Gescheiterte Einigung des Jemen?

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Auch Jemen war in der Zeit des Kalten Krieges ein geteiltes Land. Im Norden existierte seit der Unabhängigkeit im Jahre seit 1962 die Jemenitische Arabische Republik mit Sanaa als Hauptstadt und im Süden seit 1967 die "Volksdemokratische Republik Jemen" mit Aden als Hauptstadt, die sich an den Ostblock anlehnte. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks kam es am 22. Mai 1990 zur Vereinigung der beiden Staaten. Die Haupstadt blieb Sanaa. In den letzten Jahren verlor die Regierung jedoch zunehmend die Kontrolle über den Süden - Jemen drohte immer mehr, zu einem gescheiterten Staat zu werden und wurde auch zu einer Basis für al-Qaida.
Schon im September letzten Jahres eroberten schiitische Rebellen die Haupstadt Sanaa, um mehr Rechte für sich zu erkämpfen. Vor wenigen Tagen (20.01.2015) haben die Rebellen auch den Präsidentenplalast unter ihre Kontrolle gebracht - gestern Abend traten der Präsident und die Regierung offenbar zurück. Die Einheit des Landes könnte nun in Gefahr sein.

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jemen#Zwei ... ge_Staaten
Putsch im Jemen: Rebellen erobern Präsidentenpalast
Konflikt mit Huthi-Rebellen: Präsident und Regierung im Jemen treten zurück
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Barbarossa
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Im Konflikt im Jemen greift nun eine Koalition aus den arabischen Staaten Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) militärisch ein. Mit Luftangriffen würde die arabische Allianz Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen bombardieren, informierte der saudische Botschafter in Washington, Adel al-Dschabir, am Mittwochabend (Ortszeit). Es seien vor allem Ziele in der Hauptstadt Sanaa und in anderen Orten des Landes angegriffen worden - es gibt aber auch Berichte über zivile Opfer.
Die jemenitische Regierung habe die Unterstützung gegen die Rebellen angefordert. Der Iran verurteilt jedoch die Militäraktion - es gibt Vermutungen, dass der schiitische Golfstaat die Rebellen unterstützt.

Artikel lesen: >> Konflikt - Saudi-Arabien bombardiert Huthi-Rebellen im Jemen << (sueddeutsche.de)
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Spartaner
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In diesen Konflikt zeigt sich die Doppelmoral, die von den Beteiligten Mächten an den Tag gelegt wird. Bei der Bombardierung des IS Einflußgebietes hat Saudi Arabien nur kurzfristigen und sehr lange auf sich wartenden Einsatz gezeigt. Zum größtenteil ist es schon zum Völkermotd an Jesiden und Kurden gekommen, bis man sich entschloss auf Drängen der USA einzugreifen. Im Jemen waren sich die sunnitischen Mächte schnell einig und man griff sofort militärisch ein. Auch die USA verfolgt keine klare Linie und unterstützten Saudi Arabien und die andernen arabischen Staaten geheimdienstlich gegen die die jemenitischen Rebellen. Auf der anderen Seite buhlt die USA aber auf die Unterstützung des Iran im Kampf gegen den IS, möchte aber wiederum nicht das der Iran und die logistische Hilfe bei der Eroberung von Tikrit leistet.
Es wird ein neuer Superkonflikt zwischen den Staaten Saudi Arabien und Iran in der Region heraufbeschworen . Der Kampf gegen den IS verliert an Bedeutung. Der Vizepräsident der europäischen Parlaments sieht sogar die Bombenabwürfe und das militärische Eingreifen mit dutzenden Opfern unter der Zivil- Bevölkerung als mit dem Völkerrecht vereinbar, was sehr fraglich ist.
Auch de unterschiedlichen Begriflichkeiten führen zu gewollter politisch motivierter Verwirrung. Bezeichnet man die russischen Aufständischen in der Ukraine noch als Seperatisten, bezeichnet man die Aufständischen im Jemen wiederum als Rebellen?!? Man stelle sich nur vor, dass man ab sofort die Seperatisten in der Urkraine auch als Rebellen bezeichnen würde, mit den danach folgenden Aufschrei der Ukrainer. Man kann erkennen, dass vieles politisch motiviert stattfindet und meist ohne klaren Durchblick.
Auch die Türkei unter Erdogan spielt ihr fragwürdiges Spiel weiter und verurteilt eine mögliche Vormachtstellung und Einfluß des Iran im Jemen und auf die Rebellen, wiederum tolerieren sie den Vormarsch des IS und dessen Vökermord gegen Jesiden und Turkmenen und Kurden.

http://www.lambsdorffdirekt.de/pressemi ... gitimiert/
http://dtj-online.de/erdogan-kritik-iran-im-jemen-50997
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Ausse ... _node.html
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... Jemen.html
http://de.sputniknews.com/zeitungen/201 ... 61148.html
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Barbarossa
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Das zeigt vor allem, wie kopliziert die Verhältnisse in der Region sind. Es ist ein schier unaulösbarer Knäuel von Interessen und Beziehungen, die dabei eine Rolle spielen.
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Spartaner
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Der Aufstand der Huthi Rebellen im Jemen ist als Volksaufstand zu werten. Die Schiiten wollen sich nicht mehr von den Sunniten unterdrücken lassen. Dieser Volksaufstand ist einer der letzten der Kette von arabischen Aufständen, die die ganze arabische Welt angefangen von Ägypten, Lybien bis in den Nahen Osten durchzogen hat. Er geht auch einher mit religiöser Fanatisierung und Radikalisierung zum Ursprung der muslimischen Religionsanfängen hin. Wir mögen es Steinzeitislamismus nennen, für viele muslimische Gläubige stellt es eine Alternative dar, vor allem in arabischen Ländern wo bittere Armut herrscht. Der Rekligionseifer kennt dabei keine Grenzen.

Zeitgleich gibt es auch die Aufstände der Schiiten, die um mehr Freiheit und freier religionsausübung kämpfen. Diese werden vom Iran als Hauptmacht der schiiten unterstützt.
In Bahrein vor kurzem ein schiitischer Volksaufstand mit Hilfe von Saudi Arabien, VAR und Katar blutig niedergeschlagen.
Man will verhindern, dass der Iran im sunnitischen Hoheitsgebiet des Nahen Osten Fuß fasst und man möchte keine weitere schiitische Glaubensregligion vor seiner Nase sitzen haben. Während man sich beim IS noch uneins war, weil es sich auch größtenteils um eigene Sunniten handelte, reagierte man im Falle Jemen sofort und bombardierte die Stellungen der Huthi Rebellen. Man hat sogar ganz schnell an der Grenze zum Jemen 150000 Soldaten stationiert, um einzumarschieren.
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dieter
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Du hast Recht, lieber Spartaner, es spielt die Konkurenz zwischen den beiden Religionen die Hauptrolle.
Wie ist es mit dem IS, gegen den sind der Iran und Saudi-Arbien, wozu gehört der :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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Der IS besteht aus extremistischen Sunniten. Das sind z. T. diejenigen, die unter Sadam Hussein in der Armee waren. Nach dessen Sturz verloren die Sunniten ihre Vormachtsstellung im Irak und einige radikalisierten sich. Das Resultat ist der IS.

Und ja, da der Iran überwiegend schiitisch ist, wendet er sich gegen den IS.
Aber nein, angeblich soll es in Saudi Arabien Scheichs geben, die den IS unterstützen.
Etwa 80 % aller Muslime auf der Welt sind Sunniten.
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Spartaner
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dieter hat geschrieben:Du hast Recht, lieber Spartaner, es spielt die Konkurenz zwischen den beiden Religionen die Hauptrolle.
Wie ist es mit dem IS, gegen den sind der Iran und Saudi-Arbien, wozu gehört der :?:
Der IS ist zwar auch gegen Saudi Arabien, weil diese ihnen zu gemäßigt erschienen und mit den USA verbunden waren und zudem von einen Familienclan als Königshaus geführt werden, aber insgeheim begrüsst eine Vielzahl der IS-Kämpfer, dass Saudi Arabien für die Sunniten im Jemen in den Krieg zieht. Der Hauptgrund viele Sunniten fühlen sich mit den IS deshalb verbunden, weil sie im IS die einzigste Macht bisher gesehen haben, die die Interessen der Sunniten vertritt. Deshalb konnte der IS im Irak auch soviel Symphatien untern den sunnitischen Stämmen erfahren. Wie du schon geschrieben hast, ist der kampf zwischen Sunniten und Schiiten schon lange am schwelen und tritt jetzt offen zu Tage. Auch die Hissbollah eine schitische Milliz im Libanon hat jetzt, wie der Iran die Bombardierung des Jemen durch die Saudis verurteilt.
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dieter
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Lieber Spartaner,
trotzdem finde ich die Aktion von Saudi-Arabien gegen die Schiiten im Jemen richtig, der Nahe Osten kann keine neue Aufspliterung gebrauchen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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Während die Luftangriffe Saudi Arabiens und anderer auf die Huthi weitergehen, spitzt sich die Lage im Süden des Jemen zu. Die Huthi-Rebellen haben nun den Ausweich-Regierungssitz Aden angegriffen, haben auch bereits einen Stadtteil eingenommen und versuchen nun den Hafen Adens zu erobern. 53 Menschen sollen bei den Kämpfen um die Stadt bereits umgekommen sein.
Artikel lesen: >> Weitere Kämpfe in Jemen - Über 50 Tote bei Gefechten in Aden << (blick.ch)
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dieter
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Lieber Barbarossa,
Saudi-Arabien muß mit Truppen eingreifen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Spartaner
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Die Schiiten im Jemen kämpfen für ihre Unabhängigkeit,für mehr Freiheit, die Ihnen nicht gewährt wurde und für freie Religionsausübung.
Im Bahrein wurde vor kurzem ein schiitischer Volksaufstand mit Hilfe von Saudi Arabien, VAR und Katar blutig niedergeschlagen.
Es geht um das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes. Man kann sich nicht auf das Völkerrecht berufen ,wenn man Blut vergiesst und Bomben wirft. Das ist weder durch das Völkerrecht gedeckt noch im Sinne der Menschlichkeit. Auch in anderen Ländern gibt es solche Aufstände und scheinbar haben auch einige Scheindemokratien in Europa damit erhabliche Probleme und einige befürworten das Geschehen noch. Mich wundert nur das die Organisation Human Right Watch nich auf die vielen Zivilopfer bei den Bombenabwürfen aufmerksam macht oder verurteilt.
Paul
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Das ist wieder ein Dilemma. Die Schiiten sind nicht die Mehrheit im Jemen. Sie könnten sich also nur abspalten und dürfen nicht die gewählte Regierung stürzen. Besser wäre es, wenn die Regierung nicht so extrem wäre. Die heutige Regierung im Irak scheint z.B. nicht ganz so extremistisch zu sein und die Verständigung mit Suniten und Kurden zu suchen, auch wenn die Situation problematisch bleibt. Normalerweise ist es ja kein Problem religiös tolerant zu sein, aber in dieser Region herrscht leider sehr die Vetternwirtschaft, so das immer die eigne Familie, der eigne Stamm, die eigne Religionsgruppe bevorzugt wird.
viele Grüße

Paul

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dieter
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Spartaner hat geschrieben:Die Schiiten im Jemen kämpfen für ihre Unabhängigkeit,für mehr Freiheit, die Ihnen nicht gewährt wurde und für freie Religionsausübung.
Im Bahrein wurde vor kurzem ein schiitischer Volksaufstand mit Hilfe von Saudi Arabien, VAR und Katar blutig niedergeschlagen.
Es geht um das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes. Man kann sich nicht auf das Völkerrecht berufen ,wenn man Blut vergiesst und Bomben wirft. Das ist weder durch das Völkerrecht gedeckt noch im Sinne der Menschlichkeit. Auch in anderen Ländern gibt es solche Aufstände und scheinbar haben auch einige Scheindemokratien in Europa damit erhabliche Probleme und einige befürworten das Geschehen noch. Mich wundert nur das die Organisation Human Right Watch nich auf die vielen Zivilopfer bei den Bombenabwürfen aufmerksam macht oder verurteilt.
Lieber Spartaner,
das Selbstbestimmunsrecht eines Volkes kann man nur anführen, wenn demokratische Strukturen bestehen. Es sollen die Menschen abstimmen, ob sie dafür oder dagegen sind. Es kann aber nicht so sein, dass eine Minderheit von Schiiten der Bevölkerung sagen will, wie zu regieren ist. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Paul
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dieter hat geschrieben: Lieber Spartaner,
das Selbstbestimmunsrecht eines Volkes kann man nur anführen, wenn demokratische Strukturen bestehen. Es sollen die Menschen abstimmen, ob sie dafür oder dagegen sind. Es kann aber nicht so sein, dass eine Minderheit von Schiiten der Bevölkerung sagen will, wie zu regieren ist. :wink:
Das Selbstbestimmungsrecht kann man immer dann wahrnehmen, wenn man extrem unterdrückt wird, egal ob die Regierung sich demokratisch nennt. Es ist ja umso schlimmer, wenn formal eine Demokratie herrscht, die aber Minderheiten unterdrückt. Wie die Situation im Jemen war, wage ich nicht zu beurteilen. Der Aufstand der Huti deutet auf Unterdrückung, denn aus Spaß macht man sowas nicht. Man sieht ja in vielen Landern, das ein friedliches Zusammenleben verschiedener Religionen eigentlich noch einfacher ist, als das Zusammenleben unterschiedlicher Sprachgruppen. Es ist also ein völlig überflüssiges Problem.
viele Grüße

Paul

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