Problem ist nur, dass jegliche kollektivistische Gesellschaftsordnung in Europa durchweg in die Barbarei führten - egal auch, ob sie "sozialistisch", "nationalsozialistisch" oder jahrhunderte zuvor "christlich" (= Inquisition) nannten. Ich sehe unsere Demokratie westlicher "Bauart" als eine logische und auch vom Volk früherer Zeit hart erkämpfte Konsequenz aus diesen Barbareien, die man sich auf gar keinen Fall zurückwünschen sollte. Denn das würde zwangläufig direkt in die nächste Barbarei führen.

Unter der Umschreibung "Barbarei" verstehe ich einen Staat, in dem folgende für uns selbstverständliche Dinge fehlen:

- freie und geheime Wahlen mit unabhängigen und konkurrierenden Parteien bzw. Kandidaten,
- ein unabhängiges parlamentrisches System mit konsequenter Trennung von Kirche und Staat,
- freie Presse/Medien,
- unabhängige Justiz,
- verfassungsmäßig festgelegte Bürgerrechte

Das sind die Dinge, die mindestens vorhanden sein müssen, um nicht in eine Barbarei abzugleiten.
Menschen aus Europa unterscheiden sich nicht dem aus Asien, deshalb sollte man alles nicht überbewerten. Auch in unserer parktizierten Demokratie gibt es allerhand Defizite und wenn die führenden Eliten diese nicht ständig hinterfragt und reformiert, wird sie nicht auf Dauer Bestand haben. Deshalb wäre ein direkte Demokratie besser als eine "Diktatur der Demokratie". Es gibt ein paar Dinge, die mindestens vorhanden sein müssen, um nicht in Chaos und Unmenschlichkeit abzugleiten.
Lieber Spartaner,
ich bin auch für eine direkte Demokratie, der Nachteil könnte aber sein, wie in den USA, dass Millionäre durch viel Werbung sich die Stimmen kaufen können. :wink:
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Barbarossa
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Aneri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Das sind die Dinge, die mindestens vorhanden sein müssen, um nicht in eine Barbarei abzugleiten.

Da bin ganz anderer Ansicht. Ich denke es gibt was zu lernen auch von ganz Einfachen, das uns aufgrund unserer technologischen Fortschritt scheint als Barberei zu sein. Wenn mein Mann sich bei die Nachrichten Kinder-Mißbrauch aufregt und schlägt in Aufregung die Leute auf dem ersten baum aufzuhängen, verstehe ich das als emotionalen Ausbruch. Wenn du den Begriff Barberei in diesem Sinne verwendest würdest, dann ist o´key, hast du deiner Hilflossigkeit ausgelassen.
Ja, aber das meinte ich damit gar nicht.
Es geht mir bei dem Begriff "Barbarei" um den Staat - also die Staats- und Rechtsform. Ich habe Kriterien aufgezählt, die mindestens vorhanden sein sollten, damit Menschen in diesem Staat nicht der Rechtlosigkeit ausgeliefert werden.
Sicher - auch die Sharia oder die Inquisition waren/sind Formen eines Rechtssystems. Aber ist es gut?
Ich denke nicht, denn ein Rechtssystem, dass auf einer "Heiligen Schrift" aufbaut, ist starr und nicht an gesellschaftliche Veränderungen anpassbar - es bedeutet gesellschaftlichen Stillstand, im schlimmsten Fall über Tausende von Jahren. Zudem stellt sich die Frage (da Gesetze ja immer für alle gelten), ob ein Christ allen ernstes auch nach der Sharia abgeurteilt werden soll und nach muslimischen Regeln leben soll. Das passt nicht. Ein solches System ist auf Dauer nicht überlebensfähig und wird irgendwann vom Zeitgeist weggefegt.
Ein Rechtssystem, das auf Gesetzbüchern aufbaut, die auch dem Zeitgeist angepasst werden können, ist dagegen auch auf Dauer überlebensfähig und auch gerechter.
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:arrow: Beitrag neu erstellt. Irgendwas hatte ich da wohl falsch gemacht...
:shifty:
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Lieber Barbarossa,
das meine ich auch, hoffentlich weht der Zeitgeist den Islamismus bald weg. :roll:
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