Erfolg und Versagen in der heutigen Gesellschaft

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Moderator: Barbarossa

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Titus Feuerfuchs
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Nachdem im Thread http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... f=8&t=4523 das obige Thema aufkam, stelle ich es hier zur Diskussion.

Dabei ist es nötig, sich die Frage zu stellen, wie man Erfolg definiert.

In der Regel wird in unserer Kultur Erfolg mit wirtschaftlichem und beruflichem Erfolg assoziiert. Dieser ist imho umso respaktabler, je mehr das betreffende Individuum selbst dazu beigetragen hat. Erfolgrieche Menschen, die in eine wirtschaftlich erfolgreiche Familie hineingeboren wurden, sind deshalb naturgemäß anders zu sehen, als solche, die mit nichts begonnen haben und es zu sehr viel gebracht haben, wie z.B. mein Großvater, der es aus allerschlechtesten Verhältnissen kommend, schaffte, zu einem wohlhabenden und angesehenen Mann zu werden.

Bekannte Persönlichkeiten, die sich aus eigener Kraft von unten ganz nach oben gearbeitet haben, gibt es einige, aus Ö z.B. Schwarzenegger, Stronach oder Wlaschek.

Dazu braucht es gewisse Rahmenbedingungen, denn derartige höchst repektable Erfolgstorys sind fast ausschließlich in demokratischen und marktwirtschaftlich orientierten Rechtsstaaten möglich.


Lässt sich Erfolg aber nur auf die wirtschaftliche Komponente reduzieren?

Ganz klar nein. Was nutzt wirtschaftlicher Erfolg, wenn man im Privatleben scheitert? Wenn einen um einen selbst willen keiner leiden kann, die Ehen und sonstige Beziehungen alle scheitern, die eigenen Kinder, wenn es denn welche gibt, von einem nichts mehr wissen wollen, die Familie völlig zerüttet ist, wenn man als (Ehe-)Partner oder Elternteil versagt?
Es muss einen Grund geben, warum die Scheidungsrate gerade in den reichen Industriestaaten in jüngerer Zeit derartig in die höher geschnellt ist.

Ist man erfolgreich, wenn man gleichzeitig unglücklich ist oder gar an Depressionen leidet? Die Depression ist gerade in der westlichen Welt zur neuen Volkskrankheit geworden.
Neue Volkskrankheit: Menschen in reichen Ländern leiden häufiger an Depressionen

121 Millionen Menschen auf der Welt leiden unter einer Depression. Das ist das jüngste Ergebnis einer internationalen Großstudie. Vor allem Länder mit hohem Durchschnittseinkommen sind betroffen. Anführer ist Frankreich - in China geht es den Menschen psychisch deutlich besser.[...]

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 76751.html
Gerade in Staaten, in denen der Wohlstand hoch ist gibt es oft auch hohe Selbstmordraten, während am Schluss der Liste nur arme Länder zu finden sind.
http://de.wikipedia.org/wiki/Suizidrate ... C3%A4ndern

Ein fundamentaleres Scheitern am Leben als den Suizid gibt es nicht.




Erfolg bedeutet in meinen Augen, zum persönlichen Glück zu finden.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Gontscharow
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Das ist ein interessantes Thema, merci vielmals , Titus.
Vielleicht kann man es noch erweitern, und ein bißchen passender für ein Geschichtsforum
machen, indem man fragt, ob unterschiedliche Epochen/ Kulturen Erfolg jeweils anders gesehen haben
( Für den Adel früherer Jahrhunderte waren unsere heutigen bürgerlichen Erfolgskriterien sicherlich weitgehend irrelevant ).

Ich selbst war in beruflicher Hinsicht nie so besonders ehrgeizig, was wahrscheinlich auch daran liegt,
daß ich postmateriell orientiert bin.
So ist es kein Wunder, daß ich in einem eher sozialem Beruf arbeite, für den ein Banker wohl allenfalls
ein mitleidiges Lächeln übrig hätte. Materielle Reichtümer oder hohes Sozialprestige erlange ich mit meiner
Arbeit nicht. Das ist mir aber völlig egal, weil ich selbst meine Arbeit als mir, meinen Bedürfnissen und Vorstellungen entsprechend empfinde.
Somit wird mein persönliches Glück durch meine Arbeit zumindest nicht verhindert,
was ich schon viel finde, wenn ich mir die Einstellung anderer zu ihrer Arbeit anhöre ( "innere Kündigung").

Und natürlich kann man auch in so viel anderen Bereichen als der Arbeit erfolgreich sein !
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Titus Feuerfuchs
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Gontscharow hat geschrieben:Das ist ein interessantes Thema, merci vielmals , Titus.
Gern geschehen. :wink:

Gontscharow hat geschrieben: Vielleicht kann man es noch erweitern, und ein bißchen passender für ein Geschichtsforum
machen, indem man fragt, ob unterschiedliche Epochen/ Kulturen Erfolg jeweils anders gesehen haben
( Für den Adel früherer Jahrhunderte waren unsere heutigen bürgerlichen Erfolgskriterien sicherlich weitgehend irrelevant ).
Ich habe mich hier, von der Diskussion im Nachbarthread ausgehend, auf die Gegenwart bezogen.

Selbstverständlich gibt und gab es bestimmte Wertewandel; Reichtum war aber in entwickelten Zivilisationen fast immer mit Erfolg verbunden.
Oft sind aber gerade die allererfolgreichsten Menschen mit dem Ruhm seelisch überfordert, und versinken im Drogen- bzw. Medikamentensumpf bzw in Depressionen. Grace Kelly, Marilyn Monroe, Elvis, Robby Williams, Amy Winehouse, usw...
Bei Naturvölkern ist das aber mitunter völlig anders, bzw wird dort Reichtum anders definiert, z.B. nach Größe der Familie, die man ernähren kann.

Gontscharow hat geschrieben: Ich selbst war in beruflicher Hinsicht nie so besonders ehrgeizig, was wahrscheinlich auch daran liegt,
daß ich postmateriell orientiert bin.
So ist es kein Wunder, daß ich in einem eher sozialem Beruf arbeite, für den ein Banker wohl allenfalls
ein mitleidiges Lächeln übrig hätte. Materielle Reichtümer oder hohes Sozialprestige erlange ich mit meiner
Arbeit nicht. Das ist mir aber völlig egal, weil ich selbst meine Arbeit als mir, meinen Bedürfnissen und Vorstellungen entsprechend empfinde.
Somit wird mein persönliches Glück durch meine Arbeit zumindest nicht verhindert,
was ich schon viel finde, wenn ich mir die Einstellung anderer zu ihrer Arbeit anhöre ( "innere Kündigung").

Und natürlich kann man auch in so viel anderen Bereichen als der Arbeit erfolgreich sein !
Es genießen leider nur vergleichsweise wenige Menschen das Privileg, einer Arbeit nachgehen zu können, die sie erfüllt.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Triton
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Ein fundamentaleres Scheitern am Leben als den Suizid gibt es nicht.
Denk bitte noch mal nach, was Du da geschrieben hast.
Die meisten Selbstmorde dürften durch Krankheit hervorgerufen werden, vor allem natürlich seelischen Krankheiten. In Österreich wenig bekannt dürfte das Beispiel Robert Enke sein, ehemaliger Torwart der deutschen Nationalmannschaft, der scheinbar alles hatte, was man sich nur wünschen konnte. Wo war Robert Enke gescheitert?
Er hatte eine Krankheit nicht besiegt, von der ich und Du wahrscheinlich nichts verstehen. Du siehst ihn deshalb als Versager an, das gefällt mir nicht.

Nach meiner Erfahrung ist das größte Anzeichen, dass man sein Leben als gescheitert ansieht, wenn man seine Interessen auf andere Menschen konzentriert. Egal ob positiv oder negativ. Ein sichereres Eingeständnis, dass man sein eigenes Leben bzw. sich selbst als uninteressant oder gar abstoßend betrachtet, kann es gar nicht geben.

Ich kenne sehr viele Leute, die geradezu hypnotisch darauf programmiert sind, sich ins Privatleben anderer einzuklinken. Und alle sind gescheiterte Persönlichkeiten mit völlig verkorksten Biographien, die meisten davon auch sterbenslangweilig und irgendwie charakterlos. Die beste Therapie für solche Menschen wäre eine intensive Beschäftigung mit sich selbst, aber dazu müsste zuerst einmal die eigene Misere erkannt werden und ein Leidensdruck entstehen. Genau davon lenkt eben die Beschäftigung mit anderen Personen ab.

In armen Ländern gibt es weniger Suizide, weil die Menschen keine Zeit haben, sich um mehr als die Alltagssorgen zu kümmern. Das ist ein einfaches psychologisches Phänomen, wenn alle 80 € Monatslohn haben, ist man mit 100 Euro glücklich. Hätte der gleiche Mensch 2000 €, sollte man annehmen, er würde vor Glück gleich platzen. Verdienen aber die anderen jetzt 2500 €, ist das Gegenteil der Fall.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Gontscharow
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Ist Selbstmord scheitern ?
Eher nicht - in der Tat ist meistens eine seelische Krankheit die Ursache.
Mein bester und liebster Freund ist manisch-depressiv, daher weiß ich, daß sich
viele Depressive oft mit Suizidgedanken plagen.Seine Mutter hatte sich das Leben genommen,
als er noch Schüler war. Es handelt sich also in seinem Fall scheinbar um eine ererbte
Persönlichkeitsstörung. Deshalb kann man es nicht so einfach als "Scheitern" einordnen.

Was du, Triton, über das Interesse am Leben anderer Menschen gesagt hast, kann ich nachvollziehen.
Allerdings habe ich mich gefragt, ob ich nicht auch schon dazugehöre .... ich interessiere mich auch
ziemlich für andere Menschen und deren Probleme ;-)
Renegat
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Titus hat es im Eingangsbeitrag bereits angesprochen, wirtschaftlicher Erfolg, gemessen in Jahreseinkommen und Vermögen, ist jeweils für das einzelne Individuum zu betrachten.
Ererbtes Vermögen und über Vitamin B der Eltern erreichte Positionen können deshalb bei manchen Menschen zu einer Belastung werden.
Dagegen führen Karrieren, die man sich selbst gewählt und erarbeitet hat, meist auch dann zu Zufriedenheit, wenn der materielle Erfolg nicht so dolle ist, jedenfalls dann, wenn sie vom Umfeld akzeptiert werden.
Manchmal denke ich, dass der Anstieg der psychischen Erkrankungen genau darauf zurückzuführen ist. Die ältere Generation der Erblasser hinterläßt relativ hohe Vermögenswerte, ich kenne Fälle von Alleinerben von 3 Häusern + Erspartem von verschiedenen Seiten der Familie. Jedes dieser zu erwartenden Erbhäuser ist aber mit unterschwelligem Anspruch und Verpflichtung gegenüber dem Erblasser verbunden. Auch eine Folge der unausgeglichenen Demographie.

Die Nachkriegsgenerationen hatten es leicht, mit ihrem Lebenserfolg zufrieden zu sein. Es gab nur ausnahmsweise Erben, durch Krieg und Nazizeit waren die Vorbedingungen der einzelnen Menschen relativ gleich. Flüchtlinge und Vertriebene mussten ohnehin alle bei null anfangen.
Das ist heute anders, die junge Generation ist in relativ wohlhabenden Verhältnissen aufgewachsen, deren Eltern erwarten unterschwellig, dass ihre Nachkommen mindestens genau so erfolgreich, wenn nicht erfolgreicher sind als sie selbst. Das kann nicht funktionieren.
Lia

Dass Suizid nun immer Folge des Scheiterns inder Gesellschaft ist, sehe ich anders.
Triton hat geschrieben:Er hatte eine Krankheit nicht besiegt, von der ich und Du wahrscheinlich nichts verstehen. Du siehst ihn deshalb als Versager an, das gefällt mir nicht.
Danke, Triton. Wer nicht weiß, wie unheimlich, wie eben nicht steuerbar diese Krankheit sein kann, wie belastend sie werden kann, wo auch immer die Ursachen für Depressionen liegen- oder vermutet werden, vereinfachtdie Dinge zu sehr.
Gibt auch Menschen, die so müde von einem Leben, das ihnen immer wieder Knüppel zwischen die Beine wirft, ohne dass sie nur irgendetwas dafür könnten, eben lebensmüde werden.
Triton hat geschrieben:Nach meiner Erfahrung ist das größte Anzeichen, dass man sein Leben als gescheitert ansieht, wenn man seine Interessen auf andere Menschen konzentriert. Egal ob positiv oder negativ. Ein sichereres Eingeständnis, dass man sein eigenes Leben bzw. sich selbst als uninteressant oder gar abstoßend betrachtet, kann es gar nicht geben.
In der Formulierung- obwohl schon verstehe, wie es gemeint ist, möchte ich das auch nicht stehenlassen. In Zusammenhang mit den weiteren Ausführungen:
Titon hat geschrieben:ch kenne sehr viele Leute, die geradezu hypnotisch darauf programmiert sind, sich ins Privatleben anderer einzuklinken. Und alle sind gescheiterte Persönlichkeiten mit völlig verkorksten Biographien, die meisten davon auch sterbenslangweilig und irgendwie charakterlos. Die beste Therapie für solche Menschen wäre eine intensive Beschäftigung mit sich selbst, aber dazu müsste zuerst einmal die eigene Misere erkannt werden und ein Leidensdruck entstehen. Genau davon lenkt eben die Beschäftigung mit anderen Personen ab.
... die sich ungefragt ins Privatleben anderer einklinken und dies zu ihrem Leben und Lebensinhalt machen.
Gibt es in der Tat.
Kann aber auch anders sein, weil man so etwas wie eine Pflicht- oder Verpflichtung hat, sich für das Leben anderer zu interessieren, und so- möglich- sich mit Fach- und Sachkunde und einigem anderen einzubringen, um beim Lösen von Problemen zu helfen.
Impliziert ja noch lange nicht, dass man dadurch eigene Problem verdrängt.
Da liegt der Unterschied: Die einen haben nur das Leben der anderen und fühlen sich nur dadurch selbst gebraucht, geschätzt, wichtig. Die anderen haben ab von aller auch mal zeitaufwändigen Hilfeleistung noch ihr eigenes Leben mit anderen Inhalten.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Dabei ist es nötig, sich die Frage zu stellen, wie man Erfolg definiert.
Sicherlich, weil- wie schon geschrieben, es abhängig vom kulturellen Umfeld ist, will man eine allgemeine Basis definieren.
Genauso wichtig ist es allerdings, seine eigene Definition zu finden, und da sieht meine teilweise anders aus als die gängige.
Nicht von Hause aus, hat das Leben so mit sich gebracht, manches zu relativieren, was andere als Gradmesser für "gesellschaftlichen Erfolg" nehmen.
L'enfer, c'est les autres- partiell hat der Sartre'sche Denkansatz durchaus Richtiges an sich.
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Triton
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Lia hat geschrieben: ... die sich ungefragt ins Privatleben anderer einklinken und dies zu ihrem Leben und Lebensinhalt machen.
Gibt es in der Tat.
Kann aber auch anders sein, weil man so etwas wie eine Pflicht- oder Verpflichtung hat, sich für das Leben anderer zu interessieren, und so- möglich- sich mit Fach- und Sachkunde und einigem anderen einzubringen, um beim Lösen von Problemen zu helfen.
Impliziert ja noch lange nicht, dass man dadurch eigene Problem verdrängt.
Privatleben nennt sich privat, weil es privat ist.
Privat (von lat. privatus, PPP von privare, „abgesondert, beraubt, getrennt“, privatum, „das Eigene“ und privus, „für sich bestehend“)[1] bezeichnet Gegenstände, Bereiche und Angelegenheiten, die in sich geschlossen sind, also nicht offenstehen.

Für das Privatleben hat sich niemand ungefragt zu interessieren. Auch nicht, wenn man vorgibt, gutgemeinte Gründe zu haben. Sonst könnte ich mich in das Privatleben von so vielen Menschen einmischen, dass ich für den Rest meiner Tage Arbeit genug hätte.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Triton
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Renegat hat geschrieben:Ererbtes Vermögen und über Vitamin B der Eltern erreichte Positionen können deshalb bei manchen Menschen zu einer Belastung werden.
Vielen Dank, das ist für mich sehr erhellend. Ich habe es momentan mit 2 Menschen zu tun, die genau das betrifft: Ererbte, geschenkte Leistungen eingestehen (in Deutschland gibt es eine gesetzliche Auskunftspflicht dazu). Diese psychologische Hürde können Sie nicht überspringen, das Eingeständnis, unglaublich Vieles im Leben nur geschenkt bekommen zu haben, ist wohl für das eigene Ego und die Außendarstellung zu beschämend. Daran habe ich gar nicht gedacht, ich dachte früher immer, diese Menschen leben ganz bewusst ein leistungsloses Leben, so nach dem Motto "Lebe jeden Tag als wäre es Dein letzter".

"Wo kann man anschauen, was Du geleistet hast?" ist übrigens die größte Verletzung, die man solchen Menschen zufügen kann. Das war mir nie bewusst, weil mir die Antwort so leicht fällt. Aber viele Menschen erkennen erst bei dieser Frage, dass da herzlich wenig vorzuzeigen ist.

Hermann Göring hat bei seiner Festnahme gesagt: "Wenigstens 12 Jahre gut gelebt", eine Einstellung, die mir sympathisch ist. Nicht Jammern, dass es vorbei ist, offen zugeben, wie es war und jetzt die Rechnung bezahlen.

Reiche Erben (damit sind wohl eher Erben großer Vermögen gemeint als solche, die Omas altes Häuschen bekommen) dürften sowieso weit weniger das Problem sein als die große Masse von Menschen, die vom Staat herunterleben müssen oder wollen, also nicht produktiv tätig sind. Transferleistungen zu empfangen oder unproduktiv zu sein, befriedigt natürlich nicht. Da stimme ich Dir voll zu.
Gabor Steingart bezifferte den Anteil produktiv tätiger Menschen in der Bevölkerung auf höchstens 20 Prozent, der Rest lebt von dieser kleinen Gruppe herunter bzw. in immer zunehmenden Maß von den Leistungen von Maschinen und Technik. Im Grunde ist das eine positive Entwicklung, befreit sie doch die Menschen von vielen Lasten und setzt Potentiale für kreatives Handeln frei.
Sollte man denken.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Renegat
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Renegat hat geschrieben:Ererbtes Vermögen und über Vitamin B der Eltern erreichte Positionen können deshalb bei manchen Menschen zu einer Belastung werden.
Triton hat geschrieben:Vielen Dank, das ist für mich sehr erhellend. Ich habe es momentan mit 2 Menschen zu tun, die genau das betrifft: Ererbte, geschenkte Leistungen eingestehen (in Deutschland gibt es eine gesetzliche Auskunftspflicht dazu). Diese psychologische Hürde können Sie nicht überspringen, das Eingeständnis, unglaublich Vieles im Leben nur geschenkt bekommen zu haben, ist wohl für das eigene Ego und die Außendarstellung zu beschämend. Daran habe ich gar nicht gedacht, ich dachte früher immer, diese Menschen leben ganz bewusst ein leistungsloses Leben, so nach dem Motto "Lebe jeden Tag als wäre es Dein letzter".

"Wo kann man anschauen, was Du geleistet hast?" ist übrigens die größte Verletzung, die man solchen Menschen zufügen kann. Das war mir nie bewusst, weil mir die Antwort so leicht fällt. Aber viele Menschen erkennen erst bei dieser Frage, dass da herzlich wenig vorzuzeigen ist.
Triton, die näheren Umstände der 2 Menschen, um die es dir geht, kenne ich nicht und kann es deshalb nicht beurteilen.
Triton hat geschrieben: Reiche Erben (damit sind wohl eher Erben großer Vermögen gemeint als solche, die Omas altes Häuschen bekommen) dürften sowieso weit weniger das Problem sein als die große Masse von Menschen, die vom Staat herunterleben müssen oder wollen, also nicht produktiv tätig sind. Transferleistungen zu empfangen oder unproduktiv zu sein, befriedigt natürlich nicht. Da stimme ich Dir voll zu.
Da hast du mich mißverstanden. Erben großer Vermögen sind eher selten, wobei noch zu definieren wäre, wieviel und was groß ist.
Nein, ich meine schon die Nachkommen der Mittelschicht, deren 2 Nachkriegsgenerationen sich schon einiges an Vermögen erarbeitet hat.
Wenn Omas altes Häuschen auf einem wertvollen Grundstück steht und von Opa/Onkel noch der Sparstrumpf dazukommt und von der kinderlosen Tante ein paar Aktien oder was auch immer, dann hat ein Kind der Mittelschicht schon mal mehr zusammen als Gleichaltrige aus der Unterschicht. Scheinbar ohne selbst etwas dafür geleistet zu haben. Scheinbar sage ich, weil alles seinen Preis hat. In diesem Fall vielleicht Dankbarkeit, wo man gar nicht danken will, Verpflichtung, wo man nicht verpflichtet sein will. Und vor allem das Ertragen der Erwartungshaltung der älteren Verwandtschaft.

Triton hat geschrieben:Gabor Steingart bezifferte den Anteil produktiv tätiger Menschen in der Bevölkerung auf höchstens 20 Prozent, der Rest lebt von dieser kleinen Gruppe herunter bzw. in immer zunehmenden Maß von den Leistungen von Maschinen und Technik. Im Grunde ist das eine positive Entwicklung, befreit sie doch die Menschen von vielen Lasten und setzt Potentiale für kreatives Handeln frei.
Sollte man denken.
Meinst du mit "produktiv tätigen" 20 %, tatsächlich mit der Herstellung von Gütern beschäftigt?
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dieter
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Hr Lieben,
es ist alles relativ. Schaut Euch Kohl an, den Kanzler der Einheit. Politisch alles erreicht, seine Frau machte Selbstmord und nun ist auch noch veröffentlich worden, was er so über seine Mitmenschen denkt. :roll: Erfolgt ist immer relativ, die Frage ist, Erfolg auf welchem Gebiet :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Stephan
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dieter hat geschrieben:Hr Lieben,
es ist alles relativ. Schaut Euch Kohl an, den Kanzler der Einheit. Politisch alles erreicht, seine Frau machte Selbstmord und nun ist auch noch veröffentlich worden, was er so über seine Mitmenschen denkt. :roll: Erfolgt ist immer relativ, die Frage ist, Erfolg auf welchem Gebiet :?:
Krankheiten sind Schicksalsschläge die jeden treffen können - jederzeit. Diese Fälle gehören m. E. nicht in diesen Thread, insbesondere, wenn für den Betroffenen möglicherweise kein Ausweg besteht. Hannelore Kohl war wohl schwerkrank.
Freundliche Grüsse
Stephan
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dieter
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Stephan hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Hr Lieben,
es ist alles relativ. Schaut Euch Kohl an, den Kanzler der Einheit. Politisch alles erreicht, seine Frau machte Selbstmord und nun ist auch noch veröffentlich worden, was er so über seine Mitmenschen denkt. :roll: Erfolgt ist immer relativ, die Frage ist, Erfolg auf welchem Gebiet :?:
Krankheiten sind Schicksalsschläge die jeden treffen können - jederzeit. Diese Fälle gehören m. E. nicht in diesen Thread, insbesondere, wenn für den Betroffenen möglicherweise kein Ausweg besteht. Hannelore Kohl war wohl schwerkrank.
Lieber Stephan,
Kohl hat ja nicht mitbekommen wie es seine Frau geht. Wo sie gestorben ist, war er auch wieder einmal nicht zu Hause.
Außerdem sollen die Angiffe auf ihren Mann sie schwer getroffen haben. Krankheiten werden durch den Lebenswandel des Einzelnen mit hervorgeufen. Siehe Raucher oder Alkoholiker auch Krebs soll teilweise seelich bedingt sein. Natürlich sind Krankheiten etwas, was der Betreffende teilweise zu verantworten hat. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Stephan
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dieter hat geschrieben:Kohl hat ja nicht mitbekommen wie es seine Frau geht.
Kaum anzunehmen, da er bis zum Schluss wg. der Erkrankung seiner Frau eine intensive Korrespondenz mit in- und ausländischen Fachärzten geführt haben soll.
dieter hat geschrieben:Wo sie gestorben ist, war er auch wieder einmal nicht zu Hause.
Ohne >>auch wieder einmal<< wäre es eine Tatsachenbeschreibung. Mit wird daraus eine perfider Vorwurf, da Hannelore Kohl ihren Selbstmord nicht angekündigt hat. Selbstmord kann man den Leuten auch selten ansehen. Insbesondere nicht, wenn man noch wenige Tage vorher gemeinsam an einer kleinen geselligen Runde zusammengesessen hat.
dieter hat geschrieben:Außerdem sollen die Angiffe auf ihren Mann sie schwer getroffen haben.
Das haben sie mit Sicherheit - jahrzehntelang. Die Ergebnisse sollten eigentlich Anlass zur Umkehr sein!
dieter hat geschrieben:Krankheiten werden durch den Lebenswandel des Einzelnen mit hervorgeufen. Siehe Raucher oder Alkoholiker auch Krebs soll teilweise seelich bedingt sein. Natürlich sind Krankheiten etwas, was der Betreffende teilweise zu verantworten hat.
Bild
Was kommt nach der Verantwortung? Öffentliche Anklage? Entscheidet demnächst ein Tribunal, natürlich zur besten Sendezeit und unter notarieller Aufsicht wer wie viel von seinen Krankheitskosten zu bezahlen hat oder ob er überhaupt behandelt wird? Und noch etwas: seelisch bedingt bedeutet nicht selbstverschuldet!
Freundliche Grüsse
Stephan
Lia

Dieter hat geschrieben:Krankheiten werden durch den Lebenswandel des Einzelnen mit hervorgeufen. Siehe Raucher oder Alkoholiker auch Krebs soll teilweise seelich bedingt sein. Natürlich sind Krankheiten etwas, was der Betreffende teilweise zu verantworten hat.
Und? Darf man dann auf Leid mit dem Finger zeigen?
Und? Ich war beide Male nicht anwesend, als meine Ehemänner starben. Beim ersten hätte es- im Nachhinein- ganz vielleicht Warnsignale gegeben. Beim zweiten wusste ich sogar, dass der Zeitpunkt nahe war.
Tja, und dennoch war auch unser Hausarzt überrascht.
Stephan hat geschrieben:Was kommt nach der Verantwortung? Öffentliche Anklage? Entscheidet demnächst ein Tribunal, natürlich zur besten Sendezeit und unter notarieller Aufsicht wer wie viel von seinen Krankheitskosten zu bezahlen hat oder ob er überhaupt behandelt wird? Und noch etwas: seelisch bedingt bedeutet nicht selbstverschuldet!
Danke, Stephan.
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