Politische Korrektheit- ihre Auswüchse und ihre Folgen

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

Lia

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Nur wer bestimmt, was pejorativ ist,und was nicht?
Drum hatte ich das ja schon mit Fragezeichen versehen.
Sicherlich, da sind sich wohl alle einig, sind Korrekturen im Sprachgebrauch notwenig- mindestens aber Bewusstmachung, was man da eigentlich sagt und in welchem Kontext ein Begriff einst stand und verwendet wurde.
Genauso einig sind wir uns aber auch darin, dass es inzwischen Extreme gibt, die lächerlich und nicht nachvollziehbar sind.
Im Sprachgebrauch wie im Umgang mit den Geschlechtern.
Mir ist jeder Macho-Mann fast lieber als eine Emanzen-Scharteke, mit Machos werde ich meist noch einigermaßen den Humor bewahrend fertig, mit den verklemmten Damen eher nicht, da gebe ich genervt, entnervt auf.
Ich persönlich machte aber auch die Erfahrung, dass es unter ihnen einige gibt, die einfach alles auswendig lernen, ohne es wirklich zu verstehen, was ja irgendwie auch nicht Sinn der Übung sein kann....
Nicht geschlechtsspezifisch, nebenbei. Inzwischen darf man froh sein, wenn irgendwer auch nur irgendetwas lernt...

Vorschlag: Wer hat, der lese Mark Twain und ersetze die heute verpönten Begriffe Neger/ Nigger durch politisch korrekte.
Das erstaunliche Ergebnis: Es kommt nicht das heraus, was Twain eigentlich zeigen wollte, sondern eine viel weniger eindrückliche Brühe, ein viel schwächeres Bild der Zeit, wie sie war und nicht mehr sein soll.
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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Titus,
darf man das Wort Negerküsse oder Mohrenköpfe für diese Süßigkeit noch benutzen oder sollte man diese Benutzung auch unterlassen :?: :mrgreen:
Mohrenkopf ist männlich, chauvinistisch. Mohrenköpfin wäre vielleicht korrekter.
Statt Negerkuss feminin: Negerinkuss.
Ansonsten würde ich aber sagen, neutrale Wörter benutzen:

Schaumkuss mit Migrationshintergrund
Eierschaumerzeugnis mit Schokoladenüberzug auf Waffelbasis (abgekürzt: EMSAW)
Afroamerikanerinnensüßwarenzärtlichkeit

Suche dir was aus.
Auf jeden Fall süß.
:wink:
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dieter
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Lieber Barbarossa,
ja süß muss der Negerkuss sein. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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Aneri hat geschrieben:Die die beleidigenden Wert in Negerkuss und Zigeunersauce sollte auch nachdenken ob es mit wirklichen Schimpwörten überhaupt geht. Würde man essen das, was man verpönt? Würde man werben mit solchem Zusammenhang? Es ist eher so, dass der beleidigende Inhalt wird dort unterstellt, wo keine da ist.
Da wir nun hoffentlich alle Albernheiten belächelt haben, könnten wir zum ernsten Inhalt des Themas zurückkehren.
Es will ja nun wirklich keiner Irgendwelche Schnitzel (Wiener, Jäger, Zigeuner) oder Würstchen (Frankfurter, Wiener) umbenennen. Es ist nur immer wieder auffällig, wie reflexartig die immer gleichen Albernheiten kommen, wenn es um Sensibilität für Sprache und vor allem deren Inhalt geht.
Ein Wort ist nicht nur eine Reihe von Buchstaben, sondern es steht für einen meistens sehr komplexen Inhalt, die Bilder im Kopf. Dieser Inhalt verändert sich, mehr oder weniger schnell.
Und da es in diesem Forum einige User gibt, die sogar berufsmäßig mit der Weitergabe von Wissen an die jüngere Generation beschäftigt sind, finde ich die Frage, welche Worte mit welchem Inhalt an die nächste Generation weitergegeben werden, ganz spannend.

Aneri hat geschrieben:Wir hätten übrigens mal über Zigeuner ausführlich diskutiert. In Litauischen und Russisch gibt es kein anderen Wort als Zigeuner. Es kann sowohl im negativen Zusammenhang (abwertend) benutzt als auch in positiven Sinne als Symbol für freies Leben. Als Bezeichnung einer ethnische Gruppe ist es neutral, wie etwa Russe, der in manchem Mund ein abwertenden Wert hat.
Natürlich kann man fast jedes Wort beleidigend benutzen, jedenfalls mündlich. Da reicht Stimmlage und Körpersprache. Schriftlich ist das viel schwieriger.
Was die Zigeuner betrifft, denke ich, dass das Wort ein gutes Beispiel ist, wie schnell sich der Kontext von Sprache verändert. Heute würde ich fast meinen, dass es in Mitteleuropa einen eher künstlichen Inhalt transportiert, s. Oriannes Beispiele mit Quasimodo und Esmeralda.
Den diskriminierenden Schimpfwortkontext hat dagegen hier eher (Sinti) und Roma, das kann in Litauen und Rußland anders sein, Aneri.

Was die Schaumküsse angeht, ist der "Drops längst gelutscht", die jüngeren Generationen kennen als eifrige Werbesendungskonsumenten gar keine Negerküsse mehr. :D

Noch spannender finde ich die Auswirkungen der Debatte um geschlechtsspezische Begriffe und Endungen. Sprache und Sprecher sind bequem, deshalb wird sich die "gutgemeinte" -Innen-Endung wohl nur schwer durchsetzen lassen.
Im wirklichen Leben sind Chefs und Cheffinnen schon längst zu geschlechtsneutralen Führungskräften geworden.
Außerdem wird heute niemand nur Männer erwarten, wenn von der Ärzteschaft eines Krankenhauses die Rede ist.
Zuletzt geändert von Renegat am 04.09.2014, 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
ehemaliger Autor K.

Ich habe gerade einmal wieder in das Märchenbuch der Gebrüder Grimm gesehen und festgestellt, dass hier sehr viel Bedarf für political correctness besteht. Sie müssen unbedingt verändert werden. Ich versuche es schon einmal bei Rotkäppchen.

Rotkäppchen und der böse Wolf
Rotkäppchen (Achtung, das ist keine Diskriminierung von Mitgliedern der Linkspartei. Die politische Einstellung des Mädchens ist nicht bekannt, die Farbe der Kappe hat nichts zu bedeuten. Es ist auch keine Schuluniform. Sie besucht weder die kommunistischen Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen oder das Ulrike-Meinhof Gymnasium. Dies ist auch keine Anspielung auf die Kopftücher von frommen Anhängerinnen des Islam. Keine religiöse Gruppe, bei denen die Frauen Kopfbedeckungen tragen, ist hier gemeint. Wir sagen aber vorsichtshalber: Mädchen mit modischer Kopfbedeckung).

Ging durch den dunklen Wald. (Achtung, das ist keine Diskriminierung oder Beleidigung von Waldarbeitern oder Förstern. Es wird nicht unterstellt, dass diese den Wald in keinen ordnungsgemäßen Zustand halten würden. Dem Mädchen kam es lediglich subjektiv so vor, als wäre der Wald dunkel, das bedeutet nicht, dass er es wirklich war. Man muss dem Mädchen ihre Jugend zugutehalten).

Sie besuchte ihre Großmutter, die im Wald in einem Haus lebte. (Achtung, dies ist keine Unterstellung, dass die zuständige Behörde sich nicht um die alte Frau kümmern würde und sie deshalb gezwungen wurde, allein im Wald zu leben. Sie wurde vielmehr wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass sie betreutes Wohnen in Anspruch nehmen könnte oder es die Möglichkeit einer Heimunterkunft gibt. Die Behörde hat der Großmutter von dem Mädchen mit der modischen Kopfbedeckung klargemacht, dass sie im Wald auf eigenem Wunsch und auf eigenes Risiko leben würde).

Sie brachte ihr das Essen. (Achtung, hiermit soll nicht behauptet werden, dass die alte Frau nicht Essen auf Rädern bekommen würde und die dafür zuständige Firma ihre Verträge nicht einhalten würde. Nur ausnahmsweise hat ihre Enkelin in diesem Falle das Essen gebracht. Es liegt also kein schuldhaftes Versäumnis der Firma vor, die ihr normalerweise die Speisen bringt).

Dort traf sie den bösen Wolf. (Achtung, das ist natürlich völlig falsch. Wölfe sind keinesfalls böse, dies ist eine Unterstellung. Normalerweise sind sie gutartig und greifen nur an, wenn sie sich vom Menschen bedroht fühlen. Außerdem gibt es eigentlich in Deutschland keine Wölfe. Es muss sich also um einen Wolf mit Migrationshintergrund handeln, dessen Asylverfahren möglichweise noch nicht abgeschlossen war und der sich aus diesem Grund im Wald versteckt hielt. Außerdem soll darauf hingewiesen werden, dass Wölfe seltene Tiere sind, die dem Artenschutzgsetz unterliegen).
Den Rest schenke ich mir jetzt.

Das Märchen müsste also wie folgt umgeschrieben werden:

Das Mädchen mit der modischen Kopfbedeckung und der gutartige, artengeschützte Wolf mit Migrationshintergrund, der ein Asylverfahren beantragte.

Das Mädchen mit der modischen Kopfbedeckung ging durch einen von den Förstern ordnungsgemäß gepflegten Wald, der von ihr auf Grund ihrer Jugend und fehlender Vergleichsmöglichkeiten subjektiv als dunkel empfunden wurde. Sie besuchte ihre Großmutter, die trotz mehrerer Hinweise seitens der zuständigen Behörden und dem Verweis auf betreutes Wohnen es vorzog, dort alleine im Haus zu wohnen, wohl wissend, dass sie dies auf eigenes Risiko tat und somit keinerlei Rechtsansprüche geltend machen konnte. Das Mädchen mit der modischen Kopfdeckung brachte ihr die Mittagsmahlzeit anstelle des sonst dafür zuständigen Lieferservice Essen auf Rädern, dem man deshalb kein schuldhaftes Versäumnis anlasten kann. In dem Haus traf sie einen gutartigen Wolf mit Migrationshintergrund, der dem Artenschutzgesetz unterlag und über dessen Asylverfahren noch nicht entschieden wurde.

So müsste es eigentlich gehen.
Renegat
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Ach Karlheinz, Kinder wissen sehr gut zwischen Märchen und Realität zu unterscheiden. Märchen sind Kunst, genau wie Opern, Fantasy, SF, da geht es nicht um realen Kontext, das wußte schon der gute Sigmund Freud vor 100 Jahren.
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Barbarossa
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Wenn ich mich heute Abend nicht mehr melde, dann habe ich mich totgelacht.
(PC: Das soll jetzt keine Unterstellung sein, du hättest ein Mordanschlag auf mich geplant und in die Tat umgesetzt...)
:mrgreen:
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Orianne
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Die Märchen sind ja auch aus früheren Zeiten, und da herrschten andere Sitten, wenn ich mir vorstelle wie die Hexe bei Hänsel & Gretel in den Backofen geschubst wird - Das würde in der heutigen Zeit garantiert umgeschrieben. Anderes Beispiel siehe oben beim Post von Karlheinz :mrgreen:
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Aneri

Renegat hat geschrieben:Da wir nun hoffentlich alle Albernheiten belächelt haben, könnten wir zum ernsten Inhalt des Themas zurückkehren.
Es will ja nun wirklich keiner Irgendwelche Schnitzel (Wiener, Jäger, Zigeuner) oder Würstchen (Frankfurter, Wiener) umbenennen.
Das Problem ist gerade darin, dass das, was wir lächelnd albernd bezeichnen, für die Kämpfe der "sauberen" Sprache ist es todernst. Gerade durch solche Einstellung (ach es ist doch albern, nimmt keiner ernst...) und eigene Aggressivität erzielen sie ihre Erfolge. Alle schätzen ihrer Ruhe und gehen lieber dem Wahnsinnigen aus dem Weg.
Aneri

Renegat hat geschrieben:Ein Wort ist nicht nur eine Reihe von Buchstaben, sondern es steht für einen meistens sehr komplexen Inhalt, die Bilder im Kopf. Dieser Inhalt verändert sich, mehr oder weniger schnell.
Bitte statt "Bilder" nutzen "Vorstellungen". Ich habe eine Vorstellung von Deutschen oder Russen, vom Recht, von Demokratie. Ich habe aber keine entsprechende Bilder dafür.

Ich stelle mir ein Wort- eine Bedeutung in einem Beziehungsgeflecht bzw. Netz. In Sprachdenkprozess ziehen wir die Beziehungsseile zu dem gedachten Kontext, sodass seine neutrale Position (s.z. Ruheposition in dem Netz) verloren geht und die bestimmte Beziehungen aktiviert werden.

Dieser Sprachnetz ist kein eigenständiger. Sprache spiegelt sowohl Außenumwelt als innere - unsere Empfindungen, Gefühle. Es ist s. z. ihre essentielle Aufgabe. Wird man den beleidigenden Wort (der eine Spiegelung der Gefühle ist) offiziell wegschaffen, muss das Gefühl einen Ersatz finden. Also es ist unmöglich von Außen die Sprache zu dirigieren.

Gerade in diesem Punkt sehe ich aus Grund her den falschen Einsatz beim Bekämpfung mit Sprachäußerungen. Man kämpft mit Symptomen, nicht mit der Krankheit. Erst muss gegen das Gefühl vorgehen. Wenn man ein Wort Neger verbietet, bedeutet es nicht, dass der Haß, die Abwertung dieser Gruppe weniger wird. Es wird in einen anderen Wort projiziert.
Von Bedeutung ist nur, dass Sprachbeteiligten wissen, was unter diesem Wort sich verbirgt...
Lia

Renegat hat geschrieben:Und da es in diesem Forum einige User gibt, die sogar berufsmäßig mit der Weitergabe von Wissen an die jüngere Generation beschäftigt sind, finde ich die Frage, welche Worte mit welchem Inhalt an die nächste Generation weitergegeben werden, ganz spannend.
Methodisch ist das ziemlich einfach, denn erstaunlicherweise hat auch die heutige Jugend noch Bilder und Assoziationen zu den tabuisierten Begriffen.
Und eben keine diskriminierenden.
Überlieferte Literatur umzuschreiben ist kompletter Unfug, weil es es das Zeitbild verfälscht und genau darum die ein oder andere kritische Auseinandersetzung blockiert.
Im übrigen bitte ich alle märchenhaften bösen Stiefmütter durch Stiefväter zu ersetzen, denn nur die können böse sein. Wenn in den Märchen immer die Stefmüttter die bösen Figuren sind, so ist das eine Verdrängung männlicher Kollektivschuld.
Politische Korrektheit ist aber nicht nur Sprache, sondern auch Lebenshaltung.
Von einem gewissen Typ Frauen werde ich immer wieder tadelnd gefragt, warum mein(e) Rüde(n) nicht kastriert seien, da seien die doch wesentlich einfacher zu erziehen, nicht so aggressiv und Blababla.
Stimmt alles so nicht, aber die Kastrationswut greift um sich. Muss wohl aufpassen, dass man mir meinen Rüden nicht klaut und ohne Bommeln politisch korrekt verstümmelt zurück bringt.
Liebes Zweiläufer- Mannsvolk, meine Antwort fällt da in Eurem Sinne aus- und nicht immer politisch korrekt- oder auch- liegt in der Natur- auch unter der Gürtellinie, wenn ich unausweichlich Parallelen in der Behandlung zwischen Zwei- und Vierbeinern ziehe.
Politisch unkorrekt ist es auch in weiten Kreisen, Probleme überhaupt sachlich diskutieren zu wollen, weil jedem, der gegen bestimmte Keise argumentiert, sofort als inkorrekt dargestellt wird. Da helfen auch Fakten und Beweise nichts- ein Teil der Realität und/ oder der Wahrheit wird schlicht ausgeblendet.
Renegat
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Renegat hat geschrieben:Ein Wort ist nicht nur eine Reihe von Buchstaben, sondern es steht für einen meistens sehr komplexen Inhalt, die Bilder im Kopf. Dieser Inhalt verändert sich, mehr oder weniger schnell.
Aneri hat geschrieben:Bitte statt "Bilder" nutzen "Vorstellungen". Ich habe eine Vorstellung von Deutschen oder Russen, vom Recht, von Demokratie. Ich habe aber keine entsprechende Bilder dafür.
Einverstanden, das trifft besser, was ich sagen wollte.
Aneri hat geschrieben: Dieser Sprachnetz ist kein eigenständiger. Sprache spiegelt sowohl Außenumwelt als innere - unsere Empfindungen, Gefühle. Es ist s. z. ihre essentielle Aufgabe. Wird man den beleidigenden Wort (der eine Spiegelung der Gefühle ist) offiziell wegschaffen, muss das Gefühl einen Ersatz finden. Also es ist unmöglich von Außen die Sprache zu dirigieren.

Gerade in diesem Punkt sehe ich aus Grund her den falschen Einsatz beim Bekämpfung mit Sprachäußerungen. Man kämpft mit Symptomen, nicht mit der Krankheit. Erst muss gegen das Gefühl vorgehen. Wenn man ein Wort Neger verbietet, bedeutet es nicht, dass der Haß, die Abwertung dieser Gruppe weniger wird. Es wird in einen anderen Wort projiziert.
Wenn das Gefühl, die Einschätzung noch vorhanden ist, ja.
Was aber, wenn die Vorstellungen, die das Wort beinhaltet, nicht mehr relevant sind für die nächste Generation?
Nur darum geht es mir. Ein heute 80-jähriger wird die Vorstellungen, Gefühle, die mit bestimmten Worten verbunden sind, nicht einfach vergessen können, nur weil ein bestimmtes Wort, wie Neger oder Zigeuner heute verpönt ist.
Ein achtjähriges Kind muß sich diese Vorstellung hinter dem Wort erst erwerben.
Aneri hat geschrieben:Von Bedeutung ist nur, dass Sprachbeteiligten wissen, was unter diesem Wort sich verbirgt...
Welche Vorstellung verbirgt sich hinter Zigeuner? Ist das die gleiche beim 80- und 8-Jährigen?
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Triton
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Aneri hat geschrieben:Das Problem ist gerade darin, dass das, was wir lächelnd albernd bezeichnen, für die Kämpfe der "sauberen" Sprache ist es todernst. Gerade durch solche Einstellung (ach es ist doch albern, nimmt keiner ernst...) und eigene Aggressivität erzielen sie ihre Erfolge. Alle schätzen ihrer Ruhe und gehen lieber dem Wahnsinnigen aus dem Weg.
D'accord, die Hüter der political correctness sind ein wenig desorientiert. Aber ihre Kampagne hatte Erfolg, das muss man neidlos anerkennen. Heute redet kaum ein Politiker mehr Klartext und wenn es einer tut wie Ronald Pofalla mal über Wolfgang Bosbach, dann wird er sofort öffentlich abgestraft. Schade, dass es deshalb Menschen mit dem Verlangen nach Klarheit und Wahrheit aus der Öffentlichkeit fernhält. Schon ein Gerhard Schröder wäre heute wohl nicht mehr möglich.

Oder ein Konrad Adenauer, der zu Willy Brandt einmal sagte: Wie kommen sie denn darauf, dass ich Sie nicht leiden kann? Wenn das so wäre, würde ich Ihnen das doch sagen! :clap:

PS: Lässt Du eigentlich Deine Texte von einem Computerprogramm übersetzen?
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Renegat
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Triton hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:Das Problem ist gerade darin, dass das, was wir lächelnd albernd bezeichnen, für die Kämpfe der "sauberen" Sprache ist es todernst. Gerade durch solche Einstellung (ach es ist doch albern, nimmt keiner ernst...) und eigene Aggressivität erzielen sie ihre Erfolge. Alle schätzen ihrer Ruhe und gehen lieber dem Wahnsinnigen aus dem Weg.
D'accord, die Hüter der political correctness sind ein wenig desorientiert. Aber ihre Kampagne hatte Erfolg, das muss man neidlos anerkennen. Heute redet kaum ein Politiker mehr Klartext und wenn es einer tut wie Ronald Pofalla mal über Wolfgang Bosbach, dann wird er sofort öffentlich abgestraft. Schade, dass es deshalb Menschen mit dem Verlangen nach Klarheit und Wahrheit aus der Öffentlichkeit fernhält. Schon ein Gerhard Schröder wäre heute wohl nicht mehr möglich.

Oder ein Konrad Adenauer, der zu Willy Brandt einmal sagte: Wie kommen sie denn darauf, dass ich Sie nicht leiden kann? Wenn das so wäre, würde ich Ihnen das doch sagen! :clap:
Mmh, dann wiederhole ich die Frage, wer sind die Hüter der political correctness?

Und vor allem, was hat nichtssagende Sprache = Politikergeschwurbel damit zu tun?
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Triton
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Renegat hat geschrieben:Mmh, dann wiederhole ich die Frage, wer sind die Hüter der political correctness?

Und vor allem, was hat nichtssagende Sprache = Politikergeschwurbel damit zu tun?
:idea:
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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