Was war los am 1. Mai 2009, 2010, ...?

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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2009
In der Nacht zum 1. Mai ging es bereits los:
:?
Gewalt
Unruhige Walpurgisnacht
Samstag, 2. Mai 2009 01:38 - Von H. Nibbrig, S. Pletl, A. Maschewski und S. Schulz

Entspannte Ruhe im Mauerpark in Prenzlauer Berg, immer wieder aufflackernde Scharmützel zwischen Polizei und gewalttätigen Demonstranten am Boxhagener Platz in Friedrichshain - so unterschiedlich präsentierten sich in der Nacht zu gestern die Hauptschauplätze der Walpurgisnachtfeiern.

Während es im Mauerpark friedlich wie kaum je zuvor blieb, sah sich die Polizei rund um den Boxhagener Platz über mehrere Stunden mit einer teilweise bis zu 250 Personen starken Gruppe konfrontiert, die beharrlich versuchte, Krawalle anzuzetteln. Dabei flogen auch Flaschen und Steine gegen die Beamten.Anzeige
Die Bilanz der Nacht: 48 leicht verletzte Polizisten und 57 festgenommene Randalierer. Gegen die wurden Verfahren wegen schweren Landfriedensbruchs, versuchter Gefangenenbefreiung und Widerstand eingeleitet...
weiter lesen: http://www.morgenpost.de/printarchiv/be ... nacht.html
Aufmärsche zum 1. Mai:
Heftige Straßenschlachten in Berlin und Hamburg

Harte Nacht für die Polizei: In Berlin und Hamburg haben sich Linksautonome und Sicherheitskräfte über Stunden schwere Auseinandersetzungen geliefert. Randalierer griffen die Polizei mit Flaschen, Steinen und Brandsätzen an. Die Beamten antworteten mit Tränengas und Schlagstöcken. Es gab zahlreiche Festnahmen und Verletzte...
weiter lesen: http://www.stern.de/panorama/:Aufm%E4rs ... 62655.html
Gewalt
Schwere Krawalle nach Mai-Feiern
Samstag, 2. Mai 2009 01:38

Bei den Demonstrationen zum 1. Mai in Berlin ist es gestern am frühen Abend zu schweren Ausschreitungen gekommen. Linksautonome, vermummte Randalierer und junge Migranten warfen in Kreuzberg schon vor Einbruch der Dunkelheit Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei...
weiter lesen: http://www.morgenpost.de/printarchiv/ti ... eiern.html
Gewalt
Barrikaden und Brandsätze in Kreuzberg
Samstag, 2. Mai 2009 01:38

Früher und heftiger als in den Vorjahren ist in Berlin-Kreuzberg am Abend des 1. Mai die Gewalt eskaliert. Über mehrere Stunden attackierten betrunkene Randalierer, vermummte Linksautonome und junge Ausländer die Polizei mit Flaschen und Steinen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Schlagstöcke ein. Rund 6000 Polizisten waren im Einsatz. Morgenpost- Reporter dokumentieren den Abend...
weiter lesen: http://www.morgenpost.de/printarchiv/be ... zberg.html
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Barbarossa
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Zusammenfassung der Mai-Randale in Berlin:
1. MAI: „Wir haben mit den Cops gespielt“
Krawalle in Kreuzberg in der Nacht heftiger als erwartet / Scharfe Kritik an SPD-Innensenator Körting

BERLIN - Am Sonnabend begann das große Reinemachen. Der 1. Mai hatte in Berlin-Kreuzberg Spuren der Verwüstung hinterlassen. Die Krawalle waren unerwartet viel heftiger als in den Vorjahren ausgefallen. Und damit stand auch Innensenator Erhart Körting (SPD) im Mittelpunkt der Kritik. Denn er hatte die Ausmaße der Gewalt offenbar völlig falsch eingeschätzt.

„Im Bemühen, einen friedlichen 1. Mai hinzubekommen, haben wir einen Rückschlag erlitten“, gestand Körting am Tag nach der Randale. 273 Polizisten wurden verletzt. Es kam zu 289 Festnahmen. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, und sein Berliner Kollege Bodo Pfalzgraf sprachen gar von Mordanschlägen auf Polizisten. Gestern schließlich wurden 44 Haftbefehle gegen Randalier erlassen. Vier jungen Männern wird laut Staatsanwaltschaft versuchter Mord vorgeworfen. Nach Angaben der Organisation „18 Uhr Bündnis“ wurden zudem 136 Demonstranten teils schwer verletzt...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... r-als.html

Also, wenn man das alles so liest, dann schleicht sich bei mir der Eindruck ein, daß die linken Radikalen aggressiver und damit sogar noch gefährlicher sind, als die rechten Radikalen.
Ich weiß jetzt gerade nicht, ob ich das schon mal irgendwo geschrieben habe...
Polizei
Politiker streiten über Strategie gegen die Gewalt am 1. Mai
Montag, 4. Mai 2009 02:26 - Von M. Behrendt, M. Falkner und St. Schulz

Berliner Politiker streiten über den Polizeieinsatz am 1. Mai und die künftige Strategie. So sind die Überlegungen von Innensenator Ehrhart Körting (SPD), am nächsten 1. Mai die 18-Uhr-Demonstration zu verbieten, nur bei der CDU auf Beifall gestoßen. Körtings Partei lehnt ein Verbot indes ab...
weiter lesen: http://www.morgenpost.de/printarchiv/be ... 1_Mai.html
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Barbarossa
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"Es war der Wahnsinn!"
Wie ein Polizist und ein Rettungssanitäter den 1. Mai erlebt haben
(...)
"Ein weiterer Arbeitstag, ein paar weitere Demonstrationen", denkt sich Polizeihauptmeister Haroun Graul, als er am 1. Mai aufwacht. Erst muss er nach Köpenick zur NPD-Demonstration, danach wird er mit seiner Hundertschaft nach Kreuzberg fahren. 24 Stunden lang wird er im Einsatz sein; in Schutzkleidung, die 15 Kilogramm wiegt, sein Kopf steckt unter einem Helm, in dem es heiß und stickig ist.
(...)
Haroun Graul arbeitet bis 5.30 Uhr. Danach kann er erst mal nicht einschlafen. Später resümiert er: "Bei manchen Einsätzen an diesem Tag habe ich mich gefragt, ob sie sich überhaupt lohnen: Wir sind dazu da, die Demonstranten zu schützen - dafür werden wir von ihnen beschimpft, beworfen und bespuckt." Wütend mache ihn das. "Was sehen die in uns - verkörpern wir für sie nur den Staat oder erkennen sie uns auch als Menschen?"
den ganzen Artikel lesen: http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... /index.php
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Polit-Onkel
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Barbarossa hat geschrieben:
"Wir sind dazu da, die Demonstranten zu schützen - dafür werden wir von ihnen beschimpft, beworfen und bespuckt." ...http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... /index.php
Ich vermute 45 Prozent des Schwarzen Blocks sind Rechtsradikale. Dank der Vermummung.
Und damit mein Beitrag auch eine lustige Note erhält, folgendes Interview:
http://www.youtube.com/watch?v=-vQUQKjR ... r_embedded
Man freue sich über lächelnde Gesichter und man sehe sich auf den Barrikaden, sagt zum Schluss die Interviewte.
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Barbarossa
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Polit-Onkel hat geschrieben:Ich vermute 45 Prozent des Schwarzen Blocks sind Rechtsradikale. Dank der Vermummung.
Wie kommst du auf die Vermutung?
In den Berichten ist immer von "linken Randalierern" die Rede und ich bezweifle auch, daß sich Rechte einfach so unter die Linken mischen können, um dort mitzumachen.
Polit-Onkel hat geschrieben:Und damit mein Beitrag auch eine lustige Note erhält, folgendes Interview:
http://www.youtube.com/watch?v=-vQUQKjR ... r_embedded
Man freue sich über lächelnde Gesichter und man sehe sich auf den Barrikaden, sagt zum Schluss die Interviewte.
Ja und da ist schon der Widerspruch:
Einerseits soll Anarchie nicht Faustrecht bedeuten, andererseits sehen wir uns "auf den Barrikaden" wieder?
Da stimmt doch was nicht...
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Barbarossa
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Mai-Kundgebungen
Gewerkschaften drohen mit Sturm

„Wer Klassenkampf von oben betreibt, wird Sturm ernten“: Mit kämpferischen Reden haben die Gewerkschaftsbosse die traditionellen Mai-Kundgebungen bestritten. Ihre Kritik traf die Regierung, insbesondere Guido Westerwelle...
weiter lesen: http://www.focus.de/politik/deutschland ... 03957.html
Gewalttätige Mai-Randale in Berlin und Hamburg

Berlin/Hamburg (dpa) - Im Anschluss an meist friedliche Demonstrationen gegen Neonazi-Aufmärsche in ganz Deutschland ist es am Samstagabend in Hamburg und Berlin erneut zu Ausschreitungen linker Gruppen gekommen.

In beiden Städten fuhr die Polizei Wasserwerfer gegen die teils gewalttätigen Randalierer auf...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... mburg.html
DEMONSTRATIONEN:
Nach 700 Metern war Schluss
Neonazi-Aufmarsch in Berlin blockiert / Kundgebung Rechtsextremer in Potsdam gescheitert

BERLIN - „Lieber ein antifaschistischer Schutzwall als Faschistenäufmärsche“ steht auf einem Zettel am Stahlgerüst der Brücke. Aber niemand will an der Bornholmer Straße, wo am Abend des 9. November 1989 die Mauer durchbrochen wurde, eine neue Mauer errichten. Mit dem antifaschistischen Schutzwall sind Sitzblockaden gegen die Neonazis gemeint, die von hier aus zu einer kilometerlangen Demonstration starten wollen. Unter denen, die sich auf die Straße setzen – und sich dann meist widerstandslos wegtragen lassen – ist auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD). Er hat hier in Pankow seinen Wahlkreis.

Die Neonazis trudeln verspätet auf dem Antreteplatz ein. Ein Redner erklärt, man warte noch auf Kameraden, die sich am Kurfürstendamm verirrt hätten. Aber sie haben sich nicht verirrt...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... er-in.html
BERLIN:
Polizei griff durch
Menge feuerte Gewalttäter an

BERLIN - Aggressive Stimmung, entschlosse Polizisten: Auch in diesem Jahr hat es in Berlin-Kreuzberg am Abend des 1. Mai Gewaltausbrüche gegeben. Polizisten wurden immer wieder mit Steinen und Flaschen attackiert, Feuerwerkskörper flogen. Bis Mitternacht hatte sich die Lage jedoch beruhigt. Zahlreiche Randalierer wurden festgenommen. Ein Polizist wurde schwer am Rücken verletzt.

Die Krawalle waren laut Polizei jedoch nicht so heftig wie im vergangenen Jahr. Rund 7000 Beamte, darunter viele aus anderen Bundesländern, sicherten die Mai-Veranstaltungen...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... ERLIN.html
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Barbarossa
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Dienstag, 01. Mai 2012
"Ein gutes Zeichen"
Hexensabbat ohne Krawall

In Berlin fliegen ein paar Steine und Flaschen, in Hamburg brennen wenige Mülltonnen. Die Walpurgisnacht geht in den zwei größten deutschen Städten überwiegend ruhig über die Bühne. Das weckt Hoffnungen für den Verlauf des Tags der Arbeit, den 1. Mai...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/1-mai-krawalle
Dienstag, 01. Mai 2012
Rechte provozieren mit Karikaturen
Salafisten greifen Polizei an

In der Nähe einer Moschee zeigt die rechte Splitterpartei Pro NRW Mohammed-Karikaturen. Plötzlich kommt es zu Übergriffen. Radikale Islamisten durchbrechen eine Absperrung und greifen die Polizei mit Stöcken und Steinen an. Drei Beamten erleiden Platz- und Schlagwunden. Die Polizisten nehmen daraufhin 30 Salafisten fest. Pro NRW will die Aktionen fortsetzen...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/1-mai-krawalle-1

Bisher blieb es relativ ruhig, aber der 1. Mai ist auch noch nicht vorbei. In Berlin wurde 2009 sogar ein Demostrationsverbot wegen der Krawalle erwogen: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... f=34&t=626
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Barbarossa
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Mittwoch, 02. Mai 2012
Revolutionäre werfen Steine
Polizei löst Mai-Demo auf

Anders als in früheren Jahren erleben Berlin und Hamburg einen vergleichsweise ruhigen 1. Mai ohne massive Krawalle. Allerdings bleiben die Walpurgisnacht und die sogenannten revolutionären Mai-Kundgebungen in beiden Städten nicht völlig friedlich.

Zumeist linke Demonstranten haben Polizisten in Hamburg und Berlin bei den traditionellen "revolutionären" Protestzügen zum 1. Mai mit Steinen, Flaschen und Knallkörpern angegriffen.

In Berlin löste die Polizei nach zunehmender Gewalt die Kundgebung auf...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/1-mai-krawalle-2
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ehemaliger Autor K.

Zum ersten Mal erlebte ich mit 15 Jahren 1965 eine Maidemonstration in Hamburg-Bergedorf, einem Stadtteil von Hamburg. Am Vormittag versammelte sich eine größere Gruppe überwiegend älterer Männern in der Nähe einer Gaststätte, die vorwiegend von Gewerkschaftern und SPD-Mitgliedern besucht wurde. Alle trugen Anzüge, weiße Hemden und Krawatten, am Kragen eine rote Nelke. Frauen konnte ich nicht erblicken. Dann setzte sich der Zug in Bewegung, vorneweg der Bergedorfer Spielmannszug, der paradoxerweise preußische Marschmusik spielte. Nachdem sie einmal die Stadt durchquert hatten, ging es zurück zum Lokal, wo sie einen feucht-fröhlichen Nachmittag verbrachten. Ich fragte mich, was das wohl alles zu bedeuten hatte, aber kaum jemand konnte mir erklären, weshalb der 1. Mai eigentlich gefeiert wurde. Die meisten glaubten, es hänge wahrscheinlich mit dem Frühlingsanfang zusammen, andere meinten, dies wäre ein alter germanischer Volksbrauch und hätte mit den Maibäumen zu tun, junge Birken, die in große Vasen gesteckt wurden und die man seinerzeit vor Lokale und einige Geschäfte stellte. Unser Klassenlehrer gab zu, dass er auch nicht richtig informiert wäre, aber es hänge wohl mit den Gewerkschaften und der SPD zusammen, aber mehr könnte er auch nicht sagen. Mein Nachbar wusste es besser, die Nazis hätten diesen Tag erfunden und tatsächlich wurde ja der 1.Mai ausgerechnet von den Nationalsozialisten 1933 zum Feiertag erkoren. In der Weimarer Republik gab es ihn noch nicht, nur einmal 1919, danach nicht mehr.

Der 1.Mai 1968 in der Hamburger Innenstadt verlief stürmisch mit ca. 4.000 Teilnehmern. Die lahme DGB- Demonstration wurde von der APO umfunktioniert und endete mit einer separaten „sozialistischen“ Abschluss Kundgebung von ca. 2.500 Demonstranten, hauptsächlich Studenten und Intellektuelle. In den 70er Jahren wurden die Demonstrationen immer größer und hatten zwischen 15.000 bis 25.000 Teilnehmer. Sie wurden immer mehr zum Tummelplatz linker Organisationen, vor allem von Maoisten und Anhängern der DKP. Belange der Arbeiter spielten weniger eine Rolle, es ging um den Krieg in Vietnam und andere Themen. Man unterschied zwischen dem „Regierungsmai“ des DGB und dem „revolutionären Mai“ der Linken, die meistens eine eigene Abschluss Kundgebung veranstalteten.

Ende der siebziger Jahre spielten die neuen sozialen Bewegungen eine ständig größere Rolle, die Umweltschützer, die Gegner der Atomkraft, die Schwulen und Lesben und vor allem viele Ausländer nahmen an den Demonstrationen teil. Nur die, um die es ursprünglich eigentlich ging, die Arbeiter, sah man nicht mehr oft. Umfangreiche Rationalisierungen und eine Pleitewelle hatten sie als soziale Schicht dezimiert. Im Hamburger Hafen arbeiteten früher tausende von Arbeitern, heute mutet er futuristisch an, Container, Züge und Kräne bewegen sich wie von Geisterhand, der Hafen ist menschenleer, Roboter haben die gesamte Arbeit übernommen, man braucht nur noch wenige Techniker und Programmierer, der frühere Hafenarbeiter ist überflüssig geworden. Die „Arbeiterklasse“ ist verschwunden, es dominieren die Berufe im Dienstleistungssektor, doch diese „Neue Arbeiterklasse“ zeigte am 1.Mai nur wenig Interesse, dieser beschäftigte vor allem die Intellektuellen.

In den 80er Jahren gaben die Anhänger der Friedensbewegung den Ton an und die „Alternativen“ beherrschten die Demonstration. Die Maoisten existierten nicht mehr, stattdessen gab es den„schwarzen Block“, junge Leute in dunkler Lederkleidung und Motorhelm, Anarchisten, Spontanisten, Hausbesetzer. Hatten die Linken noch konstruktive Ziele gehabt, ging es jetzt nur noch gegen das „Scheißsystem“, gegen „Bullenterror“ usw. „Revolution“ bedeutete: zerschlagene Schaufenster, demolierte Autos, Molotowcocktails.

In den vergangenen 20 Jahren nahm das Interesse an den Maidemonstrationen wieder ab, sie wurden zunehmend auch langweiliger, der „schwarze Block“ verwandelte ihn gelegentlich wieder in eine „revolutionäre“ Demonstration, also in einen Randale-Mai. Man trifft aber viele Uraltlinke, Nostalgiker, die schon vor 30 Jahren oder länger dabei waren, die immer noch den alten Ideen nachhängen und die ich noch von 1968 her kenne. Frühere Hippies, Leute aus dem Dunstkreis der RAF, dem sogenannten Sympathiesantensumpf (es gab ihn wirklich), die militanten Kämpfer aus den heißen 70er und noch viele mehr. Hamburg ist ein Dorf, man trifft sich immer wieder. Wenn man Lust hat über die alten Zeiten zu reden, ist der 1.Mai wunderbar geeignet. Ich bin allerdings schon seit längerer Zeit nicht mehr zu den Mai-Umzügen hingegangen.
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dieter
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Lieber Karlheinz,
Du hättest einfach die Sozialdemokraten mit der roten Nelke fragen müssen, die hätten Dich aufgeklärt. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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Wir haben die Ereignisse zum 1. Mai in den letzten Jahren in diesem Forum beobachtet, zum nachlesen: hier klicken
Sowohl in Hamburg als auch in Berlin ging es dabei besonders aggressiv zu. In beiden Städten scheint die Entwicklung parallel ganz ähnlich verlaufen zu sein.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Wir haben die Ereignisse zum 1. Mai in den letzten Jahren in diesem Forum beobachtet, zum nachlesen: hier klicken
Sowohl in Hamburg als auch in Berlin ging es dabei besonders aggressiv zu. In beiden Städten scheint die Entwicklung parallel ganz ähnlich verlaufen zu sein.
Lieber Barbarossa,
dass ist doch in den Großstädten besonders klar, wo Häuser leeerstehen und horente Mieten genommen werden. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Barbarossa hat geschrieben:Wir haben die Ereignisse zum 1. Mai in den letzten Jahren in diesem Forum beobachtet, zum nachlesen: hier klicken
Sowohl in Hamburg als auch in Berlin ging es dabei besonders aggressiv zu. In beiden Städten scheint die Entwicklung parallel ganz ähnlich verlaufen zu sein.

Danke für den Hinweis. Mir ging es allerdings vor allem um eine Darstellung des 1.Mai in Hamburg während der letzten Jahrzehnte und der „schwarze Block“ interessiert mich eigentlich nicht besonders. Vielleicht wurde aus meinem Bericht auch deutlich, dass es fundamentale Unterschiede gab zwischen den Maifeiern in der DDR und den Feiern bei uns. In Westdeutschland wurden die Demonstrationen schlecht besucht, waren nicht von oben organisiert und immer ein Tummelplatz für alle möglichen Gruppierungen.

Die „revolutionären“ Maidemonstrationen der 70er Jahre waren etwas völlig anderes als das, was heute unter diesem Namen läuft. Damals gab es ein breites linkes Spektrum im akademischen Milieu und die stellten die Mitglieder dieser Gegenveranstaltungen zum DGB. Es existierten alle möglichen Gruppierungen: Maoisten, Trotzkisten, Umweltschützer, militante Feministen, Schwulen-und Lesbengruppen, Hasch-Rebellen, Alternative und natürlich den Sympathiesantensumpf der RAF, auf den die Politiker immer hinwiesen. Tatsächlich erfreute sich die RAF bis zum deutschen Herbst 1977 im akademischen Bereich einer beträchtlichen Popularität, vom Professor bis hin zum Studenten. Ende der 70er Jahre schlossen sich viele Linke zu der „Bunten Liste“ zusammen, der Vorläuferorganisation der späteren „Grünen“ in Hamburg. Viele Spitzenpolitiker der Grünen stammen aus den linksradikalen Gruppierungen der 70er Jahre. Bei Fischer ist dies ja bekannt, Trittin und Christa Sager entstammen dem Kommunistischen Bund (KB) und dem Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW), beides maoistische Gruppierungen. Fast alle Linken von damals haben ihre Auffassungen im Laufe der Zeit geändert.

Der „schwarze Block“ ist etwas völlig anderes, er ist Ausdruck der Strukturkrise auf dem Arbeitsmarkt für Jugendliche seit den 80er Jahren. Er setzt sich zusammen aus jungen Leuten der Unterschicht. Ihre Ideenwelt ist völlig konfus und man kann sie auch nicht als links bezeichnen, weil sie so wirr ist und mit den klassischen linken Theorien nichts zu tun hat. Auch wenn sie sich als Linke bezeichnen, glaube ich nicht, dass sie wissen, was dies überhaupt bedeutet. Der „schwarze Block“ ist im Allgemeinen verhasst bei den Hamburgern, weil seine Aktionen sich auf Gewalt beschränken. Anders als die Linke früher, wollen sie auch nicht missionieren, sondern auf kleine, militante Gruppen beschränkt bleiben. Dadurch isolieren sie sich nur noch weiter. Solange die Krise anhält, bekommen sie aber immer wieder Nachwuchs, während die Älteren irgendwann ausscheiden. Man müsste mal untersuchen, was aus ihnen später geworden ist.
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Barbarossa
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Auch zu diesem 1. Mai kam es zu Kravallen, aber weniger heftig, als in den vergangenen Jahren.
Sowohl in in Berlin und Hamburg wurden Polizisten mit Flaschen, Steinen und Feuerwerksböllern beworfen - in Hamburg musste die Polizei Wasserwerfer und Schlagstöcke einsetzen und den Protestzug umleiten. Um 20.15 Uhr löst die Polizeischließlich die Demonstration auf - die Demonstranten flüchten in Seitenstraßen.
In Berlin war es um einiges friedlicher bei der Demo mit zwischen 19.000 und 25.000 Teilnehmern. Es gab nur vereinzelt Rangeleien und Flaschenwürfe auf die Polizei.
In Rostock verhinderte eine Gegedemo, dass eine geplante NPD-Veranstaltung stattfinden konnte.

Artikel lesen: >> 1. Mai: Polizei löst linke Demo in Hamburg auf <<
(spiegel.de)
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Barbarossa
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1. Mai 2019:
Den Nachrichten habe ich entnommen, dass auch in diesem Jahr eine Demo linker Gruppen in Berlin stattfinden soll, u.a. im Bezirk Friedrichshain. Irritiert hat mich an der Meldung, dass die Demo zwar vorher angekündigt, aber nicht angemeldet war. Dennoch wird sie offenbar toleriert - es werden heute über 5000 Polizisten in Berlin im Einsatz sein. Es wird wieder mit Ausschreitungen gerechnet.
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