Wie entsteht Rassismus?

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Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Da wir in alle eine Gesellschaft hinein geboren werden, prägen uns die Kultur und die gemeinsamen Werte schon seit Kindesbeinen an.

Natürlich haben andere Gesellschaften andere Werte und Kulturen, und genau dies sind die Reibungspunkte meiner Meinung nach.

Leute der gleichen Gesellschaft oder Gruppe haben ein grösseres Zutrauen untereinander!

Wenn der Unterschied zwischen den Gruppen gross oder noch grösser wird, dann herrschen bald Angst, Misstrauen, Ablehnung oder Gewalt.

Wie denkt Ihr darüber?
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Renegat
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Mmh, Angst vor Fremden und Mißtrauen mag in Einzelfällen zutreffen. Es gibt aber entgegengesetzt wirkende Verhaltensweisen, wie Neugierde, Offenheit für neues, anderes, Wissensdurst. Die menschliche Kultur hätte sich kaum weiterentwickelt, wären alle immer ängstlich in ihrem Dorf geblieben und hätten den durchziehenden Händler aus Mißtrauen erschlagen.
ich denke so einfach kann man Rassismus nicht erklären.
Rassismus hat sehr viel mit den Schubladen in unseren Köpfen zu tun, dem Sortieren und Bewerten, auch des eigenen Standes. Die eigene Position kommt umso besser weg, ja mehr andere abgewertet werden.
In Wiki und anderswo steht jede Menge Theorie zu Rassismus http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus
Ob uns das weiterbringt, überhaupt jemand den Link liest, weiß ich nicht, mir war Wiki auch zu lang.
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Barbarossa
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Ich glaube Rassismus hat viel mit damit zu tun, wie gut oder schlecht es einer Gesellschaft materiell geht. Gerade in Notzeiten ist die Gefahr groß, dass insbesondere durch Gerüchte, oder gar Aufhetzung des "Pöbels" Fremdenfeindlichkeit wie z. B. Antisemitismus entsteht. Rassismus gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe hat sicher auch mit Arroganz derjenigen zu tun, die sich überlegen fühlen.

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Spartaner
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Ich denke Rassismus ist kein klassisches deutsches Problem ,eher ein amerikanisches . Wenn ich mich mit US- Amerikanern über Rassismus unterhalte, merke ich, dass das Thema heikel ist. So ungefähr als wenn ich mich hier mit Jemanden über Judenfeindlichkeit unterhalten würde. Das Thema ist dort geschichtlich negativ behaftet (frühere Lynchjustitz) und durch die jüngsten Ereignisse bekommt es wieder einen höheren Stellenwert. Rassismus in Deutschland trifft man allenfalls in Fussballstadien an, wenn einige Fans die Afrikaner der gegnerischen Mannschaft z.B. mit Affenlauten beleidigen .
Da ich selbst lange Zeit Fussball gespielt hatte, muss ich sagen, dass ich kein einziges Mal erlebt hatte, dass ein dunkelhäutiger Spieler wegen seiner Hautfarbe herabgewürdigt wurde, eher wegen seiner Leistung. Afrikaner waren in unserer Fussballumkleidekabine immer die Spassmacher und sie haben immer für gute und lustige Stimmung gesorgt und hatten deshalb, weil sie so unkompliziert waren, auch überall Freunde.
Abneigung gegen Dunkelhäutige habe ich kein einziges Mal erlebt.
Ich persönlich halte Schwarzafrikaner für die besseren Menschen als mancher Deutscher oder Europäer, weil sie gutmütiger sind und nicht so hinterlistig und die Wahrheit nicht ständig bewusst verbiegen oder verdrehen. Die meisten prägt noch mehr die metaphorische Nähe zu den einstigen Naturmenschen, die sie mal waren. Aber das ist von Mensch zu Mensch und von Land zu Land dort auch unterschiedlich.
Ich hatte aber auch schon sehr grundlos gewaltbereite hinterlistige Nordafrikaner erlebt, mit denen war kein Zuckerschlecken.

Bei vielen ist ein festgefahrenes Weltbild Schuld am Rassismus. Es sind Leute, die auch schnell sich eine abeschließende Meinung über Ereignisse, Ethnien und Völker bilden. Bei manchen ist es aber auch wie in Amerika ein Überforderung von mehreren Ereignissen, bei Anderen eine Sache der Erziehung und die Vermittlung rassistischer Implikationen. Auch die Tätigkeit in einer gewissen Berufgruppe kann rassistische Tendenzen hervorrufen, wie z. B. bei Beamten der Polizei oder des Bundesgrenzschutzes
Rassismus mehrerer Menschen einer Gruppe kann zudem eine eigene unberechenbare Dynamik entwickeln .
Lia

Vorsicht, Misstrauen, Angst gegenüber Fremden und Unbekannten liegt seit Urzeiten in den Genen. Objektiv eine Eigenschaft, die Sinn macht.
Für das Individuum wie die soziale Gruppe, wenn es um Arterhaltung und Ressourcen geht.
In diesem Sinne:
Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube Rassismus hat viel mit damit zu tun, wie gut oder schlecht es einer Gesellschaft materiell geht.
Ganz gewiss mit eine Ursache für Fremdenass und Rassismus. Sich bedroht fühlen, Ressourcenkampf- und sich verankernde Vorstellungen, die, unterstützt von inner- gesellschaftlichen Vorgängen, so etwas wie kulturelles Erbe werden ( können).
So in etwa:
Spartaner hat geschrieben:Bei vielen ist ein festgefahrenes Weltbild Schuld am Rassismus.
Der Mensch kann allerdings auch anders, wie Renegat trefflich schreibt.
Es gibt aber entgegengesetzt wirkende Verhaltensweisen, wie Neugierde, Offenheit für neues, anderes, Wissensdurst. Die menschliche Kultur hätte sich kaum weiterentwickelt, wären alle immer ängstlich in ihrem Dorf geblieben und hätten den durchziehenden Händler aus Mißtrauen erschlagen.
ich denke so einfach kann man Rassismus nicht erklären.
Soll aber vorgekommen sein, dass neugierige Aus-Zu-Durchwanderer, wenn die Zeiten schlecht waren, unfreundlich behandelt wurden oder die anderen schlecht behandelten. Manchmal sah man ein, dass man vielleicht gemeinsam mit unterschiedlichen Kompetenzen existenzielle Probleme lösen konnte, oft genug aber sah man " in den Anderen" die Ursache oder die Schuldigen. In guten Zeiten war man kooperativer...
So fürchterlich viel hat sich nicht geändert, jedenfalls nicht für das das Gros der Menschheit. Obwohl die inzwischen eiegntlich andere Werte gesetzt hat und aus Erfahrungen gelernt haben sollte.
Barbarossa hat geschrieben:Rassismus gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe hat sicher auch mit Arroganz derjenigen zu tun, die sich überlegen fühlen.
Hat sich Rassismus als Leitbild verfestigt, so entwickelt sich eine Eigendynamik, ein circulus vitiosus, in dem sich Verfolgte und Verfolger in ihren (Vor) Urteilen bestätigt sehen.
Spartaner hat geschrieben:Ich denke Rassismus ist kein klassisches deutsches Problem ,eher ein amerikanisches
Nein, das ist kein spezfisches deutsches Problem. Allerdings klebt an Deutschland der Perfektionismus, mit dem eine gesamte
"Rasse" vernichtet werden sollte.
Rassismus ist ein amerikanischens Phänomen wie auch ein japanisches, europäisches, immer noch weltweites Problem. Wenn zusätzlich mit Religion oder Weltanschauung verbunden oder unterstützt, bei subjektiv wie objektiv knappen Ressourcen ( welcher Art auch immer), wird Rassismus virulenter denn je.
Die Erkenntnisfähigkeit, die Vernunft des Menschen, seine angeblich errungene Zivilisation scheint mir immer noch nur eine dünne Decke zu sein. Je komplexer, je bedrohlicher die Welt zu werden scheint oder wird, desto dünner.
Rassismus ist eine bequeme Art, sich eigene Identität und Gruppenzugehörigkeit in negativer Abgrenzung zu verschaffen. Als gäbe es nicht andere, friedlichere, sinnvollere Möglichkeiten als Rassismus.
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Gontscharow
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Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich selber rassistisch bin und falls ja, inwieweit.
Da ich Vorurteile insbesondere gegen männliche Jugendliche orientalischer Provenienz mit niedrigem Bildungsniveau habe
( von denen ich mich auch nicht ganz frei machen kann, wenn ich mit der selteneren Spezies eines
türkischen oder arbaischen männlichen Abiturienten zu tun habe ), lautet die Antwort wohl "Ja".

Positive Vorurteile habe ich gegenüber Schwarzafrikanern, weil ich sie als meist gutgelaunt, lustig und kumpelhaft
erlebt habe ( es gibt natürlich auch jede Menge Ausnahmen) und erlebe. Also als angenehmen Umgang, mit denen man
Spaß haben kann, insofern man seine mitteleuropäischen Standards in Sachen Zuverlässigkeit / Pünktlichkeit etc.
nicht so streng handhabt.

Beides - sowohl die Ablehnung muslimischer ( vor allem männlicher) Jugendlicher/ Erwachsener sowie die Sympathien für Afrikaner
sind bei mir Erfahrungswerte, was nicht heißt, daß die negative Berichterstattung über alles irgendwie Islamische durch unsere Medien
nicht auch zur Entstehung meines Vorurteils beigetragen hat.
Renegat
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Ja, Gontscharow, genau wie in deinem obigen Beitrag könnte man das Thema Rassismus in einem Forum wie diesem angehen.
Alles andere wird theoretisches Geschwafel, mit dem gutgemeinten Versuch, objektiv zu analysieren. Die rationale Analyse kann immer nur ein 1. Schritt sein, denn schon Lia schreibt von der dünnen Decke der Vernunft.
Die irrationalen Vorurteile können wir nur durch Selbsterkenntnis bearbeiten und da wird es immer Lücken geben, denn unser Gehirn arbeitet mit Schubladen. Das geht blitzschnell, neue Situation - Vergleichssituation suchen - einordnen - fertig. Das merken wir gar nicht, unser Hirn ist um ein vielfaches schneller als jeder Computer. Die Einordnung kann trotzdem grundfalsch sein, denn auch, wenn sie auf eigenen Erfahrungen beruht und nicht nur auf weitergeplapperten Stammtischvorurteilen, kann der nächste Mensch aus der bekannten Gruppe ganz anders sein, wenn wir ihn dann näher kennenlernen würden.
Aneri

Jemanden (ein Volk, ein Ethnie) nicht zu mögen bedeutet nicht zwangsläufig Rassismus. Das kann auch aus historischen Konflikten herausbilden.
Rassismus ist Vorurteil aufgrund der Eigenschaften, die man der bestimmten Gruppe zuschreibt und ihren Ursachen in Biologie (Genen) sieht. Somit werden objektive Rahmen für die Vorurteilung geschafft, da Gene sind vorgegeben.
Lia

Gontscharow hat geschrieben:Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich selber rassistisch bin und falls ja, inwieweit.
Da ich Vorurteile insbesondere gegen männliche Jugendliche orientalischer Provenienz mit niedrigem Bildungsniveau habe
( von denen ich mich auch nicht ganz frei machen kann, wenn ich mit der selteneren Spezies eines
türkischen oder arbaischen männlichen Abiturienten zu tun habe ), lautet die Antwort wohl "Ja".
Die Frage könnte ich fast genauso beantworten, allerdings dann doch sehr situationsabhängig.
Renegat hat geschrieben:Die irrationalen Vorurteile können wir nur durch Selbsterkenntnis bearbeiten und da wird es immer Lücken geben, denn unser Gehirn arbeitet mit Schubladen. Das geht blitzschnell, neue Situation - Vergleichssituation suchen - einordnen - fertig.
Das läuft genauso innerhalb einer "Rasse" ab. Ist bekanntlich etwas dran an " den/ die kann ich nicht riechen".
Ob und wie das Zusammenspiel zwischen grundsätzlicher genetischer Veranlagung aller Menschen, eigentlich aller höher entwickelten Lebewesen, bei " Fremden und Fremdem vorsichtig zu sein und Prägung/ Sozialisierung in eine Richtung gelenkt werden kann, die ohne unnötige Aggression arterhaltend ist?
Hie und da arbeiten die ein oder anderen dran.
Renegat
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Lia hat geschrieben:
Hie und da arbeiten die ein oder anderen dran.
Nicht nur hie und da.:)
Die ganze Zeit überlege ich schon, wie Menschheit es denn bei angeborener Xenophobie und Aggressionspotential geschafft hat, sich zur den gesamten Erdball bevölkernden Art, mit inzwischen über 7 Miiliarden Exemplaren zu vermehren.
Wir haben Kultur entwickelt, Regeln für ein gedeihliches Zusammenleben und diese galten nicht nur in einem Dorf oder Tal sondern ziemlich großräumig.
Damit wir auch den Fremden trauen und mit ihm Handel treiben konnten, entwickelten sich Weltreligionen. Es gab natürlich auch ein paar andere Gründe dafür.
Lia

Renegat hat geschrieben:Nicht nur hie und da.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du sehr genau meinst, wie ich es gemeint hatte... :wink:
Die ganze Zeit überlege ich schon, wie Menschheit es denn bei angeborener Xenophobie und Aggressionspotential geschafft hat, sich zur den gesamten Erdball bevölkernden Art, mit inzwischen über 7 Miiliarden Exemplaren zu vermehren.
Na, eine Sache der Biologie.... :angel:
Gleichzeitig schafft es die Weltbevölkerung auch immer wieder, sich gegenseitig zu dezimieren, und immer noch aus Gründen gemeinsamer Ressourcen-Verteidigung gegen Fremde. Oder nur "Andere".
So ganz ausgewogen ist das Verhältnis noch nicht.
Der homo sapiens lernt doch gerade erst, und auch nicht jeder, diese "Anlagen", so hieße es beim Hund, zu erkennen und sie zu steuern. Wobei, ganz fatal, über Generationen erworbene Verhaltensweisen, Erfahrungen, etc. auch wieder die Genetik beeinflussen.
Ein derart komplexes Thema, wo die Forschung gerade erst am Anfang steht, dass ich es hier nicht diskutiert sehen möchte, weil durch Simplifizierungen genau der unwissenschaftliche Ton hineinkommt, den die Welt , oder besser, der Mensch und die Menschheit nicht brauchen.
Der Weg wird noch lang, so die Menschheit ihn überhaupt insgesamt findet und zu Ende gehen kann.
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