Der Irak – Folgen eines Krieges

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Moderator: Barbarossa

Paul
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Harald hat geschrieben: @Paul: Sind die Kurden eigentlich Schiiten oder Sunniten oder beides? Bei Karl Mai waren viele noch Teufelsanbeter, d.h. Anhänger der Zaroasterreligion.

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Hallo Harald,
die meisten Kurden sind Sunniten. Im Iran und dem Osten des Iraks sind sie eher Schiiten, im Katon Efrin in Syrien gibt es auch viele kurdische Alawiten und in der Türkei Aleviten. Es gibt 2 besondere religiöse Minderheiten: die Shabak und die Yeziden. Die Shabak leben südlich von Mossul, die Yeziden leben vor allem in der Region Shingal in der Provinz Ninive. Die religiöse Orientierung hindert die Kurden nicht an einer politischen Zusammenarbeit. Die PKK nahen Parteien sind ausgesprochen laizistisch, tollerieren aber ausdrücklich die Religionen und ethnischen Minderheiten, insbesondere die Asyrer/Aramäer, Armenier. Insbesondere die beiden besonderen religiösen kurdischen Minderheiten sind wie die Christen auf Schutz angewiesen, da sie durch radikale arabische Sunniten z.B. Isis besonders verfolgt werden. In Syrien suchen sie aber auch die Zusammenarbeit mit den Turkmenen, einheimischen Tschetschenen, Tscherkessen und Arabern. Auch die irakische Autonomieregierung beschützt die Assyrer, so das viele Assyrer aus den arabischen Gebieten nach Kurdistan geflohen sind.
Die Autonomien im Irak und Syrien provitieren aber auch von ihrer toleranten bzw. freundlichen Haltung zu den Minderheiten.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
RedScorpion

Harald hat geschrieben:Aber außer RS weiß das leider niemand.
...
Das Problem ist nicht, dass man dies nicht wüsste (lassen wir die Doofen mal aussenvor).

Es ist Geiz bzw. das Prinzip Hoffnung auf Einsparungen, dass dazu führt, dass Koordinierung und Kooperation nicht selten genug aussenvorgelassen werden.

Und dann kommt's eben manchmal so teuer, dass sich keiner mehr traut, es richtig zu machen.

Zum Nulltarif gibt's aber nix, und was nützen alle hypothetischen oder tatsächlichen Einnahmen aus Oelgeschäften, wenn weiterhin versucht wird zu kleckern, statt zu klotzen, möglicherweise noch an irgendwelche Wahltermine in Pusemuckel gebunden statt an Kosten-Nutzen-Kalkulationen,

und dadurch ungefähr das 100fache an Kosten entsteht (ein russisches Sprichwort - sehr wahr - sagt, dass man bisweilen nicht reich genug ist, um sich Geiz erlauben zu können).

Ob das nu der Flughafen in der Zone in Hinterpomm... ich mein' Berlin ist oder der Irak,

das Prinzip ist dasselbe. Klar ist's quantitiv ein grosser Unterschied, ob dabei Menschen draufgehen oder nicht;

aber die Fehler heute (über jene von gestern lohnt es sich nicht zu sprechen) sind dieselben.




LG
Paul
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Es kann passieren, das der Irak dreigeteilt wird. Bedingung dafür wäre, das die Baath Partei die Führung der sunnitischen Araber übernimmt und Isis bekämpft. Weder die Schiieten , noch die Kurden werden einen von Isis beherrschten Staat tolerieren. Wahrscheinlich werden die Kurden Mossul einnehmen und die schiietische Regierung wird Bagdad halten.
Ein schwacher sunnitisch arabischer Staat wäre für die Kurden ein Puffer gegen die arabischen Schiieten. Sie müßten mit den schiietischen Arabern nur den Territorialkonflickt in Dialla lösen.
Die Turkmenen werden unter solchen Umständen die Zugehörigkeit zu Kurdistan vorziehen.
Wenn die schiietische Regierung sich mit den sunnitischen Stämmen einigt, könnte das Szenario entfallen.

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 88722.html
viele Grüße

Paul

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Barbarossa
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RedScorpion hat geschrieben:...

Ob das nu der Flughafen in der Zone in Hinterpomm... ich mein' Berlin ist ...
Da wäre dir aber beinahe wieder ein kleiner Laxus unterlaufen, denn Hinterpommern gehört heute zu Polen - im Gegensatz zu Vorpommern, das heute zu "Meck-Pomm" gehört und dem zur Folge keine eigene Provinz mehr darstellt.

Ok, genug Geographieunterricht für heute.
:wink:
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RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben:...

Ob das nu der Flughafen in der Zone in Hinterpomm... ich mein' Berlin ist ...
Da wäre dir aber beinahe wieder ein kleiner Laxus unterlaufen, denn Hinterpommern gehört heute zu Polen...
...
Balin etwa nich?
Dann halt Neu-Polen.

:mrgreen:

Barbarossa hat geschrieben: ...
... im Gegensatz zu Vorpommern, das heute zu "Meck-Pomm" gehört und dem zur Folge keine eigene Provinz mehr darstellt.
...
Bin ja nich doof.

Ich weiss, wo Hinterpommern und ihre Greifen sind (wer weiss das nicht? Pommerland ist abgebrannt), auch wie man "Mecklenburg" ausspricht, usw.

Is trotzdem alles eine Wichse und jwd.

Ostelbien.
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Zumutung.

:mrgreen:



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Barbarossa
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Barbarossa
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Was bisher als völlig ausgeschlossen galt - die Staatskrise im Irak scheint es möglich zu machen: Der Iran und die USA planen eine Zusammenarbeit beim Kampf gegen ISIS im Irak. Sowohl der iranische Präsident Hassan Rohani hat bereits erklärt, er halte eine Kooperation mit den USA für denkbar, als auch die US-Regierung bereite direkte Gespräche mit der Regierung in Teheran vor, berichtet das "Wall Street Journal".
Aus den von ISIS besetzten Gebieten gelangten Videos mit äußerst brutalem Inhalt an die Öffentlichkeit. Inzwischen haben die irakischen Truppen eine Gegenoffensive gegen die Islamisten gestartet.

Artikel lesen: >> Irak-Krise - USA planen direkte Verhandlungen mit Iran <<
(zeit.de)
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dieter
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Lieber Barbarossa,
das wäre doch schon mal was, wenn sich die USA und der Iran in ihrem Atomstreit näher kämen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Die irakische Regierung hat ihre Bereitschaft erklärt, das die Kurdischen Truppen in den bischer umstrittenen Gebieten bleiben solle. Die Frage ist, ob dies auch für die Region Dialla gilt? Präsident Maliki hat einen "privaten Brief" an Barsani geschickt. Sicherlich enthält er Vorschläge für ein abgestimmtes Vorgehen gegen Isis.
Isis bat die kurdische Regionalregierung um einen Waffenstillstand, gleichzeitig machen sie mit Eroberungen weiter, welche zu einer Massenflucht in die autonomen Gebiete führt. Außerdem macht Isis mit Massenerschießungen und Sklavenjagd z.B. in der Region Mossul weiter. Dies ist sicherlich nicht akzeptabel.

Der Westen und insbesondere die USA könnten die Autonomie in Nordsyrien als Bündnispartner gegen Isis aufbauen. Ein wirkliches Risiko kann ich dabei nicht erkennen, denn die Autonomie hat eigentlich kein Interesse arabisches Gebiet zu erobern. Befreite Gemeinden, wie Tal Hamis und in der Region nördlich von Al Bab verwalten sich selbst. Die nichtkurdischen Bevölkerungsgruppen bestimmen die Sicherheitspolitik mit. Wären sie so erfolgreich, das sie weitere Regionen befreien würden, dann würden dort höchstens arabische Kantone, mit demokratischen Strukturen entstehen.
viele Grüße

Paul

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dieter
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Ihr Lieben,
man kann nur hoffen, dass die Issis zurückgeschlagen wird und trotzdem Assad keinen Vorteil davon hat. :wink:
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Paul
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Die irakische Armee hat verbündet mit turkmenischen Milizen mit der Befreiung von Tal Afar begonnen.
Die Peschmerga haben ihre Reservisten eingezogen und ebenfalls mit einer Offensive gegen Isis begonnen. Sie unterstützen damit die irakische Zentralregierung. Der kurdische Ministerpräsident hat aber erklärt er wolle die Dezentralisierung des Iraks voranbringen. Es solle ein demokratischer sunnitsch arabischer Teil organisiert werden.
Natürlich wäre es logisch, wenn Tal Afar als kleines turkmenisches Autonomiegebiet entstehen würde.
viele Grüße

Paul

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Harald
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Jetzt muß Obama erst mal entscheiden, ob die USA etwas unternimmt. Das wird anscheinend noch ein paar Wochen dauern. Dann wird er entscheiden, was die USA unternimmt. Das wird voraussichtlich noch ein paar Wochen dauern. Dann muß das Ganze erstmal gut geplant werden. Auf Wiedersehen in Bagdad.

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Spartaner
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Harald hat geschrieben:Jetzt muß Obama erst mal entscheiden, ob die USA etwas unternimmt. Das wird anscheinend noch ein paar Wochen dauern. Dann wird er entscheiden, was die USA unternimmt. Das wird voraussichtlich noch ein paar Wochen dauern. Dann muß das Ganze erstmal gut geplant werden. Auf Wiedersehen in Bagdad.

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Die USA ist nicht interessiert daran, dass die momentan irakische Regierung gestürzt wird und der Irak in drei Teile zerfällt. Ein schiitischer Staat könnte ohne den Öleinnahmen des Nordens nicht existieren und es besteht die Gefahr, dass die bisher moderaten fortschrittlichen Kräfte unter den Schiiten zur Minderheit werden und sich die Schiiten im Irak zu den radikalen Ansichten eines Muhammad Baqir as-Sadr http://de.wikipedia.org/wiki/Muhammad_Baqir_as-Sadr bekennen, die eng mit den Ansichten eines Ajatollah Khomeini im Iran verwoben waren. Die Radikalisierung des Glaubens der Schiiten wurde damals unfreiwillig durch die Politik eines Saddam Husseins unterbunden. Saddam Hussein seine Politik war auf seine Baath-Partei und seiner Machterhaltung ausgerichtet. Er verfolgte Schiiten, Gegner aus seiner eigenen Baath Partei, radikale Moslems, Christen, Juden und Kurden gleichermaßen und erweiterte entscheidend die Kluft zwischen Schiiten und Sunniten. Die religiös - behafteten Konflikt- Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten und das streben nach Einflusssphären können wir momentan sowohl im Irak als auch in Syrien beobachten. Sie ist in eine neue Phase der Eskalation getreten. Noch nie war die Polarisation ziwschen beiden religiösen Lagern so groß.

Die USA hat diesbezüglich keine Lust auf ein militärisches Abenteuer, da es die Probleme im Land nicht lösen würde und entgegen ihre Sicherheitsinteressen in der Region laufen würde. Ziel ist es, alle Parteien und Gruppierungen sollen eine gemeinsame Lösung finden, die darin besteht, dass der irakische Staat erhalten bleibt. Es würde auch der US- Politik in der Ukraine widersprechen. Gerade dort verwehrt man der russischen Minderheit, das Recht auf Selbstbestimmung. Somit kann man es den Kurden im Irak nicht gleichzeitig einräumen.
Mit dem Iran gibt es gleiche strategische Ziele .http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 75974.html , die eine begrenzte Zusammenarbeit möglich macht.
Der Iran ist selber auch interessiert, dass der Irak nicht auseinanderfällt. Wenn die Kurden im Norden die Kontrolle übernehmen würden und im Süden die Schiiten, wäre der Einfluss des Iran im mittleren Osten reduziert. Ein sunnitisches Gebiet in Syrien und Irak könnte gefährlich sein, weil es extremistischen Gruppen im Iran und im Nahen Osten untertützen würde und deshalb die Regionen nur destabilisieren würde.
Der Iran und auch die Türkei haben auch deshalb starke Vorbehalte gegen ein auseinander triften des Iraks, weil sie selbst viele Minderheiten haben, die dann mehr Rechte einfordern würden. Dazu zählen im Iran beispielsweise 16 % Aserbaidschaner, 7-10 % Kurden, 6 % Luren, 2 % Araber, 2 % Belutschen und sonstige Ethnien.
Ein unabhängiges Kurdistan ist eine Gefahr, sowohl für den Iran als auch für die Türkei.
Für die Kurden ist es in erster Hinsicht ein Kampf für mehr eigene Rechte und für eine unabhängigen Staat. Dementsprechend verbissen ist auch ihre Gegenwehr gegen den Vormarsch der Isis. http://de.euronews.com/2014/06/13/fluch ... war-feige/
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dieter
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Harald hat geschrieben:Jetzt muß Obama erst mal entscheiden, ob die USA etwas unternimmt. Das wird anscheinend noch ein paar Wochen dauern. Dann wird er entscheiden, was die USA unternimmt. Das wird voraussichtlich noch ein paar Wochen dauern. Dann muß das Ganze erstmal gut geplant werden. Auf Wiedersehen in Bagdad.

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Lieber Harald,
sehe ich genauso. Bis Obama sich entschieden hat, hat Issis Bagdad übernommen. Ich habe nicht geglaubt, dass es noch einen schlechteren Präsidenten als Bush double U geben kann. Aber anscheinend ist Obama ein noch schlechterer Präsident als Bush junior. :wink:
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Paul
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Die irakische Regierung hat trotz schiitischer Freiwilliger weiter Probleme, gegen Isis standzuhalten. Sie haben sich in der Region Dialla, in der Nähe Bagdads, zurückziehen müssen.
Die Peschmerga rücken in Dialla vor und konnten die kurdische Stadt Dschalula von Isis befreien.
Teilweise hatte es seitens einiger Turkmenen Kritik an den Peschmerga gegeben, weil sie Kirkuk eingenommen haben. Jetzt hat die Führung der Turkmenen die kurdische Autonomieregierung um Hilfe gebeten, die mehrheitlich turkmenischen Orte zu beschützen bzw. wieder zu befreien. Eine Stadt mit turkmenischer und schiitischer Bevölkerung konnte schon befreit werden.
Die Irakische Regierung hat die syrische Autonomiearmee offiziell um Hilfe gebeten und sie mit der Verteidigung von Rabia und der Grenzregion in Shingal beauftragt. Die YPG hat schon einiges an Militärausrüstung von Isis erbeutet, um sich besser auszurüsten und gegen Isis zu behaupten. Die Autonomie in Syrien wird vom Irak nicht mehr boykottiert, Sie können Lebensmittel u.a. einführen. Möglicherweise erhalten sie auch Militärausrüstung welche die Peschmerga von der syrischen Armee übernommen hat. Viele der fast 300000 Flüchtlinge aus Nordsyrien wollen jetzt wieder aus dem Irak nach Syrien zurückkehren.
Isis hat viel Ausrüstung vom irakischen Militär erbeutet und versucht vieles nach Syrien zu schaffen, um dort z.B. die Autonomie u.a. zu bekämpfen.

http://www.focus.de/politik/ausland/new ... 33567.html
viele Grüße

Paul

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