Warum feiern wir Pfingsten?

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Moderator: Barbarossa

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Das Weihnachten etwas mit der Geburt von Jesus und Ostern mit seiner Kreuzigung und anschließenden Auferstehung zu tun hat, ist den meisten Menschen geläufig. Warum aber feiert man Pfingsten? Kaum jemand kann diese Frage beantworten und wenn die Pastoren darauf erwidern, das Gott an diesem Tage den Heiligen Geist auf die Apostel ausgeschüttet hat, hinterlässt diese Antwort meistens auch nur verständnislose Gesichter, da kaum jemand damit etwas anfangen kann. Laut der Apostelgeschichte im Neuen Testament erfüllte Gott die Jünger Jesu am jüdischen Schawuot Fest in Jerusalem mit dem Heiligen Geist, woraufhin sie plötzlich in vielen Sprachen reden konnten. Nun waren sie in der Lage, das Wort Gottes überall in der Welt zu verkünden. Mit anderen Worten: Mit Pfingsten feiern wir die Gründung der Kirche.

Pfingsten leitet sich aus dem griechischen ab und bedeutet fünfzigster Tag. Es wird am 50. Tag des Osterfestkreises gefeiert, 49 Tage nach dem Ostersonntag.

Das christliche Fest leitet sich aus dem jüdischen Schawuot Fest ab. Dieses findet 50 Tage nach dem Pessachfest statt und die Gläubigen feiern die Überbringung der 10 Gebote durch Moses an des Volk Israel. Die Christen nahmen dieses Fest auch für sich in Anspruch und verbanden es mit der Gründung der christlichen Gemeinschaft als Folge göttlicher Erweckung. Es scheint für die urchristliche Gemeinde äußerst wichtig gewesen zu sein, da es bereits 130 n.Chr. erwähnt wird, während das Weihnachtsfest erst ab dem vierten nachchristlichen Jahrhundert gefeiert wird.


Was hat es mit diesem Heiligen Geist auf sich? Nicht nur für den durchschnittlichen Christen ist dies schwer zu verstehen, aber die sogenannte Dreieinigkeitslehre (Trinität) ist allen christlichen Konfessionen gemeinsam und ein zentraler Bestandteil dieser Religion. So schreibt die evangelische Kirche:
a.) Es gibt nur einen Gott
b.) Vater, Sohn und Heiliger Geist sind gemeinsam dieser Gott
c.) Der Vater ist nicht der Sohn. Der Sohn ist nicht der Heilige Geist. Der Heilige Geist ist nicht der Vater. Aber alle drei sind derselbe Gott
Dies ist nicht nur für den Normalbürger kaum zu verstehen. Aber Gott hat demzufolge offensichtlich drei verschiedene Erscheinungsformen, drei verschiedene Wesenheiten. Einzelheiten überlasse ich gerne den Theologen. Juden und Moslems kritisieren das Christentum, weil diese ihrer Meinung nach keine Monotheisten sind, sondern an drei Götter glauben. Die Vorstellung eines dreieinigen Gottes entstammt ihrer Meinung nach heidnischen Vorstellungen, wo wir solche Ideen häufig finden. Aber auch diese Diskussion sollte von den Spezialisten geführt werden. Die große Masse der Christen weiß ohnehin nichts von diesen Dingen.

Brauchen wir einen Tag, an dem wir die Gründung der Kirche feiern? Zwar wird in vielen Ländern daran erinnert, aber einen Pfingstmontag als gesetzlichen Feiertag gibt es nur in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Belgien, in weiten Teilen der Schweiz, in Südtirol und in Ungarn. Der Pfingstmontag ist also offensichtlich vor allem eine Besonderheit der deutschsprachigen Regionen, in den USA, England, Australien usw. kennt man ihn nicht. In Frankreich gab es ein hin und her, seit 2008 ist er wieder Feiertag

Unternehmerverbände forderten immer wieder seine Abschaffung, wollten ihn aber ersatzlos streichen. In Schweden hat man ihn 2005 abgeschafft, aber durch den schwedischen Nationalfeiertag, den 6. Juni, ersetzt. Vielleicht könnte man etwas Ähnliches auch in Deutschland machen, statt Pfingstmontag eine andere Feierlichkeit zum Anlass nehmen. Dieser Tag sollte klimatisch günstig liegen, vielleicht der 20. Juli. Vielleicht könnte die Menschen damit mehr verbinden, als mit der vor 2000 Jahren erfolgten Gründung der Kirche.
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Triton
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Danke, dass Du mich daran erinnert, dass Walküre im Juli und nicht im Juni war :wink:
Ja, was soll man dazu sagen? Mit Pfingsten verbinde ich auch, ehrlich gesagt, nichts. Der 20.Juli wäre sicher genauso umstritten, weil wir schon einen nationalen Gedenktag haben. Und es gäbe sicher Diskussionen über das Attentat, weil die Attentäter keine lupenreinen Demokraten waren.
Und Sonnenwende oder Midsommer zu feiern ist ein heidnischer Brauch, der von den Nazis stammen könnte.
Alles nicht so einfach, zumal der prozentuale Anteil der gläubigen Christen in der Bevölkerung zurückgeht.

Beste Grüße
Joerg
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dieter
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Da ist die göttliche Eingebung über die Jünger gekommen. Davon ist leider bei der Menschheit nicht viel übrig geblieben. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
demark
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Der Empfang des Heiligen Geistes bot die Möglichkeit, dass die Apostel in mehreren Sprachen zu missionieren fähig waren. Das war eine wichtige Voraussetzung, dass sich das Urchristentum von einer Sekte zur Weltreligion entwickeln konnte.
Außerdem wurden die die Missionare mit übernatürlichen Fähigkeiten versehen, wo sie auch Wunder vollbringen konnten.
Diese Fähigkeiten sind den selbst ernannten Nachfolgern und Stellvertretern des Herrn nicht weitervererbt worden. Nur die Unfehlbarkeit in finanziellen Dingen.
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Triton:
Und Sonnenwende oder Midsommer zu feiern ist ein heidnischer Brauch, der von den Nazis stammen könnte.
Alles nicht so einfach, zumal der prozentuale Anteil der gläubigen Christen in der Bevölkerung zurückgeht.
Die Sommersonnenwende zu feiern, finde ich eigentlich eine großartige Idee, auch wenn sich bei uns die Sonnenwende nicht so dramatisch zeigt wie z.B. in Schweden, da es dort ja an dem Tag gar nicht richtig dunkel wird, eine tolle Sache. Aber die Kirche wird sich heftig dagegen wehren, wenn man einen christlichen Feiertag durch einen heidnischen Feiertag ersetzen will. Deshalb wird es dazu leider nicht kommen.
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Vergobret
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Wo wäre denn auch der tiefere Sinn, außer dass ein paar Atheisten durch die Einführung eines heidnischen Tages einen moralischen Sieg verbucht hätten, denn sie merkwürdigerweise tatsächlich für ihre Eigenwahrnehmung zu brauchen scheinen.

Den Hintergrund der Sonnenwende wüssten ebenso wenig Menschen wie heute Pfingsten. Tradition bestünde nicht. Die gleichen Argumente, die gegen den Pfingsttag ins Feld geführt werden, würden auch bei der Sonnenwende greifen.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

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Die Sommersonnenwende hat in vielen Gegenden Deutschlands eine große und lange Tradition. Selbst heute noch werden in Teilen Norddeutschlands große Feuer angezündet und es wird gefeiert mit Tänzen und Umtrunk. Anders als Pfingsten ist die Sommersonnenwende auch leicht zu vermitteln, denn sie bedeutet ja, das die Tage von nun an wieder kürzer werden und dies kennt jeder aus eigener Erfahrung. Auf diese Weise lernen die Menschen auch noch Grundbegriffe der Astronomie und der Naturwissenschaften, während man bei Pfingsten allenfalls esoterisches Wissen vermittelt bekommt.
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Vergobret
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Geht so, Du redest Dir hier Dinge passend.
Von solchen Feiern habe ich noch nie außerhalb des NS gehört - und auch ich bin gebürtig ein Nordlicht. Pfingstgeschichte dagegen kenne ich gut, und das seit Jahren.

Im Übrigen: Du glaubst die Menschen würden dabei etwas lernen? Das dürfte begrenzt sein und sich oftmals auf den Genuß von Met beschränken... :crazy:
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Das ist schade, ich hätte dich gerne auf so ein Fest eingeladen. Wir haben dies immer in einem größeren Freundeskreis gefeiert. Allerdings wurde wirklich ziemlich viel getrunken, zwar kein Met, den mach ich ohnehin nicht, aber viel Bier. Aus gesundheitlichen Gründen kann ich leider nicht mehr mitmachen. Aber ich kenne noch die schönen Lieder wie „Flamme empor...“ und so weiter. Es hat etwas von Pfadfinderromantik an sich, obwohl ich nie bei denen gewesen bin. Bei uns hatte dies nichts mit NS zu tun, einfach nur unterhaltsam.

Wenn du bei Google Bilder Sonnenwendfeier angibst, kommen eine ganze Menge Bilder von Feiern aus der Lüneburger Heide, bei Pinneberg und anderswo. Leider ist es so, dass die Nazis diese Feiern für sich zunehmend in Beschlag nehmen und so tun, als sei dies ihr Tag. Schon aus diesem Grund kann man in Deutschland daraus keinen Feiertag machen.
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Triton
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Karlheinz hat geschrieben:Leider ist es so, dass die Nazis diese Feiern für sich zunehmend in Beschlag nehmen und so tun, als sei dies ihr Tag. Schon aus diesem Grund kann man in Deutschland daraus keinen Feiertag machen.
Ist leider so. Trotzdem ist Wagner noch große Kunst und Schäferhunde mag ich auch.

Beste Grüße
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norvegia
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dieter hat geschrieben:Da ist die göttliche Eingebung über die Jünger gekommen. Davon ist leider bei der Menschheit nicht viel übrig geblieben. :roll:
Wenn es etwas nie gab, kann davon auch nichts übrig bleiben...
Zuletzt geändert von norvegia am 10.05.2013, 08:22, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin Ossi und ich darf so reden. ;-)
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Triton hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:Leider ist es so, dass die Nazis diese Feiern für sich zunehmend in Beschlag nehmen und so tun, als sei dies ihr Tag. Schon aus diesem Grund kann man in Deutschland daraus keinen Feiertag machen.
Ist leider so. Trotzdem ist Wagner noch große Kunst und Schäferhunde mag ich auch.

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Harald
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Die Bibel ist generell ziemlich humorlos. Aber über eine Stelle habe ich herzlich gelacht, nämlich als nach der Ausschüttung des heiligen Geistes die Jünger auf die Straße gingen und in allen Sprachen predigten und die Leute sagten: "Sie sind voll des süßen Weines".

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Barbarossa
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Mit anderen Worten, sie kamen ihnen wie besoffen vor.
:-D

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Barbarossa hat geschrieben:Mit anderen Worten, sie kamen ihnen wie besoffen vor.
:-D

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Das war wohl auch der eigentliche Hintergrund dieser Begebenheit. Man spricht ja auch heute noch von „Weingeist“ oder geistigen Getränken (Spirituosen, von Spiritus=Geist). Heilig sind diese Geister bzw. Getränke allerdings nicht.
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