18.9.2014: Referendum über unabhängiges Schottland

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Orianne hat geschrieben:Na ich weiss nicht lieber Dieter, aber vielleicht haben sie keine andere Wahl, das Pfund hatten ihnen die Engländer schon einmal sehr massiv abgewertet, ich glaube so im 17. Jahrhundert, aber ich bin mir nicht mehr so sicher.
Liebe Orianne,
für den Euro käme mit Schottland, dank des Öls ein Land hinzu, was sich selbst unterhalten könnte. :wink: Außerdem sollte man den guten Whiskey Beachtung schenken, den ich aus Anlass unseres Besuches auch mal kosten konnte. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Orianne
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Falls sich die Schotten für die Unabhängigkeit entscheiden, müssen sie mit der Abwanderung zweier Grossbanken rechnen. Die Royal Bank of Scotland (RBS) erklärte am Donnerstag, im Fall einer Unabhängigkeit werde das Hauptquartier vom schottischen Edinburgh nach England umziehen. Die Grossbank Lloyds, deren Firmenzentrale bereits in London ist, teilte mit, sie werde im Fall der Abspaltung auch ihren juristischen Sitz nach England verlegen.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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dieter
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Liebe Orianne,
hoffentlich lassen sich die Schotten von diesen Drohungen nicht einschüchtern. :wink:
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Orianne
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Nur wenige Frauen in Schottland zeigten anfangs Interesse an der schottischen Unabhängigkeit. Das hat sich im Laufe der Referendums-Kampagne dramatisch geändert. Ein gewisser TV-Werbespot spielte bei dieser Wende eine Rolle: Mit dem hatten sich die Unionisten arg verschätzt ...

Falls Schottland sich nächste Woche von England trennt und Grossbritannien auf spektakuläre Weise endet: Ist dieses Ende einer 307-jährigen Allianz dann, fragen manche Briten bang, Schuld eines Werbespots von 2 Minuten und 40 Sekunden Länge gewesen?

Die Frage klingt kurios, hat aber einen ernsten Ursprung. Sie hat damit zu tun, dass noch Anfang August den Umfragen zufolge nur jede dritte Schottin sich für die schottische Unabhängigkeit erwärmen konnte.

Die Frau (eine Schauspielerin) dreht einen Becher in beiden Händen, seufzt viel und hat sehr schreckensgeweitete Augen. So recht versteht sie nicht, was in der grossen Welt da draussen vor sich geht. Zum Beispiel ist sies leid, dass ihr Mann Paul früh morgens schon mit Politik anfängt und «einfach nicht damit aufhören» kann. «Iss lieber deine Cornflakes!» fordert sie Paul auf.

Sie selbst findet, «dass einem nie genug Zeit bleibt», um über Dinge wie Unabhängigkeit nachzudenken. Sicher ist sie sich nur, dass «dem Kerl aus dem Fernsehen», dessen Name ihr gerade entfallen ist, nicht zu trauen ist. «Der Kerl aus dem Fernsehen» ist Alex Salmond. Es ist nicht leicht, seinen Namen zu vergessen. Salmond ist seit sieben Jahren Schottlands Regierungschef. Er ist der Führer der schottischen Nationalisten, und seit zwanzig Jahren der bekannteste schottische Politiker überhaupt.

Jedenfalls hat unserer Hausfrau nicht gefallen, was sie den «Kerl» hat sagen hören. Es klingt gefährlich. Unabhängigkeit ist riskant. Also beschliesst sie am Ende der 2 Minuten und 40 Sekunden, «um der Kinder willen» gegen Unabhängigkeit zu stimmen.


Damit ist alles gesagt. Die Entscheidung ist getroffen. Jetzt kann es mit Hausarbeit weitergehen. «Die Frau, die sich für etwas entschied», war der Filmclip betitelt. Er löste einen Proteststurm, eine Flut wütender Reaktionen aus.

Aus ganz Schottland – und aus beiden Lagern der Kampagne – meldeten sich Frauen, die empört waren über «solchen Sexismus». «Unglaublich» fanden unzählige Schottinnen «diese Arroganz». Frauen, die bis dahin tatsächlich noch unschlüssig gewesen waren, gaben nach der Ausstrahlung bekannt, dass sie zur Unabhängigkeits-Seite stossen würden – weil sie «die selbstzufriedene Herablassung» hassten, mit der «London» um sie (und um Schottland) warb.

Zugleich füllte sich das Web mit dem bösen Witz aufgebrachter Benutzer(innen), und in den sozialen Medien wird der Spot heftig diskutiert:

http://www.youtube.com/watch?v=OLAewTVmkAU







Fantasievolle neue Slogans zierten das Bild der Teetrinkerin. «Ich weiss halt nicht, wie man googelt – darum stimme ich mit Nein», liess jemand sie sagen. «Denken ist schwer», hiess es woanders. «Also sage ich besser Nein.»




Ein andermal sah man sie, per aufgesetztem Text, plappern: «Der Mann im Telly hat irgendwas von einem schottischen Referendum erzählt. Aber was ist, wenn ein Bär meine Kinder anfällt?» Unabhängigkeit sei viel zu gefährlich. Alles könne passieren. Da gebe es nur eine Antwort: «Nein danke, lieber nicht.» Wieder ein anderer Beitrag spottete: «Und was wär, bitte schön, wenn die Pandas im Edinburgher Zoo sich mit Ebola ansteckten – und sich Isis anschlössen? Na, ich hab mich entschieden. Ich stimme mit Nein.»

Historiker werden zurückblickend auf diesen September gewiss noch andere Gründe fürs plötzliche Verlangen nach schottischer Unabhängigkeit finden. Es war nicht nur «Die Frau, die sich für etwas entschied».

Wahr ist aber, dass viele Frauen sich – anders – entschieden. Offenbar ist der Anteil der Unabhängigkeits-Befürworterinnen unter Schottlands Frauen mittlerweile von einem Drittel auf die Hälfte gestiegen. Wäre es nicht doch ein Witz – wenn am Ende ein paar wenige Stimmen den Ausschlag gäben, und die Unionisten sich sagen müssten, dass ein dämlicher Werbespot sie die Union gekostet hat?

Peter Nonnenmacher
Peter Nonnenmacher, Zürich
Unser Korrespondent in London. Er wohnt an der Themse, nicht weit vom Stadion des Fulham FC, mit Frau, Kindern und zwei schwarzen Katzen. Spricht Englisch mit unüberhörbar irischem Einschlag, hat aber auch der Queen schon die Hand gedrückt und ist von Haus aus Philosoph und Literaturwissenschaftler. Autor mehrerer Bücher übers UK.
14 Kommentare zu „Wehe, wenn die Bären kommen!“
Egon Heim
11. September 2014 um 08:27
Ganz ehrlich, aber ich verstehe nicht, was an diesem Spot sexistisch sein soll (gut, ich bin ein Mann…). Natürlich bedient die Schauspielerin sämtliche Klischees der Hausfrau und Mutter, welche nicht mit der Zukunft ihrer Kiddies spielen möchte. Aber die Kernaussage ist, dass sie viele Versprechungen und keine konkreten Antworten erhalten hat. Das mag zwar plakativ daher kommen, aber das ist doch nichts Neues im Abstimmungskampf – und sicher kein Grund, sich als Frau darüber aufzuregen…

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Martin Schmid
11. September 2014 um 09:39
Stellen Sie sich einfach mal vor, es wäre ein Mann, der sich im Werbespot genau gleich verhalten und das gleiche sagen würde. Was würden SIe von dem Mann denken? Vermutlich “was ist das für ein unbedarfter Trottel” oder so? Genau deshalb ist der Spot sexistisch.

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Ursula Berger
11. September 2014 um 09:43
Herr Heim – sexistisch ist es, weil man Frauen auf das “kinderkriegen-Hausfrauen”-Dasein reduziert und obendrein auch noch mitschwingen lässt, dass nur der Mann im Haus zum Denken fähig ist. Es geht nicht immer um die Kernaussage die man(n) transportieren wollte.

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caro
11. September 2014 um 10:04
Lieber Herr Heim, Sexismus ist in der heutigen Zeit nie der Inhalt, sondern immer die Unterschwelligkeit.
Beispiel: Niemand würde heute Aussagen wie “Frauen gehören an den Herd” machen, aber Bilder, Symbole und Nebenschauplätze (wie Diskussionen um Fremdbetreeung) suggerieren diese Message.
Also, ich empfinde die Bild- und Symbolsprache sehr wohl als sexistisch.

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Mary
11. September 2014 um 10:19
Dann sind sie komplett neben der Spur!

Antworten
sepp z.
11. September 2014 um 08:41
Erinnert mich des Dialekts wegen etwas an die unterbelichteten Darstellerinnen in Geordie Shore.
Nur haben die etwas grössere Brüste als diese Hausfrau.

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Heinz Nacht
11. September 2014 um 09:20
Typisch für die “Better together”-Seite. Man bedient sich praktisch ausschliesslich Stereotypen und begreift gar nicht, dass man dem Zielpublikum damit auf die Zehen tritt, ihm Unrecht tut und vor allem, sie in die Arme der Befürworter treibt. Ganz interessant ist auch ein kurzer Ausschnitt aus einer Parlamentssitzung in Westminster noch vor der Ansetzung des Referendums, als ein schottischer Abgeordneter anfragte, wie die Regierung dazu stehe, Schottland einen grösseren Anteil an den Einnahmen aus dem (notabene zum überwiegenden Teil schottischen) Öl abzugebben. Das ganze Parlament lachte und der Premier sagte zum schottischen Abgeordneten, auf eine dumme Frage müsse er mit einer dummen Antwort rechnen. So denkt England über Schottland. Deshalb: VOTE YES!

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Martin Tschuemperlin
11. September 2014 um 12:23
Natülich geht es hier wiedermal um einen total emotionalen Wahlkampf und da werden alle Mittel eingesetzt.
Die Fakten werden nur zögerlich auf den Tisch gelegt – die zukünftige Währung, die Bezahlung von Nato, die
Beibehaltung von Monarchen – also beginnen wir eben bei der Schule, was die Frauen ja am ehsten interessieren könnte:
doch, etwas sexistisch – oder diskriminierend ist dieser gefällige Spot schon-

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Hanspeter
11. September 2014 um 13:25
Die Unionisten haben doch nur einen Werbespot für ihr Zielpublikum gemacht. Anscheinend ist es nicht so zahlreich…

Antworten
Merz
11. September 2014 um 13:29
Der ‘Bär’ ist Russland – Putin.

Antworten
Ralph Geh
11. September 2014 um 14:39
Vielleicht hätten sie ja einmal den brillianten Rugby-Clip mit Charles Dance anschauen sollen, wie man Leute zum Zusammenhalt motiviert: http://www.youtube.com/watch?v=bl9ahNhH3Cc.

Antworten
Hannes Müller
11. September 2014 um 15:40
Ich dachte, der Spot sei von den Befürwortern der Unabhängigkeit.

Antworten
Gerda
11. September 2014 um 17:56
@Hannes Müller: “…auch du Brutus….”

Antworten
Daniel Meier
11. September 2014 um 19:05
Ich finde diesen Spot auch nicht sexistisch; es sei denn, man ist der Auffassung, bereits das blosse Zeigen einer Hausfrau in einem Spot sei unterschwelliger Sexismus. Was diese Frau jedoch sagt, ist wahrscheinlich das, was die Mehrheit aller Schottinnen und Schotten denkt: Dass sie hin- und hergerissen sind und nicht wissen, ob die vollmundigen Versprechen der Politikerinnen und Politiker beider Seiten, die wie immer vorgeben, die Situation bis ins letzte Detail zu durchschauen und die Zukunft genau vorhersagen zu können, wirklich stimmen. Dies nennt man politische Ambivalenz. Schade, dass das heutzutage mit Dummheit verwechselt wird.

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Orianne
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[quote="Orianne"]Nur wenige Frauen in Schottland zeigten anfangs Interesse an der schottischen Unabhängigkeit. Das hat sich im Laufe der Referendums-Kampagne dramatisch geändert. Ein gewisser TV-Werbespot spielte bei dieser Wende eine Rolle: Mit dem hatten sich die Unionisten arg verschätzt ...

Falls Schottland sich nächste Woche von England trennt und Grossbritannien auf spektakuläre Weise endet: Ist dieses Ende einer 307-jährigen Allianz dann, fragen manche Briten bang, Schuld eines Werbespots von 2 Minuten und 40 Sekunden Länge gewesen?

Die Frage klingt kurios, hat aber einen ernsten Ursprung. Sie hat damit zu tun, dass noch Anfang August den Umfragen zufolge nur jede dritte Schottin sich für die schottische Unabhängigkeit erwärmen konnte.

Die Frau (eine Schauspielerin) dreht einen Becher in beiden Händen, seufzt viel und hat sehr schreckensgeweitete Augen. So recht versteht sie nicht, was in der grossen Welt da draussen vor sich geht. Zum Beispiel ist sies leid, dass ihr Mann Paul früh morgens schon mit Politik anfängt und «einfach nicht damit aufhören» kann. «Iss lieber deine Cornflakes!» fordert sie Paul auf.

Sie selbst findet, «dass einem nie genug Zeit bleibt», um über Dinge wie Unabhängigkeit nachzudenken. Sicher ist sie sich nur, dass «dem Kerl aus dem Fernsehen», dessen Name ihr gerade entfallen ist, nicht zu trauen ist. «Der Kerl aus dem Fernsehen» ist Alex Salmond. Es ist nicht leicht, seinen Namen zu vergessen. Salmond ist seit sieben Jahren Schottlands Regierungschef. Er ist der Führer der schottischen Nationalisten, und seit zwanzig Jahren der bekannteste schottische Politiker überhaupt.

Jedenfalls hat unserer Hausfrau nicht gefallen, was sie den «Kerl» hat sagen hören. Es klingt gefährlich. Unabhängigkeit ist riskant. Also beschliesst sie am Ende der 2 Minuten und 40 Sekunden, «um der Kinder willen» gegen Unabhängigkeit zu stimmen.


Damit ist alles gesagt. Die Entscheidung ist getroffen. Jetzt kann es mit Hausarbeit weitergehen. «Die Frau, die sich für etwas entschied», war der Filmclip betitelt. Er löste einen Proteststurm, eine Flut wütender Reaktionen aus.

Aus ganz Schottland – und aus beiden Lagern der Kampagne – meldeten sich Frauen, die empört waren über «solchen Sexismus». «Unglaublich» fanden unzählige Schottinnen «diese Arroganz». Frauen, die bis dahin tatsächlich noch unschlüssig gewesen waren, gaben nach der Ausstrahlung bekannt, dass sie zur Unabhängigkeits-Seite stossen würden – weil sie «die selbstzufriedene Herablassung» hassten, mit der «London» um sie (und um Schottland) warb.

Zugleich füllte sich das Web mit dem bösen Witz aufgebrachter Benutzer(innen), und in den sozialen Medien wird der Spot heftig diskutiert:

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Spartaner
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Wenn die Schotten schon über ihre Unabhängigkeit abstimmen können, warum dann nicht die Katalanen? Die spanische Zentralregierung lehnt alle Gespräche ab.
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Wenn die Spanier Katalonien verlieren würden, dann wären aber wirtschaftlich bald die Lichter ganz aus.
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Spartaner hat geschrieben:Wenn die Schotten schon über ihre Unabhängigkeit abstimmen können, warum dann nicht die Katalanen? Die spanische Zentralregierung lehnt alle Gespräche ab.
Lieber Spartaner,
eine berechtigte Frage. :)
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Orianne hat geschrieben:Wenn die Spanier Katalonien verlieren würden, dann wären aber wirtschaftlich bald die Lichter ganz aus.
Liebe Orianne,
das wirtschaftliche Ergehen eines Landes kann doch nicht nur von einer Region abhängen :?:
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Orianne
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dieter hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Wenn die Spanier Katalonien verlieren würden, dann wären aber wirtschaftlich bald die Lichter ganz aus.
Liebe Orianne,
das wirtschaftliche Ergehen eines Landes kann doch nicht nur von einer Region abhängen :?:
Nein sicher nicht lieber Dieter, es ist auch noch das Baskenland da, und die wollen ja auch die Autonomie.

Es gibt aber schon Länder die nur eine Region haben die das ganze Land wirtschaftlich trägt.
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General William Tecumseh Sherman
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Renegat
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Orianne hat geschrieben: Es gibt aber schon Länder die nur eine Region haben die das ganze Land wirtschaftlich trägt.
Klar, gibt es die. Wirtschaftszentren haben sich noch nie in der Geschichte gleichmäßig verteilt. Es gab schon immer Zentren und Hinterland. In Spanien waren große Bereiche trockenes Hirtenland. Erst seit es in der EU ist, hat sich der Süden zur Gewächshaus/Gemüse-Produktionsstätte entwickelt.
Die Umverteilung würde dann eben auf EU-Ebene stattfinden und nicht mehr innerspanisch. Ob der Unterschied so groß ist?
RedScorpion

Halt ich auch für sehr fraglich, ob der Unterschied so gross sein würd'.

Zumal's auch nicht stimmt, dass Katalonien Spaniens einzig entwickelte Region ist. K. hat auch z.B. die mit Abstand höchsten Schulden, auch wenn man davon ausgehen kann, dass die aktuelle Krise keine Schuldenkrise ist (jedenfalls nicht ausschliesslich).

Das Baskenland ist eine völlig andere Situation. Null Chance auf Unabhängigkeit, ganz einfach, weil die Unabhängigkeitsverfechter viel zu extrem sind und schon die wenigen Ansätze, in denen sie bisher teilweise reüssiert haben (Sprachenstreit usw.), z.T. bizarre Auswüchse gefördert haben und von der Bev. nicht im Mindesten geteilt werden.

In Katalonien mittlerweile auch nicht mehr. Nachdem man noch vllt mit zusammengebissenen Zähnen hinnehmen musste, dass zumindest der Nachwuchs der "Landbev." kein Spanisch mehr kann, weil er keines mehr lernen darf (das Problem kennen wir ja in der Schweiz, dem Land mit dem schechtesten Bildungssystem europaweit),
ist mit dem Auffliegen von Jordi Pujol auch die Glaubwürdigkeit regionaler Politiker flöten.

Das wird so nix mit der Unabhängigkeit, Schottland hin oder her.
Leider weiss das auch die Zentralregierung, die null entgegenkommt.



P.S. die RBS soll die dreckige Schnauze halten. Die ham schon die Lehman-Pleite verursacht, und damit (und Kerviel) hatte es angefangen.



LG
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Orianne
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OT

@RC
Eine meiner Grosstanten hatte bei der Lehmanpleite fast 50'000.-- Franken verloren, man ist fast chancenlos gegen diese Banken anzutreten, mit einem Juristen aus Zürich, dem bekannten Anwalt Prof. Dr. Fischer gelang es wenigstens 20'000.-- zurück zu erhalten. Man musste aber eine Unterschrift leisten, dass man keine weiteren Forderungen an die Bank mehr stellt, für die ist der Fall meiner Grosstante also abgeschlossen.
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General William Tecumseh Sherman
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Harald
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Zum Thema schottische Unabhängigkeit teilt die FAZ heute unter dem Abschnitt "Die Währung" die Auffassung des Gouverneurs der Bank of England mit:
"Das Drama um den Euro ist schließlich ein abschreckendes Beispiel dafür, wie gefährlich es sein kann, wenn Staaten zwar eine Währung teilen, aber zum Beispiel in der Haushaltspolitik getrennte Wege gehen."
Es kann also doch nicht ganz verkehrt gewesen sein, wenn man bei den Europawahlen die AfD gewählt hat.

[ Post made via iPad ] Bild
RedScorpion

Noch gefährlicher kann es mitunter sein, eine Währung nicht zu teilen.

GB ist dafür das beste Beispiel. Das Land ist im Vergleich zum westlichen Kontinentaleuropa ein Armenhaus, das Empire liegt in Trümmern, die Wirtschaft danieder (und v.a. nicht seit gestern; btw. welche Wirtschaft überhaupt noch?).
Und daran, was passiert, wenn gegen die Währung eines schwachen Landes spekuliert wird, kann man sich in London ja vllt noch gut erinnern.

Von daher ist schon verständlich, dass man nervös wird wie die Schotten.


P.S. D hat am Euro dicke verdient, auf Kosten anderer. Von daher ist das "Drama um den Euro" sehr relativ.



LG
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