Hi, ihr macht mich schwer. Vor allem weil ich wirklich einen dringenden Auftrag habe und statt ihn zu erledigen, schreibe hier, weil das Thema mir nah liegt.
@Renegat
Missverständnis beruht eher auf den Zeitraum, in dem die Einwanderung betrachtet wird. Ihr betrachtet den Zeitraum einer Generation. Ich denke, dass es für die geschichtliche Analyse eines Landes
viel zu wenig! Zu viel ebenso bringt nicht viel, weil, faktisch jeder Deutsche, wenn man genug weit in Vergangenheit grabt, hat einen Migrationshintergrund. Und da stehen wir wieder bei eigener Wahrnehmung, die schneidet aus der Geschichte den Teil, der eigenen Ansichten nach der repräsentativste ist.
Ihr schneidet ihrer Grafik in 90-gen ab. Daher bleibt der Masseneinwanderung in Wirtschaftsboom-Jahren unberücksichtigt. In Anbetracht dessen ist der "Abklang" der Kurve
selbstverständlich. Ist ihnen bewusst, was wäre, wenn Einwanderung auf gleicher Höhe wurde bleiben?!
Selbstverständlich muss was gemacht werden, dass die "menschliche Ressourcen" des Landes aufrecht bleiben. Ein politisches Problem, das außer Migration, viele andere Aspekte berücksichtigen muss. Zuwanderung ist die einfachste Lösung, der die Frage nach humanen Ressourcen sofort löst, bringt aber später die Probleme. Eben die, die mit Identität, mit Fremdsein etc. verknüpft sind. Man spricht hier öfter über die Feindlichkeit zu den Fremden. Es stimmt. Es ist aber die Spitze des Eisbergs. Der größte Teil besteht
nicht aus der Feindlichkeit. Es besteht aus der Wahrnehmung des kulturellen Unterschieds und
des Gefühls der Fremdheit des Anderen. Und
dem Gefühl unterliegen sowohl deutsche als Einwanderer. Diese Boden nährt die extreme Auswüchse, wobei bei Einwanderern es gehemmt ist, durch den Verständnis, dass sie hier gekommen sind und nicht umgekehrt.
Renegat hat geschrieben:Wegzug aus Deutschland ist statistisch schwer nachzuweisen, weil sich Auswanderer selten abmelden. Das heißt, es gibt eine erhebliche Dunkelziffer beim Verlassen von D. Bei der Einwanderung gibt es die auch, die ist aber unerheblich, weil sie Einwanderung in die Schwarzarbeit darstellt.
Wenn wir über Identität-Kollision sprechen, dann die Schwarzarbeiter, die kriminelle, die ihren Handwerk hier ausüben und ihre Beute nach Ausland verfrachten, sind für die Bevölkerung genau so präsent, wie übliche Migranten.
Es gibt mathematische Verfahren, wie man die Dunkelziffer nicht in Statistik festgehaltenen erfasst. Wenn ich mich nicht irre, ist es 10% Prozent. Es gilt sowohl für Einwanderer als Auswanderer. Daher eine Zahl der Netto-Zu-Abwanderungssaldo müsste
noch höher ausfallen.
Das bedeutet, wir haben seit ungefähr einer Generation keinen Bevölkerungszugang von außen mehr.
Das verstehe ich schon wieder nicht. Der RS-Grafik zeigt durchschnittlich Saldo für 1991-2012. 240.000 Zuwanderer pro Jahr über 19 Jahre ergeben über 4,5 Mio. Einwanderer. Es ist immerhin über 5% derzeitigen Bevölkerung. Zu achten ist, dass
der Zahl ist tatsächlich größer, weil hier die Abwanderer reduzieren die Zahl der Zuwanderung (Nettozahl).
Die subjektive Wahrnehmung kann aber davon abweichen, aus verschiedenen Gründen.
Meine subjektive Wahrnehmung hat hier weniger zu tun. Ich drehe mich hauptsächlich in Deutschem Kreis, wo mich man eher gerade bewundert als befremdet betrachtet. Es ist allerding relativ leicht, da Litauen war das Westen in Sovjet Union. Zudem die deutsche Kultur (Memmel-Land) hat auch bewirkt unsere Kultur. Landschaftsmässig und Essgewohnheiten sind der Norddeutschland echt ähnlich.
Das Identitäts-Problem beschäftigt mich schon seit viel viel länger als ich Deutschland bin. Ich bin ein Mischling, da meine Mutter Russin ist. Auch geboren bin ich In Sibirien, wo mein Vater mit seiner Familie noch vor dem Krieg repatriiert wurde. Nach Stalins Tod dürfte er nicht in Litauen studieren. Daher hat er auch in Russland Familie gegründet und später nach Litauen zurückkehrte. Ich hatte litauische Schule besucht und mich mit litauische Kultur identifiziert. Ich könnte aber auch meine russische Wurzeln nicht leugnen. Wenn ich aber es irgendwie verdrängt hatte, dann würde ich daran erinnert, indem z.B. man über den Russen negativ geäußert hat, fügte man bei: Du bist schon in Ordnung. Äußerlich und in der Sprache unterschied ich nicht. Man müsste einfach wissen über meine familiäre Verhältnisse.
Also man nahm mich nicht ganz, man sah in mir etwas Fremdes, das "in Ordnung ist". Vielleicht auch das war der Grund, warum Integration in Deutschland mir besser als anderen gelungen hat. Für mich diese Problematik ist nicht neu. Ich würde sagen ich bilde eben eine Brücke zwischen. Ich kann verstehen sowohl eine als andere Seite.
Auf die Stelle möchte ich noch mal akzentuieren, die Befremdheit liegt nicht nur an der heimischen Bevölkerung. Auch Einwanderern ist vieles in deutscher Kultur fremd. Daher unterhalten sie sich gerne mit den Gleichen, heiraten unter den Gleichen. Es ist ganz normaler Prozess. Damit dieser Knödel auflöst, indem er die heimische Kultur verändert und selbst verändert wird,
braucht es die Zeit.