Infrastruktur von Amerika am Ende?

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Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Stromausfälle, kaputte Strassen, einsturzgefährdete Brücken, krumme Geleise, marode Kanalisationen, die Aufzählung liest sich fast wie aus einem finanzklammen Drittweltstaat, aber Fakt ist, seit Präsident Roosevelt wurde die Infrastruktur stark vernachlässigt. In allen Bundesstaaten hapert es, die Zeit wäre schon lange fällig, dass Stromkabel in den Boden kommen, aber das Geld fehlt. Eine Hochrechnung der ame­rikanischen Vereinigung der Bauingenieure (ASCE). Deren Experten schätzen, dass die USA 3,6 Billionen Dollar bis zum Jahr 2020 investieren müssen, um die nötigen Erneuerungen bewerkstelligen zu können. Diese Kraftanstrengung, so prognostizieren Volkswirte, wäre ein riesiger Konjunkturschub, so wie damals unter Präsident Roosevelt. Es gibt in den USA 67000 Brücken, 11 % davon sind baufällig, im Schnitt ist eine Brücke 42 Jahre alt.
Obama fehlt das Geld, die Mineralölsteuereinnahmen sind gesunken, weil die Autos weniger verbrauchen, guter Rat ist teuer, weil die Republikaner eine Steuererhöhung ablehnen.
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General William Tecumseh Sherman
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Gontscharow
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Detroit hatte gerade einen stundenlangen Stromausfall, der Bürgermeister machte die marode Infrastruktur
der Stadt verantwortlich.
Die Auswirkungen der neoliberalen Ideologie treten inzwischen überall , wo sie praktiziert wurde,
sehr deutlich zutage. Die verlotterte, zum Teil privatisierte Infrastruktur ist der sichtbare Gipfel des Eisberges.
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Barbarossa
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Könnten das die Folgen der jahrzehntelangen Weltmachtspolitik, des Wettrüstens und der Weltraumprogamme mit zahlreichen Spionagesatalliten, die auch nicht kommerzeill genutzt werden, des Kalten Krieges sein?
Zumindest scheint es fast so - die UdSSR ist in der Folge zusammengebrochen, der USA geht es auch nicht gut...
Und die USA "spielen" ja heute noch "Weltpolizei".
Die Diskussion ist eröffnet!

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Orianne
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Barbarossa hat geschrieben:Könnten das die Folgen der jahrzehntelangen Weltmachtspolitik, des Wettrüstens und der Weltraumprogamme mit zahlreichen Spionagesatalliten, die auch nicht kommerzeill genutzt werden, des Kalten Krieges sein?
Zumindest scheint es fast so - die UdSSR ist in der Folge zusammengebrochen, der USA geht es auch nicht gut...
Und die USA "spielen" ja heute noch "Weltpolizei".
Da sehe ich Zusammenhänge, besonders bei den Wehrausgaben.
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Triton
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Ich denke, es sind nur die USA gemeint.
Detroit ist eine schrumpfende, ja sterbende Stadt, weil die amerikanische Automobilindustrie ziemlich heruntergekommen ist, das sollte nicht als Maßstab gelten. Die Stromverlegung war in den USA nach mitteleuropäischen Maßstäben schon immer hanebüchen. Übrigens auch in den Häusern, dort werden Stromkabel einfach auf Putz verlegt, wie es gerade passt. Genauso wie sie immer noch Fenster haben, die man hier nicht mal in Gartenlauben einbauen würde.

Dafür schlagen Amis die Hände überm Kopf zusammen, wenn sie hören, dass wir in unseren Häusern noch nicht einmal "air condition" haben...
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Marek1964
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Ich sehe da vor allem die Konkurrenzfähigkeit der USA Wirtschaft insgesamt im Eimer. MMn begann das schon unter Ronald Reagan, die Steuersenkungen widersprachen den Rüstungsausgaben. Trotzdem sehe ich letztere sekundär.

Der niedergand der US Autoindustrie beschätigt mich seit 1980 - die mangelnde Weltmarktorientierung, der Konformismus, war für deren niedergang verantwortlich, aber auch zuviel Gewerkschaften.

Die immer noch grösste Wirtschaft der Welt kann sich so mancher andere Staat nicht leisten könnte.

Soviel nur mal kurz.
Paul
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In den USA gibt es wohl auch wie in Deutschland eine mangelnde Qualitätskontrolle für öffentliche Aufträge, so das durch Pfusch unnötige Folgekosten entstehen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben: Der niedergand der US Autoindustrie beschätigt mich seit 1980 - die mangelnde Weltmarktorientierung, der Konformismus, war für deren niedergang verantwortlich, aber auch zuviel Gewerkschaften.
Die amerikanische Automobilindustrie wäre 2008 ohne die hohen Zahlungen seitens der Regierung Obamas untergegangen.
Heute hängt Chrysler bei FIAT am Tropf, doch für wie lange, ich sah vor kurzer Zeit bei einer Garage einen Lancia, aber es war ein Chrysler Cabriolet, es wurde einfach in einen Lancia umgetauft, ich glaube nicht, dass die Stammkunden (sofern noch vorhanden) Freude daran haben.

Die Gewerkschaften wurden von Reagans Neoliberalismus erledigt, die haben nicht mehr viel zu melden. Die grösste Gewerkschaft (Transportarbeiter) soll unter der Kontrolle der Mafia sein. Seit 1975 wird ein ehemaliger Vorsitzender namens Hoffa gesucht, er ist spurlos verschwunden, man vermutet, dass er vom organisierten Verbrechen in einen Brückenpfeiler oder in ein Hochhausfundament eingegossen wurde. Hoffa wurde von Präsident Nixon 1974 begnadigt, noch Fragen? ;-))
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Marek1964
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Ja, die amerikanischen Gewerkschaften verdienen eigentlich nicht ihre Bezeichnung.
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Peppone
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Die Pflege von Straßen, Brücken etc. liegt in den USA im Aufgabenbereich der Kommunen! Reiche Kommunen haben gute Straßen und Brücken, arme nicht. Da es in den riesigen USA viele Gebiete gibt, die nicht über große Abgabenzahler sprich Industriebetriebe verfügen, verlottert in diesen Gebieten logischerweise auch die Infrastruktur. Einzig die Highways werden m.W. von den Bundesstaaten finanziert (und sind deshalb auch meist in gutem Zustand, schließlich läuft der Großteils des Verkehrs und v.a. des Warentransports über sie, sie sind also echte Einnahmenbringer, auch ohne Maut).

Beppe
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Orianne
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Peppone hat geschrieben:Die Pflege von Straßen, Brücken etc. liegt in den USA im Aufgabenbereich der Kommunen! Reiche Kommunen haben gute Straßen und Brücken, arme nichtnd also echte Einnahmenbringer, auch ohne Maut).

Beppe
In Los Angeles ist das gut sichtbar, in Studio City hängen die Stromkabel fast bis zum Boden, ich habe noch ein Foto davon, ich werde das bei Gelegenheit posten.
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Peppone
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Orianne hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:Die Pflege von Straßen, Brücken etc. liegt in den USA im Aufgabenbereich der Kommunen! Reiche Kommunen haben gute Straßen und Brücken, arme nichtnd also echte Einnahmenbringer, auch ohne Maut).

Beppe
In Los Angeles ist das gut sichtbar, in Studio City hängen die Stromkabel fast bis zum Boden, ich habe noch ein Foto davon, ich werde das bei Gelegenheit posten.
Auch in New York! In manchen Vierteln Schlaglöcher so groß, dass ganze Autos hineinpassen, in manchen geschniegelte Asphaltbänder.
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Orianne
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Peppone hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:Die Pflege von Straßen, Brücken etc. liegt in den USA im Aufgabenbereich der Kommunen! Reiche Kommunen haben gute Straßen und Brücken, arme nichtnd also echte Einnahmenbringer, auch ohne Maut).

Beppe
In Los Angeles ist das gut sichtbar, in Studio City hängen die Stromkabel fast bis zum Boden, ich habe noch ein Foto davon, ich werde das bei Gelegenheit posten.
Auch in New York! In manchen Vierteln Schlaglöcher so groß, dass ganze Autos hineinpassen, in manchen geschniegelte Asphaltbänder.
Ich muss gestehen dass ich erst zwei Mal in New York war, und ausser den Asphaltbändern davon nichts sah, aber ich kann es mir vorstellen, es gibt ja Viertel wo ganze Blocks verfallen. Es gibt in LA ein Slum nur mit Zelten, dort wohnen Leute die 2008 ihre Häuser verloren haben.
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Peppone
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Speziell in NY gibt es eine Behörde, die für die Erhaltung von Straßen und besonders Brücken verantwortlich ist, für die Stadt gibt´s das New York City Department of Transportation, der Staat New York hat das gleiche noch Mal. Beide Behörden verteilen ihre Gelder nach Bedarf. Wenn aber in einem Teil des Staates bzw. der Stadt zwar Bedarf da ist, der aber nicht gemeldet wird, kümmert sich auch keiner drum.
In armen Vierteln meldet sich keiner, da wird nix gemacht. In reichen Vierteln beschweren sich die Leute eher, da wird was gemacht. Auffällig ist das in ehemals armen Vierteln. Kaum haben sich Investoren gefunden, die die alten Gebäude abreißen oder gentrifizieren, werden auch die Straßen repariert. Die Bronx ist dafür das bekannteste Beispiel.

Beppe
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Orianne
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@Peppone: Interessanter Post, ich kenne mich eher an der Westküste aus, und in Texas und Mississippi (Verwandte). Mississippi ist immer noch relativ arm, es ändert sich dort nicht viel, die Zeit ist irgendwie stehen geblieben. In Kalifornien haben wir ein Jahr lang gewohnt, aber da war ich noch zu klein. In Georgia in der Nähe von Atlanta war ich als Austauschschülerin, da bekam ich schon mehr mit, auch dort war die Infrastruktur eigentlich in Ordnung, nur der Strom war nicht im Boden, das fand ich merkwürdig, weil wir das in der Schweiz eigentlich nicht mehr haben, man sieht auch keine Vögel mehr im Herbst, die sich sammeln, da aber schon.
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