Heftige Proteste in der Türkei - Niedergang Erdogans?

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Moderator: Barbarossa

Paul
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Erdogan hat die nationalistische Karte gezogen und ist bereit für seine Mehrheit Blut zu vergießen. Mit der MHP hat er eine knappe Mehrheit. Wenn die MHP nicht ins nächste Parlament kommt, könnte er möglicherweise auch eine knappe Mehrheit für die AKP bekommen. Das Ziel, die HDP unter die 10 % Hürde zu drücken wird nicht gelingen. Vielleicht ein Verbot, aber das wäre ja dann das Ende der Demokratie in der Türkei, wenn es die denn gab.
viele Grüße

Paul

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Barbarossa
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Bei zwei Bombenanschlägen im Zentrum von Ankara sind am Samstag nach offiziellen Angaben fast 100 Menschen ums Leben gekommen, 246 Menschen wurden verletzt - die prokurdische HDP spricht gar von 122 Toten und mehr als 500 Verletzten. Es war der schwerste Terroranschlag der jüngeren türkischen Geschichte. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.
Wer für die Anschläge verantwortlich ist, die anscheinend von zwei Selbstmordattentätern verübt wurden, ist noch nicht klar. Verdächtigt werden der IS oder die PKK.
Aber immer mehr Türken machen auch Erdogan mit seiner verfehlten Politik für die zunehmende Verschlechterung der Sicherheitslage verantwortlich. Schon am Samstagabend hatten deswegen rund 2000 Menschen in Istanbul gegen die Regierung demonstriert.
Am Sonntag versammelten sich dann Tausende Menschen in der türkischen Hauptstadt Ankara auf einem Platz in der Nähe des Anschlagsortes zum Gedenken an die Opfer. Sie kamen damit einem Aufruf von Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und linken oder kurdischen Parteien nach, die am Vortag zu einer Friedensdemonstration aufgerufen hatten.

Trotz der Staatstrauer gingen die Angriffe der türkischen Luftwaffe nach Medieninformationen auch auf PKK-Stellungen weiter, obwohl diese einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen hatte.

Artikel lesen: http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 57205.html
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Paul
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Die Parlamentswahl in der Türkei endete mit einem unerwarteten Wahlsieg der AKP Erdogans. Sie erreichte die absolute Mehrheit. Alle 3 kleineren Parteien verloren viele Stimmen, entgegen allen Wahlprognosen. Damit sieht es für den Friedensprozeß sehr schlecht aus. Die HDP verlor 2,5 % der Stimmen und konnte gerade so als Fraktion ins Parlament einziehen. Sie gewann allerdings viele Sitze direkt. Auch die MHP zog knapp ein.

http://www.deutsch-tuerkische-nachricht ... bnisse.jpg

Die HDP konnte noch nicht einmal in allen kurdischen Mehrheitsgebieten die Mehrheit bekommen, obwohl viele kurdische Politiker die AKP verlassen haben.

https://www.facebook.com/94215406581861 ... =3&theater
Zuletzt geändert von Paul am 01.11.2015, 20:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Paul

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Balduin
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Ich habe gelesen, dass die Medien kaum mehr unabhängig berichtet haben - das ist natürlich ein gewichtiger Faktor. Und der Krisenmodus, in dem die Türkei derzeit ist, dürfte sein übriges zum Ergebnis beigetragen haben.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Barbarossa
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Eine verfasungsänderungsfähige 2/3-Mehrheit wurde zwar verhindert, aber enttäuscht bin ich trotzdem. Die Türkei wird sich damit weiter von jeder Rechtsstaatlichkeit entfernen.
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Paul
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Einige Wahlbetrügereien werden von der Wahlkommission anerkannt. Die Zahl der HDP Abgeordneten steigt etwas.

https://www.facebook.com/94215406581861 ... =3&theater

Es ist von bis zu 2 Millionen gefälschten Stimmen die Rede. Wahrscheinlich hätte die AKP bei einer korrekten Wahl keine Mehrheit gehabt. Die Unruhen in Nordkurdistan eskalieren. Die Wirtschaft und der Tourismus werden leiden.
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Paul

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"Sultan" Erdogan sitzt fester im Sattel als je zuvor und wurde durch die Türken in Deutschland kräftig unterstützt. Soviel zur Integration.....
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Barbarossa
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Paul hat geschrieben:Einige Wahlbetrügereien werden von der Wahlkommission anerkannt. Die Zahl der HDP Abgeordneten steigt etwas.

https://www.facebook.com/94215406581861 ... =3&theater

Es ist von bis zu 2 Millionen gefälschten Stimmen die Rede. Wahrscheinlich hätte die AKP bei einer korrekten Wahl keine Mehrheit gehabt. Die Unruhen in Nordkurdistan eskalieren. Die Wirtschaft und der Tourismus werden leiden.
Also ich würde schon seit längrer Zeit keinen Urlaub in der Türkei machen, selbst wenn man mir die Reise schenken würde.
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Renegat
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Barbarossa hat geschrieben: Also ich würde schon seit längrer Zeit keinen Urlaub in der Türkei machen, selbst wenn man mir die Reise schenken würde.
Wenn du aus Gründen der politischen Förderung zu reisen pflegst, bieten sich z.Zt. Griechenland und Tunesien an, nur so als Tipp. :D

Erdogan ist auch nicht gerade mein Lieblingspolitiker, seine Innenpolitik zu beurteilen, überlasse ich lieber seinen türkischen Wählern. Auch ob da gemauschelt wurde, sollten sie beurteilen können.

Ich denke manchmal, wir verhalten uns oft überheblich, wenn wir unseren Weg zur Demokratie als den einzig richtigen, allen Ländern von außen verordnen wollen. Und wenn es dann anders läuft, verurteilen und sanktionieren wir und schaffen damit härtere Fronten. Entweder überzeugt unser System durch Beispiel oder eben nicht, sich informieren und selber denken, können die Menschen überall. Auch wenn es natürlich nicht alle tun, das tun sie ja bei uns auch nicht.

Zwischen den beiden Nachbarn Türkei und Iran gibt es ein paar geschichtliche Paralellen. Im Iran hat es lange gedauert, im Moment sieht es aber so aus, als kehre der lange isolierte Iran langsam in die Welt zurück.
Auch Herrn Putin haben wir letztes Jahr, als wir noch keine anderen Sorgen hatten, vehement verteufelt. Und was ist jetzt?
Tja und dann ist da China, das einen eigenen Weg geht. China zu belehren oder zu mißachten verbietet sich schlicht wegen seiner Größe. Die Türkei ist zwar nicht so groß wie China, liegt uns aber viel näher. Verglichen mit der EU-Kleinstaaterei ist die Türkei schon eine Größe, hat nämlich zufällig genausoviele Einwohner wie Deutschland.
Wallenstein

Renegat
Ich denke manchmal, wir verhalten uns oft überheblich, wenn wir unseren Weg zur Demokratie als den einzig richtigen, allen Ländern von außen verordnen wollen. Und wenn es dann anders läuft, verurteilen und sanktionieren wir und schaffen damit härtere Fronten. Entweder überzeugt unser System durch Beispiel oder eben nicht, sich informieren und selber denken, können die Menschen überall. Auch wenn es natürlich nicht alle tun, das tun sie ja bei uns auch nicht.

Zwischen den beiden Nachbarn Türkei und Iran gibt es ein paar geschichtliche Paralellen. Im Iran hat es lange gedauert, im Moment sieht es aber so aus, als kehre der lange isolierte Iran langsam in die Welt zurück.
Auch Herrn Putin haben wir letztes Jahr, als wir noch keine anderen Sorgen hatten, vehement verteufelt. Und was ist jetzt?
Tja und dann ist da China, das einen eigenen Weg geht. China zu belehren oder zu mißachten verbietet sich schlicht wegen seiner Größe. Die Türkei ist zwar nicht so groß wie China, liegt uns aber viel näher. Verglichen mit der EU-Kleinstaaterei ist die Türkei schon eine Größe, hat nämlich zufällig genausoviele Einwohner wie Deutschland.
Natürlich kann jedes Land seinen eigenen Weg gehen, verstößt aber eine Regierung gegen die Menschenrechte, dann sollte eine Kritik daran erlaubt sein. Meines Wissens stimmt jedes Land, welches der UNO beitritt, damit auch der Erklärung der Menschenrechte von 1948 zu. Wenn sie sich dann trotzdem nicht daran halten, dann sollte man reagieren.
Und die Größe eines Landes ist kein Grund, sich nicht daran zu halten und immunisiert auch nicht vor Kritik. Das gilt auch für China. Schließlich kritisieren wir auch Russland, die USA, Brasilien usw.
Renegat
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Renegat hat geschrieben: Ich denke manchmal, wir verhalten uns oft überheblich, wenn wir unseren Weg zur Demokratie als den einzig richtigen, allen Ländern von außen verordnen wollen. Und wenn es dann anders läuft, verurteilen und sanktionieren wir und schaffen damit härtere Fronten. Entweder überzeugt unser System durch Beispiel oder eben nicht, sich informieren und selber denken, können die Menschen überall. Auch wenn es natürlich nicht alle tun, das tun sie ja bei uns auch nicht.

Zwischen den beiden Nachbarn Türkei und Iran gibt es ein paar geschichtliche Paralellen. Im Iran hat es lange gedauert, im Moment sieht es aber so aus, als kehre der lange isolierte Iran langsam in die Welt zurück.
Auch Herrn Putin haben wir letztes Jahr, als wir noch keine anderen Sorgen hatten, vehement verteufelt. Und was ist jetzt?
Tja und dann ist da China, das einen eigenen Weg geht. China zu belehren oder zu mißachten verbietet sich schlicht wegen seiner Größe. Die Türkei ist zwar nicht so groß wie China, liegt uns aber viel näher. Verglichen mit der EU-Kleinstaaterei ist die Türkei schon eine Größe, hat nämlich zufällig genausoviele Einwohner wie Deutschland.
Wallenstein hat geschrieben:Natürlich kann jedes Land seinen eigenen Weg gehen, verstößt aber eine Regierung gegen die Menschenrechte, dann sollte eine Kritik daran erlaubt sein. Meines Wissens stimmt jedes Land, welches der UNO beitritt, damit auch der Erklärung der Menschenrechte von 1948 zu. Wenn sie sich dann trotzdem nicht daran halten, dann sollte man reagieren.
Und die Größe eines Landes ist kein Grund, sich nicht daran zu halten und immunisiert auch nicht vor Kritik. Das gilt auch für China. Schließlich kritisieren wir auch Russland, die USA, Brasilien usw.
Ja, das tun wir, aber ganz leise und dezent.
Wir haben hier wieder den typischen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Einerseits gibt es theoretisch die UN-Menschenrechte aber wer kann und will die andererseits praktisch durchsetzen?
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:...
Einerseits gibt es theoretisch die UN-Menschenrechte aber wer kann und will die andererseits praktisch durchsetzen?
Dass du das fragst, wundert mich ein wenig. Die meisten Länder der westlichen Welt tun es doch.
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Renegat
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Wieso wundert dich das?
Die Menschenrechte und wer sie wie einhält, sind doch ständig Thema.
Außerdem schreibst du ja selbst, nur in den meisten Ländern der westlichen Welt. So groß und bevölkerungsreich ist die sog. westliche Welt nun nicht, weder flächen- noch zahlenmäßig bildet sie die globale Mehrheit. https://de.wikipedia.org/wiki/Westliche_Welt
Wäre auch mal ein interessantes Thema.
Paul
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Die PKK hat den einseitigen Waffenstillstand aufgekündigt. Die Türkei hatte sich nicht daran gehalten. Sie wollen sich jetzt wieder verteidigen.

Die USA haben Gerüchte aus der Türkei dementiert, sie würden die YPG nicht mehr mit Waffen versorgen. Die Truppen der Autonomie sind der einzige Verbündete der USA in Syrien. Sie waren auch mit schlechter Bewaffnung sehr erfolgreich gegen Isis. Das Hauptproblem ist für die YPG die Unterstützung von Isis durch die Türkei. Sie läßt den Nachschub durch und greift die YPG in Syrien an. Sie droht mit Bombardierung insbesondere wenn die YPG den Eurphrat überquert, um Minbij und Jarablus zu befreien.

https://www.facebook.com/pages/Tageszei ... 4351296677

Die HDP lehnt das Präsidialsystem ab. Sie schließt aber nicht alle Reformen der Verfassung aus.

Im Augenblick rückt die YPG in Syrien südlich und östlich von Hasakah vor und nimmt Isis immer mehr Ölquellen und Raffinerien ab.
viele Grüße

Paul

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Immer mehr oppositionelle Türken wollen auswandern und zwar nach Uruguay ! Scheint bei denen z.Zt. Mode zu sein.
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