Afrika arm --- Amerika reich

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Auf Grund einer Diskussion über die Probleme in Afrika, welche aktuell im geschichtsforum.de läuft, erlaube ich mir, die Diskussion auch hier zu eröffnen.
Hier die bisherigen Diskussionen darüber:
http://www.geschichtsforum.de/f216/afri ... ich-10162/
und davon abgeleitet:
http://www.geschichtsforum.de/f216/das- ... ren-23011/

Die Frage von @Justus lautete:
Guten Tag,

Wir haben grad in der Schule das Thema Afrika. Als Thema habe ich mir mit ein paar Freunden ausgesucht warum Afrika arm und Amerika reich ist???!!!
Denn beiden wurden fast zur gleichen Zeit Kolonisiert, wenn auch nicht zur gleichen Zeit entdeckt.

MFG.

PS. Es geht nicht ums WIE sondern ums WARUM, d.H. ich weiß, dass Amerika JETZT die Weltmacht NUmmer 1 ist aber WARUM ist sie es?
Und Afrika hatte mit den Agyptern ja auch eine weit entwickelte Kultur, nur warum konnten die sich nicht gegen uns Europöer durchsetzten?!?
Meine Antwort:
Wenn du "Amerika" schreibst, dann meinst du vor allem die USA. Nun besteht "Amerika" aber nicht nur aus den USA und vielleicht noch Kanada, die zweifellos führende Industrie-Nationen in der Welt sind, sondern es gibt auch hier Länder, die arm sind, siehe Guatemala, Nicaragua, El Salvador, Kuba uvam. Eigentlich kann man fast ganz Lateinamerika aufzählen, die eben nicht reich sind - ausgenommen vielleicht Kostarika (das auch als die "Schweiz Mittelamerikas" bezeichnet wird und eventuell noch Mexiko, das zu den Schwellen-Ländern zählt. Auch unter den Südamerikanischen Ländern sehe ich keines, das wirklich reich (respektive: ohne nennenwerte soziale Probleme, wie z. B. Kuwait oder Dubai) sind - nicht einmal das OPEC-Mitglied Venezuela.
Daß die USA und Kanada zu den reichen Ländern der Welt zählen, die lateinamerikanischen und die afrikanischen Staaten jedoch nicht, dürfte einerseits historische Gründe haben, wie die politische und wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern, aber auch aktuell-politische Gründe.

Die Diskussion ist eröffnet!
Hier darf es auch politisch werden.
:wink:


Edit:
Einer der aktuell-politischer Gründe für Armut in Afrika dürfte hierin liegen:

Subventionen in der Landwirtschaft: http://www.wwf.de/themen/landwirtschaft ... ventionen/
+
http://www.wwf.de/themen/landwirtschaft ... rofitiert/
Die Diskussion ist eröffnet!

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Hotzenplotz
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Orianne
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Dieser Thread ist interessant, ich denke aber dass man China nicht vergessen sollte. Ein Bekannter von mir ist in Portugal aufgewachsen, und jedes Jahr fährt er nach Mosambik, wo einst die Portugiesen herrschten. Jetzt sind aber die Chinesen dort, und wollen die Kohle ohne Rücksicht auf die Menschen abbauen. Mosambik hat aber ausserdem noch Aluminium, Salz, Titan, Erdgas, Marmor, Eisenerz, Gold und Bauxit, die allerdings noch wenig gefördert werden. Eine weitere Ressource Mosambiks ist die Energiegewinnung aus Wasserkraft, auf Grund der langen Küste und der vielen Flüsse. Die Wirtschaft Mosambiks basiert hauptsächlich auf der Landwirtschaft. So liegt das Brutto-Inlandsprodukt bei gerade einmal 7,5 Milliarden USD. Die Leute sind wegen des Bürgerkriegs arm, die Infrastruktur liegt am Boden, die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Die US Amerikaner sollen sich laut einem von mir gehörten Radiobericht wieder für Südamerika interessieren, dort gibt es für sie doch einiges zu holen, nur dürfte das nicht ohne Probleme durchführbar sein.
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Marek1964
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Es getraut sich in der Regel nur wenigwer zu sagen, aber in Afrika ist es vor allem die Korruption, die neben den Bürgerkriegen, wie auch die immanente Tendenz, für alles die Kolonialzeit, auch nun über ein halbes Jahrhundert nach der Entkolonialisierung, verantwortlich zu machen, dafür sorgt, dass es sich hier um den rückstandigsten Kontinent handelt und handeln wird.

Hier eine interessantes Special des SPIEGELs:
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelsp ... 72165.html
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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben:Es getraut sich in der Regel nur wenigwer zu sagen, aber in Afrika ist es vor allem die Korruption, die neben den Bürgerkriegen, wie auch die immanente Tendenz, für alles die Kolonialzeit, auch nun über ein halbes Jahrhundert nach der Entkolonialisierung, verantwortlich zu machen, dafür sorgt, dass es sich hier um den rückstandigsten Kontinent handelt und handeln wird.

Hier eine interessantes Special des SPIEGELs:
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelsp ... 72165.html
Das ist wirklich interessant, danke dafür Marek :)

Zu Deinen Zeilen oben ist alles gesagt, es ist so wie Du schreibst, leider.
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Marek1964; Orianne:
Die Frage, warum „Amerika reich-Afrika arm“ ist sehr schwierig zu beantworten und ganze Bibliotheken sind voll mit klugen Büchern über dieses Thema.

Ganz, ganz allgemein kann man sagen: in den USA, Kanada, aber auch Australien und Neuseeland, kam es sehr schnell zu einer durchgreifenden kapitalistischen Modernisierung nach westeuropäischem Vorbild. In Lateinamerika wurde die Modernisierung von feudalen Strukturen blockiert, in Afrika überwog, teilweise auch heute, die Subsistenzwirtschaft mit marginalen Marktverbindungen. Dazwischen gibt es einige modern organisierte Rohstoff Produktionen aus der Kolonialzeit, die für fremde Märkte arbeiten und mit der restlichen Ökonomie nicht richtig verknüpft sind.

Das kann nur ein erster Einstieg sein. Es gibt unglaublich viele, weitere Gründe. Ich empfehle das Buch von „Senghaas, Von Europa lernen. Entwicklungsgeschichtliche Betrachtungen“. Frankfurt 1982. Obwohl älter, immer noch Standardwerk. Allerdings sehr anspruchsvoll, nicht für Schüler geeignet.

Vor einigen Jahren hielt ich an der Universität ein Seminar ab über ökonomische Entwicklungstheorien.
Ein Student aus Ghana hielt damals einen interessanten Vortrag. Er meinte, dass es noch zu früh ist um zu beurteilen, ob die europäische Kolonialzeit mehr positiv oder mehr negativ für Afrika gewesen ist und zog einen Vergleich mit Europa. Die Römer seien auch eine brutale Kolonialmacht gewesen, aber ohne sie wäre die europäische Geschichte gar nicht vorstellbar gewesen. Die meisten unserer Errungenschaften verdanken wir den ehemaligen römischen Kolonialherren. Und nach dem Zusammenbruch des Imperiums war Europa auch in Anarchie zerfallen, germanische Stämme bekriegten sich überall, archaische Strukturen aus vorrömischer Zeit kamen wieder an die Oberfläche, es kam zu einem gewaltigen Rückschritt in der Kultur, der erst mit der Renaissance beendet wurde.

Ähnliches passiert heute in Afrika. Doch es bestehen Chancen, dass dieser Kontinent nicht vielleicht wie die Europäer tausend Jahre benötigt, um mit dem Chaos fertig zu werden. Niemand in Afrika will die vorkoloniale Zeit zurück haben, doch die Moderne existiert bisher nur in einigen Städten und um die wenigen Einnahmequellen im Rohstoff Bereich, die den Anschluss an die neue Zeit erst ermöglichen, werden erbitterte Kriege geführt. Es wird sicherlich noch einige Generationen dauern, bis der Kontinent Anschluss findet, wir erleben derzeit vermutlich eine Übergangszeit, doch sie wird nicht ewig dauern. Die Geschichte hat einen langen Atem.

Länder wie China oder Indien konnten die Kolonialzeit besser verkraften. Diese Kulturen waren schon lange vor den Europäern hochentwickelt. Sie besaßen staatliche Strukturen, Verwaltungen, einheitliche Währungen, Städte, entwickelte Marktbeziehungen usw. All dies war in Afrika nicht vorhanden und entwickelt sich erst jetzt. Wir müssen abwarten.
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Orianne
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Karlheinz hat geschrieben:
Marek1964; Orianne:

Länder wie China oder Indien konnten die Kolonialzeit besser verkraften. Diese Kulturen waren schon lange vor den Europäern hochentwickelt. Sie besaßen staatliche Strukturen, Verwaltungen, einheitliche Währungen, Städte, entwickelte Marktbeziehungen usw. All dies war in Afrika nicht vorhanden und entwickelt sich erst jetzt. Wir müssen abwarten.
Das erscheint mir logisch, vielen Dank für Deine Ausführungen Karlheinz :)
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