Scharon wird heute beerdigt

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Moderator: Barbarossa

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dieter
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Ariel Scharon ist heute auf seinem Land in der Negev beigesetzt worden. Er lag ab 4.1.2006 im Wachkoma. Er löste mit dem Betreten muslimische Gedenkstätten die Zweite Intifada der Palästinenser aus. Zum Schluss seines Lebens gab er als MP den Befehl, dass sich die Israelis aus dem Gazastreifen zurückzogen. Hohe Gäste aus dem Ausland Vizepräsident Biden, Außenminister Steinmeier nahmen an der Trauerfeier teil.
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Barbarossa
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Solch lobende Worte von einer deutschen Bundesregierung für einen Mann, der nichts zum Friedensprozess in der Region beigetragen hat und statt dessen noch Öl ins Feuer gegossen hat, sind für mich geradezu unerträglich. Er hat keine lobenden Worte verdient, finde ich. Ermahnende Worte an die derzeitige israelische Regierung wären in diesem Fall angebracht gewesen.
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RedScorpion

Abgesehen davon, dass offizielle Kritik zum Anlass des Todes a bisserl unfein ist (wenn auch ggf. nicht ungerechtfertigt),

wär's deutscherseits aber auch deppert, ausgerechnet in einer Zeit, in der die deutsche Regierungschefin ein jämmerliches Bild abgibt.

Total versagt in Libyen, jetzt in Syrien,

auf europ. Ebene sowieso (da ist die dt. Regierung für Verelendung breiter Bev.schichten mitverantwortlich),

schon in Jugoslawien und so weiter und so fort.


Also, die Kritik an Scharon müssen schon andere bringen als ausgerechnet Eure verderbte Regierung da (jaja, ich hab' schon mitbekommen, dass da jetzt 'ne neue am Ruder ist, aber sie ist teilidentisch, und war's vorher auch schon; kein Wunder: ändern tun sich Deutsche schwerlich).


In der Zeit (oder war's Die Welt?) war ein ganz gut gelungener Rückruf, wie ich fand.

Ich sehe Scharon schon v.a. als tragische Figur (und die im Zeitungsheader - ich such' ihn bei Gelegenheit heraus - gezogene Parallele mit David gar nicht schlecht),

denn gerade nach einer sehr bewegten (und kontroversen, denn bei aller Brutalität schonte er weder Freund noch Feind, noch sich selbst) Geschichte ist es in meinen Augen nichts anderes als tragisch, wenn er ausgerechnet in dem Moment, in dem er sich seinen Gegnern sei es aus dem linken Lager, als auch den Palästinensern, annähert (und z.B. als einer der ersten offiziellen jüd. Israelis von "Besetzung" spricht), ins Koma fällt und dann 8 Jahre bis zu seinem Tod nicht wiederaufwacht, sprich

dass ihm die Möglichkeit genommen wurde, endlich seine Taktiken und Teilsiege in echte Strategie umzusetzen und den Frieden zu gewinnen.




LG
Spartaner
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Ariel Scharon war für das israelische Volk ein ganz großer der Geschichte Sein größter Verdienst war sein militärisches Können und sein Mut in der Bedrohungsphase für Israel im 6. Tage Krieg . Durch sein strategisches Können wurde die 6. ägyptische Division vernichtend geschlagen. Rabin ernannte Scharon daraufhin zum Kommandeur des Sinai.
Als im Jom-Kippur-Krieg israel von mehren arabischen Staaten angegriffen wurde, holte man Scharon aus dem Ruhestand.
Ihm gelang es in eigenmächtiger Initiative, unter Missachtung der Anweisungen seiner Vorgesetzten mit seiner Panzerdivision die ägyptischen Angriffslinien im Sinai zu durchbrechen und die 3. Ägyptische Armee einzukesseln
Durch sein Geschick wurde die Existenz Israels gesichert. .Er verhinderte die drohende Niederlage Israels und schützte damit sein Volk vor der erneuten Vertreibung.und Vernichtung, sowie einen weiteren Exodus. Die Dankbarkeit des israelischen Volkes war unbeschreiblich und hier in Deutschland schwer vermittelbar. Von den Menschen in Israel wird er ewig als Held gefeiert werden.
Im zeichnet ein unglaubliches Charisma als Mensch aus . Er wirkt wie ein gutmütiger Vater , an dessen breiten Schultern sich die israelischen Menschen Metapher - mäßig anlehnen konnten, der aber auch ab und zu mal brummlig werden konnte.
Welche Metapher sich noch mit ihm verbinden lies ? Wenn nach einen Bergwerksunglück mehrere Bergleute eingeschlossen sind und man in die Runde guckt, wer könnte einen retten, wenn man nicht mehr aufstehen kann , wenn man verzweifelt - dann wäre Ariel Scharon einer der Hoffnung und Zuversicht gibt , Sicherheit ausstrahlt,und den Glauben vermittelt „ Wir kommen frei“ .
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dieter
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Lieber Spartaner,
man sollte Gefühle bei einen Politiker außen vorlassen. Dein überschwengliches Lob charakterisiert diesen Menschen doch nur zur Hälfte. Die Palästinenser sehen das sicherlich anders. :wink:
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ehemaliger Autor K.

De mortuis nil nisi bene dicendum
(Über Verstorbene sagt man nichts, es sei denn, es ist gut gemeint.)
Freie Übersetzung.

Eine Regierung, auch die deutsche, muss in den meisten Fällen offiziell so verfahren, alles andere widerspricht diplomatischen Gepflogenheiten.
Kritik gibt es, wenn überhaupt, hinter verschlossenen Türen.
Journalisten müssen sich, in den meisten Fällen jedenfalls, keinen Maulkorb anlegen. In vielen Kommentaren wird die widersprüchliche Politik von Scharon recht gut dargestellt. Seine Rolle als Kriegsheld, aber auch seine häufig destruktive Rolle im Friedensprozess. Wahrscheinlich wird man erst in späterer Zeit ihn richtig würdigen können. Im Moment überwiegen die Emotionen.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... el-scharon
Spartaner
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Man kann sich das nur so vorstellen, warum Scharon so verehrt wird ,wenn man sich in die Menschen hineinversetzt, als Israel von mehren arabischen Ländern gleichzeitig angegriffen wurde. Man kann sich leicht ausmalen , was bei einer Niederlage passiert wäre- siehe Srebrenica im Juguslawien -Krieg . Richtig nachvollziehen können das eh nur Leute die den 2 Weltkrieg noch miterlebt haben.
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dieter
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Lieber Spartaner,
habe den Zweiten Weltkrieg nur dreieinhalb Jahre mitbekommen, aber Flucht und Bombenangriffe haben mir schon als Kind gereicht. Israel hatte immer die Unterstützung der Amis, stand deshalb besser da, als Deutschland am Ende des WKII. :wink:
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Spartaner
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Leiber Dieter ,
damit hast du sicherlich Recht.
Paul
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Scharon hat Israel durch seine Mitverantwortung für den Massenmord an den Zivilisten in Schabra und Schatila sehr geschadet. Er wurde dafür nicht vor Gericht gestellt, auch nicht vor ein internationales Tribubal. Das hat dann auch dem Ansehen der USA und dem Westen insgesamt geschadet und ist für den internationalen Terrorismus mit veramtwortlich.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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dieter
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Ganz Deiner Meinung, lieber Paul. :)
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Spartaner
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Sicher galt Ariell Scharon bei vielen als "Held , Haudegen sogar als Hassfigur" . Er war aber vor allem ein "unbeirrbarer "Haudegen".
Im September besuchte er trotz aller Widrigkeiten den heiligen Tempelberg im muslimischen Viertel der Altstadt von Jerusalem. Durch diesen Besuch ( was im übrigen das Recht eines jeden Juden und Arabers sein müsste) lösste er bei den Arabern, die das als Provokation empfunden hatten, einen bewaffneten Aufstand (Indifada) aus.
Im Sommer 2005 setzte er trotz Widerstandes aus dem eigenen Lager den einseitigen Abzug Israels aus dem GAZA -Streifen durch.
Die in vielen Jahren mühsam aufgebauten Siedlungen, in den bis dahin ausgedorrten Land, wurden mit Polizeigewalt aufgelöst und geräumt.
Die Räuung der Siedlungen im Gaza- Steifen war in seiner Geschichte, meines Erachtens sein größter Fehler, denn die Palstineser und Araber sind weder zu solchen Zugeständnissen in dieser Art bereit, noch wollen sie einen dauerhaften Frieden mit Israel.
ehemaliger Autor K.

Spartaner hat geschrieben:Sicher galt Ariell Scharon bei vielen als "Held , Haudegen sogar als Hassfigur" . Er war aber vor allem ein "unbeirrbarer "Haudegen".
Im September besuchte er trotz aller Widrigkeiten den heiligen Tempelberg im muslimischen Viertel der Altstadt von Jerusalem. Durch diesen Besuch ( was im übrigen das Recht eines jeden Juden und Arabers sein müsste) lösste er bei den Arabern, die das als Provokation empfunden hatten, einen bewaffneten Aufstand (Indifada) aus.
Im Sommer 2005 setzte er trotz Widerstandes aus dem eigenen Lager den einseitigen Abzug Israels aus dem GAZA -Streifen durch.
Die in vielen Jahren mühsam aufgebauten Siedlungen, in den bis dahin ausgedorrten Land, wurden mit Polizeigewalt aufgelöst und geräumt.
Die Räuung der Siedlungen im Gaza- Steifen war in seiner Geschichte, meines Erachtens sein größter Fehler, denn die Palstineser und Araber sind weder zu solchen Zugeständnissen in dieser Art bereit, noch wollen sie einen dauerhaften Frieden mit Israel.
Scharon war tatsächlich ein Haudegen, aber meines Erachtens auch gelegentlich lernfähig. Die Räumung des Gazastreifens von israelischen Siedlern war ein Beweis für seinen Realismus. Gaza ist kleiner als Bremen, dort leben dichtgedrängt 1,3 Millionen Araber in einer Art Freiluftgehege. Sie können weder nach Israel oder nach Ägypten, sind praktisch gefangen. 8.500 Siedler hielten dann auch noch bis 2005 ca. 40% des Gazastreifens besetzt in 21 Siedlungen, versperrten den Palästinensern den Zugang zum Meer, den Stränden und den Feldern. Es war ein gigantischer Aufwand, die wenigen Siedler gegen 1,3 Millionen Araber zu verteidigen. Außerdem gehörte das Land ja auch vorher den Arabern und war ihnen sukzessive fortgenommen worden. Diesen israelischen Wahnsinn beendet zu haben, ist ein großer Verdienst von Scharon.
Ähnliches sollte man heute auch in anderen Gebieten machen wie z.B. in Hebron, wo eine winzige Schar fanatischer Israelis die riesige Überzahl von Arabern terrorisiert und vor denen mit einem gewaltigen Militäraufwand geschützt werden muss.

Siehe zu Gaza auch:
http://www.stern.de/politik/ausland/gaz ... 44301.html
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dieter
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Lieber Karlheinz,
Deine Worte in Gottes Gehörgang, aber von diesen Handlungen ist Israel noch meilenweit entfernt, vor allem da auch religiöse Parteien der Israel. Regierung angehören. :wink:
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