Vergleich: NS-Ideologie - Konservatismus u. Sozialismus

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

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Titus Feuerfuchs
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Vergobret hat geschrieben:Rechtskonservativen nun ausgerechnet Moral zu unterstellen, halte ich für daneben.
Warum?
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Die Fage ist, was man unter rechtskonservativ versteht. Ist es eine rechtspopulistische Partei?
Sicher gibt es Unterschiede zum Rechtsradikalismus.

Wikipedia zeigt einige Merkmale auf:
Als Merkmale des Rechtskonservatismus gelten darin nach Hofmann-Broll / Bornemann:

- Sie sind den „demokratischen Prinzipien und Werten kaum oder gar nicht verbunden“.
- „Demokratische Prinzipien werden von ihnen weniger deutlich unterstützt, Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung vergleichsweise schwächer abgelehnt.“ Ein besonderes Anliegen ist ihnen „die Begrenzung der Zuwanderung von Ausländern zur Abwehr kultureller Überfremdung. (…) Ablehnend ist ihre Einstellung gegenüber der Integration Europas.“
- „…national-konservativen Richtung: Sie neigen der Ansicht zu, dass Streit nur störe und die Opposition für die Regierung da sei.“
- „rechts von ‚christlichkonservativ‘ angesiedelt“
Das ist nicht die politische Richtung, der ich mich verbunden fühle - nein.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Titus Feuerfuchs
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Ich kann mit der Definition aus dem angelsächsischen Raum mehr anfangen.
Historian Gregory Schneider identifies several constants in American conservatism: respect for tradition, support of republicanism, "the rule of law and the Christian religion", and a defense of "Western civilization from the challenges of modernist culture and totalitarian governments."

http://en.wikipedia.org/wiki/Republican ... ted_States
Das ist Konservativismus, rechts der Union, mit dem Demokratie und Christentum inhärent verbunden sind, wie sie etwa bei den Republikanern (und insbesondere der Teaparty) zu finden ist.


Worauf ich hinaus will:
Ich wehre mich dagegen, ohne faktische Grundlage irgendwelchen Personen oder politischen Bewegungen rechts der Union a priori irgend eine Art von Sympathie für für die NSU und deren Morde anzudichten.

PS: Konservativismus und Nationalsozialismus sind Antagonismen.
MfG,
Titus Feuerfuchs
ehemaliger Autor K.

Barbarossa:
Das ist nicht die politische Richtung, der ich mich verbunden fühle - nein.
Meine auch nicht!

Natürlich wäre es völlig falsch, Konservatismus und Rechtsradikalismus gleichzusetzen. Dies ist keineswegs der Fall. Sie sind aber auch keine Antagonismen, denn in den Grenzbereichen gibt es zahlreiche Überlappungen und Übereinstimmungen. Die Weimarer Republik wurde bekanntlich durch eine Koalition von den Nazis und der konservativen DNVP von Hugenberg zu Fall gebracht und der konservative Reichspräsident Hindenburg ernannte Hitler zum Reichskanzler. Die konservativen, politischen Eliten und Kräfte in Deutschland konnten sich mit dem neuen Regime viel einfacher arrangieren als Sozialdemokraten, Kommunisten oder überzeugte Liberale.

Der Konservatismus entstand im 19. Jahrhundert als dritte politische Ideologie neben dem Liberalismus des Bürgertums und dem Sozialismus der Arbeiterschaft. Er war eine Gegenbewegung zur Französischen Revolution und die Ideen der Aufklärung. Er vertrat die antidemokratischen Ideen des vorrevolutionären Ständestaates, war meistens religiös geprägt, dachte in Hierarchien, autoritären Strukturen, wollte einen starken, zumeist undemokratischen Staat, wünschte den Erhalt gewachsener Ordnungen, auch wenn diese nicht mehr zeitgemäß waren, er war antimodernistisch eingestellt, wehrte sich gegen Veränderungen.

Populär waren solche Vorstellungen in erster Linie bei den vorindustriellen Klassen und Schichten: Adel, Klerus, Militärs, Beamte, Bauern, Handwerker usw. also bei all den Gruppen, die sich durch die neue kapitalistische Entwicklung und die Industrialisierung in ihrem bisherigen Status und in ihrer Lebenssituation bedroht fühlten. Diese Schichten bildeten noch bis Anfang des 20.Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern die Mehrheit der Bevölkerung und deshalb gab es überall christliche, monarchistische und diverse andere konservative Parteien.

Allerdings wurde bald klar, dass es keine Rückkehr in die Vergangenheit geben würde. Die Konservativen übernahmen deshalb notgedrungen Teile der liberalen Demokratie des Bürgertums und selbst sozialreformerische Ideen der Sozialisten, um nicht als politische Kraft zu verschwinden.

Die vorindustriellen Schichten verschwanden allerdings allmählich durch die kapitalistische Entwicklung selbst und entzogen dem Konservatismus die alte Klientel. Doch es bildete sich ein neuer Mittelstand, der soziologisch oft aus dem alten Kleinbürgertum entstanden war, die Masse der Angestellten in den Büros, Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker usw. und neue Kleinunternehmer in Bereichen, die es vorher nicht gegeben hatte, Elektromeister, Klempner, Kraftfahrzeugbetriebe usw. Auch diese Schichten wollten ihren neuen Status und Besitzstand um jeden Preis erhalten und neigten deshalb den alten konservativen Wertvorstellungen zu. Auch Teile der Arbeiterschaft, oftmals die Gruppen, die sich einen privilegierten Status erkämpft hatten und diesen durch technologische Entwicklungen oder durch Zuwanderung fremder Arbeitskräfte bedroht sahen, fühlten sich manchmal mehr dem Konservatismus als ihren alten Interessenvertretern, den Sozialdemokraten, verbunden. Das Bürgertum wechselte ebenfalls teilweise vom Liberalismus zum Konservatismus.

Das Denken in Hierarchien und autoritären Strukturen, die Sehnsucht nach einem starken Staat, der ihre Lebenssituation und den Besitzstand verteidigt, die Abwehr aller Veränderungen, die ihren Status bedrohen könnten, das Beibehalten alter Denkmuster aus früheren Zeiten, die auch nicht frei sind von dem antidemokratischen Ideengut des ursprünglichen Konservatismus aus seiner Entstehungszeit, provinzielles Denken, der Rückzug auf letzte Identitäten, wie dem Nationalismus, all dies haben konservativ denkende Menschen mit Rechtsradikalen gemeinsam. Diese allerdings treiben dieses Denken weiter bis in die allerletzte Konsequenz und davor schreckt ein aufrechter Konservativer, der zumindest die Grundlagen der Demokratie akzeptiert, zurück. Man muss allerdings auf die Grenzlinien und mögliche Überschreitungen sehr genau achten.

(Bei den Linken war es nebenbei bemerkt ähnlich. Auch hier waren die Grenzen zwischen einem bloßen Systemkritiker und einem Terroristen manchmal fließend. Der Staat sprach immer von dem so genannten Sympathiesantensumpf der RAF. Einen radikalen Linken mit einem Terroristen gleichzusetzen ist allerdings genauso töricht, wie einen Konservativen mit dem Faschismus zu identifizieren.)
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Ich kann mit der Definition aus dem angelsächsischen Raum mehr anfangen.
Historian Gregory Schneider identifies several constants in American conservatism: respect for tradition, support of republicanism, "the rule of law and the Christian religion", and a defense of "Western civilization from the challenges of modernist culture and totalitarian governments."

http://en.wikipedia.org/wiki/Republican ... ted_States
Das ist Konservativismus, rechts der Union, mit dem Demokratie und Christentum inhärent verbunden sind, wie sie etwa bei den Republikanern (und insbesondere der Teaparty) zu finden ist.
Worauf ich hinaus will:
Ich wehre mich dagegen, ohne faktische Grundlage irgendwelchen Personen oder politischen Bewegungen rechts der Union a priori irgend eine Art von Sympathie für für die NSU und deren Morde anzudichten.

PS: Konservativismus und Nationalsozialismus sind Antagonismen.
Lieber Titus,
in Deutschland und vor allem in Bayern gibt es neben der CDU/CSU keine rechte demokratische Partei. Wer Sympathie für die NSU-Morde hegt ist sowieso antidemokratisch, es wurde ja auch eine Polizistin umgebracht. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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Karlheinz hat die rechten Konservativen und ihre Beweggründe sehr klar aufgedröselt, danke dafür.
Kann man verkürzt sagen, es sind die extremen Besitzstandswahrer, also die, die sogar Besitzstände der Vorfahren erhalten wollen?
dieter hat geschrieben: in Deutschland und vor allem in Bayern gibt es neben der CDU/CSU keine rechte demokratische Partei.
So unbeweglich ist die CDU ja nicht. Über die Tea-party der US-Reps weiß ich zu wenig, die habe ich nur als ultrareaktionär abgespeichert.
Die NPD und die ganzen Pro Deutschland-Gruppen sind ja eher faschistisch als ultrakonservativ, die haben ja keine Besitzstände zu verteidigen außer ihrer germanischen Abstammung.
Wie sieht es denn mit der AfD aus?
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dieter
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Renegat hat geschrieben:Karlheinz hat die rechten Konservativen und ihre Beweggründe sehr klar aufgedröselt, danke dafür.
Kann man verkürzt sagen, es sind die extremen Besitzstandswahrer, also die, die sogar Besitzstände der Vorfahren erhalten wollen?
dieter hat geschrieben: in Deutschland und vor allem in Bayern gibt es neben der CDU/CSU keine rechte demokratische Partei.
So unbeweglich ist die CDU ja nicht. Über die Tea-party der US-Reps weiß ich zu wenig, die habe ich nur als ultrareaktionär abgespeichert.
Die NPD und die ganzen Pro Deutschland-Gruppen sind ja eher faschistisch als ultrakonservativ, die haben ja keine Besitzstände zu verteidigen außer ihrer germanischen Abstammung.
Wie sieht es denn mit der AfD aus?
Lieber Renegat,
Angie und die CDU hat überhaupt keine Überzeugung mehr, sie will nur die Wahl gewinnen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
Barbarossa:
Das ist nicht die politische Richtung, der ich mich verbunden fühle - nein.
Meine auch nicht!

Natürlich wäre es völlig falsch, Konservatismus und Rechtsradikalismus gleichzusetzen. Dies ist keineswegs der Fall. Sie sind aber auch keine Antagonismen, denn in den Grenzbereichen gibt es zahlreiche Überlappungen und Übereinstimmungen. Die Weimarer Republik wurde bekanntlich durch eine Koalition von den Nazis und der konservativen DNVP von Hugenberg zu Fall gebracht und der konservative Reichspräsident Hindenburg ernannte Hitler zum Reichskanzler. Die konservativen, politischen Eliten und Kräfte in Deutschland konnten sich mit dem neuen Regime viel einfacher arrangieren als Sozialdemokraten, Kommunisten oder überzeugte Liberale.[...]
Die Konservativen von anno dazumal waren sehr national u. z.T. antidemokrtisch gesinnt. Sie leckten immer noch ihre Wunden aus dem WK1 und hofften, Hitler würde diese erlittene Schmach rückgängig machen. Die Konservativen aus der Zeit der WR haben mit den heutigen Konservativen der westlichen Welt nur wenig gemein.

Konservativismus bedeutet, dass man errungene Werte, Besitzstände und Strukturen bewahren will.

Der Nationalsozialismus will genau das Gegenteil; auf gewaltsamen Weg all diese Dinge ändern, zerstören und wenn's in den Kram passt, das eigene Volk gleich mit. (O-Ton Hitler)
MfG,
Titus Feuerfuchs
ehemaliger Autor K.

Titus:
Konservativismus bedeutet, dass man errungene Werte, Besitzstände und Strukturen bewahren will.

Der Nationalsozialismus will genau das Gegenteil; auf gewaltsamen Weg all diese Dinge ändern, zerstören und wenn's in den Kram passt, das eigene Volk gleich mit. (O-Ton Hitler)
Ich habe ja nun in meinem Text alles genau erklärt, auch den zwangsläufigen Zusammenhang von Nationalismus und Konservatismus sowie die Veränderung der Ideologie im Laufe der Zeit und auch die Komplexität der gesamten Materie erklärt. Ein gewisses Bildungsniveau und Intelligenz ist für das Verständnis allerdings dafür erforderlich.

Der Nationalsozialismus will nicht das Gegenteil vom Konservatismus, er will aber Besitzstände nicht nur bewahren, sondern sie erheblich vermehren, und zwar auf Kosten anderer (Juden, Slawen usw.) Er will Strukturen dann verändern, wenn sie diesem Streben entgegenstehen. Und eine Vernichtung des eigenen Volkes war keineswegs geplant, nur als alles verlorenging, war es einem dann egal, ob sie zum Teufel gingen oder nicht. Nationalsozialismus ist Rechtskonservatismus in seiner extremsten, alle Grenzen überschreitenden Form. Und hier genau beginnt die Seelenverwandtschaft.
ehemaliger Autor K.

Rechtskonservative haben genauso ein totalitäres Weltbild wie ihre Gegenspieler auf der linken Seite. Ich mag sie beide nicht.
Rechtskonservative sind in der Regel weder besonders gebildet oder intelligent. Sie besitzen lediglich eine buntscheckige Belesenheit, eine selbstsichere geistige Beschränktheit und ein unverdautes Halbwissen.

In unserem früheren Betrieb waren wir international aktiv. Stumpfsinnige Fremdenfeindlichkeit, die ja meistens nicht offen vorgetragen, sondern in kaschierter Form auftritt, trotzdem aber sehr leicht zu erkennen ist, konnte und durfte nicht geduldet werden. So eine Mentalität war nicht nur äußerst dumm, sondern auch geschäftsschädigend. Solche Leute haben wir entlassen. (Ich war damals Geschäftsführer. Rechtskonservative "Denker" aus Deutschland oder Österreich habe ich auch zweimal persönlich entlassen).

Deshalb, wenn so etwas bemerkt wird: der Grat, zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsradikalismus ist sehr schmal, man muss aufpassen. Rechtskonservative werden niemals selber Gewalt anwenden. Schließlich gibt es ja Gesetze und die Polizei. Notfalls auch den besoffenen Pöbel vor den Asylantenheimen oder die offenen Verbrecherbanden der NSU. Aber auch in Weimar haben sich die Konservativen formal von den Schlägerbanden der SA distanziert, trotzdem insgeheim mit ihnen sympathisiert. Also, Vorsicht!
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
Titus:
Konservativismus bedeutet, dass man errungene Werte, Besitzstände und Strukturen bewahren will.

Der Nationalsozialismus will genau das Gegenteil; auf gewaltsamen Weg all diese Dinge ändern, zerstören und wenn's in den Kram passt, das eigene Volk gleich mit. (O-Ton Hitler)
Ich habe ja nun in meinem Text alles genau erklärt, auch den zwangsläufigen Zusammenhang von Nationalismus und Konservatismus sowie die Veränderung der Ideologie im Laufe der Zeit und auch die Komplexität der gesamten Materie erklärt. Ein gewisses Bildungsniveau und Intelligenz ist für das Verständnis allerdings dafür erforderlich.
Komm mir doch nicht dauernd mit deiner selbstgerechten akademischen Überlegenheit. Du hast das Monopol auf Bildungsniveau und Intelligenz nicht gepachtet.

Würdest du das erkennen, könntest auch du hier noch das eine oder andere dazulernen.

Karlheinz hat geschrieben: Der Nationalsozialismus will nicht das Gegenteil vom Konservatismus, er will aber Besitzstände nicht nur bewahren, sondern sie erheblich vermehren, und zwar auf Kosten anderer (Juden, Slawen usw.)
Also will er sie nicht nur bewahren, sonst hätte er sie einem Teil des Deutschen Volkes, nämlich den deutschen Juden, politischen Gegnern und anderen, nicht gestohlen.

Weiters war der NS Staat, was Enteignungen und radikale Eingriffe in die Wirtschaft betrifft, wenig zimperlich.
(Vgl.: Punkte 11,12, 13, 14, 16, 17 des 25-Punkte Programms am Ende des Beitrages)

Karlheinz hat geschrieben: Er will Strukturen dann verändern, wenn sie diesem Streben entgegenstehen.
Sag ich ja. Weg mit der Demokratie, weg mit der Kirche, usw...


Karlheinz hat geschrieben: Und eine Vernichtung des eigenen Volkes war keineswegs geplant,
Doch, die Vernichtung eines Teils des eigenen Volkes war akribisch geplant und wurde industriell durchgeführt. Wundert mich, dass ich das einem wie dir erzählen muss.
Karlheinz hat geschrieben:nur als alles verlorenging, war es einem dann egal, ob sie zum Teufel gingen oder nicht.
Es war nicht nur "egal", der "Führer" wollte das deutsche Volk mit in den Abgrund reißen, da es sich durch seine Niederlage in seinen Augen nicht als "würdig" erwiesen hatte.


Karlheinz hat geschrieben: Nationalsozialismus ist Rechtskonservatismus in seiner extremsten, alle Grenzen überschreitenden Form. Und hier genau beginnt die Seelenverwandtschaft.

Nein.

Der NS hatte innerhalb seiner "Volksgemeinschaft" ein bemerkenswert egalitäres, soziales Gesellschaftsbild (vgl. Punkte 15 u. 20), das du bei einem (Rechts)Konservativen nicht finden wirst.

Der NS war antiklerikal, auch damit widerspricht er massiv dem Konservativismus.

Dass er massiv die Hand auf Eigentum und Wirtschaft legte, erwähnte ich ja bereits- auch nicht konservativ, sondern eher sozialistisch. (Wofür steht wohl das "S" in NSDAP?)

(Vgl.: Punkte 12, 13, 14, 16, 17 )


Und dass der NS eine revolutionäre Ideologie war, die die Absicht hatte, die gesamte gewachsene Ordnung und sämtliche Werte, insbesondere die des Christentums und der Aufklärung (Humanismus), über den Haufen zu werfen, ist ja wohl unzweifelhaft.

Konservativismus kommt jedoch vom lateinischen conservare („erhalten, bewahren“ oder auch „etwas in seinem Zusammenhang erhalten) -will also genau das Gegenteil.
http://de.wikipedia.org/wiki/Konservativismus


Die Kongruenz der beiden Ideologien beschränkt sich nur auf Teile des nationalen Aspekts; in allen übrigen Belangen widersprechen sie sich.


[...]
Die Punkte 11 bis 18 beschäftigten sich mit der Umsetzung dieses Gemeinnutzprinzips. Einleitend, und wiederum fettgedruckt, wurde in Punkt 11 eine Brechung der Zinsknechtschaft gefordert. Die nachfolgenden Forderungen betrafen die „Einziehung der Kriegsgewinne“ (Punkt 12), die Verstaatlichung der Trusts (Punkt 13), eine Gewinnbeteiligung an Großbetrieben (Punkt 14), einen Ausbau der Altersversorgung (Punkt 15), Kommunalisierung der großen Warenhäuser zugunsten kleiner Gewerbetreibende, die bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen besonders zu berücksichtigen seien (Punkt 16), eine Bodenreform, die die Möglichkeit schaffen sollte, Boden für gemeinnützige Zwecke entschädigungslos zu enteignen (Punkt 17), die Todesstrafe für „Wucherer und Schieber“ (Punkt 18).[...]

http://de.wikipedia.org/wiki/25-Punkte-Programm

Im Detail hier der Auszug der von mir thematisierten Punkte des NSDAP-Programms :

[...]
11. Abschaffung des Arbeits- und mühelosen Einkommens, Brechung der Zinsknechtschaft.

12. Im Hinblick auf die ungeheuren Opfer an Gut und Blut, die jeder Krieg vom Volke fordert, muß die persönliche Bereicherung durch den Krieg als Verbrechen am Volke bezeichnet werden: Wir fordern daher restlose Einziehung aller Kriegsgewinne.

13. Wir fordern die Verstaatlichung aller (bisher) bereits vergesellschafteten (Trusts) Betriebe.

14. Wir fordern Gewinnbeteiligung an Großbetrieben.

15. Wir fordern einen großzügigen Ausbau der Altersversorgung.

16. Wir fordern die Schaffung eines gesunden Mittelstandes und seine Erhaltung, sofortige Kommunalisierung der Groß-Warenhäuser und ihre Vermietung zu billigen Preisen an kleine Gewerbetreibende, schärfste Berücksichtigung aller kleinen Gewerbetreibenden bei Lieferung an den Staat, die Länder oder Gemeinden.

17. Wir fordern eine unseren nationalen Bedürfnissen angepaßte Bodenreform, Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke. Abschaffung des Bodenzinses und Verhinderung jeder Bodenspekulation.

18. Wir fordern den Rücksichtslosen Kampf gegen diejenigen, die durch ihre Tätigkeit das Gemeininteresse schädigen. Gemeine Volksverbrecher, Wucherer, Schieber usw. sind mit dem Tode zu bestrafen, ohne Rücksichtnahme auf Konfession und Rasse.

19. Wir fordern Ersatz für das der materialistischen Weltordnung dienende römische Recht durch ein deutsches Gemeinrecht.

20. Um jedem fähigen und fleißigen Deutschen das Erreichen höherer Bildung und damit das Einrücken in führende Stellung zu ermöglichen, hat der Staat für einen gründlichen Ausbau unseres gesamten Volksbildungswesens Sorge zu tragen. Die Lehrpläne aller Bildungsanstalten sind den Erfordernissen des praktischen Lebens anzupassen. Das Erfassen des Staatsgedankens muß bereits mit dem Beginn des Verständnisses durch die Schule (Staatsbürgerkunde) erzielt werden. Wir fordern die Ausbildung besonders veranlagter Kinder armer Eltern ohne Rücksicht auf deren Stand oder Beruf auf Staatskosten. [...]

http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/nsdap25/
MfG,
Titus Feuerfuchs
ehemaliger Autor K.

Die 25 Punkte des Programms der NSDAP kenne ich in und auswendig. Ich selbst habe darüber an der Universität häufig Vorträge gehalten und auch, was von den Punkten zu halten ist und ob sie überhaupt und in welcher Form realisiert wurden. Alles andere was du schreibst, ist jetzt wirklich eine solche Ansammlung von Unsinn, das es einen keinen Simm macht und reine Zeitvergeudung wäre, darauf im Einzelnen einzugehen.

Deshalb gibt es hier nur eine Möglichkeit: Informiere dich zumindest erst einmal über die Grundlagen des Nationalsozialismus (mit Sozialismus hatte dies übrigens nichts zu tun).

Ich empfehle dir das Buch von meinem leider verstorbenen Kollegen:
Jürgen Hoffmann, Politisches Handeln und gesellschaftliche Struktur, Münster 2000. Wir beide haben darüber lange diskutiert und die einzelnen Kapitel besprochen.

Ansonsten sind gut: die vielen ausgezeichneten Werke von Wehler und Winkler über Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen im Nationalsozialismus

Kadritzke, Faschismus und Krise

Sohn-Rethel, Ökonomie und Klassenstruktur des deutschen Faschismus,

Die diversen Bücher von Hallgarten über das Verhältnis von Industrie und Faschismus

Selbst die Werke von Götz Aly über die deutsche Besatzungspolitik und ihre ökonomischen Auswirkungen sind zwar umstritten, aber lesenswert.

Auch die frühen Werke von Nolte sind gut, ebenfalls die Bücher von Kühnl über die verschiedenen Faschismustheorien sind nach wie vor hervorragend, weil sie eine gute Übersicht über die unterschiedlichen Theorieansätze geben. Hier werden auch sehr gut die Zusammenhänge von Konservatismus und Faschismus erläutert.

Auch solltest du dir die Debatte über den Historikerstreit aus den achtziger Jahren einmal ansehen.

Wenn du dich jetzt tatsächlich einmal ernsthaft mit der Materie beschäftigen willst, sind das die Basics. Dann werden auch dir vielleicht die Zusammenhänge von Faschismus und Konservatismus deutlich. Bevor die du nicht kennst, ist eine wirkliche Diskussion, die diesen Namen verdient, völlig sinnlos.
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:Die 25 Punkte des Programms der NSDAP kenne ich in und auswendig. Ich selbst habe darüber an der Universität häufig Vorträge gehalten und auch, was von den Punkten zu halten ist und ob sie überhaupt und in welcher Form realisiert wurden.
Schön für dich. Interessiert mich aber nicht sonderlich; viel mehr würde mich eine argumentative Enkräftung bzw. sogar Widerlegung meiner Ausführungen deinerseits interessieren, was für dich in Anbetracht deiner Expertise
Karlheinz hat geschrieben: Alles andere was du schreibst, ist jetzt wirklich eine solche Ansammlung von Unsinn,
eigentlich keine große Sache sein dürfte. :roll: ...
Karlheinz hat geschrieben: das es einen keinen Simm macht und reine Zeitvergeudung wäre, darauf im Einzelnen einzugehen. [...]

...ist es aber scheinbar doch, sonst würdest dich nicht immer in deinen akademischen Elfenbeinturm verkriechen, wenn's argumentativ ein bißerl eng für dich wird. (Ist jetzt immerhin schon das dritte Mal :) )

Außerdem vergißt du die Mitleser, die glauben womöglich sonst meinen sog. "Unsinn" noch, wenn du nicht in die Bresche springst und sie aufklärst. :D



PS: Dass Parallelen zwischen NS und Kommunismus größer sind, als die zwischen Konservativismus und NS, ist völlig unzweifelhaft.

PPS: Würdest du z.B. den Austrofaschismus mit den Konservativismus vergleichen, sähe die Sache schon etwas anders aus.
MfG,
Titus Feuerfuchs
ehemaliger Autor K.

Wenn man die Propaganda der NSDAP (und das Programm war reine Propaganda) nicht von der Realität der späteren tatsächlichen NS-Politik unterscheiden kann, ist dies eher ein Fall für die Psychiatrie als für eine Diskussion in diesem Geschichtsforum. Jeder Gymnasiast in Hamburg, weiß, dass es diesen „Sozialismus“ der Nazis nie gegeben hat, das nur jüdische Betriebe enteignet wurden, um sie dann aber neu an Deutsche zu privatisieren, das die angebliche Volksgemeinschaft in Wirklichkeit eine streng hierarchisch aufgebaute Gesellschaft war, die nichts mit einer egalitären Gemeinschaft zu tun hatte und und und… Alles andere steht in den Geschichtsbüchern.

Ich habe deinen „Beitrag“ einmal zwei Kollegen von mir gezeigt. Der eine ist Professor für neuere Geschichte, der andere für Soziologie. Beide haben sich köstlich darüber amüsiert, insofern hast du wenigstens für einen gewissen Unterhaltungswert gesorgt. Und das ist doch auch etwas, nicht?

Allerdings waren sie erschrocken, dass jemand noch heute die Propaganda der Nazis für bare Münze nimmt, wo man es doch überall nachlesen kann, wie es wirklich war, über den niedrigen Bildungsstand des Autors und dessen offensichtlich geringen intellektuellen Fähigkeiten. Wenn man Propaganda und Realität nicht differenzieren kann, keine Quellenkritik übt, sich nicht vorab mit den verschiedenen Erklärungsansätzen beschäftigt, die es zu einem Problem gibt, dann ist es wirklich bitter.
Ich muss ja leider häufig Arbeiten von Studenten lesen und bewerten, darunter ist auch viel Mist, deshalb bin ich Kummer gewohnt.
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Balduin
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