Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich 2017 - Schicksalswahl für die EU?

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Diese Präsidentschaftswahl wird besonders interessant, denn es ist eine Wahl im Ausnahmezustand, der aufgrund zahlreicher islamistischer Terroranschläge im Land verhängt wurde und noch immer in Kraft ist (aktuell gilt er bis zum 15. Juli 2017). Darum wird auch Marine Le Pen vom rechten Front National große Chancen eingeräumt, in die Stichwahl zu kommen.
Der amtierende Präsident Hollande von den Sozialisten hat auf eine erneute Kandidatur verzichtet.
Diese Wahl könnte zur Schicksalswahl für die ganze EU werden, denn sollte Marine Le Pen tatsächlich Präsidentin werden, will sie Frankreich aus der EU, mindestens aber aus dem Euro führen. Wenn nach dem ,,Brexid'' nun noch der ,,Frexid'' folgt, wäre das dann vielleicht das Aus für die ganze Gemeinschaft, auf jeden Fall aber für die Gemeinschaftswährung, dem Euro. In letzterem Fall vielleicht sogar zurecht.
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Barbarossa
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Nach einer Hochrechnung um ca. 20.20 Uhr ergibt sich folgendes Bild:

Macron (En Marche ! - linksliberal) .. : 23,7%
Le Pen (Front National) ..................... : 21,7%
---------------------------------------------
Fillon (Republikaner, konservativ): ..... 19,5%
Mélenchon (Linkspartei, linksradikal): 19,5%
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Barbarossa
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Hier nun eine Hochrechnung von um 21.37 Uhr:

Macron (En Marche ! - linksliberal)... : 23,8%
Le Pen (Front National) ..................... : 21,7%
---------------------------------------------
Fillon (Republikaner, konservativ): ..... 19,8%
Mélenchon (Linkspartei, linksradikal): 19,2%
Hamon (Sozialist) ............................... : 6,5%

Die Ergebisse sind also ziemlich stabil und es zeichnet sich eine Stichwahl zwischen Macron und Le Pen ab. Interessant dabei ist, dass keine der großen etablierten Parteien ihren Kandidaten durchbringen konnte - also weder die konservativen Republikaner noch die Sozialisten. Aus deutscher Sicht wäre das so, als würden Union und SPD zuschauen müssen, wie sich ein linksliberaler Kandidat (vielleicht linker Flügel der FDP?) mit der AfD um das höchste Regierungsamt steitet. 
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Triton
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Barbarossa hat geschrieben: Aus deutscher Sicht wäre das so, als würden Union und SPD zuschauen müssen, wie sich ein linksliberaler Kandidat (vielleicht linker Flügel der FDP?) mit der AfD um das höchste Regierungsamt steitet. 
Ja, und jetzt müssen z.B. die sozialistischen Wähler, um LePen zu verhindern, den eher neoliberalen Macron wählen. Ob das eine glückliche Lösung ist?
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Paul
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Triton hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben: Aus deutscher Sicht wäre das so, als würden Union und SPD zuschauen müssen, wie sich ein linksliberaler Kandidat (vielleicht linker Flügel der FDP?) mit der AfD um das höchste Regierungsamt steitet. 
Ja, und jetzt müssen z.B. die sozialistischen Wähler, um LePen zu verhindern, den eher neoliberalen Macron wählen. Ob das eine glückliche Lösung ist?
Bei diesem Vorwahlergebnis muß man von Glück reden, das es unwahrscheinlich ist, das Le Pen die Wahl gewinnt.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Balduin
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Ich finde das nur konsequent - die etablierten Parteien entsprechen ja ihren eigenen Ansprüchen nicht. Allein was sich der Fillon zu schulden hat kommen lassen. Macron hat wenigstens den Anspruch das System zu ändern, das ja so erwiesenermaßen nicht wirklich funktioniert
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Triton
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LePen will raus aus der EU. Das kostet sie die Chance auf einen Sieg. In F kann man damit nur eine Minderheit hinter sich versammeln.
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Triton
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https://www.nzz.ch/international/europa ... ld.1289045
Der mutmaßliche Wahlsieger füllt schon mal vorab LePen's Sündenregister aus:
- sie missachtet Gesetze des Landes, an dessen Spitze sie sich gerne sehen würde.
- lässt den Staat Mitarbeiter bezahlen, die für Sie arbeiten
- sieht sich als Vertreterin des "einfachen Volkes" und wettert gegen das Establishment, dabei habe sie ihre Position vor allem dem Erbe ihres Vaters zu verdanken, das sie angetreten ist.
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Barbarossa
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Ja gut, aber in seiner eigenen Heimatstadt konnte sie laut eines Fernsehberichtes Macron ziemlich schlecht aussehen lassen - konnte gegen ihn Sympatiepunkte sammeln. Dort sind Arbeitsplätze in Gefahr und sie stellte sich klar als Vertreterin der einfachen Leute dar, die um ihre Zukunft bangen. Macron, sls ehemaliger Wirtschaftsminister hatte da wenig entgegenzusetzen. 
Wenn Le Pen so erfolgreich weitermacht, dann wird das zumindest eine knappe Wahl.
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Triton
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LePen hat kein Rezept, Frankreichs Wirtschaft zu modernisieren. Zurück in die heile Welt der 50er und 60er ohne globale Konkurrenz aus Osteuropa und China - wie soll das funktionieren?
Frankreich ist eine Nation mit allen Möglichkeiten, aber alle alten Rezepte haben versagt. Nur die großen Unternehmen, die sich schon lange weltweiter Konkurrenz stellen müssen, sind noch fit.

In Umfragen liegt sie weit zurück und jetzt geht die Justiz gegen sie vor:
http://www.t-online.de/nachrichten/ausl ... ustiz.html
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Balduin
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Es ist natürlich gefährlich, Le Pen abzuschreiben - das hat man bei Trump und dem Brexit auch getan, mit den bekannten Folgen. Allerdings sehe ich Macron auch als klaren Sieger.

Es kommt wohl vor allem darauf an, wie die Wähler Macron sehen: Trauen sie ihm den Wandel zu oder sehen sie in ihm ein politisches Leichtgewicht?

Ich finde das Phänomen Macron faszinierend: Frankreich ist politisch seit jeher in Links und Rechts geteilt - Macron versucht sich als Kandidat der Mitte und kam damit sehr weit (wobei auch die Schwäche der Republikaner unter Fillon erheblich dazu beigetragen hat). Er will wohl das System erheblich verändern.
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Triton
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Marine Le Pen rückt vom "Frexit" und dem Ausstieg aus dem € ab, um Wähler anderer Kandidaten für sich zu gewinnen.
Ihre Kalkulation: Die FN-Wähler sind so weit von Macron weg, dass sie ihr das Verlassen ihrer Kernpositionen nicht verübeln. Dazu laufen alle, die Veränderungen in F fürchten, jetzt zu ihr über.

Kann das funktionieren? Ich kann mir das nicht vorstellen. Zu durchsichtig ist der Wunsch, einfach nur in den Elysée-Palast zu kommen und dafür auch buchstäblich die eigene Oma zu verkaufen. Der Wähler weiß, was Marine LePen wirklich will. Sie zeigt sich als Populistin reinsten Wassers.
Macron ist hoffentlich nicht so nervös, sich auf ihr Niveau herunterziehen zu lassen.
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Barbarossa
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Gestern Abend war das Fernsehduell zwischen den beiden verbliebenen Kandidaten. Phoenix hat das live übertragen und übersetzt - ich habe mir die letzte halbe Stunde angeschaut und muss sagen, es war ein hitziges Duell, beide fielen sich ständig gegenseitig ins Wort, aber Macron erschien mir derjenige mit den besseren Argumenten zu sein. Eine Umfrage danach gestätigte meinen Eindruck, denn über 60% der Befragten sahen Macron als den Sieger des Duells. 
Sollte das Duell den Ausschlag gegeben haben, dann dann könnte Macron wohl doch die Stichwahl recht deutlich gewinnen.
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Ruaidhri
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Ich habe es live und in Originalsprache verfolgt- und oft gerstaunt, denn das war auch für französische Verhältnisse schon heftig.
Bleibt zu hoffen, dass Macron die Wahl gewinnt, und einerseits selbst bitter nötige innere Reformen angeht, andererseits aber auch vom Wahlvolk getrieben wird, sich mit der EU auseinanderzusetzen, die nicht weiter funktionieren kann und wird, wenn man berechtigte Einwände, Kritik der Bürger an der bürokratischen Allmacht wegwischt.
Den Lobbys von Grün bis Geld müssen endlich Grenzen gesetzt werden und Politik wieder für die Menschen gemacht  werden und nachvollziehbar sein.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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Barbarossa
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Die heutige Stichwahl in Frankreich scheint nach der ersten Prognose ganz klar Emmanuel Macron mit 65,1% gewonnen zu haben. 
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