Haushaltsstreit zwischen US-Präsident und Abgeordneten

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Moderator: Barbarossa

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Triton
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dieter hat geschrieben:diese Chaos-Truppe soll unsere Führungsmacht sein :?:
Chaos weil Führungsmacht.
Die USA sind unrettbar bankrott, pleite, finito. Weil sie, wie fast die gesamte, restliche westliche Welt seit Jahrzehnten weit über die Verhältnisse gelebt hat. Vor allem die Rüstungsausgaben sind viel zu hoch. Wie wir heute wissen, kommt noch dieses NSA-Monster dazu und ich verwette meinen Hintern, dass momentan Verwaltungsbehörden geschlossen werden, aber die Überwachungskapazitäten weiter ausgebaut und die Zahlungen an die beteiligten Unternehmen unverändert weiterlaufen.

Crash-Gurus haben ja schon bei der Lehman-Pleite den Kollaps der westlichen Leitwärungen $ und € bis spätestens ca.2020 prophezeit, ich denke, wir werden nicht mehr so lange darauf warten müssen.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
RedScorpion

Sehe ich grundsätzlich anders.

Auch hohe Verschuldung ist kein oder kaum ein Problem, wenn Zinsen bedient werden können bzw. eben auch hohe Einnahmen zu verzeichnen sind - was im Fall der USA der Fall ist. Allein: Die wollen nicht; das ist das Problem (welches ja Obama schon die Wiederwahl beschert hat, denn völlig durchgeknallte Republikaner kommen auch in den USA nicht gut an; kann man sich vorstellen, wie hoch sie derzeit bei den 800.000 Staatsbeschäftigten im Kurs stehen).
Das ist dann freilich etwas, das die Märkte ärgert bzw. Vertrauen zerstört. War schon im Fall Papandreous so, der ja darüber abstimmen lassen wollte, ob Griechenland seine Schulden zurückzahlen sollte oder nicht.


P.S. Man weiss ja heutzutage, dass Rogoff bez. seiner 90%-Hürde falsch gerechnet hatte (ist im Uebrigen ein interessanter Artikel in der Print-Ausgabe des Spiegel aus der letzten Woche),

und Verschuldung war ja vor Lehman kein Problem, obwohl sie auch damals schon ähnlich hoch war.


It's the markets, stupid. :wink:




LG
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Triton
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Die Zinsen sind kein Problem weil die FED eine Nullzinspolitik fährt. Nur deshalb. Soll und kann das ewig so weitergehen, dass es Inflation gibt aber keine Sparzinsen? Sobald die Zinsen nach oben gehen, implodieren die Staatshaushalte. Der andere Weg ist eine steigende Inflation bei unverändert niedrigen Zinsen, also eine Enteignungspolitik.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
RedScorpion

Ja, wenn wenn wenn.

Du hast aber recht damit, dass long-run sicherlich grosse Herausforderungen vor der Tür stehen;

aber keine kann mir erzählen, dass Verschuldung im Herbst 2008 auf einmal zu 'nem Riesenproblem geworden ist, wenn zuvor genau dieselbe Verschuldung jahrzehntelang das Manna zum Wachstum war.

Sprich: Short-run sind andere Faktoren wesentlich bestimmender für die Marktlage als ausgerechnet der prozentuale Anteil der Verschuldung.

Z.B. eine durchgeknallte Republikanerbande im Repräsentantenhaus.



LG
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Titus Feuerfuchs
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Triton hat geschrieben:Die Zinsen sind kein Problem weil die FED eine Nullzinspolitik fährt. Nur deshalb. Soll und kann das ewig so weitergehen, dass es Inflation gibt aber keine Sparzinsen? Sobald die Zinsen nach oben gehen, implodieren die Staatshaushalte. Der andere Weg ist eine steigende Inflation bei unverändert niedrigen Zinsen, also eine Enteignungspolitik.

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Joerg

Die FED hat das Problem, dass sie aus dem QE nicht so mir nichts dir nichts aussteigen kann, da das leicht zum Kollaps führen könnte. Die Märkte sind von der Droge des billigen Geldes abhängig und das nicht nur in den USA, sondern zz in allen wichtigen Volkswirtschaften. Der Leitzins steht überall nahe Null.

Marc Faber z.B. warnt seit langem vor diesem Problem.

Dazu kommt das seit langem bekannte Problem des gigantischen Handelsbilanzdefizits, das ebenfalls finanziert werden will.

Die USA haben wie einige andere OECD-Länder auch eine Deindustrialisierung hinter sich; sie haben in viele Bereichen den Anschluss verpennt. Der Niedergang Detroits ist ein krasses Beispiel dafür.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Triton
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Die USA sind ein reiches Land, das eigentlich sorgenfrei leben können müsste. Landwirtschaft und Rohstoffe, sogar Erdöl spielen dort eine ganz andere Rolle als in den großen EU-Staaten oder Japan. Dazu kommt noch eine junge Bevölkerung, die im Wachstum begriffen ist.
Die Focussierung auf die Finanzindustrie und die New Economy macht das Land kaputt.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
ehemaliger Autor K.

USA – Schlechte Zeiten für Touristen

Der Haushaltsstreit in den USA beeinträchtigt auch den Tourismus. Mein Bruder fährt derzeit für 6 Wochen durch das Land und wollte sich eigentlich alle Nationalparks ansehen. Das wird jetzt nichts, die meisten Parks wurden geschlossen, weil das Personal aus Geldmangel zwangsweise in Urlaub geschickt wurde. Yellowstone Park, Grand Canyon, alles dicht. Das gilt auch für Museen und andere Sehenswürdigkeiten. Fahrten zur Gefängnisinsel Alcatraz, Fehlanzeige. Mein Bruder bricht die Reise ab und wird sie zu einem anderen Zeitpunkt nachholen.

Für Touristen gibt es derzeit nichts zu sehen, es sei denn, man interessiert sich für die Straßengangs von Central South Los Angeles. Die Polizei ist von dem Haushaltsstreit zwar nicht betroffen, aber die lässt sich dort sowieso nicht blicken und begnügt sich mit Hubschrauberüberflügen, den sogenannten Ghettovögeln.

Über einige Stadtviertel in amerikanischen Großstädten scheint der Staat inzwischen die Kontrolle verloren zu haben, man könnte hier fast von einem failed state sprechen. Die Gangs verfügen über modernste Waffen und ihre Kämpfe werden immer blutiger. Beobachter meinen: Würde es sich hier nicht um die USA handeln, man müsste eigentlich Blauhelme der UNO in diesen Regionen stationieren, um die „Bürgerkriegsparteien“ zu trennen. Militärschläge im eigenen Land erscheinen mir derzeit sinnvoller als in Syrien zu sein, um diese Gebiete von den Banden zurückzuerobern.

Wir kritisieren die laxen Waffengesetze in den USA und dies hat auch seine Berechtigung. Allerdings, da der Staat in vielen Regionen offensichtlich nicht in der Lage ist, seine Bürger zu schützen, greifen die meisten Einwohner zur Selbsthilfe und bewaffnen sich, was ja auch mit der amerikanischen Tradition eng verbunden ist.

Nach meinem letzten Besuch in Los Angeles vor 2 Jahren sagte ich mir: Müsste ich in der Nähe von einem „aufgegebenen“ Stadtteil wie Central South Los Angeles leben, ich würde mein Haus in eine Festung verwandeln und mir eine Maschinenpistole von Heckler & Koch besorgen, mit der man in einer Minute mehrere hundert Kugeln abfeuern kann.
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Balduin
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Es schimpfen alle auf die Republikaner, aber es spielt sich jetzt ab, was sich in der ersten Amtszeit schon andeutete und sich nach der Wiederwahl noch vertiefte: Eine Spaltung Amerikas, die Obama nicht fähig ist, zu überwinden.
Ich erwarte eigentlich von einem Politiker, dass er politisch intelligent handelt. Das hat Obama nicht getan, als er seine Gesundheitsreform und andere Gesetze durchpeitschte, die für die Republikaner ideologisch nicht akzeptierbar waren. Er wäre besser gefahren, wenn er sich ein wenig auf die Republikaner zubewegt hätte. Man muss auch ein wenig an den Gegner denken, vor allem, wenn man diesen noch braucht. Der Haushaltsstreit ist ein Warnschuss - das wird sich innerhalb kurzer Zeit beruhigen.
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dieter
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Triton hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:diese Chaos-Truppe soll unsere Führungsmacht sein :?:
Chaos weil Führungsmacht.
Die USA sind unrettbar bankrott, pleite, finito. Weil sie, wie fast die gesamte, restliche westliche Welt seit Jahrzehnten weit über die Verhältnisse gelebt hat. Vor allem die Rüstungsausgaben sind viel zu hoch. Wie wir heute wissen, kommt noch dieses NSA-Monster dazu und ich verwette meinen Hintern, dass momentan Verwaltungsbehörden geschlossen werden, aber die Überwachungskapazitäten weiter ausgebaut und die Zahlungen an die beteiligten Unternehmen unverändert weiterlaufen.

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Lieber Joerg,
Putin wird sich die Hände reiben. :roll:
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:Die Zinsen sind kein Problem weil die FED eine Nullzinspolitik fährt. Nur deshalb. Soll und kann das ewig so weitergehen, dass es Inflation gibt aber keine Sparzinsen? Sobald die Zinsen nach oben gehen, implodieren die Staatshaushalte. Der andere Weg ist eine steigende Inflation bei unverändert niedrigen Zinsen, also eine Enteignungspolitik.

Beste Grüße
Joerg

Die FED hat das Problem, dass sie aus dem QE nicht so mir nichts dir nichts aussteigen kann, da das leicht zum Kollaps führen könnte. Die Märkte sind von der Droge des billigen Geldes abhängig und das nicht nur in den USA, sondern zz in allen wichtigen Volkswirtschaften. Der Leitzins steht überall nahe Null.

Marc Faber z.B. warnt seit langem vor diesem Problem.

Dazu kommt das seit langem bekannte Problem des gigantischen Handelsbilanzdefizits, das ebenfalls finanziert werden will.

Die USA haben wie einige andere OECD-Länder auch eine Deindustrialisierung hinter sich; sie haben in viele Bereichen den Anschluss verpennt. Der Niedergang Detroits ist ein krasses Beispiel dafür.
Ja lieber Titus,
wenn man nur auf die Dienstleistung setzt und nicht auf die Produktion. :wink:
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Triton
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Barbarossa
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Klingt nicht wirklich gut.
Nähern wir uns doch einer neuen Weltfinanzkrise?
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
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dieter
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Ralph hat geschrieben:Es schimpfen alle auf die Republikaner, aber es spielt sich jetzt ab, was sich in der ersten Amtszeit schon andeutete und sich nach der Wiederwahl noch vertiefte: Eine Spaltung Amerikas, die Obama nicht fähig ist, zu überwinden.
Ich erwarte eigentlich von einem Politiker, dass er politisch intelligent handelt. Das hat Obama nicht getan, als er seine Gesundheitsreform und andere Gesetze durchpeitschte, die für die Republikaner ideologisch nicht akzeptierbar waren. Er wäre besser gefahren, wenn er sich ein wenig auf die Republikaner zubewegt hätte. Man muss auch ein wenig an den Gegner denken, vor allem, wenn man diesen noch braucht. Der Haushaltsstreit ist ein Warnschuss - das wird sich innerhalb kurzer Zeit beruhigen.
Lieber Ralph,
das eigentliche Problem ist ein ganz anderes. Der Anteil der farbigen Bevölkerung, mit Latinos und Afroamerikanern nimmt ständig zu und macht schon jetzt über die Hälfte der Bevölkerung aus, die brauchen eine Krankenversicherung und die WASP (white, anglosaxon and puritaner) nehmen ab und wollen ihre Privilegien behalten und Obama ist der erste schwarze Präsident. :wink:
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Triton
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Barbarossa hat geschrieben:Nähern wir uns doch einer neuen Weltfinanzkrise?
Nein, keine Krise, ein Kollaps. Wenn Geld nur durch Schulden entsteht und die Schulden nur durch immer mehr neue Schulden bedient werden können, kann das einfach nicht bis in alle Ewigkeit funktionieren. Der Zinseszins wächst exponentiell, die Leistungsfähigkeit menschlicher Gesellschaften aber nicht.

Beste Grüße
Joerg
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Triton hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Nähern wir uns doch einer neuen Weltfinanzkrise?
Nein, keine Krise, ein Kollaps. Wenn Geld nur durch Schulden entsteht und die Schulden nur durch immer mehr neue Schulden bedient werden können, kann das einfach nicht bis in alle Ewigkeit funktionieren. Der Zinseszins wächst exponentiell, die Leistungsfähigkeit menschlicher Gesellschaften aber nicht.

Beste Grüße
Joerg
Lieber Joerg,
so isses. :wink: Die Leistung muß endlich wieder mit dem Devisenkurs übereinstimmen, zur Zeit werden die USA ständig durch China gestützt und haben ein Handelsdefizit. Die amerikansiche Wirtschaft muß endlich wieder zu produzieren. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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