Kurdistan auf dem Weg zum eigenen Staat

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Barbarossa
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Paul hat geschrieben:Die Ergebnisse der Volksabstimmung über die Selbständigkeit Südkurdistans wurden veröffentlicht. In umstrittenen Gebiet Kirkuks haben sich 79 % für die Selbständigkeit Kurdistans und damit auch für die Zugehörigkeit Kirkuks zu Kurdistan ausgesprochen...
Auch das Gesamtergebnis des Referendums wurde inzwischen veröffentlicht.
Danach gab es mit 92,3% eine sehr hohe Zustimmung für die Abspaltung vom Irak. Die Wahlbeteiligung war mit rund 72% auch recht ordentlich.

Quelle: https://www.welt.de/politik/ausland/art ... gkeit.html
Dietrich hat geschrieben:Die Frage ist nun, was die Kurden mit diesem positiven Ergebnis anfangen. Wollen sie lediglich Druck auf die Regierung in Bagdad ausüben und weitere Autonomierechte erzwigen, oder wollen sie wirklich die Unabhängigkeit ausrufen.

Man darf gespannt sein, was die kurdische Autonomieregierung beabsichtigt.
Kurden-Präsident Massud Barsani hat schon erklärt, wie er sich das weitere Vorgehen vorstellt. Er will aufgrund des Referendums mit der irakischen Regierung Verhandlungen über die Unabhängigkeit der Kurdengebiete führen, auch wenn diese Verhandlungen nach seiner Aussage zwei oder drei Jahre dauern sollten. Die irakische Zentralregierung hat aber genau dies bereits abgelehnt.
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... ud-barzani

Wie ich schon schrieb, denke ich, dass sich auch die Vereinten Nationen des Konflikts annehmen sollten.
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Dietrich
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Barbarossa hat geschrieben: Kurden-Präsident Massud Barsani hat schon erklärt, wie er sich das weitere Vorgehen vorstellt. Er will aufgrund des Referendums mit der irakischen Regierung Verhandlungen über die Unabhängigkeit der Kurdengebiete führen, auch wenn diese Verhandlungen nach seiner Aussage zwei oder drei Jahre dauern sollten. ,,, Wie ich schon schrieb, denke ich, dass sich auch die Vereinten Nationen des Konflikts annehmen sollten.
Auch Barzani weiß, dass Verhandlungen mit der Zentralregierung in Bagdad zu nichts führen.  Man kann also vermuten, dass er das Unabhängigkeitsvotum dazu nutzt, weitere Autonomierechte zu erreichen.

Eine Vermittlung der UNO wird zu nichts führen, da alle Nachbarstaaten - Türkei, Iran, Syrien - strikt gegen einen unabhängigen Kurdenstaat sind. Sie fürchten, dass ihre eigenen Kurdengebiete ebenfalls Unabhängigkeit fordern.  Eine solche Einstellung kann nur gewaltsam durchbrochen werden, was bedeutet, dass eine einseitige Unabhängigkeitserklärung der einzige Weg ist. Im übrigen wird bei den Kurden das Selbstbestimmungsrecht der Völker mit Füßen getreten, weil sich niemand traut, die Türken als kompromissloseste Gegner einer kurdischen Unabhängig zu vergrämen.
Paul
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Russland hat ja schon erklärt, die Entscheidung der Kurden zu akzeptieren,
Es isr sehr wahrscheinlich, das Russland und die Türkei in Syrien wieder auf Konfrontation gehen werden. Man hat gesehen wie schnell sich Barsani und Erdogan entfremdet haben. Jetzt hofft Barsani auf eine starke Unterstützung durch die PKK. Diese geht wiederum zu den schiitischen Milizen auf Distanz, welche 1/3 von Shingal und den Hauptteil von Dyalla und der Niniveebene besetzt haben.
Über Syrien kann man kaum spekulieren. Einerseits gibt es das Wettrennen der Truppen des Regimes und Rojavas um die bisherigen IS- und Öl- Gebiete, andererseits gibt es auch Gesprächsangebote. Das Regime ist mit dem Iran als einer der Teilungsmächte verbündet und eigentlich auch eine Teilungsmacht - ohne Macht, Rojava hat Sympathien für eine Vereinigung Kurdistans, muß aber Rücksichten auf die eignen Minderheiten und die Situation von Afrin sowie die Großmächte nehmen. Özalan war auch auf Distanz zum Nationalstaat gegangen und setzt auf dezentrale Selbstverwaltung.
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Paul

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Dietrich
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Paul hat geschrieben:Russland hat ja schon erklärt, die Entscheidung der Kurden zu akzeptieren,
Es ist mir bis heute schleierhaft, warum Russland so entschieden hat.
Paul
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Dietrich hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Russland hat ja schon erklärt, die Entscheidung der Kurden zu akzeptieren,
Es ist mir bis heute schleierhaft, warum Russland so entschieden hat.
Russland wird sich wirtschaftliche Vorteile versprechen. Die Unabhängigkeit ist ja nornalerweise nicht aufzuhalten. Der Irak wird ja wohl keinen Krieg führen wollen und dann noch viele sunnitisch arabische Gebiete verlieren.
In vielen umstrittenen Gebieten konnte noch keine Abstimmung durchgeführt werden. Das könnten die Kurden noch verlangen.
viele Grüße

Paul

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Paul
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Irakische Truppen und schiitische Milizen sind vor Kirkuk aufmaschiert, um Kurdistan anzugreifen. Die Bevölkerung Kirkuks hat sich bewaffnet, um die Peschmerga bei der Landesverteidigung zu unterstützen. Andere kurdische Milizen aus den Nachbarländern senden auch Verstärkungen nach Kirkuk. Sollte der Irak wirklich angreifen, wird das zum Flächenbrand an allen Fronten z.B. auch bei Mossul, Shingal, Dyalla...Die PKK würde sicherlich in Nordkurdistan und Deutschland weiter mobilisieren, aber auch aus dem Iran kommen viele Freiwillige. 

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Paul

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Paul hat geschrieben: Die Bevölkerung Kirkuks hat sich bewaffnet, um die Peschmerga bei der Landesverteidigung zu unterstützen. Andere kurdische Milizen aus den Nachbarländern senden auch Verstärkungen nach Kirkuk. Sollte der Irak wirklich angreifen, wird das zum Flächenbrand an allen Fronten z.B. auch bei Mossul, Shingal, Dyalla...Die PKK würde sicherlich in Nordkurdistan und Deutschland weiter mobilisieren, aber auch aus dem Iran kommen viele Freiwillige.
Der Irak ist ein künstlicher Staat mit von den Alliierten nach 1918 willkürlich gezogenen Grenzen.
Am besten wäre es, eigene Staaten für die Schiiten im Süden, die Sunniten im NW und die Kurden im Osten zu gründen. Sunniten und Schiiten werden noch lange miteinander verfeindet sein und in gemeinsamen Staaten als Sprengsätze wirken.
Paul
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Inzwischen sind schwere Kämpfe zwischen Kurden und der schiitischen Miliz Hasd A Shabi ausgebrochen. Ein Problem ist, das die Peschmerga nicht einheitlich geführt werden. Ein Befehlshaber soll Waffenstillstandsverhandlungen geführt haben. Seine Peschmerga haben sich aus mehreren Stellungen u. Orten zurückgezogen. Dort begannen die schiitischen Milizen Häuser von Kurden zu verbrennen. Andere Peschmerga haben begonnen diese Stellungen u. Orte wieder einzunehmen.

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Paul

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Der Krieg ist in vollem Gange. Die irakische Armee ist in Kirkuk eingedrungen. Vor allem die PKK und Peschmerga aus dem Iran organisieren den Widerstand der Bevölkerung. Es gibt Meldungen über Rückzugsbefehle der PUK Führung an ihre Peschmerga. Möglicherweise wird jetzt der Talabaniclan gestürzt, denn die Bevölkerung will überwiegend die Selbständigkeit. Das sind aber erschwerte Bedingungen für die Verteidigung, wenn schwere Waffen abgezogen werden. Es könnte ein langwieriger Partisanenkrieg werden. 
viele Grüße

Paul

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Barbarossa
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Schlimm, sehr schlimm. Fast scheint es, als wäre es besser gewesen, es beim Status quo zu belassen. Faktisch unabhängig war das Kurdengebiet im Nordirak ohnehin.
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Paul
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Die politischen Bündnisse ändern sich schnell. Die PKK und Barsanis PDK hatten große Probleme miteinander. Die PKK arbeitete mit der PUK von Talabani zusammen. Jetzt wird wohl Barsani an der Unabhängigkeit festhalten und wird von der PKK unterstützt. Barsani könnte versuchen den Talabaniclan zu entmachten, der sich mit dem Irak und Iran arangieren wollte. Die Frage ist, wie die Bevölkerung und die Peschmerga in Südostkurdistan reagiert. Der Irak wird Kirkuk und weite Gebiete zwangsarabisieren, wenn er nicht aufgehalten wird.

Einige kurdische Kriegsgefangene wurden durch irakische Kräfte enthauptet. Peschmerga/PKK sammeln sich für die Gegenoffensive.

https://www.facebook.com/hashtag/kurdis ... 6020320623
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Paul

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2 Komandeure sollen die Front für iranische Truppen geöffnet haben. Wie Barsani jetzt reagieren wird ist offen. Eigentlich mußte er mit so etwas rechnen, das die Unabhängogkeit kein Spaziergang wird.

Das syrische Regime soll begonnen haben Rojava bei Deir Ez Sor anzugreifen. Möglichwerweise ein Ablenkungsangriff, um den Irak zu unterstützen. Rojava schickt Truppen nach Shingal, um einen neuen Massenmord durch schiitische Milizen zu verhindern.
Die USA wollen sich im Irak neutral verhalten.
viele Grüße

Paul

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Ist ein wenig wie in Katalonien:  Viele schreien laut und machen action, es gibt aber auch eine große Zahl, die zunächst noch schweigt. Katalanen wie Kurden. Nicht alle syrischen Kurden, nicht alle irakischen Kurden und nicht alle türkischen Kurden wollen ein unabhängiges Kurdistan, aber auch wieder nicht auf Regierungsseite die eigenen Landleute umbringen.
Die wieder keinerlei Skrupel hatten, Familien zu bedrohen, in denen ein Elternteil arabisch ist. Oder beide Kurden, aber nichtfür ein Kurdistan.
Es wird eine Krisenregion bleiben, solange nicht den Kurden von allen Staaten große Autonomie eingeräut wird- und das wird nicht passieren.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Paul
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Die Situation in Südkurdistan ist sehr unübersichtlich. Es ist praktisch in 4 Teile geteilt.
- Die jetzt vergrößerten Regionen, die von der Zentralregierung und schiitischen Milizen kontrolliert werden.
- Die Region, die vom Talabanieclan kontrolliert wird und Abkommen mit der Regierung schloß. Er hat eigne Gebiete aufgegeben. Die kurdische Bevölkerung wird systematisch aus Kirkuk vertrieben und die Öleinnahmen fallen weitgehend weg. Kurdistan wird wieder verarmen. Möglicherweise wird es Widerstand auch gegen die Talabanis geben. Wahrscheinlich wird es dort nie wieder freie Wahlen geben.
- Die Region, die im Nordwesten von den Barsanis kontrolliert wird. Seine Peschmerga haben sich auch aus einigen Regionen zurückgezogen z.B. dem Norden Shingals. Es ist unsicher, ob er den Rest verteidigen wird oder Abkommen mit der Zentralregierung schließen wird.
- PKK und die Schwesterorganisation halten den Südwesten Shingals und werden ihn verteidigen. Im Nordem halten unabhängige ezidische Milizen ihre Stellingen. Eventuell gibt es auch Vereinbahrungen mit bestimmten Milizen. Mit anderen Milizen soll es Kämpfe geben. Es gibt Berichte, das Die PKK und die unabhängigen Milizen versuchen bisher von den Peschmerga kontrollierte Orte/stellungen in Shingal einzunehmen. De Fakto soll Shingal ein Kanton Rojavas werden. Die Armee Rojavas rückt vom Westen ind Norden gegen den IS auf die Grenze zum Irak vor. Es gibt auch Berichte, das die PKK die Barsani Peschmerga bei der Verteidigung Makmurs unterstützen soll.
Den weiteren Vormarsch der irakischen Truppen auf Erbil will Barsani wohl doch verhindern. Wenn der Krieg eskaliert, könnte sich der Nordwesten Südkurdistans mit Rojava zusammenschließen.
viele Grüße

Paul

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Paul
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Der Terror der schiitischen Milizen hat eine Fluchtwelle aus Kirkuk und Straßenkämpfe ausgelöst. Der Irakische Ministerpräsident hat Armee und Milizen aufgefordert Kirkuk zu verlassen. Letztlich können die Talabanis gestürzt werden, da die kurdische Bevölkerung die Besatzungsmacht in ihren Gebieten ablehnt. 

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viele Grüße

Paul

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