Warum der Zins/Kapitalismus für viele nicht funktioniert

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

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Titus Feuerfuchs
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Wahrheit hat geschrieben:"[...]
Naiv meinen sie? Am Anfang waren da auch nur verschiedene Menschen und haben diese Theorie aufgestellt. Und warum sollte man sie nicht auch wieder ändern können?
Wie denn? Wer hat die faktische Macht dazu? Niemand.

Bloß weil der Mensch etwas "erfunden" oder "verursacht hat, hat er noch lange nicht die Fähigkeit/Möglichkeit, das mir nicht dir ncihts rückgängig zu machen.



Im Übrigen soll man bitte nicht vergessen, dass die viel gescholtene Marktwirtschaft für einen historisch beispiellosen Wohlstand breiter Massen gesorgt hat.

Wahrheit hat geschrieben: PS: Und was ist wenn man nicht mehr "reseten" kann?
Das ist nicht das Problem. Der Reset ergibt sich bei einem Crash nämlich ganz von selbst, wie man z.B. nach den beiden Weltkriegen sehen konnte.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Wahrheit hat geschrieben:... Schon alleine das Angebot sich zu verschulden; damit man endlich konsumieren kann muss viel stärker reglementiert werden. Denn, diese Leute machen Geld in dem andere Schulden bei ihnen aufnehmen das sollte man sich klar machen. Und so etwas ist auch noch Legal?? Kann ich persönlich nicht nachvollziehen, außer ich würde auch so mein Geld verdienen...
Du wirst staunen, aber ich habe das eine Zeit lang sogar gemacht, als ich noch ein wenig Erspartes hatte. Bei weitem nicht so viel, daß ich davon leben konnte, aber auch ich habe Geld bei Banken angelegt und habe Zinsen dafür kassiert. In diesem Fall haben also die Banken einen Kredit bei mir aufgenommen. Ich fand das gut und deswegen akzeptiere ich das System grundsätzlich so wie es ist. Richtig ist aber, was Titus Feuerfuchs schrieb: Eine Bank muß auch Pleite gehen können, wenn sie sich verspekuliert hat. Es muß also dringend dafür gesorgt werden, daß es keine Bank mehr gibt, die so "systemrelevant" ist, daß sie vom Staat gestützt werden muß. Das kann nicht sein und meines Wissens wird daran auch gearbeitet.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Wahrheit hat geschrieben:... Schon alleine das Angebot sich zu verschulden; damit man endlich konsumieren kann muss viel stärker reglementiert werden. Denn, diese Leute machen Geld in dem andere Schulden bei ihnen aufnehmen das sollte man sich klar machen. Und so etwas ist auch noch Legal?? Kann ich persönlich nicht nachvollziehen, außer ich würde auch so mein Geld verdienen...
Du wirst staunen, aber ich habe das eine Zeit lang sogar gemacht, als ich noch ein wenig Erspartes hatte. Bei weitem nicht so viel, daß ich davon leben konnte, aber auch ich habe Geld bei Banken angelegt und habe Zinsen dafür kassiert. In diesem Fall haben also die Banken einen Kredit bei mir aufgenommen. Ich fand das gut und deswegen akzeptiere ich das System grundsätzlich so wie es ist. Richtig ist aber, was Titus Feuerfuchs schrieb: Eine Bank muß auch Pleite gehen können, wenn sie sich verspekuliert hat. Es muß also dringend dafür gesorgt werden, daß es keine Bank mehr gibt, die so "systemrelevant" ist, daß sie vom Staat gestützt werden muß. Das kann nicht sein und meines Wissens wird daran auch gearbeitet.
Lieber Barbarossa,
wie lange noch? Es muß jede Bank Pleite gehen können, ohne dass der Kleine Mann davon betroffen wird. Die Schwiegereltern unsers Sohnes haben bei den Lehman Brüder ihr erspartes Geld verloren. :evil:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Der Germane
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Barbarossa hat geschrieben: ..... was Titus Feuerfuchs schrieb: Eine Bank muß auch Pleite gehen können, wenn sie sich verspekuliert hat. Es muß also dringend dafür gesorgt werden, daß es keine Bank mehr gibt, die so "systemrelevant" ist, daß sie vom Staat gestützt werden muß. Das kann nicht sein und meines Wissens wird daran auch gearbeitet.
Was passiert, wenn eine Bank pleite geht?
Ein paar Tage später wird die gleiche Bank unter anderem Namen, Gesellschafter eröffnet, ist nichts anderes wie bei einer GmbH! Gleiche Leute in den oberen Etagen, nur eben nicht mit sogenannten Vollmachten offiziell bedacht. Die Fäden werden nach wie vor von der gleichen Gang gezogen.

Das gesamte System krankt und daran wird sich nichts gravierendes ändern, warum wohl -
O heilig Herz der Völker, des hohen Gesanges und der göttlichen Ahnung.
Ernste und holde Heimat, Du Land der Liebe - O laß mich knien an Deinem
erschütternden Grabe.


Zum Gruße
Der Germane
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dieter
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Der Germane hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben: ..... was Titus Feuerfuchs schrieb: Eine Bank muß auch Pleite gehen können, wenn sie sich verspekuliert hat. Es muß also dringend dafür gesorgt werden, daß es keine Bank mehr gibt, die so "systemrelevant" ist, daß sie vom Staat gestützt werden muß. Das kann nicht sein und meines Wissens wird daran auch gearbeitet.
Was passiert, wenn eine Bank pleite geht?
Ein paar Tage später wird die gleiche Bank unter anderem Namen, Gesellschafter eröffnet, ist nichts anderes wie bei einer GmbH! Gleiche Leute in den oberen Etagen, nur eben nicht mit sogenannten Vollmachten offiziell bedacht. Die Fäden werden nach wie vor von der gleichen Gang gezogen.

Das gesamte System krankt und daran wird sich nichts gravierendes ändern, warum wohl -
Lieber Germane,
weil das der Manchester-Kapitalismus ist. :wink:
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ehemaliger Autor K.

Barbarossa
Du wirst staunen, aber ich habe das eine Zeit lang sogar gemacht, als ich noch ein wenig Erspartes hatte. Bei weitem nicht so viel, daß ich davon leben konnte, aber auch ich habe Geld bei Banken angelegt und habe Zinsen dafür kassiert. In diesem Fall haben also die Banken einen Kredit bei mir aufgenommen. Ich fand das gut und deswegen akzeptiere ich das System grundsätzlich so wie es ist. Richtig ist aber, was Titus Feuerfuchs schrieb: Eine Bank muß auch Pleite gehen können, wenn sie sich verspekuliert hat. Es muß also dringend dafür gesorgt werden, daß es keine Bank mehr gibt, die so "systemrelevant" ist, daß sie vom Staat gestützt werden muß. Das kann nicht sein und meines Wissens wird daran auch gearbeitet.


Dieter:
wie lange noch? Es muß jede Bank Pleite gehen können, ohne dass der Kleine Mann davon betroffen wird. Die Schwiegereltern unsers Sohnes haben bei den Lehman Brüder ihr erspartes Geld verloren.
Barbarossa:
Aber genau hier ist doch das Problem: Gebe ich einer Bank Geld und die ist dann pleite, ist mein Geld weg. Auch dein Geld wäre dann weg gewesen.
Derzeit haben wir eine Einlagenversicherung für Geld bei Banken: Diese betrifft: Sichteinlagen, Sparguthaben, auf Namen laufende Schuldverschreibungen und Verbindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften:
Nicht darunter fallen. Einlagen von Banken, des Bundes und der Länder, Inhaberschuldverschreibungen.
Geregelt wird dies vom Kreditwesengesetz und dem Einlagenversicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz.
Durch die gesetzliche Regelung sind in Deutschland zurzeit 100% der Einlagen (maximal 100.000 Euro je Anleger) geschützt. Im Rahmen der Finanzkrise 2008 hat die Bundesregierung mündlich eine unbegrenzte Staatsgarantie auf Einlagen gegeben.
Dies hätte bedeutet bei Barbarossa:
Wäre deine Bank Pleite gegangen, hättest du keine Zinsen bekommen, deine Einlage wäre aber erstattet worden. Forderst du: Banken sollen Pleite machen, forderst du auch: Meine Einlage geht dann eben zum Teufel. Was soll’s.
Bei Dieter:
Die Einlageversicherung greift nicht bei ausländischen Banken. So ein Geld ist bei einer Bankenpleite auf jeden Fall weg.
Gearbeitet wird nicht daran, dass keine systemrelevanten Banken mehr gestützt werden, das wird man auf jeden Fall beibehalten. Es soll aber eine einheitliche, europäische Bankenaufsicht geschaffen werden und eine europäische Einlagenversicherung geben.
Damit sollen Bankenpleiten durch leichtsinnige Spekulationen verhindert werden. Ob das klappt, bleibt abzuwarten. Aber das System der Einlagenversicherung muss bleiben. Wir haben doch heute kein Sparschwein mehr, sondern alles Geld liegt auf der Bank. Gehe ich eines Morgens zu meiner Bank höre ich, sie ist pleite und mein Geld ist jetzt weg! So darf es nicht kommen.
Auch eine Forderung: Nur große Anleger dürfen Pleite gehen, andere aber nicht, finde ich auch nicht in Ordnung. Zunächst einmal: Diese Regelung gibt es ja schon, (Sicherung bis maximal 100.000 Euro, wurde bisher aber durch das Versprechen der Bundesregierung konterkariert) und zweitens widerstreben mir solche Regelungen.
ehemaliger Autor K.

Zinsen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Geldwirtschaft. Nur in Naturalwirtschaften könnte man darauf verzichten. Aber selbst dort kann es gelegentlich passieren, dass bei Schuldenaufnahme Zinsen fällig werden. (Ein Bauer leiht sich 3 Säcke Weizen beim Nachbarn und muss später 3 ½ zurückgeben).

Zinsen sind eine Beteiligung des Gläubigers an den zukünftigen Einnahmen des Schuldners. Schuldner sind überwiegend Unternehmen, Staaten und zu einem kleineren Teil auch Privatkonsumenten. Zinsen sind nur dann verwerflich, wenn sie dessen zukünftige Einnahmen praktisch auffressen und den Schuldner in eine Art Schuldknechtschaft treiben. Das ist aber längst nicht immer der Fall. Zinsen sind unvermeidlich, weil ohne Kredite die Wirtschaft radikal schrumpfen würde. Ohne die Zurverfügungstellung von Geld würden aber bei dem Schuldner meistens überhaupt keine Einnahmen entstehen, wäre seine Situation also häufig noch schlechter.

Beispiel: Investitionskredit: Fast alle Projekte werden auf Kredit Basis finanziert. Ohne sie würde die Wirtschaft nicht funktionieren. Einkaufszentren, Fabriken, nahezu alles wird vorfinanziert. Ohne Kredite würde all dies nicht gebaut werden, würden somit aber auch keine Einnahmen entstehen.

In einer Marktwirtschaft bilden sich fortwährend an einer Stelle Überschüsse von Geldkapital, an anderen Stellen Defizite. Um diese Geldmengen zu mobilisieren und Nachfrage und Angebot auszugleichen, gibt es die Banken. Besitzer von Geldüberschüssen würden ihr Geld ohne Zinsen aber nicht zur Verfügung stellen, sondern lieber verstecken. Damit wären diese Gelder für die Wirtschaft verloren und die Ökonomie würde auf ein primitives Stadium zurückfallen. Die Menge des verfügbaren Geldangebotes und die Nachfrage dafür verändern sich ständig, deshalb gibt ja auch variierende Zinssätze und einen Geldmarkt.

Zinsen sind keine Erfindung böser Männer und Frauen, sondern ergeben sich zwangsläufig aus der Geldwirtschaft. Sie sind kein theoretisches Konstrukt, sondern umgekehrt, zuerst war das System da, dann hat man später darüber Theorien angestellt. Solange wir die Geldwirtschaft haben, können wir Zinsen auch nicht abschaffen. Selbst Adolf Hitler, der seinerzeit ganz begeistert war von dem Buch von Gottfried Feder, Die Brechung der Zinsknechtschaft, hat dies nicht erreicht. Auch in der NS-Zeit haben die Banken Zinsen genommen. In den sozialistischen Staaten wurde versucht, Geld nur noch als Recheneinheit und Zirkulationsmittel zu verwenden. Das klappte aber nicht. Der Staat hat nachher auch wieder den Zins als kalkulatorisches Mittel eingesetzt, um zu überprüfen, ob ein Betrieb zugewiesene Geldmittel auch rentabel einsetzte. In einer Planwirtschaft konnte allerdings der Zins nicht als wirkliche kalkulatorische Größe benutzt werden und deshalb funktionierte dies nicht richtig.

Fazit: Ohne Kredite und Zinsen kann unsere Wirtschaft nicht funktionieren. Zinsen sind nur schädlich, wenn sie alle entstehenden Überschüsse aufsaugen und die Schuldner ruinieren, somit aber die Entstehung neuer Einnahmen unmöglich machen. Langfristig wäre dies aber auch für den Gläubiger selbst keine befriedigende Situation, denn ein insolventer Schuldner ist nutzlos. Es muss also eine gewisse Balance zwischen Schuldsumme, Tilgung und Zinslast hergestellt werden.
ehemaliger Autor K.

Triton:
Als eigentliches Problem sehe ich, dass private Institutionen Geld erschaffen können. Warum erlaubt der Staat so etwas? Warum borgt sich der Staat Geld gegen Zinsen, wenn er doch selbst Geld erschaffen kann? Die Antwort kann nur sein, dass sich die meisten Politiker des Geldschöpfungsprozesses nicht bewusst sind oder aber sie verstehen, dass das Zinseszinssystem eine enorme Triebfeder für das wirtschaftliche Wachstum ist.
Wir wissen, was passiert, wenn der Staat sein eigenes Geld druckt, z.B. in Deutschland 1923 während der Inflation. Es hat ja seinen guten Grund, weshalb fast überall in der Welt die Zentralbanken autonom sind und der Staat bei ihnen Kredite aufnehmen muss wie jeder andere Schuldner. Nur so kann garantiert werden, dass der Zusammenhang mit dem realwirtschaftlichen Bereich erhalten bleibt und keine Inflation eintritt. Durch jede Kreditvergabe kommt es zu einer Geldschöpfung und Geldvermehrung zusätzlich zu der bereits vorhandenen Geldmenge. Das passierte schon bei den ersten Bankiers in Florenz zur Zeit der Renaissance. Die Geldschöpfung wird derzeit indirekt gesteuert über Mindestreserven und Kreditvergabe durch die Zentralbank. Dieses System hat sich auch bewährt, denn als es in früheren Jahrhunderten noch keine Zentralbanken gab, geschah die Geldschöpfung weitgehend ungesteuert vom Staat durch Privatpersonen. Bei einer Verstaatlichung der Banken könnte allerdings der Staat die Kreditvergabe möglicherweise etwas präziser steuern und damit die Geldschöpfung besser lenken, obwohl die deutschen Landesbanken das Gegenteil zeigen.

Ich glaube schon, dass eine Reihe der Politiker den Prozess der Geldschöpfung versteht. Zumindest haben sie dafür sicherlich ihre Experten, die dies bestimmt viel besser begreifen, als wir selber. Das Problem besteht vielleicht darin, das ein sehr großer Teil der Öffentlichkeit diese Zusammenhänge nicht kennt.
Triton
Die Obergrenze der Geldmenge wären immer noch die Summe der Schulden. Ich denke, das wäre die einfachste Lösung, um aus dem Wachstumsdilemma des Zinssystems herauszukommen. So wie es jetzt ist, wird zwar der erwirtschaftete Zins auch verteilt, aber unter sehr wenigen Menschen, die dieses Geld unsinnig verwenden, weil sie gar nicht mehr wissen, was damit anfangen.
Genauso wird es ja auch im Prinzip gemacht. Die Steuerung der drei Geldmengen, M1,M2 und M3 kann man in Lehrbücher nachlesen. Ich weiß nicht, ob der erwirtschaftete Zins unsinnig verwendet wird. Er wird ja wieder investiert und das Geld an Staaten und Unternehmen ausgeliehen. Das kann man, wenn man es nun so sieht, natürlich als Unsinn bezeichnen. In den Privatkonsum fließt nur ein sehr kleiner Teil des Gewinns.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Bei Dieter:
Die Einlageversicherung greift nicht bei ausländischen Banken. So ein Geld ist bei einer Bankenpleite auf jeden Fall weg.
Lieber Karlheinz,
schöne Aussischten für die Schwiegereltern unseres Sohnes. :roll: Aber die wollten immer schon schlauer sein. Ich habe in der Finanzkrise keinen Cent verloren, da unsere Gelder nur in Tagesgelder angelegt sind. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Lieber Karlheinz,
schöne Aussischten für die Schwiegereltern unseres Sohnes. :roll: Aber die wollten immer schon schlauer sein. Ich habe in der Finanzkrise keinen Cent verloren, da unsere Gelder nur in Tagesgelder angelegt sind. :wink:
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Das hast du sehr gut gemacht!
Wahrheit
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Nein der Zins an sich ist nichts verkehrtes. Das ist klar das dies zwangsläufig unter Menschen entstehen muss. Dennoch ist hier an der ganzen Sache etwas Faul nach meiner Meinung, wenn dem nicht so wäre dann würden die Politiker und die Banken endlich mit offenen Karten spielen und nicht seltsame Organisationen zu gründen

Ich würde einfach gerne wissen wie die EZB ihre Mitarbeiter auserwählt? Durch Wahlen anscheinend nicht.
Dann würde ich gerne mal wissen was diese Group of Thirty ist? Und warum Merkel einen Berater von dieser Group hat?

http://de.wikipedia.org/wiki/Group_of_Thirty

Zu Hitler: Hitler hätte durchaus den Zins brechen können, wenn er es hätte wollen. Aber auch er war von Geld abhängig und im Grunde war das auch nie sein wirkliches Ziel. Das sagte er nur um das Volk zu beeinflussen.



PS: Der ganze Wohlstand des Westens ist anscheinend auf Kredite aufgebaut, sonnst hätten wir nicht so viele Schulden.
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Barbarossa
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Vielen Dank für deine Ausführungen, Karlheinz, die sehr verständlich geschrieben sind.
Was mich in Bezug auf die Staatsschuldenkrise einmal interessieren würde:

Ursache ist ja die Überschuldung der Staaten. Aber warum hat man sich derart überschuldet, daß es nun für einige Staaten keinen anderen Ausweg mehr gibt, als unter den Rettungsschrim zu schlüpfen.
Haben die Regierungen einfach nur schlecht gewirtschaftet (im Falle von Griechenland würde ich tatsächlich die exorbitante Korruption ["Fakelaki"] bis in die untersten Schichten der Bevölkerung als Grund vermuten) oder spielt auch der Kalte Krieg dabei noch eine Rolle (Zinseszinseffekt aus Altschulden dieser Zeit, die aufgenommen werden mußten wegen des Konkurrenzkampfes der Systeme)?
Die Diskussion ist eröffnet!

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Titus Feuerfuchs
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dieter hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:
Bei Dieter:
Die Einlageversicherung greift nicht bei ausländischen Banken. So ein Geld ist bei einer Bankenpleite auf jeden Fall weg.
Lieber Karlheinz,
schöne Aussischten für die Schwiegereltern unseres Sohnes. :roll: Aber die wollten immer schon schlauer sein. Ich habe in der Finanzkrise keinen Cent verloren, da unsere Gelder nur in Tagesgelder angelegt sind. :wink:
Bei denen du allerdings negative Realzinsen hast, die den Guthaben sukzessive schmälern.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:
Bei Dieter:
Die Einlageversicherung greift nicht bei ausländischen Banken. So ein Geld ist bei einer Bankenpleite auf jeden Fall weg.
Lieber Karlheinz,
schöne Aussischten für die Schwiegereltern unseres Sohnes. :roll: Aber die wollten immer schon schlauer sein. Ich habe in der Finanzkrise keinen Cent verloren, da unsere Gelder nur in Tagesgelder angelegt sind. :wink:
Bei denen du allerdings negative Realzinsen hast, die den Guthaben sukzessive schmälern.
Lieber Titus,
das ist mir bewußt. Aber lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Barbarossa hat geschrieben:Vielen Dank für deine Ausführungen, Karlheinz, die sehr verständlich geschrieben sind.
Was mich in Bezug auf die Staatsschuldenkrise einmal interessieren würde:

Ursache ist ja die Überschuldung der Staaten. Aber warum hat man sich derart überschuldet, daß es nun für einige Staaten keinen anderen Ausweg mehr gibt, als unter den Rettungsschrim zu schlüpfen.
Haben die Regierungen einfach nur schlecht gewirtschaftet (im Falle von Griechenland würde ich tatsächlich die exorbitante Korruption ["Fakelaki"] bis in die untersten Schichten der Bevölkerung als Grund vermuten) oder spielt auch der Kalte Krieg dabei noch eine Rolle (Zinseszinseffekt aus Altschulden dieser Zeit, die aufgenommen werden mußten wegen des Konkurrenzkampfes der Systeme)?
Das Problem der Staatsverschuldung ist nicht so ganz einfach zu erklären. Ich versuche es erst allgemein und dann am Beispiel Griechenlands.
Traditionell hat der Staat Einnahmen durch Steuern, dem Ausgaben gegenüberstehen.
Also: Einnahmen (Steuern)= Ausgaben.
Spätestens seit der großen Krise von 1929 reichen aber die normalen Steuereinnahmen nicht aus, deshalb hat jeder Staat auch zusätzlich Schulden aufgenommen, also
Einnahmen (Steuern) + Kredite = Ausgaben
Da Kredite zurückgezahlt werden müssen, erweitert sich die Gleichung noch etwas
Einnahmen (Steuern) + Kredite = normale Ausgaben (z.B. Sozialausgaben) + Sonderausgaben(Tilgung und Zinsen für Kredite)
Solange die Wirtschaft wächst, bereitet die Rückzahlung der Kredite kein Problem. Im Prinzip arbeitet der Staat ähnlich wie eine Firma, die Fremdkapital bei einer Bank aufgenommen hat und dies zurückzahlen muss. Wenn die Geschäfte gut laufen, ist dies kein Problem.
Schwierig wird es, wenn man die aufgenommenen Kredite nicht zurückzahlen kann und Geld aufnehmen muss, um Tilgung und Zinslast alter Kredite gewährleisten zu können. Also neue Kredite aufnehmen, um alte Kredite zu bezahlen. Dann wird es schwierig. So etwas passiert meistens, wenn die Wirtschaft lahmt, die Ausgaben aber nicht kurzfristig gesenkt werden können.

Als Griechenland 1981 in die EU aufgenommen wurde, war es ein sehr armes und unterentwickeltes Land und sollte mit ausländischer Hilfe auf westeuropäisches Niveau angehoben werden. Deshalb bekam Griechenland viele Jahre fast die Hälfte aller EU-Subventionen, die verteilt wurden.

Der griechische Haushalt sah dann so aus:
Einnahmen (Steuern) + Subventionen = Ausgaben
Weil auch das noch nicht reichte, nahm man zusätzlich Schulden auf:
Einnahmen (Steuern) + Subventionen + Kredite = Ausgaben

Die Ausgaben entsprachen nicht der eigenen Wirtschaftsleistung Griechenlands. Sie waren viel zu hoch und überwiegend fremdfinanziert. Dies konnte nicht ewig funktionieren.
Die Lage wäre nicht so schlimm geworden, hätte man das Fremdkapital in Griechenland produktiv angelegt und damit die Wirtschaftskraft erhöht. Das geschah aber nicht, stattdessen wurde es überwiegend konsumtiv angelegt.

Schauen wir uns die Ausgaben an: Es entstand ein riesiger unproduktiver Staatsapparat mit 1,1 Mill Beschäftigten bei 10 Millionen Einwohner (24 % aller Arbeitnehmer). In Deutschland sind es 4,6 Millionen bei 82 Mill. Einwohner. (10% aller Arbeitnehmer). Sie erhielten zumeist 14 Gehälter und sehr hohe Pensionen.
Überdurchschnittlich hohe Löhne im öffentlichen und auch in einigen privaten Sektoren und
sehr hohe Sozialleistungen für die Bevölkerung zeichneten die griechische Gesellschaft aus.

Waren die Ausgaben völlig überproportioniert, ist es bei den Staatseinnahmen genau umgekehrt gewesen. Vermutlich als Wahlgeschenke waren zahlreiche Steuern gesenkt worden. Die Steuersätze auf Gewinne und Vermögen sind viel niedriger als in Deutschland. Es gibt eine umfangreiche Schattenwirtschaft, die überhaupt nichts zahlt. Manche Steuerarten, wie die kürzlich neu eingeführte Grundsteuer, kann gar nicht erhoben werden, da es keine funktionierenden Katasterämter gibt. Die riesige Verwaltung arbeitet im Leerlauf.

Die Troika versucht, die völlig überdehnte Ausgabenstruktur mit der realen Wirtschaftskraft des Landes in Übereinstimmung zu bringen. Das hat erwartungsgemäß zu einer heftigen Rezession geführt. Lediglich Sparen allein wird nicht helfen. Vor allem geht es darum, parallel zur Reduzierung der Ausgaben nun die Einnahmen zu erhöhen. Dies geht aber nur über eine erhebliche Erhöhung der griechischen Wirtschaftsleistung. Wie dies geschehen soll, steht noch in den Sternen.
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