30 Jahre Mauerfall

Kommunalwahlen, Meinungsumfragen, Konflikte, Religionen, Ereignisse

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Seit heute gibt es in Berlin eine Woche lang zahlreiche Veranstaltungen zum Mauerfall, der sich am 9. November 2019 zum 30. mal jährt.
Auch ich bereite derzeit einige Artikel zu diesem Thema und auch über das Leben in der DDR vor. Am kommenden Wochenende werden sie dann veröffentlicht.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Marianne E.
Mitglied
Beiträge: 1752
Registriert: 13.04.2019, 16:51

Auf Deine Artikel und Bericht bin ich sehr neugierig. Du hast Dir eine wichtige Aufgabe vorgenommen und ich freue mich auf das Ergebnis.

Ich habe Deine höchst informative Schrift über die Weimarer Republik auch gerne gelesen. Kompliment für Deine umsichige Art der Recherche und Analyse.

Bis dahin alles Gute und Erfolg.
Gruß
Marianne
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ich danke dir für das schöne Kompliment. :-)
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Jim Morisson

Ich kenne die DDR eigentlich nur von der Durchfahrt nach West-Berlin und bin einmal wenige Stunden in Ost-Berlin gewesen. Das reichte mir.

In Polen, Ungarn und der CSSR bin ich mehrmals für etwas längere Zeit gewesen. Dort schien es mir wesentlich angenehmer zu sein als in der DDR. Die Bewohner dort spotteten auch oft über  ihre Genossen aus der DDR. Sie hatten anscheinend keine hohe Meinung über ihren Bruderstaat

Die DDR kam mir vor wie eine Mischung aus Preußentum und Spießertum.Vorbild für die sozialistische Gesellschaft waren anscheinend nicht irgendwelche proletarische Lebenswelten, wenn es so etwas überhaupt gibt, sondern das Vorbild war anscheinend die Welt der Kleinbürger aus dem Kaiserreich. Spießig, langweilig, pedantisch, autoritär, einfallslos, Zwang zu gesellschaftlicher Konformität, Ablehnung von allem, was irgendwie anders ist.
Heinrich Heine hätte herrliche Spottverse gedichtet.
Marianne E.
Mitglied
Beiträge: 1752
Registriert: 13.04.2019, 16:51

Es wäre für Sie vielleicht von Vorteil gewesen, Sie hätten einige Stunden mehr in der DDR und bei den Menschen verbracht.
Dann hätten sich Ihre Vorurteile und vorschnellen Analysen umgehend in Luft aufgelöst.

Und Heinrich Heine zu bemühen klingt für mich nach Etikettenschwindel.
Marianne E.
Mitglied
Beiträge: 1752
Registriert: 13.04.2019, 16:51

Lieber Barbarossa,
ich bin wirklich neugierig auf Deine Artikel, und das aus mehreren Gründen.

Einmal, und das ist das Wichtigste, die Bürger der DDR haben der ganzen Welt gezeigt, wie Revolution geht.

Außerdem hat diese Art der Revolution uns in die ungewöhnliche Lage gebracht (danach und bis heute, östlich und westlich der Elbe), ausgiebig über Nichtigkeiten zu meckern. Wer hat schon solche Privilegien? 
Wie gesagt, ich warte gespannt.

Tschüs
M. 
Jim Morisson

Marianne

Hier liegt wohl ein Missverständnis vor. Ich meinte, wie sich die DDR nach außen darstellte. Ulbricht hatte einmal einen Tugendkatalog aufgestellt, der an Spießigkeit nicht zu übertreffen war.
Natürlich gab es in der DDR eine Reihe verschiedener Lebenswelten, wie bei uns auch. In den Ostblockstaaten habe ich oft mit DDR Bürgern gesprochen und bin dort auf sehr unterschiedliche  Meinungen und Lebensstile gestoßen. Auf den Campingplätzen lernte man alle möglichen Leute kennen und mit den jungen Leuten habe ich so manche Zechtour in Budapest durchgemacht. Auffällig war der oft extreme Antikommunismus, bisweilen auch der merkwürdige Rassismus, der mir seinerzeit bitter aufstieß. Ich lernte auch Funktionäre kennen, als ich geschäftlich im Ostblock zu tun hatte. Die erinnerten mich an aufgezogene Automaten, da sie unentwegt Phrasen herunterleierten.
Ansonsten aber stimmt der Vergleich mit dem Kleinbürgertum der Kaiserzeit durchaus. Das ist übrigens nicht anders als in der Bundesrepublik der frühen Zeit. Ich bin im Krieg geboren worden  und habe Westdeutschland von Anfang an er lebt. Früher war es bei uns auch so gewesen. Autoritär, engherzig, spießig. In der DDR hat sich das aber anscheinend noch  länger gehalten als bei uns, da die Partei das Land abgeschottet hatte. Aber auch in der Kaiserzeit wohnten in den Kleinbürgern zwei Welten, das hat Heinrich Mann in seinen Romanen trefflich geschildert.
Heinrich Heine hat in meiner Heimatstadt Hamburg ein Denkmal, welches ihn sehr treffend darstellt. Ich bin in St. Pauli aufgewachsen, ein Stadtteil, der nun wieder  völlig untypisch war. Bei uns gab es keine Spießer wie in Blankenese oder Ottensen.  Wir lebten in einer eigenen Welt, die es woanders so nicht gibt.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ich gebe dir Recht, Jim Morisson. Das SED-Regime war sehr spießig. Ich habe noch ein Jugendlexikon von meinen Eltern aus dem Ende der 60er Jahre. Darin ist ein Artikel mit Bild enthalten, wie eine Frau gratiös zu sitzen hat. Das nur so als keiner Einwurf.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Marianne E.
Mitglied
Beiträge: 1752
Registriert: 13.04.2019, 16:51

Lieber Barbarossa,
mag das SED-Regime auch noch so spießig gewesen sein, die Bürger der DDR so zu bezeichnen, grenzt für mich an eine besondere Form der Intoleranz.

Das tust Du nicht, ich will das auch nicht unterstellen.

Aus der westdeutschen Fernsicht bewerte ich die Vergangenheitsbewältigung anders, insbesondere deshalb, weil Westdeutsche das gar nicht können. Wie auch?  Wir waren atemlose Zuschauer ohne die Berechtigung, zu urteilen und ohne die Berechtigung zu Hohn und Spott.
Jim Morisson

Ich habe zwar die eigentliche DDR nicht erlebt, war aber 1990 dort für mehrere Monate in der Auflösungsphase. Ich unterrichtete Betriebswirtschaftslehre im Rahmen von Umschulungsmassnahmen in Rostock. Teilnehmer waren hauptsächlich Ingenieure und Techniiker und ich hörte viele interessante Lebensläufe.

Die meisten gehörten vormals der SED an und standen der Wiedervereinigung eher skeptisch gegenüber. Da sie arbeitslos waren, lernten sie vor allem die negativen Seiten kennen. Ich war überrascht, wie nahezu ehrfurchtsvoll sie mich als Lehrer betrachteten. Sie fragten ganz schüchtern, ob es erlaubt sei, eine Frage zu stellen. Die Disziplin war unglaublich. Das kannte ich nur noch aus meinem  Schulunterricht in den 50er Jahren. Als ich ihnen davon erzählte, meinten sie, das wäre bei ihnen früher auch so gewesen, noch vor wenigen Jahren. Auf einem Klassenfotos zeigte mir jemand seine Klasse, alle im FDJ Hemd. Das erinnerte mich an ganz alte Zeiten, die ich glücklicherweise nicht miterlebte.

Aber ähnlich wie bei den Preußen oder bei den Nazis gab es einen krassen Gegensatz zwischen dem, was das Regime wollte und dem, was sie dann tatsächlich in den Köpfen bewirkten.

Ein alter SED Genosse vor Ort, der beide Dikaturen erlebt hatte, erzählte mir: Zu den kommunistischen Veranstaltungen sind die Leute gekommen, weil sie mussten. zu den Nazis sind sie gegangen, weil sie wollten. Die Nazi Ideologie war offensichtlch viel wirksamer gewesen als die SED Ideologie.

In den sechziger Jahren studierte ich Geologie und Wirtschaftswissenschaften. Ich hörte auch Vorlesungen über Planwirtschaft. Gerne hätte ich mich damals  auch vor Ort näher erkundigt, bekam aber kein Visum. Die DDR war nicht gerade ein offenes Land.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Gesellschaft“