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Moderator: Barbarossa

WDPG
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Renegat hat geschrieben:Wenn es so war, möchte ich dazu bemerken, dass die Mitarbeiter oft mehr ahnen und befürchten, als die Führungskräfte denken, manchmal sogar als sie beabsichtigen.
Sehr oft ist es so das die Mitarbeiterschaft mehr mitbekommt und auch mehr durchschaut als die Managementebene denkt (oft auch gute Vorschläge hätte), ein Potential das in vielen Betrieben (nicht in allen), finde ich, zuwenig genutzt wird.
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Barbarossa
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WDPG hat geschrieben:... Ein gut verdienender Manager hat aber zumindest die Möglichkeit sich eine längere Auszeit zu nehmen...
Wenn er wirklich erfolgreich sein will, dann kann er das vermutlich nicht. Ich fürchte, wenn so jemand nicht ständig "dran bleibt", dann ist er irgendwann ganz raus.
Die Diskussion ist eröffnet!

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WDPG
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Im Gegensatz zum Kassier im Supermarkt, hat jemand in deiner Position leichter die Möglichkeit, rechtzeitig etwas zu ändern.
Meinst du nicht, dass die Folgen der falschen Entscheidung auch größer sind?
Der Kassier lebt in der Regel nahe dem Existenzminimum und ist am Arbeitsmarkt deutlich schwerer vermittelbar, als ein Mitglied des Führungsstabes in einem Konzern.

Ich wollte darauf hinaus, dass der Konzernchef für sein Burnout selbst verantwortlich ist, da es seine freie Entscheidung ist, das Leben eines Workoholic zu führen. Er hat die Wahl, kürzer zu treten, der Supermarktkassier nicht.
Wäre mir da mit der Entscheidungsfreiheit des Managers nicht ganz so sicher. Ich vermute auch diese sind irgendwie in einem System drinnen, eines das einen zuerst dorthin drängt, bis man der Star in einer gewissen Gesellschaft ist und dann kann man nicht mehr raus aus dem Ganzen.
Renegat
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WDPG hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Wenn es so war, möchte ich dazu bemerken, dass die Mitarbeiter oft mehr ahnen und befürchten, als die Führungskräfte denken, manchmal sogar als sie beabsichtigen.
Sehr oft ist es so das die Mitarbeiterschaft mehr mitbekommt und auch mehr durchschaut als die Managementebene denkt (oft auch gute Vorschläge hätte), ein Potential das in vielen Betrieben (nicht in allen), finde ich, zuwenig genutzt wird.
Oft herrscht ein Klima des Mißtrauens. Die Führungskräfte glauben, ohne ständige Kontrolle und Leistungsanreize würden die Mitarbeiter nicht arbeiten, dabei sind idR die Mitarbeiter genauso motiviert, dass es in der Firma rund läuft wie die Führung, in vertrauensvoller Zusammenarbeit ginge es besser und entspannter.
Es sind ja nicht alle Umstrukturierungen negativ, manchmal muß schon geprüft werden, was effektiver gestaltet werden kann. Dabei befragen gute, sparsame Unternehmen zuerst die Mitarbeiter, denn da hast du recht, WDPG, die wissen meist, wo die Potentiale sind.
Besonders schlimm ist verordneter Aktivismus, wie ihn Karlheinz in seinem letzten Beitrag beschrieben hat. Da fragt sich jeder mit der kaufmännischen Schere im Kopf, was es denn z.B. bringt, die Werbung outzusourcen. Wenn die sowieso gemacht werden muß, muß die draußen genauso bezahlt werden wie eigene Mitarbeiter, evtl. teurer, da die Werbefirmenführung auch mitverdienen will. Und man braucht zusätzlich noch einen, der koordiniert. Das wird doch nur gemacht, um feste Personalkosten einzusparen, bei Investoren und Aktionären muß es einen Firmenschlankheitswettbewerb geben. Ob nun aber wirklich die dünnste Firma die gesündeste ist?
WDPG
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Barbarossa hat geschrieben:
WDPG hat geschrieben:... Ein gut verdienender Manager hat aber zumindest die Möglichkeit sich eine längere Auszeit zu nehmen...
Wenn er wirklich erfolgreich sein will, dann kann er das vermutlich nicht. Ich fürchte, wenn so jemand nicht ständig "dran bleibt", dann ist er irgendwann ganz raus.
Da bin ich ganz deiner Meinung, ich meinte aber den "Zusammenbruch" den Karl-Heinz da beschrieben hat. Klar wenn der Manager in seinem Rad drinnen ist und weiter erfolgreich sein möchte, darf er nicht aufgaben auch wenn er schon total fertig ist - etwas was ja auch die Geschichte von Karl-Heinz gezeigt hat.

Aber wie bei ihm gibt es dann irgendwann mal den Punkt wo es einfach nicht mehr geht. Was hat Karl-Heinz als Manager gemacht: Er nahm mal eine Auszeit, er lies sich therapieren (etwas wo es wohl alles andere als einfach ist den dazugehörigen Mut zu beweisen) und er war schlau genug sich was neues, was anderes zu suchen.

Bei der Supermarktkassiererin geht das mit der Auszeit von mehreren Monaten nicht. Sie muss wohl relaitv schnell schauen, da irgendwie rauszukommen, was ich mir nicht gerade einfach vorstelle.

Eine interessante Frage bei dem Ganzen ist insgesamt aber nicht nur dieser Vergleich, sondern viel mehr die Frage wie kann man dieses Zunahme an Burn-Outs die es zweifellos gibt verhindern? Also wie kann man schauen das es gar nicht so weit kommt?
Babylon5
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Burnouts werden in der Regel damit erklärt, daß es an den nötigen Ruhe- und Regenerationszeiten fehlt. Ich denke, daß es letztendlich darauf hinausläuft, daß der Job nicht im Stande ist, die grundsätzlichen Bedürfnisse des Betroffenen zu erfüllen- wie auch immer die gelagert sein mögen- daß er einen aber so in Anspruch nimmt, daß der Betroffene nicht die Möglichkeit hat, außerhalb des Jobs für Ausgleich zu sorgen. Dazu kommen in der modernen Arbeitswelt die ständige Reizüberflutng durch praktisch uneingeschränkte Erreichbarkeit, dem Druck, alles immer schneller erledigen zu müssen.

Gesamtgesellschaftlich läßt sich wohl nur dagegen steuern, wenn wir wieder lernen, daß man auf die Erfüllung von Wünschen auch mal warten können muss. In einer Gesellschaft, in der jedes Bedürfnis möglichst unmittelbar und sofort befriedigt werden muss, bleibt der Druck durch ein immer höheres Tempo nicht aus.
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Titus Feuerfuchs
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WDPG hat geschrieben:
Wäre mir da mit der Entscheidungsfreiheit des Managers nicht ganz so sicher. Ich vermute auch diese sind irgendwie in einem System drinnen, eines das einen zuerst dorthin drängt, bis man der Star in einer gewissen Gesellschaft ist und dann kann man nicht mehr raus aus dem Ganzen.

Doch, da er erstens die materiellen Grundlagen für eine Lebensumstellung besitzt, und zweitens relativ leicht einen anderen Job findet.

Beides gilt für den Supermarktkassier nicht.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Aneri

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Doch, da er erstens die materiellen Grundlagen für eine Lebensumstellung besitzt, und zweitens relativ leicht einen anderen Job findet.

Beides gilt für den Supermarktkassier nicht.
Wenn er besitzt auch materiellen Grundlagen, denk daran, dass sein Job ist nicht lokal begrenzt. Er muss mit Umzug rechnen. Was mit Kindern, die Freunde haben und besonders in Pubertät tun sich schwer mit Umzug, mit der Frau, die muss da auch Arbeit finden? Wenn man Verantwortung gegenüber Familie hat, der Umzug soll sehr schwer fallen.

Zum Anderem sehe ich die Leichtigkeit in Finden des Jobs umgekehrt als von die dargestellt. Seit wann Verkäufer/in kann kein Job finden? Es ist mir neu. Zum Anderem, denke ich, muss man offen sein für die Umbildung in andere Berufe, die gesucht werden. Was wäre mit Pflegekraft? Überall fehlt.

Ich sehe die Zukunft der Gesellschaft nicht nur in gestiegenr Mobilität des Einzelnen. Man muss rechnen damit, dass man immer weiterlernen muss. Nicht so wie früher, hat mal den Beruf erlernt und das für ganze Leben. Auch Karlheinz hat eigentlich sein Beruf geändert. Er hatte aber ein Vorteil, dass sein erlernter Beruf und seine berufliche Erfahrung gaben ihn neue Perspektive. Die Verkäuferin, die kein Job findet, hat diese Potential nicht.
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dieter
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WDPG hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Im Gegensatz zum Kassier im Supermarkt, hat jemand in deiner Position leichter die Möglichkeit, rechtzeitig etwas zu ändern.
Meinst du nicht, dass die Folgen der falschen Entscheidung auch größer sind?
.............
Ich finde es schwierig zu bewerten, welcher Druck größer oder kleiner ist...
Finde das ist eine gute Analyse. Wo der Druck höher ist, kann man schwer sagen. Finde man sollte ein Burn Out auch niemanden vorwerfen, oder so. Was ich nur meinte: Ein gut verdienender Manager hat aber zumindest die Möglichkeit sich eine längere Auszeit zu nehmen, eine Supermarktkassiererin hat diese Möglichkeit nicht wirklich.

Aber egal bei wen von den beiden, Burn Out ist etwas, was auf jedem Fall verhindert werden sollte.[/quote]
Lieber WDPG,
Du sagst es. Burn Out ist eine Volkskrankheit geworden. Schuld daran haben unsere hektischen Zeiten, welche den einzelnen Menschen überfordern. Natürlich kann sich ein Reicher dagegen besser helfen als eine Kassiererin, die auf ihren Job angewiesen ist. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Aneri

Übertreibt ihr die existentielle Druck auf Kassiererin nicht? Sie verdient nicht viel mehr als sie als Arbeitslose von dem Staatshilfe aufgefangen wäre. Gerade deswegen ist dieser Job nicht unbedingt beliebt. Sehr viele Migranten und besonders Frauen sind hier beschäftigt.
Renegat
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Aneri hat geschrieben:Übertreibt ihr die existentielle Druck auf Kassiererin nicht? Sie verdient nicht viel mehr als sie als Arbeitslose von dem Staatshilfe aufgefangen wäre. Gerade deswegen ist dieser Job nicht unbedingt beliebt. Sehr viele Migranten und besonders Frauen sind hier beschäftigt.
Wir müssen diese Diskussion nicht auf Kassierer beschränken, das gilt genauso für Alten- Krankenpfleger, Regaleinräumer, Auslieferungsfahrer, Reinigungskräfte und viele sog. Helferjobs.
Das ist der riesige Niedriglohnbereich, dort arbeiten hauptsächlich die unteren Einkommensschichten, weil ihnen nichts anderes übrigbleibt. Oder sollen die zu Hause bleiben und Hartz IV empfangen, da sich arbeiten für sie offensichtlich nicht lohnt. Viele sind sogar Aufstocker, die haben den größten existentiellen Stress, weil sie quasi monatlich belegen müssen, was sie selbst verdienen und dann Zusatzanträge stellen müssen, deren Bearbeitung dauert.

Oder meinst du, dass Migranten und Frauen nicht so Burn out anfällig sind? Ich verstehe nämlich nicht, warum du diese beiden Gruppen im Zusammenhang mit Niedriglöhnen und Burn out extra erwähnst, Aneri.
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dieter
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Aneri hat geschrieben:Übertreibt ihr die existentielle Druck auf Kassiererin nicht? Sie verdient nicht viel mehr als sie als Arbeitslose von dem Staatshilfe aufgefangen wäre. Gerade deswegen ist dieser Job nicht unbedingt beliebt. Sehr viele Migranten und besonders Frauen sind hier beschäftigt.
Liebe Aneri,
die kleinen Kassiererinnen haben aber ein Ehrgefühl, lieber totschuften als Hartz IV nehmen. Du hast recht, bei Penny und Lidl nur Migranten an der Kasse. Nur Aldi hat noch Deutsche an der Kasse. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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dieter hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:Übertreibt ihr die existentielle Druck auf Kassiererin nicht? Sie verdient nicht viel mehr als sie als Arbeitslose von dem Staatshilfe aufgefangen wäre. Gerade deswegen ist dieser Job nicht unbedingt beliebt. Sehr viele Migranten und besonders Frauen sind hier beschäftigt.
Liebe Aneri,
die kleinen Kassiererinnen haben aber ein Ehrgefühl, lieber totschuften als Hartz IV nehmen. Du hast recht, bei Penny und Lidl nur Migranten an der Kasse. Nur Aldi hat noch Deutsche an der Kasse. :wink:
Ach, läßt du dir an der Kasse den Perso der Kassiererin vorzeigen? :D
Aneri

Renegat hat geschrieben: Oder meinst du, dass Migranten und Frauen nicht so Burn out anfällig sind? Ich verstehe nämlich nicht, warum du diese beiden Gruppen im Zusammenhang mit Niedriglöhnen und Burn out extra erwähnst, Aneri.
Aber bestimmt nicht. Erwähnt habe, weil es noch sehr frischer Bezug zu dem Thread, wo wir Migranten-Aspekt diskutieren.

In dieser Diskussion fällt mir auf, dass alle denken an "arme Kassiererin" und runterspielen die Situation des gefallenen Managers. Die Kassierer hat Druck nur von oben. Der Manager wird von beiden Seiten "gerieben": von oben und von unten. Die Fehler bei falschen Entscheidung betrifft nicht einfach ein Minus in Kasse (dagegen haben sie auch ihren Tricks), es betrifft ganze Belegschaft. Die Verantwortung, die auf ihn lastet, ist unvergleichlich größer. Der Fall ist viel höher. Und fallen nicht alle so weich, wie Karlheinz.

Ich erlaube mir zu bemerken, dass hier eure deutsche Mentalität heraus kommt: beschuldigen alle, der oben steht, Regierung, Politiker, Reicher, Manager, Chefs etc. Nur die unten, die leiden.
Renegat
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Renegat hat geschrieben: Oder meinst du, dass Migranten und Frauen nicht so Burn out anfällig sind? Ich verstehe nämlich nicht, warum du diese beiden Gruppen im Zusammenhang mit Niedriglöhnen und Burn out extra erwähnst, Aneri.
Aneri hat geschrieben:Aber bestimmt nicht. Erwähnt habe, weil es noch sehr frischer Bezug zu dem Thread, wo wir Migranten-Aspekt diskutieren.

In dieser Diskussion fällt mir auf, dass alle denken an "arme Kassiererin" und runterspielen die Situation des gefallenen Managers. Die Kassierer hat Druck nur von oben. Der Manager wird von beiden Seiten "gerieben": von oben und von unten. Die Fehler bei falschen Entscheidung betrifft nicht einfach ein Minus in Kasse (dagegen haben sie auch ihren Tricks), es betrifft ganze Belegschaft. Die Verantwortung, die auf ihn lastet, ist unvergleichlich größer. Der Fall ist viel höher. Und fallen nicht alle so weich, wie Karlheinz.
Verstehe, noch dazu wenn man bedenkt, dass Manager meist nur Angestellte des Firmeneigners sind. Diese Firmeneigner (sharehoulder) geben im Prinzip die Richtung vor, die angestellten Führungskräfte müssen deren Ziele umsetzen und stecken damit oft in der von dir beschriebenen Zwickmühle.
Trotzdem ist es richtig, dass sie idR weich fallen, jedenfalls finanziell. Du wirst wenige ehemalige Führungskräfte bei Aldi an der Kasse treffen oder als Taxifahrer. Trotzdem nimmt es sie psychisch mit, völlig klar und damit sind wir wieder beim Thema. Es kommt hinzu, dass sie sich während ihrer Karriere arg verbiegen mußten, vielleicht vergleichbar mit den Stasihelfern, aber das weiß ich nicht. Sie hatten Vorteile, ja, aber die großen Bestimmer, die keinen über sich hatten, waren sie auch nicht.
Aneri hat geschrieben:Ich erlaube mir zu bemerken, dass hier eure deutsche Mentalität heraus kommt: beschuldigen alle, der oben steht, Regierung, Politiker, Reicher, Manager, Chefs etc. Nur die unten, die leiden.
Nö Aneri, sehe ich naturgemäß anders, ich denke nicht, dass wir alle die gleiche Mentalität haben. Allerdings glaube ich nicht an gottgegebene Hierarchien.
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