Thilo Sarrazin - Provokateur oder verkannter Prophet?

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Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Thilo Sarrazin ist vermutlich in der falschen Partei so sehe ich es als Aussenstehende, trotz aller Kritik denke ich hatte er als Finanzsenator in Berlin einen guten Job gemacht. Am Ende war es ihm gelungen, aus einem Haushaltsdefizit von mehr als fünf Milliarden Euro dank eiserner Sparpolitik und des jahrelangen starken Aufschwungs einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren. Er hat den Landespolitikern auch ein neues Denken aufgezwungen: Berlin ist nichts Besonderes, sondern muss wie jede andere Stadt erwirtschaften, was ausgegeben wird.

Sarrazin sagte immer ganz öffentlich, was er dachte, und nicht das, was seine Partei von ihm erwartete. Da liess er verlauten, dass die Berliner Beamten auf Grund ihrer Arbeitsbelastung "bleich und übel riechend herumlaufen". Da titulierte er protestierende Studenten als "Ars........." oder ließ die Republik wissen, dass er auch für fünf Euro arbeiten gehen würde. Da rechnete er vor, dass man sich mit dem Hartz-IV-Regelsatz durchaus ausgewogen und auskömmlich ernähren könne und stellte gleich noch einen Speiseplan für Hartz-IV-Empfänger mit Bratwurst und Kartoffelbrei zusammen. Immer wieder eckte Sarrazin gehörig mit Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden, mit Oppositionsparteien, dem Koalitionspartner und nicht zuletzt mit den eigenen Genossen an.

Noch eine kleine Anekdote merke ich noch an, dass sein Vater, ein ehemaliger Arzt und späterer Schriftsteller die Wohnung im Winter nie über 12 C° heizen liess, er war wie seine Frau, eine Tochter eines westpreussischen Gutsbesitzers, preussisch durch und durch, er wurde 99 Jahre alt, und verstarb im Jahr 2013.

Ich muss gestehen, ich habe sein Buch "Deutschland schafft sich ab" gelesen, aber ich denke, dass nicht alle seine Thesen funktionieren.

http://www.morgenpost.de/kolumne/karase ... tigen.html
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dieter
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Orianne hat geschrieben:Thilo Sarrazin ist vermutlich in der falschen Partei so sehe ich es als Aussenstehende, trotz aller Kritik denke ich hatte er als Finanzsenator in Berlin einen guten Job gemacht. Am Ende war es ihm gelungen, aus einem Haushaltsdefizit von mehr als fünf Milliarden Euro dank eiserner Sparpolitik und des jahrelangen starken Aufschwungs einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren. Er hat den Landespolitikern auch ein neues Denken aufgezwungen: Berlin ist nichts Besonderes, sondern muss wie jede andere Stadt erwirtschaften, was ausgegeben wird.

Sarrazin sagte immer ganz öffentlich, was er dachte, und nicht das, was seine Partei von ihm erwartete. Da liess er verlauten, dass die Berliner Beamten auf Grund ihrer Arbeitsbelastung "bleich und übel riechend herumlaufen". Da titulierte er protestierende Studenten als "Ars........." oder ließ die Republik wissen, dass er auch für fünf Euro arbeiten gehen würde. Da rechnete er vor, dass man sich mit dem Hartz-IV-Regelsatz durchaus ausgewogen und auskömmlich ernähren könne und stellte gleich noch einen Speiseplan für Hartz-IV-Empfänger mit Bratwurst und Kartoffelbrei zusammen. Immer wieder eckte Sarrazin gehörig mit Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden, mit Oppositionsparteien, dem Koalitionspartner und nicht zuletzt mit den eigenen Genossen an.

Noch eine kleine Anekdote merke ich noch an, dass sein Vater, ein ehemaliger Arzt und späterer Schriftsteller die Wohnung im Winter nie über 12 C° heizen liess, er war wie seine Frau, eine Tochter eines westpreussischen Gutsbesitzers, preussisch durch und durch, er wurde 99 Jahre alt, und verstarb im Jahr 2013.

Ich muss gestehen, ich habe sein Buch "Deutschland schafft sich ab" gelesen, aber ich denke, dass nicht alle seine Thesen funktionieren.

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Liebe Orianne,
Sarrazin gehört in keine politische Partei, er ist eben sehr diszipliniert. Eben ein Preuße. :wink: :mrgreen: Ich kenne nur Auszüge aus seinem Buch, im Spiegel veröffnetlicht. Ich glaube nicht, dass eine Religion, wie der Islam auf erbliche Veranlagung beruht. Im Forum am Freitag des ZDF meinen die Islamisten, dass diejenigen, die gegen den Islam sind, Rassisten wären. :roll:
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Orianne
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Wenn ich Sarrazin jetzt einschätzen müsste, wäre seine politische Heimat die AfD, oder was meint Ihr dazu?
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Triton
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Sarrazin ist eine lose Deckskanone, den will keiner an Bord haben.

Politik und sicheres Einkommen vom Staat wirken doch sicher hochattraktiv für Menschen, die sich für produktive Arbeit zu schade sind. Ich kenne nur ganz wenige Menschen, die ein wirklich produktives Leben für eine Politiker-Karriere geopfert haben. Manchmal verirren sich Idealisten in die Politik (Reinhold Messner zum Beispiel), aber diese flüchten schnell desillusioniert wieder. Der Politikapparat ist doch nicht umsonst extrem aufgebläht und die Verantwortuung Einzelner selten wirklich vorhanden, im Zweifel entscheidet eh irgendeine Kommission in Brüssel.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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dieter
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Orianne hat geschrieben:Wenn ich Sarrazin jetzt einschätzen müsste, wäre seine politische Heimat die AfD, oder was meint Ihr dazu?
Liebe Orianne,
es gibt auch rechte SPD-Leute, wie Buschkowsky der Bürgermeister von Neu Kölln. :wink: Ich hatte mich auch mal für einen rechten SPD-Mann gehalten, bis Schröder mit seiner Agend 2010 kam. :roll:
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Titus Feuerfuchs
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Orianne hat geschrieben:Wenn ich Sarrazin jetzt einschätzen müsste, wäre seine politische Heimat die AfD, oder was meint Ihr dazu?
Dasselbe.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Orianne hat geschrieben:Thilo Sarrazin ist vermutlich in der falschen Partei so sehe ich es als Aussenstehende, trotz aller Kritik denke ich hatte er als Finanzsenator in Berlin einen guten Job gemacht. Am Ende war es ihm gelungen, aus einem Haushaltsdefizit von mehr als fünf Milliarden Euro dank eiserner Sparpolitik und des jahrelangen starken Aufschwungs einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren. Er hat den Landespolitikern auch ein neues Denken aufgezwungen: Berlin ist nichts Besonderes, sondern muss wie jede andere Stadt erwirtschaften, was ausgegeben wird.

Sarrazin sagte immer ganz öffentlich, was er dachte, und nicht das, was seine Partei von ihm erwartete. Da liess er verlauten, dass die Berliner Beamten auf Grund ihrer Arbeitsbelastung "bleich und übel riechend herumlaufen". Da titulierte er protestierende Studenten als "Ars........." oder ließ die Republik wissen, dass er auch für fünf Euro arbeiten gehen würde. Da rechnete er vor, dass man sich mit dem Hartz-IV-Regelsatz durchaus ausgewogen und auskömmlich ernähren könne und stellte gleich noch einen Speiseplan für Hartz-IV-Empfänger mit Bratwurst und Kartoffelbrei zusammen. Immer wieder eckte Sarrazin gehörig mit Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden, mit Oppositionsparteien, dem Koalitionspartner und nicht zuletzt mit den eigenen Genossen an.

Noch eine kleine Anekdote merke ich noch an, dass sein Vater, ein ehemaliger Arzt und späterer Schriftsteller die Wohnung im Winter nie über 12 C° heizen liess, er war wie seine Frau, eine Tochter eines westpreussischen Gutsbesitzers, preussisch durch und durch, er wurde 99 Jahre alt, und verstarb im Jahr 2013.

Ich muss gestehen, ich habe sein Buch "Deutschland schafft sich ab" gelesen, aber ich denke, dass nicht alle seine Thesen funktionieren.

http://www.morgenpost.de/kolumne/karase ... tigen.html
Ich hab's auch gelesen. Im Prinzip macht er nicht viel anderes, als das, was ohnehin für jeden, der offenen Auges durch die Welt geht, ersichtlich ist, in Zahlen, Daten und Fakten zu gießen.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Triton hat geschrieben:[...]

Thilo Sarrazin hält sich an Zahlen und Statistiken, die ihm passen. Was bei ihm auffällt: Er nennt immer nur Fakten, die das beweisen, was er bewiesen haben will.
Mag sein;
nur hab ich noch keine ernsthafte Publikation eines Sarrazinkritikers gelesen, die ihn auf inhaltlicher Basis, dh. auf Basis von seriösen Zahlen, Daten und Fakten fundiert bzw. grundsätzlich widerlegt hätte. Die Gegenargumete der Kritiken erschöpften sich grosso modo in Ideologie, (Schein)Moral und z.T. auch persönlichen Beleidigungen. Was trifft, trifft halt zu...

Triton hat geschrieben: Von einem ehemaligen Bundesbankmitarbeiter mit aufklärerischem Anspruch würde ich mir eher andere Themen als Ausländerkriminalität, Intelligenzquotient von Migranten oder den Kaloriengehalt von Bratwürsten wünschen.
Die ersten beiden Aspekte sind ja weder uninteressant noch unwichtig, würde ich meinen.

Kann mich im Ürbigen daran erinnern, dass du im alten G-Geschichteforum zum Thema Intelligenz mal sehr ähnlich argumentiert hast.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Marek1964
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Hier noch interessante Beiträge in anderen Threads:

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 045#p43047
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Orianne
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Ich denke, dass Sarrazins Zahlen stimmen, über seine Einstellung kann man streiten.
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Triton
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Kann mich im Ürbigen daran erinnern, dass du im alten G-Geschichteforum zum Thema Intelligenz mal sehr ähnlich argumentiert hast.
Sag ich ja, er sagt die Wahrheit, aber warum widmet er sich nicht Themen, die weniger platt und populistisch sind und in sein Fachgebiet passen?

Nachdem ich diese Sendung mit ihm gehört habe, sind meine Sympathien doch sehr gesunken:
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/s ... index.html
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Wenn ich Sarrazin jetzt einschätzen müsste, wäre seine politische Heimat die AfD, oder was meint Ihr dazu?
Dasselbe.
Ihr Lieben,
so viel ich weiß, ist Sarrazin noch in der SPD wie der Bürgermeister von Neu Kölln Buschkowsky auch. Ein Antrag auf Parteiausschluss wurde abgelehnt. :)
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RedScorpion

Orianne hat geschrieben:Ich denke, dass Sarrazins Zahlen stimmen, ...
...
Wenn er denn überhaupt Zahlen liefert, ne?

Also, seine Theorie über genetische Prädisposition für Intelligenz, an die Ethnie gebunden, ist schon hochgradiger Kappes. Und geht auch deutlich über viktorianisches Ueberlegenheitsdünkel eines Warren Hastings hinaus, und ist einer der Zentralpunkte der NS-Ideologie.

Dann darf man sich auch nicht mehr wundern.



LG
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dieter
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Orianne hat geschrieben:Ich denke, dass Sarrazins Zahlen stimmen, über seine Einstellung kann man streiten.
Sehe ich auch ao, liebe Orianne. :)
Wobei seine These, dass der Islam vererblich ist nicht stimmen kann. :roll:
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Titus Feuerfuchs
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Triton hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Kann mich im Ürbigen daran erinnern, dass du im alten G-Geschichteforum zum Thema Intelligenz mal sehr ähnlich argumentiert hast.
Sag ich ja, er sagt die Wahrheit, aber warum widmet er sich nicht Themen, die weniger platt und populistisch sind und in sein Fachgebiet passen?
Kapier' den Einwand nicht und zwar gleich aus zwei Gründen;

1) Was haben seine Aussagen, deren Wahrheitsgehalt du ja zugibst, mit platt und populistisch zu tun und

2) warum soll man sich nicht auch zu Bereichen äußern, die nicht ins eigene Fachgebiet passen?
(Dazu kommt, dass der Einwand hier nichtmal stimmt, da Migration, Demographie, Bildungs- und Sozialpolitik für einen Ökonomen durchaus relevante Größen sind...)



Triton hat geschrieben: Nachdem ich diese Sendung mit ihm gehört habe, sind meine Sympathien doch sehr gesunken:
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/s ... index.html
Sarrazin halt. Sympathie ist keine politisch bzw. fachliche Kategorie und hat nichts damit zu tun, ob das, was jemand von sich gibt, Hand und Fuß hat oder nicht.

Mir pers. ist außerdem ein authentischer Unsympathler wesentlich lieber, als ein opportunistischer vordergründig sympathischer Heuchler, wie es sie zuhauf gibt.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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