Sorben und Wenden - slawische Minderheiten in Deutschland

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Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Diskussionsüberleitung von hier, nachdem diese Frage dort intensiv diskutiert wurde unter einem allgemeineren Thema:

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 1&start=30
Zuletzt geändert von Marek1964 am 02.01.2015, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Marek1964
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Paul hat geschrieben:
Wendenkönig hat geschrieben:Bei Schlodder und Huppatz will ich mich verbürgen, hab sie aber bei Vikipedia als urwendische Namen gefunden und hier eingebracht

Entschuldigung, es soll natürlich heißen: will ich mich nicht verbürgen
Verstehe mich nicht falsch, ich meinte nicht, das diese begriffe o. Namen nicht Wendisch sind, sondern dass sie für mich deutsch/Germanisch klingen. Bei Lehnworten o. Substraten ist beides kein Widerspruch.
Jetzt habe ich gelesen, das Huppatz auf Sorbisch die Brauthaube ist. Es scheint aber eine Beziehung zum mittelhochdeutschen Houb zu geben, was Haupt bedeutet, also eine Hauptbedeckung.

http://www.deutsche-nachnamen.de/dn/ind ... &start=100

Schlodder/Schludrig/Schlottern brauch man nicht weiter erläutern.

Den Hinweis auf Hans - Druwe - Traube habe ich gefunden, als ich Johannisbeere eingegeben habe. Johannis wird gerne durch Hans o. Jan ersetzt.
Wendenkönig hat geschrieben:Mal ein ganz kleiner Hinweis auf die Unterschiedlichkeit der sorbischen und wendischen Sprache

sorbisch : Johannisbeere = janowka :aus dem normalen sorbischen Wörterbuch
wendisch: Johannisbeere = handrischki : aus dem normalen Sprachgebrauch meiner Mutter

( Meine Mutter war eins von den Kindern die deutsch erst in der Schule lernten. Die normale Umgangssprache in der Familie, nach Unterrichtsschluss, war wendisch.)
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Marek1964
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Lia hat geschrieben:Unter Heinrich II., gab es ein Bündnis mit den heidnischen Liutizen gegen das christliche Polen, doch das hielt nicht lange.
Der "Wendenkreuzzug" 1147, bei dem sich dänische, sächsische, deutsche, polnische Kreuzfahrer beteiligten, war auch einer die renitenten Liutizen, allgemein wurden slawische Stämme unter "Wenden" zusammengefasst.
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Marek1964
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Wendenkönig hat geschrieben:In der DDR war der Begriff „Wende“ fast verboten. Plötzlich gab es nur noch Sorben. Daß das wissenschaftlich nicht begründbar und unter demokratischen Gesichtspunkten völlig inakzeptabel war, kümmerte die Regierenden nicht. Aus Wendischen Liedern wurden sorbische, aus wendischen Autoren wurden sorbische und die wenigen noch verbliebenen wendischen Sprachen wurden zu einer fusioniert und „sorbisch“ getauft. Über die Befindlichkeit ihrer Sprache und Kultur hatten nicht mehr die wendischen Menschen zu entscheiden, sondern eine Gruppe von Wissenschaftlern und einigen wissenschaftlich arbeitenden Helferinnen. In den Schulen gab es Sorbisch wohl gemerkt in der DDR und auch nur fakultativ – mit dem Resultat, daß viele Großmütter sich nicht mit ihren Enkeln in Wendisch verständigen können. Man war nun kein Wende mehr, sondern Sorbe.Wer sich positionieren wollte, konnte dies nur noch zwingend in der ehemals wendischen Organisation „Domowina“ tun.
Dieses Vorgehen hat die Wenden zerrissen, die wendische Kultur wird vernichtet, die Sprache droht auszusterben und es gibt nicht genügend Unterstützung, diesen Prozeß aufzuhalten. Die Länder Brandenburg und Sachsen zahlen einen Beitrag für Erhalt und Förderung des Wendischen aber das Geld fließt zurück nach Sachsen, wo es schon vor der Wende hingeflossen ist, in die Kasse der Domowina. Wir, die Wenden, die wir mit dieser Organisation nicht viel gutes verbinden, bekommen leider keine Unterstützung. Das war zu DDR- Zeiten so und ist bis heute, 25Jahre nach der Wende so geblieben. Die gesamte Region des Spreewaldes, in Brandenburg, hat eine Inselposition eingenommen, wo wohl, in dieser Konzentration, noch Wenden leben und sich dem sorbischen, relativ erfolgreich, verweigern.

Vielleicht versteht Ihr jetzt auch mein: Sorben sind wir nicht, Wenden dürfen wir nicht sein also sind wir Deutsche.

Dieses "freiwillige
" Zwangsbündnis zwischen Wenden und Sorben hat ja auch diesen eigenartigen Singsang ähnlichen Akzent hervorgebracht. Er entstand aus dem sogenannten "Ponaschemu", einem verweben des wendischen mit dem deutschen. Heute spricht diese "Sprache" niemand mehr. Durch langes vermischen mit immer mehr deutschen flachte selbst diese Sprache soweit ab
, dass kaum noch viel davon zu hören ist. Vor etwa 40- 50 Jahren war sie in der Wendenregion aber noch Gang und Gäbe.

Jetzt noch kurz zur Frage von Dieter,

Die deutschen Könige Heinrich I und sein Sohn Otto I unterwarfen die Slawen und setzen im Jahre 937 den Markgrafen Gero ein. Dieser brutale Markgraf hatte 30 slawischer Fürsten zu einem Bankett nach Gernrode eingeladen, um sie dort zu erschlagen! Das Resultat waren Aufstände der verschiedensten Wendenfürsten.Es fehlte allerdings wieder mal der berühmte Funke. Der Umsturz begann durch verletztes Ehrgefühl.

Der Obodritenfürst Mistewoi war zum Christentum übergetreten und hatte mit seinen Kriegern bereits an der Seite des Kaisers Ottos in der großen Schlacht bei Basantello in Italien gekämpft. Zu seiner vollständigen Anerkennung ersuchte er um die Hand der Tochter des Markgrafen Herzog Bernhard von der Nordmark an.

Schroff wurde er abgewiesen, "eines deutschen Herzogs Blutsverwandte gehört nicht an die Seite eines wendischen Hundes" Der tödlich beleidigte Mistewoi ließ durch einen Boten mitteilen: "Der Tag kommt, wo die Hunde beißen."
Vikipedia
...und der Tag kam tatsächlich. Das Bündnis wurde mit dem Mord an den 30 Wendenfürsten beendet.

Auch Lia hat Recht, es gab immer wieder Bündnisse aber alle waren nicht unbedingt von Dauer.

***außer dem farblich gekennzeichneten sind noch einige Passagen, zumindest dem Inhalt nach aus Vikipedia entlehnt. In Verbindung mit persönlichen Erlebnissen und aus Erzählungen meiner "Altvorderen" ist dieser Text entstanden.
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Marek1964
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Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube, bezüglich der Wenden in der DDR hast du schon recht. Wenden und Sorben wurden unter dem Begriff "Sorben" subsummiert. Aber zumindest kann ich mich erinnern, dass bei uns (Hennigsdorf, bei Berlin) im Geographieunterricht bezüglich der Lausitz auch der Begriff "Wenden" fiel.
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Marek1964
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Renegat hat geschrieben:Wenn ich mich recht erinnere, wird im Museumsdorf in Lehde bei Lübbenau erklärt, dass Sorben die Eigenbezeichnung der deutschen Slawen sei und Wenden die Bezeichnung, die die Deutschsprecher den Slawischsprechern gaben, also die Außenbezeichnung. Fand ich damals logisch.
Sind denn die sprachlichen Unterschiede so groß? Wendenkönig hat den Unterschied mit geschlossenen Siedlungsgebiet der Sorben, im Gegensatz zum verstreuten der Wenden erklärt. Die Bezeichnung Sorben muß es aber schon länger geben, denn der erwähnte Vorfahr wurde familienmythologisch auch als Sorbe bezeichnet, obwohl er in Ostsachsen lebte.
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Marek1964
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Paul hat geschrieben:Es gab viele teilweise kleine westslavische Stämme. Wenden ist sicherlich ein äußerer Sammebegriff, welcher dann wohl auch als Eigenbezeichnung übernommen wurde, als man sich nicht mehr den Kleinstämmen zuordnen konnte.
Wendenkönig hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube, bezüglich der Wenden in der DDR hast du schon recht. Wenden und Sorben wurden unter dem Begriff "Sorben" subsummiert. Aber zumindest kann ich mich erinnern, dass bei uns (Hennigsdorf, bei Berlin) im Geographieunterricht bezüglich der Lausitz auch der Begriff "Wenden" fiel.
Da hast Du vollkommen Recht.Im Geschichtsunterricht kam man teilweise nicht um den Begriff "Wenden" herum. Zum Beispiel ist Berlin unumstritten und auch in den Geschichtsbüchern so vermerkt, als wendische und nicht als sorbische Siedlung entstanden, im Gegensatz zu Bautzen, z. B. Bautzen wurde schon immer als heimliche Sorbenhauptstadt gehandelt.

Ein weiteres Beispiel:
Zu Ostern ist es ein uralter sorbischer Brauch die Pferde zu schmücken und Psalmesingend die umliegenden Dörfer abzureiten und die Auferstehung Christi zu verkünden. In diesem Fall sind jedesmal weit über 1000 Reiter, in 9 Prozessionszügen, unterwegs. Diese Prozessionszüge werden nur in sorbischen Gemeinden durchgeführt. Im Wendengebiet sind sie unbekannt gewesen. Seit einiger Zeit sind aber auch wendische Gastreiter mit von der Partie. Das Hahnrupfen ist bei den Wenden ein uralter Brauch, auch hoch zu Pferd, bei den Sorben aber verpönt. Diese Gastreiter haben, wenn sorbisch gesprochen wird so manches Problem. Es gibt jetzt aber auch Wenden, die gerade aus diesem Grund sorbisch oder auch umgekehrt Sorben, die wendisch lernen. Bis dahin ist nur ein sehr brüchiger Austausch möglich. Ansonsten, wird eben deutsch gesprochen. Wenn sich Menschen aus diesen zwei Völksgruppen verständigen wollen ist das etwa gleich zu setzen als wollten sich Russen mit Tschechen unterhalten. Beide Sprachen sind so ähnlich, dass z.B. ein in diesen Sprachen unkundiger keinen Unterschied erkennt, die zwei sich aber untereinander nur fragmentarisch verstehen.
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Marek1964
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Wendenkönig hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Ich glaube, bezüglich der Wenden in der DDR hast du schon recht. Wenden und Sorben wurden unter dem Begriff "Sorben" subsummiert. Aber zumindest kann ich mich erinnern, dass bei uns (Hennigsdorf, bei Berlin) im Geographieunterricht bezüglich der Lausitz auch der Begriff "Wenden" fiel.
Da hast Du vollkommen Recht.Im Geschichtsunterricht kam man teilweise nicht um den Begriff "Wenden" herum. Zum Beispiel ist Berlin unumstritten und auch in den Geschichtsbüchern so vermerkt, als wendische und nicht als sorbische Siedlung entstanden, im Gegensatz zu Bautzen, z. B. Bautzen wurde schon immer als heimliche Sorbenhauptstadt gehandelt.

Ein weiteres Beispiel:
Zu Ostern ist es ein uralter sorbischer Brauch die Pferde zu schmücken und Psalmesingend die umliegenden Dörfer abzureiten und die Auferstehung Christi zu verkünden. In diesem Fall sind jedesmal weit über 1000 Reiter, in 9 Prozessionszügen, unterwegs. Diese Prozessionszüge werden nur in sorbischen Gemeinden durchgeführt. Im Wendengebiet sind sie unbekannt gewesen. Seit einiger Zeit sind aber auch wendische Gastreiter mit von der Partie. Das Hahnrupfen ist bei den Wenden ein uralter Brauch, auch hoch zu Pferd, bei den Sorben aber verpönt. Diese Gastreiter haben, wenn sorbisch gesprochen wird so manches Problem. Es gibt jetzt aber auch Wenden, die gerade aus diesem Grund sorbisch oder auch umgekehrt Sorben, die wendisch lernen. Bis dahin ist nur ein sehr brüchiger Austausch möglich. Ansonsten, wird eben deutsch gesprochen. Wenn sich Menschen aus diesen zwei Völksgruppen verständigen wollen ist das etwa gleich zu setzen als wollten sich Russen mit Tschechen unterhalten. Beide Sprachen sind so ähnlich, dass z.B. ein in diesen Sprachen unkundiger keinen Unterschied erkennt, die zwei sich aber untereinander nur fragmentarisch verstehen.
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Wendenkönig hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Wenn ich mich recht erinnere, wird im Museumsdorf in Lehde bei Lübbenau erklärt, dass Sorben die Eigenbezeichnung der deutschen Slawen sei und Wenden die Bezeichnung, die die Deutschsprecher den Slawischsprechern gaben, also die Außenbezeichnung. Fand ich damals logisch.
Sind denn die sprachlichen Unterschiede so groß? Wendenkönig hat den Unterschied mit geschlossenen Siedlungsgebiet der Sorben, im Gegensatz zum verstreuten der Wenden erklärt. Die Bezeichnung Sorben muß es aber schon länger geben, denn der erwähnte Vorfahr wurde familienmythologisch auch als Sorbe bezeichnet, obwohl er in Ostsachsen lebte.
Wenn er aus Sachsen stammt ist er ja auch Sorbe, also ist es eine total richtige Bezeichnung. Den Begriff Sorben gibt es ebenfalls länger, zumindest im heutigen "Siedlungsgebiet". Die Wenden kamen ja viel später in die Region. Naja und die Sprachen, die waren alle slavischen Ursprungs. Meine Mutter (Wendin) konnte sich russisch gut verständigen , unsere Nachbarin eine Sorbin, sprach fast akzentfreies Polnisch, ohne es zu wissen. Als das erste mal die Grenze zu Polen geöffnet wurde, traf sie mit einer polnischen Familie zusammen. Die polnische Frau fragte sie ob sie Polin sei. So unterschiedlich sind die Sprachen.
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Marek1964
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Renegat hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Wenn ich mich recht erinnere, wird im Museumsdorf in Lehde bei Lübbenau erklärt, dass Sorben die Eigenbezeichnung der deutschen Slawen sei und Wenden die Bezeichnung, die die Deutschsprecher den Slawischsprechern gaben, also die Außenbezeichnung. Fand ich damals logisch.
Sind denn die sprachlichen Unterschiede so groß? Wendenkönig hat den Unterschied mit geschlossenen Siedlungsgebiet der Sorben, im Gegensatz zum verstreuten der Wenden erklärt. Die Bezeichnung Sorben muß es aber schon länger geben, denn der erwähnte Vorfahr wurde familienmythologisch auch als Sorbe bezeichnet, obwohl er in Ostsachsen lebte.
Wendenkönig hat geschrieben:Wenn er aus Sachsen stammt ist er ja auch Sorbe, also ist es eine total richtige Bezeichnung. Den Begriff Sorben gibt es ebenfalls länger, zumindest im heutigen "Siedlungsgebiet".
Keine Ahnung, der hat den Namen um 1825 mit einer deutsch klingenden Endung versehen. Der wird seine Gründe gehabt haben, Bismarcks Kulturkampf war es jedenfalls noch nicht. Auf jeden Fall war er evangelisch. Vielleicht haben sich spätere Nachkommen, die Sorbengeschichte auch erst in der Nazizeit ausgedacht, damals haben ja alle Ahnenforschung betrieben. Auch die werden ihre Gründe gehabt haben.
Was immer er auch war, der Name blieb erhalten, aber irgendwelche kulturellen Besonderheiten sind nicht überliefert, auch keine sprachlichen. Und genau darauf wollte ich hinaus, irgendwann als die Dörfer verlassen wurden mit Beginn der Industriealisierung, vereinheitlichten sich Sitten, Gebräuche und Sprache. Das ist ein normaler Prozess.
Dazu kam noch das Schulwesen.

Wendenkönig hat geschrieben:Die Wenden kamen ja viel später in die Region. Naja und die Sprachen, die waren alle slavischen Ursprungs. Meine Mutter (Wendin) konnte sich russisch gut verständigen , unsere Nachbarin eine Sorbin, sprach fast akzentfreies Polnisch, ohne es zu wissen. Als das erste mal die Grenze zu Polen geöffnet wurde, traf sie mit einer polnischen Familie zusammen. Die polnische Frau fragte sie ob sie Polin sei. So unterschiedlich sind die Sprachen.
Wann kamen denn die Wenden?
Paul
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Es ist relativ unklar, wann und wie die Slawen nach Mitteleuropa kamen. Es gibt die Theorien, das sie mit den Hunnen o. mit den Awaren kamen. Über die Besiedlungsgeschichte gibt es viele Vermutungen. Viele Regionen westlich der Oder wurden zwischen 600 und 800 slawisch. Die Ausgrabungen zeigen oft ein Nebeneinander von Germanen und Slawen.
Die nördlichen Germanen hatten schon immer eine geringere Bevölkerungsdichte z.B. im Gegenteil zu den Latenegermanen zu denen auch die Vandalen/Lugier und Hernunduren in Thüringen gehörten.
Das heutige Franken und Böhmen wurden gleichzeitig von Sueben und Hermunduren besiedelt. Das waren also zwei unterschiedliche kulturelle Gesellschaften. Die Hermunduren und Lugier waren tendentiell nicht so "wanderfreudig".
Die Semnonen gehörten zum Thüringer Reich. Nach dem Sieg der Franken über das Thüringer Reich 531 verzichtete Karl aus irgendwelchen Gründen darauf die Semnonischen Gebiete in das Frankenreich einzugliedern. Das Rugier Stammesgebiet war und blieb unabhängig. Irgendwie wurden sie dann slawisch.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Thüringens

Die Frage ist also, wurden die Semnonen, Rugier besiegt o. haben sie sich selbst zu Slawen gemacht, indem sie viele Slawen/innen ansiedelten und zu ihren Frauen machten. Im heutigen Polen und Böhmen gab es sicherlich eine andere Geschichte.

Kurz nachdem byzanthenische Quellen die Slwen erstmals erwähnten wurde in Böhmen durch den fränkischen Kaufmann Samo ein slawisches Reich gegründet, welches sich von den Awaren unabhängig machte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Slawen

Was ist mit den Markomannen/Hermunduren in Böhmen geschehen?

Ab 960 wird die slawische Geschichte Polens, mit der Königskrönung von Miezko schriftlich belegt. Miezko vereinigte verschiedene Stämme.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte ... olskie.png

Im Stammesnamen der Schlenzanie wird der Stammesname der germanischen Silinger fortgeführt. Die Kazubi im Norden und viele Stämme westlich der Oder blieben unabhängig.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Gontscharow
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Ich wußte in der Tat nicht, daß Sorben und Wenden zwei verschiedene slawische Völker sind ....
Mir waren nur die Sorben bekannt, den Namen "Wenden" hatte ich schon gehört, mir aber keine
Gedanken darüber gemacht, daß sie von den Sorben verschieden sein könnten.
Einen Sorben oder Wenden habe ich auch noch nie persönlich getroffen, ich kenne diese Minderheit
nur aus den Medien.
Deshalb um so mehr willommen hier, Wendenkönig :D
Paul
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Durch den engen Kontakt von Slawen und Deutschen, mit der entsprechenden Vermischung entstanden in vielen Regionen Mischsprachen. Ganz bekannt ist das gemischte Oberschlesische und das entsprechende gemischte Kaschubisch. Das war kein Sprachstandart, der in einem Duden festgehalten wurde. Das Kaschubische reichte von fast Plattdeutsch, bis fast slawisches Altkaschubisch.
Wendenkönig wies darauf hin, das dies wohl auch in bestimmten Regionen Brandenburgs so war. So konnten Unterschiede in den Dialekten entstehen.
In Danzig habe ich mich im Bus mit einem Einheimischen in perfektem muttersprachlichen Hochdeutsch unterhalten und habe ihn gefragt, ob er auch Kaschubisch könne. Da hat er mir ein plattdeutsches Gedicht aufgesagt, was er für Kaschubisch hielt. Er war also dreisprachig, aber kaschubisch konnte er nicht, obwohl er das dachte.
Mittelalterliche deutsche Dialektbegriffe werden als solche oft nicht erkannt und für slawisch gehalten.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Dietrich
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Paul hat geschrieben:Es ist relativ unklar, wann und wie die Slawen nach Mitteleuropa kamen.
Ganz im Gegenteil - das ist ziemlich klar. Im 4./5. Jh. wanderten germanische Stämme im Zuge der Völkerwanderung aus ihren Sitzen zwischen Elbe, Oder und Weichsel Richtung Süden und Westen ab. Dabei handelte es sich vor allem um Goten, Burgunder, Rugier und Wandalen. In den zwar nicht siedlungsleeren aber doch siedlungsarmen Raum sickerten allmählich slawische Stämme ein, von denen Obodriten, Liutizen, Pomoranen, Sorben, Heveller u.a. bekannt sind. Sie absorbierten die germanische Restbevölkerung und errichteten einige slawische Fürstentümer, die allerdings der deutschen Ostsiedlung ab dem 11./12. Jh. zum Opfer fielen.

Die so genannte "Urheimat" der Slawen ist umstritten. Meist wird ein Raum angenommen, der nördlich der Karpaten zwischen oberer Weichsel und Dnjepr liegt. Von dort lösten sich die Westslawen, die später die Völker der Polen, Tschechen, Slowaken, Kaschuben u.a. bildeten, ferner die oben genannten Stämme östlich der Elbe-Saale.Linie. Andere sslawische Bevölkerungsgruppen wandten sich ab etwa dem 5./6. Jh. nach Süden und werden deshalb als Südslawen bezeichnet. Sie bildeten später die Völker der Serben, Kroaten, Bulgaren, Slowenen u.a.

Zurück in ihren alten Sitzen blieben die Ostslawen, aus denen zahlreiche kleine Stämme hervorgingen, die später mehrheitlich zum russischen Volk zusammenwuchsen.

Was die slawischen Wanderbewegungen verursachte, ist bis heute nicht restlos geklärt. Die Abwanderung germanischer Stämme aus den Gebieten östlich der Elbe sowie der Zusammenbruch des Hunnenreichs und später des Reichs der Awaren hinterließen ein Vakuum, das slawischen Bevölkerungsgruppen die Expansion Richtung Süden und Westen erleichterte.
Paul
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Dietrich hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Es ist relativ unklar, wann und wie die Slawen nach Mitteleuropa kamen.
Ganz im Gegenteil - das ist ziemlich klar. Im 4./5. Jh. wanderten germanische Stämme im Zuge der Völkerwanderung aus ihren Sitzen zwischen Elbe, Oder und Weichsel Richtung Süden und Westen ab. Dabei handelte es sich vor allem um Goten, Burgunder, Rugier und Wandalen. In den zwar nicht siedlungsleeren aber doch siedlungsarmen Raum sickerten allmählich slawische Stämme ein, von denen Obodriten, Liutizen, Pomoranen, Sorben, Heveller u.a. bekannt sind. Sie absorbierten die germanische Restbevölkerung und errichteten einige slawische Fürstentümer, die allerdings der deutschen Ostsiedlung ab dem 11./12. Jh. zum Opfer fielen.

Was die slawischen Wanderbewegungen verursachte, ist bis heute nicht restlos geklärt. Die Abwanderung germanischer Stämme aus den Gebieten östlich der Elbe sowie der Zusammenbruch des Hunnenreichs und später des Reichs der Awaren hinterließen ein Vakuum, das slawischen Bevölkerungsgruppen die Expansion Richtung Süden und Westen erleichterte.
Dein Beitrag läßt doch schon erkennen, das man über die Geschichte zwischen 400 und 800 n. Chr in den Regionen östlich der Elbe mehr wissen könnte. Wir wissen aber, das das Thüringer Reich auch über die Semnonen herrschte und diese wieder selbständig wurden, da das Fränkische Reich nicht die Herrschaft über ihr Gebiet übernahm. Oft wurde die slawische Besiedlung etwas früh angesetzt. Danach setzte irgendwie die slawische Besiedlung und Assimilierung der germanen ein. Die Rugier wurden zu Rahnen, die Silinger zu Slesanie, die Warnen zu Wagrier, die Goten zu Kaschubi und Prussen, die Semnonen zu Sorben. Viele Gebiete werden eine zweisprachige und gemischte Phase durchgemacht haben. Wie stark das germanische Substrat war, welches überdauerte wurde wohl auch noch nicht richtig untersucht. Dann setzte auch die Ostkolonisation ein.
viele Grüße

Paul

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