Religionen, Gesetzgebung, Moral, gesellschaftl. Regeln

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

Renegat
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In diesem Forum geht es oft um Religionen, manchmal um einzelne, manchmal wird verglichen, manchmal der Atheismus hochgehalten. Und selbst bei ziemlich speziellen Fragen wie in http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 614#p38614 geht es schnell wieder mal um Religion und den rechten Glauben.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass die vielen Religionsthemen in verschiedenen Bereichen eröffnet wurden, einige stehen z.B. in Gesellschaft.
Egal, mein Religionsthema paßt ganz gut zu politischen Theorien, denn ich würde gern den politischen Teil der verschiedenen Religionen diskutieren, nämlich die Regeln, Gesetze, Ge- und Verbote. Also alles was das menschliche Zusammenleben regelte und wofür wir heute die staatliche Gesetzgebung haben.

Im oben verlinkten Nebenthema bezogen sich einige Mitglieder auf das alte Testament, andere auf das neue oder auf die Bibel insgesamt. Dabei wurden teilweise widersprüchliche Passagen der Bibel zitiert. Außerdem gibt es beim Christentum verschiedene Regeln bei Katholiken, Protestanten und diversen weltweiten Kirchen, daher ist vieles Auslegungssache.
Beim Islam ist es nicht anders, wahrscheinlich noch vielgestaltiger, da es keine einheitlichen Dachverbände oder einen Oberimam wie den Pabst gibt. Teilweise aus islamischen Wurzeln, ist die jüngste Weltreligion hervorgegangen. http://de.wikipedia.org/wiki/Bahaitum . Ob die Reformation beim Christentum das letzte Update ist, weiß ich gar nicht, es gibt ja unzählige Freikirchen, Sekten und was auch immer. Vom Judentum sind mir nur orthodoxes und Reformjudentum bekannt. http://de.wikipedia.org/wiki/Reformjudentum

Schon staatliche Gesetze hinken manchmal den gesellschaftlichen Veränderungen hinterher. Ist die Anpassung, Reform an veränderte Lebensbedingungen bei den Religionen schwieriger oder vielleicht leichter wegen der Auslegungen?
Renegat
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Zur Zeit ist es etwas ruhig im Forum, evtl. fehlt es an zündenden Themen. Dafür sind die Relgionen doch immer gut, deshalb versuche ich es noch einmal mit diesem Thema. Vielleicht hat ja jetzt jemand Lust, es zu diskutieren.

Und da man durch die IS-Gewalteskalation wieder mal auf die verschiedenen religiösen Gruppierungen in Irak, Syrien und Türkei schaut, als Ergänzung zur Vielgestaltigkeit des Islam noch die Aleviten. http://de.wikipedia.org/wiki/Aleviten
Die sind weder Sunniten, noch Schiiten, manchmal wird ihnen sogar die Zugehörigkeit zum Islam abgesprochen, siehe Diskussion auf der Wikiseite.
Harald
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Na ja, Schiiten sind eigentlich alle Moslems, die nicht Sunniten sind. Das können auch sehr liberale Formen des Islams sein und die Sunniten sagen dann, das sind gar keine Moslems.

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Barbarossa
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Dann will ich diese Diskussion jetzt mal so richtig in Schwung bringen.
:wink:

Was mir bei dem Thema gerade durch den Kopf geht:
In unserem Forum wurde von verschiedenen Mitgliedern (deswegen nenne ich jetzt auch keine Namen) bei verschiedenen Gelegenheiten behauptet, der Islam sei von seinem Wesen her eine besonders aggressive und intolerante Religion - im Gegensatz zum Christentum. Die derzeitigen Gewaltausbrüche in der muslimischen Welt und die vielen radikalen bis extremistischen Strömungen, die es gibt, würden dies belegen.
Wenn ich aber in die Geschichte schaue, dann sehe ich, dass auch das Christentum schon Phasen durchlief, in denen es auf sehr militante Weise intolerant und aggressiv gegen Andersgläubige vorging. Die Zeit der Kreuzzüge könnte man da nennen oder auch die Zeit der geographischen Entdeckungen, wo die Christen meinten, alle möglichen Völker missionieren zu müssen. Und wer nicht wollte, der war des Todes - anscheinend schützte das Gebot: "Du sollts nicht töten" nur jene Menschen mit "dem rechten Glauben". Und selbst hier noch nicht einmal alle, denn wer in Verdacht geriet, "mit dem Teufel im Bunde zu sein", konnte dennoch sehr schnell auf dem Scheiterhaufen landen. Im letzten Fall konnte das religiöse Motiv vorgeschoben sein, denn im Fall der Jeanne d'Arc wissen wir heute, dass es eigentlich politische Gründe waren, die zu ihrem grausigen Ende führten.

Was will ich mit dieser kleinen Geschichtsexkursion zeigen?
Dass man auch im Falle des Islam dahinterschauen sollte, welche tatsächlichen Motive hinter den radikalen Bewegungen stecken. Könnte es nicht sein, dass ISIS bzw. der "Islamische Staat" IS nicht auch einfach machtpolitische Ziele verfolgt? Dann wären sie kaum aggressiver als die europäischen Staaten Anfang bis Mitte des 20. Jh. mit ihrer Kolonialpolitik. Ein besonderes negatives Extrembeispiel gab da z. B. der belgische König ab.
Im Irak geht es nicht hauptsächlich um Religion, sondern um die politische Macht einer bestimmten Partei in einem bzw. zwei Ländern in dieser Region. Das ist die Behauptung, die ich hier mal in den Raum stelle.
Ganz ähnliche Machtspielchen könnten auch die sogenannten "Hassprediger" verfolgen. Kennt man ihre wahren Motive? Vielleicht wird die Religion auch hier nur vorgeschoben? In dem man möglichst viele "Geteue" um sich scharrt, kann man eine gewisse Machtposition erreichen.
Aber was ist mit den vorgeblich christlichen Sekten? Ist das nicht irgendwie ähnlich? Ok, es gibt da schon einen gravierenden Unterschied: Bei den Sekten geht es meistens um Geld - weniger um politische Macht. Aber sonst?
Was ist z. B. mit dem Ku-Klux-Klan?
Hier gibt es die Verbindung zwischen Religion und politischer Macht, und schon zeigt sich, dass diese Verbindung eine besonders aggressive, militante und intolerante Bewegung entstehen ließ, die sich auf jeden Fall mit der ISIS messen kann.
Einziger Unterschied: Die ISIS stieß auf einen schwachen Staat, der kaum in der Lage ist, sich zur Wehr zu setzen. Das ist in den USA natürlich anders.

Und um nochmal auf die kleine Geschichtsexkursion zurüch zu kommen:
Ging es bei den Krezzügen nicht eigentlich auch vor allem um politische Macht?
Und ging es bei der Kolonialisierung Amerikas nicht ebenso um Macht und vor allem Gold?

Und ja, der Islam ist eine missionarische Religion, aber das ist das Christentum auch. Ich erinnere mich an nicht nur eine negative Bemerkung bezüglich meines Atheismus. Insofern denke ich, dass sich Christentum und Islam eigentlich gar nicht so unähnlich sind.

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Lia

Barbarossa hat geschrieben:Ging es bei den Krezzügen nicht eigentlich auch vor allem um politische Macht?
Ja. Wenn man auch durchaus annehmen darf, dass vielen Kreuzzüglern, Rittern und auch Königen, tatsächlich die religiösen Motive wichtig waren, wichtiger als dem Papst.
Im Dreißigjährigen Krieg überwogen auch machtpolitische Interessen das, was mal als Religionskrieg bezeichnet wurde.
Barbarossa hat geschrieben:Im Irak geht es nicht hauptsächlich um Religion, sondern um die politische Macht einer bestimmten Partei in einem bzw. zwei Ländern in dieser Region. Das ist die Behauptung, die ich hier mal in den Raum stelle.
So wirklich durchschauen kann das kaum jemand. Nach meinem Kenntnisstand und der daraus resultierenden Meinung ist da beides, Religion und Machtanspruch aufs engste verknüpft.
Aneri

Barbarossa hat geschrieben: Könnte es nicht sein, dass ISIS bzw. der "Islamische Staat" IS nicht auch einfach machtpolitische Ziele verfolgt?
Nein, bestimmt nicht. Macht ist immer ein Werkzeug, mit dem die eigentliche Ziele erreicht werden sollen. Ob das ziel für die Befriedigung eigene Triebe (Neid, Gier, Unterwerfung der Anderen und ähnl.) oder die Erkenntnisse, die man gemacht hat, ist hier dahingestellt. Ich denke, der Trieb zur Dominanz muss zwar sein, um erfolgreich zu sein, dennoch ohne der Erkenntnisse, egal ob religiöse oder politische, wird man in unserer Welt nicht viel erreichen. Man braucht die Gefolge, die muss überzeugt werden.
Im Irak geht es nicht hauptsächlich um Religion, sondern um die politische Macht einer bestimmten Partei in einem bzw. zwei Ländern in dieser Region. Das ist die Behauptung, die ich hier mal in den Raum stelle.
Na ja, Religion hat auch ihre Programm, in dem sinne könnte man es Partei nennen. Dennoch unterscheidet sie von der anderen Parteien m. E. ein wesentlicher Punkt: ihre absolute Wert ist die Gott, nicht der Mensch wie bei politischen Parteien der Fall ist.
Aber was ist mit den vorgeblich christlichen Sekten? Ist das nicht irgendwie ähnlich? Ok, es gibt da schon einen gravierenden Unterschied: Bei den Sekten geht es meistens um Geld - weniger um politische Macht. Aber sonst?
Auch hier bin ich nicht einverstanden. Nicht in alles Sekten die Führer bereichen sich, aber auch bei denen, wo es passiert, sind sie auf ihrer Weise fanatische Menschen, die ihrem Ideal folgen. Da sie dabei auch sich selbst nicht vergessen darf nicht täuschen.
Und um nochmal auf die kleine Geschichtsexkursion zurüch zu kommen:
Ging es bei den Krezzügen nicht eigentlich auch vor allem um politische Macht?
Und ging es bei der Kolonialisierung Amerikas nicht ebenso um Macht und vor allem Gold?
Wie gesagt, wenn du Ziel hast, muss du auch das Werkzeug haben um die Ziele zu erreichen.
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Marek1964
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Barbarossa hat geschrieben:Dann will ich diese Diskussion jetzt mal so richtig in Schwung bringen.
:wink:

Was mir bei dem Thema gerade durch den Kopf geht:
In unserem Forum wurde von verschiedenen Mitgliedern (deswegen nenne ich jetzt auch keine Namen) bei verschiedenen Gelegenheiten behauptet, der Islam sei von seinem Wesen her eine besonders aggressive und intolerante Religion - im Gegensatz zum Christentum. Die derzeitigen Gewaltausbrüche in der muslimischen Welt und die vielen radikalen bis extremistischen Strömungen, die es gibt, würden dies belegen.
Es belegen dies nicht nur extremistische Strömungen - eine Unzahl von Anekdoten des Alltags belegen die Intoleranz des Islam - auch im kleinen. Hier z.B.:

http://bazonline.ch/basel/stadt/Jetzt-w ... y/10861502

Es geht hier um ein Bad in Basel, das nur für Frauen (deshalb die Bezeichnung "Fraueli") reserviert ist und deshalb auch gerne von Muslimas besucht wird - und die schon mal gerne ihre christlichen Geschlechtsgenossinen "Schlampen" nennen. Eines von vielen kleinen Beispielen moslemischer Intoleranz.
Barbarossa hat geschrieben:Wenn ich aber in die Geschichte schaue, dann sehe ich, dass auch das Christentum schon Phasen durchlief, in denen es auf sehr militante Weise intolerant und aggressiv gegen Andersgläubige vorging. Die Zeit der Kreuzzüge könnte man da nennen oder auch die Zeit der geographischen Entdeckungen, wo die Christen meinten, alle möglichen Völker missionieren zu müssen. Und wer nicht wollte, der war des Todes - anscheinend schützte das Gebot: "Du sollts nicht töten" nur jene Menschen mit "dem rechten Glauben". Und selbst hier noch nicht einmal alle, denn wer in Verdacht geriet, "mit dem Teufel im Bunde zu sein", konnte dennoch sehr schnell auf dem Scheiterhaufen landen. Im letzten Fall konnte das religiöse Motiv vorgeschoben sein, denn im Fall der Jeanne d'Arc wissen wir heute, dass es eigentlich politische Gründe waren, die zu ihrem grausigen Ende führten.
Das sind Beispiel aus der Zeit des Analphabetimsus. Nur wenige konnten lesen und waren damit privilegiert. Wer privilegiert ist, lehnt sich selten gegen eine bestehende Gesellschaftsordnung auf. Ich meine, es waren autokratische Gesellschaften, die predigen konnten, was durchaus im Widerspruch zur Bibel war. Dadurch sind viele Dinge erklärbar, die auch durchaus im Widerspruch zur Religion und Bibel waren, aber praktiziert wurden.

Dann kamen Jan Hus, Martin Luther, John Knox, Jean Calvin, Huldrich Zwingli uvm. Und Gutenbergs Bibeldruck.

Immer mehr Menschen konnten lesen und schreiben, Schrifttum wurde dank Gutenberg zugänglicher, die Möglichkeit, eigene Gedanken zu entwickeln immer besser und für immer breitere Schichten.

Das Christentum hat sich reformiert, weil der Weg "ad fontes", zu den Quellen, die Beseitigung der Degenerationserscheinungen brachte. Und je mehr lesen konnten, umso segensreicher die Sache. Und deshalb hat heute die westliche Welt Demokratie, die EMRK usw. Weil die Basis - vor allem das Neue Testament und das Evangelium, Toleranz uns Nächstenliebe predigt - ungeachtet der Religion des anderen.

Der Islam - Karlheinz, der wohl einzige Koran Leser hier im in diesem Forum, hat seine extreme Intoleranz betont. Wer nicht den "rechten Glauben glaubt", dar belogen, bestohlen, getötet werden. Im besten Fall soll er die Strafsteuer bezahlen.

Hier ein interessanter Artikel:
http://www.zeit.de/2007/39/Hamburger-Le ... ettansicht

Beim Islam ist die Basis krank - die Theorie. Wie bei Karl Marx auch. Diktatur des Proletariats, Zentrale Planung der Wirtschaft. Kann nicht funktionieren. Karl Marx hat allerdings einen entscheidenden Fehler begangen: Er hat das Paradies im Diesseits versprochen. Das konnte die Praxis widerlegen. Der Islam verspricht keinen materiellen Wohlstand, nur moralische Überlegenheit: Und das ist die Krux. Mann ist was besseres, weil man was besseres ist. Weil man nicht wie "westlich-dekadente" Welt im Minirock rumläuft, keine Ehrenmorde begeht oder die Frauen knechtet. Gegen ein solches Dogma lässt sich nichts machen. Und wenn der Westen wie mittlerweile auch der Fernost so klar besser ist, was zumindest das materielle Wohlergehen bedeutet? Kein Problem, da ist irgendeine Verschwörung im Gang. Und wie wird die beseitigt? Richtig, mit dem rechten Glauben, mit noch mehr Fanatismus, mit noch mehr Handabhacken, Köpfen, Steinigen und Intoleranz. Ein Perpetuum Diabole. Und vor allem: je mehr Leute den Islam lesen, umso schlimmer.

Ein weiteres Kapitel sind die ewigen Reformbemühungen des Islam oder der von ihm dominierten Länder. Nehmen wir einmal die prominentesten Länder, Iran und die Türkei.

Beider versuchten sich mit Reformen dem Westen anzunähern, als die eigene Rückständigkeit offentsichtlich wurde. Im Iran endete das mit der islamischen Revolution.

Die Türkei versucht eigentlich schon in den letzten Dekaden des Sultanats, den Westen einzuholen. Mit mehr oder weniger Erfolg. Aber statt Sekularisierung hat das einen islamistischen Präsidenten gebracht. Warum ist das so?

Der Islam bietet eben für eines eine Erklärung; das Problem bei Gesellschaftlichen Reformen und Veränderungen ist immer, dass es Unsicherheiten in sich birgt. Und Veränderungen, die durchaus auch zum Nachteil gewisser Menschen sein können. Diese suchen dann Zuflucht im Islam. Die Aussage ist dann: Es geht uns nicht gut, weil wir uns vom rechten Glauben entfernt haben. Und also wieder: Zurück zum rechten Islam, zu noch mehr Handabhacken, Frauen in Kopftücher oder besser noch in Burka stecken, Töten Ungläubiger etc. Ein perpetuum diabole.

Ich glaube nicht, dass die islamischen Extremisten irgenwelchen Interessensgruppen diesen. Die sind fanatisch, weil sie von ihrem Glauben überzeugt sind. Weil der Koran die Software dazu liefert. Weil alles andere als Fanatismus Abweichung des Islam ist - vom rechten Glauben.

Barbarossa hat geschrieben:Und ja, der Islam ist eine missionarische Religion, aber das ist das Christentum auch. Ich erinnere mich an nicht nur eine negative Bemerkung bezüglich meines Atheismus. Insofern denke ich, dass sich Christentum und Islam eigentlich gar nicht so unähnlich sind.
Einen kleinen Unterschied gibt es: Das Christentum bringt Wohlstand, der Islam den Niedergang, Elend, Armut und Hass. Das Christentum kennt Mission, der Islam heiligen Krieg.

Dabei ist ja das elende, dass der Islam ohne den Westen wie fernen Osten dahinveteren würde - aber dank den Innovationen des Westens aber auch dank des Erdöls kann er sich vermehren - wir aber nie draus lernen: denn er ist der rechte Glaube. Die meisten Moslems werden nie aus ihrer Seele herauskriegen, dass sie was besseres sind als die anderen. Mögen alle Indikatoren sonst noch dagegen sprechen.
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Orianne
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Ich beziehe mich jetzt auf den Ku-Klux-Klan, der Ende des Sezessionskrieges 1865 von 6 ehemaligen konföderierten Offizieren gegründet wurde. Sein Ziel war in 1. Linie die Weisse Herrschaft, die totale Unterdrückung der Schwarzen und ihrer HelferInnen, dazu war der Klan antisemitisch und antikatholisch eingestellt. Der erste Grossmeister war der ehemalige General Nathan Bedford Forrest, ein uneinsichtiger Befürworter der Sklaverei. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts löste sich der Klan zwar auf, wirkte aber im Untergrund weiter, seine "Blütezeit" hatte er in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und in den 60er Jahren in vor allem in Mississippi, Arkansas, Tennessee, Alabama, Georgia und North- und South Carolina.
Merkwürdig war, dass sich der Klan in der Great Depression die Sympathie der Leute nicht sichern konnte, sie suchten bei den Gewerkschaften Hilfe, was wiederum vielen Politikern nicht gefiel, sie fürchteten eine kommunistische Revolution ähnlich wie in der Sowjetunion. Heute ist der Klan weltweit vernetzt, er unterhält auch eine fast eigene Kirche und zwar die World Church of the Creator, was eigentlich eher ein weiterer Geheimbund ist, der alles hasst, dass nicht eine weisse Hautfarbe hat, ihr Ziel ist es die Afroamerikaner nach Afrika auszuweisen, und Barak Obama zu ermorden. Erst gestern Abend wurde der Todesschütze von Ferguson vom KKK in hohen Tönen gelobt, dieses Tondokument war beim Sender CNN zu hören, man kann es drehen und wenden wie man will, aber der Ku-Klux-Klan ist eine radikal protestantische Organisation.


Ein Thread von mir über den Ku-Klux-Klan wird von mir folgen :!:
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Barbarossa
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Aneri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben: Könnte es nicht sein, dass ISIS bzw. der "Islamische Staat" IS nicht auch einfach machtpolitische Ziele verfolgt?
Nein, bestimmt nicht. Macht ist immer ein Werkzeug, mit dem die eigentliche Ziele erreicht werden sollen. Ob das ziel für die Befriedigung eigene Triebe (Neid, Gier, Unterwerfung der Anderen und ähnl.) oder die Erkenntnisse, die man gemacht hat, ist hier dahingestellt. Ich denke, der Trieb zur Dominanz muss zwar sein, um erfolgreich zu sein, dennoch ohne der Erkenntnisse, egal ob religiöse oder politische, wird man in unserer Welt nicht viel erreichen. Man braucht die Gefolge, die muss überzeugt werden.
Ich bin dagegen tatsächlich der Überzeugung, dass der Glaube/die Religion schon sehr lange oder vielleicht sogar schon immer ein Instrument von machtbesessenen Menschen ist. Die Gläubigen dienen dabei als Gefolgschaft zur Machtentfaltung des Machthabers. Oft bemerken die Mitglieder der Gefolgschaft nicht einmal, dass sie selbst wie auch der Glaube, dem sie anhängen, nur Instrumente des Machthabers sind und fühlen sich dabei moralisch im Recht. Und auch das wissen Machthaber schon sehr lange:
Wer aus Überzeugung kämpft, der kämpft besser.

Sollte der Islam tatsächlich von seinem Wesen her mehr auf Aggression ausgerichtet sein, als das Christentum, könnte es vielleicht daran liegen, dass er von Mohamed extra dazu geschaffen wurde, zu expandieren?
Die christliche Bibel ist dagegen ein Sammelsurium von Niederschriften und hat dieses Hauptmotiv nicht. (Falls ich mich nicht irre)

Aber nach meinen Recherchen hat sich auch der Islam im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Dem "Haus des Islam" und dem "Haus des Krieges" wurde von einer Rechtsschule noch ein "Haus des Friedens" hinzugefügt. Insofern ist auch der Islam als Religion nicht zwingend aggressiv.
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Aneri

Barbarossa hat geschrieben:Ich bin dagegen tatsächlich der Überzeugung, dass der Glaube/die Religion schon sehr lange oder vielleicht sogar schon immer ein Instrument von machtbesessenen Menschen ist.
Ich es ist gut mit Einklang mit der Mode die totaritären Regime zu personifizieren. Es wird ein Schuldiger gefunden, auf dem kann man mit Finger zeigen. Die tieferen Ursachen zu suchen ist anstrengend und warum auch, wenn den Schuldigen hat schon. Die falsche Einschätzung der Tatsachen hat aber die Folge falschen Handels. Die Entwicklungen nach dem 2WK geben mir recht. Gerade so personenorientierter Kampf mit islamischen Extremisten zeigt, dass es bringt nichts physische Vernichten des Führers. Das System bringt gleich den Anderen. Es mag die Qualitäten des ausgeschiedenen nicht haben, dann wird die Gruppe bzw. das System sich teilen und wir haben statt eine Gruppe - mehrere.

Zum Anderem bin ich einfach dagegen, wenn Menschen als Schafherde dargestellt werden. Wenn man schon eine Ursache suchen muss, dann liegt es in Menschen Natur allgemein. Man muss die Werte, die Ideale haben, egal ob religiöse oder andere: moralisch, humanistische, politische etc. Werden sie verletzt, kommt es zur Aggressionswachstum. Findet Einer, der die Ursachen dieser Unzufriedenheit, diese Aggresssion benennt, den Weg zur Beseitigung dieser Ursachen zeigt, hat er nötige Führungsqualitäten, dann wird er zum Führer.
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Ihr Lieben,
ich meine, dass der Islam zur Zeit eine durchaus intolerante Phase seine Geschichte durchlebt und wir alle können nur hoffen, wie beim Christentum, dass diese Phase zu Ende geht. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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Danke für die bisherigen Antworten.

Eigentlich wollte ich auf Reformen, Anpassungen und Auslegungen von Religionen hinaus.
Denn mit Blick in die Geschichte war Religion fast immer ein Werte- und Normengeber. Vielleicht ist diese Funktion über die Zeit mind. genauso wichtig wie Erklärungsgeber für Unerklärliches.
Staatliche Gesetze können nur dann das Zusammenleben regeln, wenn es eine funktionierende Staatlichkeit gibt. Das war in der Geschichte längst nicht immer der Fall und ist selbst heute nicht überall gewährleistet.
Renegat hat geschrieben: Im oben verlinkten Nebenthema bezogen sich einige Mitglieder auf das alte Testament, andere auf das neue oder auf die Bibel insgesamt. Dabei wurden teilweise widersprüchliche Passagen der Bibel zitiert. Außerdem gibt es beim Christentum verschiedene Regeln bei Katholiken, Protestanten und diversen weltweiten Kirchen, daher ist vieles Auslegungssache.
Beim Islam ist es nicht anders, wahrscheinlich noch vielgestaltiger, da es keine einheitlichen Dachverbände oder einen Oberimam wie den Papst gibt. Teilweise aus islamischen Wurzeln, ist die jüngste Weltreligion hervorgegangen. http://de.wikipedia.org/wiki/Bahaitum . Ob die Reformation beim Christentum das letzte Update ist, weiß ich gar nicht, es gibt ja unzählige Freikirchen, Sekten und was auch immer. Vom Judentum sind mir nur orthodoxes und Reformjudentum bekannt. http://de.wikipedia.org/wiki/Reformjudentum

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Orianne
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Was wäre wenn die Worte des Dalai Lama Wirklichkeit würden, er würde am liebsten auf alle Religionen verzichten. Der Gedanke von ihm schwebt mir immer vor, wenn ich wieder von der IS(IS) oder sonstigen Massakern aus religiösen Gründen höre.
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Es ist utopische Gedanke. Die Natur "arbeitet" in Richtung der Entstehung einer Variation. Wir sind Teil der Natur. Die Religionen und Ideologien sichern die kulturelle Variation.
Religionen entwickelten sich weiter, differenzierten und weitere kulturelle Herde schaffen. Ähnlich ist bzw. wird mit unsere westliche Ideologie. USA und Europa unterscheiden sich und ein Widerstand spürbar, der vor Jahrzehnten noch nicht da war. So sind sie zwar unter eine Flagge, dennoch spalten sich zunehmend. Ähnlich ist auch Katholiken und Evangelikern, die auch unter einer Flagge des Christentums stehen. Hoffentlich wird es nicht zu ähnlichen Schlacht kommen...
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Orianne
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Conzaliss hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Was wäre wenn die Worte des Dalai Lama Wirklichkeit würden, er würde am liebsten auf alle Religionen verzichten. Der Gedanke von ihm schwebt mir immer vor, wenn ich wieder von der IS(IS) oder sonstigen Massakern aus religiösen Gründen höre.
Ich bin davon überzeugt, dass eine Welt ohne Religion eine bessere Welt wäre.

Glaubensfreiheit ist selbstverständlich zu garantieren...
Da stimme ich mit Dir überein, verbieten der Religionen wäre grundfalsch!
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