Griechenland nahe am Staatsbankrott

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Triton hat geschrieben:Glaubt wirklich jemand, dass die Mehrheit der Griechen nicht weiß, dass ihr Land über die Verhältnisse gelebt hat?
...
Den Äußerungen einiger Passanten gegenüber unserer Medienvertreter nach zu urteilen, wissen das viele eben nicht und wähnen sich im Recht. Das ist eigentlich auch kein Wunder, da sie von ihrer derzeitigen Regierung regelrecht aufgehetzt werden gegen die Geldgeber und Verhandlungspartner, die als Verbrecher und schlimmeres beschimpft werden. Das geht gar nicht und ich bin froh, eben nicht mit dieser Regierung verhandeln zu müssen und mich derart beschimpfen zu lassen - ich könnte das nicht.
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Barbarossa
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Griechenland hat heute in einem Referendum über die Sparauflagen der Geldgeber abgestimmt.
Nach den bisherigen Hochrechnungen haben die Griechen zu etwa 60% mit "nein" zu den Sparauflagen gestimmt. In den Medien wird von einer "historischen Entscheidung" gesprochen - bei n-tv wurde gar schon spekuliert, wie lange das Drucken neuer Drachmen-Scheine dauern würde - es war von zwei Jahren die Rede. Die Politiker der Euro-Länder äußerten sich bisher noch nicht zu dem zu erwartenden Ergebnis.
Viele Menschen in Athen feiern das Ergebnis. Sie wollen nicht mehr unter den Sparauflagen der Geldgeber leiden.
Klar ist aber auch, dass es kein neues Hilfsprogramm geben kann, wenn die Griechen nichts zur Verbesserung der Schieflage ihrer Einnahmen/Ausgaben-Situation tun wollen.

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Titus Feuerfuchs
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Kohlhaas hat geschrieben: [...]Und dafür ist zum Beispiel Deutschland mit verantwortlich. Schau nur auf die deutsche Außenhandelsbilanz: Im vergangenen Jahr wurde hier ein Überschuss von über 200 Milliarden Euro erwirtschaftet. Den Löwenanteil machten Handelsgeschäfte mit EU-Staaten aus. Diese 200 Milliarden wurden anderen Volkswirtschaften entzogen. Das Geld kommt weder (über Importe nach Deutschland) dem internationalen Handel zugute, noch mehrt es den Reichtum der Bürger in Deutschland.[...]
Deutschland, dass die Griechen bereits seit 1981 mit deutschen Steuergeld subventioniert, ist mitschuld, dass sich die Griechen kaputtgewirtschaftet haben?

Das ist lächerlich.

Wieviel Prozent des deutschen Überschusses wird mit Exporten nach Gr erwirtschaftet? Dürfte ein niedriger einstelliger Prozentsatz sein....


Im Übrigen haben die Griechen nun mit "Nein" gestimmt. Vielleicht schafft man nun endlich einen Austritt aus der Eurozone. Hätte man schon vor sechs Jahren machen sollen, hätte viel Geld gespart.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Deutschland, dass die Griechen bereits seit 981 mit deutschen Steuergeld subventioniert, ist mitschuld, dass sich die Griechen kaputtgewirtschaftet haben?
Über EU-Subventionen meinst du? Da war Griechenland aber nicht alleine.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Im Übrigen haben die Griechen nun mit "Nein" gestimmt. Vielleicht schafft man nun endlich einen Austritt aus der Eurozone. Hätte man schon vor sechs Jahren machen sollen, hätte viel Geld gespart.
Genau dieser Meinung bin ich auch.
Übrigens hätte ich schon 2009 oder spätestens 2010 die Euro-Verträge mit Griechenland einfach nur annulliert, da sie ja schon unter völlig falschen Voraussetzungen zustande gekommen sind und regelrecht erschlichen wurden. Da hätte eine Annullierung möglich und auch das Ziel sein müssen.

Hier noch eine aktuelle Meldung:
Griechenlands Finanzminister Janis Varoufakis hat seinen Rücktritt angekündigt, mit der Begründung: "Kurz nach der Verkündung des Abstimmungsergebnisses wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass gewisse Euro-Gruppen-Mitglieder und andere 'Partner' meine 'Abwesenheit' von ihren Treffen bevorzugen würden". "Es ist ein Vorschlag, den der Ministerpräsident als potenziell hilfreich beurteilt, um eine Einigung zu erreichen.", so der Finanzminister wörtlich.
Nach Auszählung aller Stimmen votierten 61,31% der Wähler mit "Nein" und 38,69% stimmten mit "Ja" und damit deutlich gegen die Sparauflagen der Geldgeber.

Artikel lesen: http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... rueck.html
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Cherusker
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Triton hat geschrieben:Glaubt wirklich jemand, dass die Mehrheit der Griechen nicht weiß, dass ihr Land über die Verhältnisse gelebt hat?
Diese linke Regierung macht ihnen klar, daß es ihnen alles zusteht und nur die EU die Bösen sind, die die Zukunft Griechenlands gefährden.
Griechenland kann sich nur selbst retten, wenn sie endlich Reformen annehmen:

- mehr Marktwirtschaft, d.h. umfassende Privatisierung und radikaler Abbau des aufgeblähten Staatsapparates (Beamten),
- die nominalen Steuern senken und überhaupt erst einmal Steuern auch wirklich einziehen.

Und nicht, wie es die Linken wollen, noch mehr Staat und weniger Markt.
Linksradikale hatten noch nie ein Konzept, um ein wirtschaftlich gesundes und stabiles Land zu schaffen. :wink:

P.S.
In Großbritannien hat es in der Thatcher Zeit von 1979-1990 geklappt. Am Rande des Staatsbankrotts wurde aus GB ein wirtschaftlich stabiles Land, obwohl Gewerkschaften und ein aufgeblähter Staatsapparat dagegen sprachen. Man muß nur wollen.
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dieter
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Es wird leider neue Verhandlungen geben. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass die Verträge keinen Austritt eines Eurolandes vorsehen. Die Griechen müßten schon selber gehen und das wollen sie nicht.
Es gibt eine Diskrepanz, einerseits im Euro bleiben und andererseits, die Regeln nicht einhalten wollen. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter hat geschrieben:Es wird leider neue Verhandlungen geben. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass die Verträge keinen Austritt eines Eurolandes vorsehen. Die Griechen müßten schon selber gehen und das wollen sie nicht.
Es gibt eine Diskrepanz, einerseits im Euro bleiben und andererseits, die Regeln nicht einhalten wollen. :roll:
Das wurde damals nicht zu Ende gedacht. Selbst Eichel hat sich damals geweigert eine Strafe anzunehmen als die damalige deutsche Regierung die Kriterien nicht einhielt. Damals hatte ich schon den Verdacht, daß das einige Staaten dazu verleiten kann, sich nicht mehr an die Vorgaben zu halten. :mrgreen:
Kohlhaas
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Deutschland, dass die Griechen bereits seit 1981 mit deutschen Steuergeld subventioniert, ist mitschuld, dass sich die Griechen kaputtgewirtschaftet haben?

Das ist lächerlich.

Wieviel Prozent des deutschen Überschusses wird mit Exporten nach Gr erwirtschaftet? Dürfte ein niedriger einstelliger Prozentsatz sein....
Wie viel deutsches Steuergeld ist denn nach Griechenland geflossen?

Wie hoch der "griechische" Prozentsatz am deutschen Handelsbilanzüberschuss ist, ist völlig irrelevant. Außer natürlich, man stellt sich auf den Standpunkt, dass die kleinen Nationen in der EU oder im Euro-Raum ohnehin nichts zu suchen haben. Viel entscheidendender ist der absolute Geldbetrag, der Griechenland dadruch verloren geht. Und das sind jedes Jahr Milliarden.

Fakt ist, dass die Wirtschaftsstrukturen der EU nicht fair sind. Deutschland ist - gleich vor den Niederlanden und Österreich - der größte Profiteur dieser unfairen Strukturen. Griechenland ist der größte Verlierer.

Statistiken dazu gibt es zum Beispiel hier: http://www.heise.de/tp/artikel/32/32551/2.html

Die Zahlen sind älter, aber sie haben sich keinesfalls zugunsten Griechenlands geändert. Im Gegenteil.

So gesehen ist es lächerlich, zu behaupten, dass gerade Deutschland (oder Österreich!) die Griechen "subventionieren" würde. Es sieht eher so aus, als würde Griechenland ausgeplündert.

Auch die unter Bild-Gebildeten weit verbreitete Ansicht, dass die Griechen ja nicht sparen könnten, sondern ihr/unser Geld mit vollen Händen zum Fenster rauswerfen würden, ist eher lächerlich. Seit Beginn der "Griechenlandhilfe" (die immer nur eine Hilfe für den Finanzmarkt war!) hat Griechenland seine öffentlichen Ausgaben um rund 30 Prozent gesenkt. Ich will gar nicht wissen, was in Deutschland (oder in Österreich) loswäre, wenn hier ähnlich harte Einschnitte stattgefunden hätten und jetzt noch weitere Einschnitte gefordert würden.

Ergebnis der "alternativlosen Sparpolitik": Auch die griechische Wirtschaftsleistung ist um runde 30 Prozent eingebrochen. Wenn die griechische Wirtschaft zu Beginn der "Griechenlandhilfen" noch leidlich in der Lage war, das Geld für die Rückzahlung von Staatsschulden zu erwirtschaften, dann ist es damit jetzt endgültig vorbei.

Die "Griechenlandhilfen" waren von Beginn an falsch und sich krachend gescheitert. Das räumt inzwischen sogar der IWF ein. Und der gilt gemeinhin nicht als kommunistische Tarnorganisation.

Welchen Sinn sollte es haben, den beiden falschen und deshalb gescheiterten "Griechenland-Rettungsprogrammen" noch ein drittes folgen zu lassen, durch das Griechenland noch weiter in die Misere getrieben wird?

Und während der ganzen Zeit fragt niemand, wo die 213 Milliarden Euro Handelsbilanzüberschuss in Deutschland eigentlich geblieben sind. Die 213 Milliarden sind jedenfalls nicht für Investitionen in die deutsche Wirtschaft investiert worden. Sie sind auch nicht in Form von Löhnen und Gehältern an die deutschen Bürger zurückgeflossen. Im Gegenteil: Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem der Billiglohnsektor rasant wächst.

Wo sind die 213 Milliarden aus 2014 hingeflossen? Wie ist es zu erklären, dass der DAX mitten in dieser Kriese "durch die Decke" gegangen ist? Könnte es da einen inneren Zusammenhang geben?

Wie weiter oben schon mal geschrieben: Die griechischen Regierungen haben in der Vergangenheit jede Menge Mist gebaut. Griechenland muss massive Änderungen vornehmen, um sich selbst aus dem Dreck herauszuziehen. Daran bestand nie ein Zweifel.

Aber die "Austeritätspolitik", die von den Verantwortungsträgern in Europa (allen voran Frau Merkel!) gegenwärtig noch vertreten wird, ist kein Teil der Lösung. Sie ist Teil des Problems.
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Barbarossa
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Na ja, nur Handel ist Handel und der baut sich auf Privatunternehmen auf. Das hat doch nichts mit den Staatsschulden zu tun, die der griechische Staat über Jahrzehnte aufgebaut hat, durch die der Staat nun insolvent ist. Und wenn gesagt wird - das Geld geht ja immer nur an die Banken - das sind ja auch die, die dem Staat die Kredite in dreistelliger Milliardenhöhe gegeben haben und die es nun auch zu bekommen haben. Der griechische Staat kann seine Schulden nicht bezahlen, das ist das Problem und das ist dadurch entstanden, weil der Staat jahrzehntelang weit über seine Verhältnisse gelebt hat, bzw. weil die Griechen kollektiv Steuerhinterziehung begangen haben. Sie haben den Staat kollektiv als Selbstbedienungsladen angesehen. Sie sind schon selbst Schuld, weil sie es versäumt haben, einen funktionierenden Staat aufzubauen - so sehe ich das.
Ergo: In allererster Linie müssen die Griechen ihren Staat aufbauen, sowas dauert aber etliche Jahre. Die Sparpolitik ist da eigentlich nur die kurzfristige Lösung, damit der Schuldenstand des Staates nicht noch weiter in die Höhe schießt. Denn das einzige, was gar nicht geht ist, dass man Immer weiter unglaubliche Summen nach Griechenland schaufeln muss..

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Barbarossa
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Der neue Finanzminister Griechenlands ist der bisherige Chefunterhändler Euklid Tsakalotos. Er gilt als marxistischer Ideologe.
Zudem wurde bekannt, dass die Banken in Griechenland bis Mitwoch geschlossen bleiben.
Die EU scheint zu weiteren Gesprächen bereit zu sein, allerdings müsse Griechenland konkrete Vorschläge vorlegen.

Artikel lesen: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/g ... -1.2537334
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Kohlhaas
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Barbarossa hat geschrieben:Na ja, nur Handel ist Handel und der baut sich auf Privatunternehmen auf. Das hat doch nichts mit den Staatsschulden zu tun, die der griechische Staat über Jahrzehnte aufgebaut hat, durch die der Staat nun insolvent ist. Und wenn gesagt wird - das Geld geht ja immer nur an die Banken - das sind ja auch die, die dem Staat die Kredite in dreistelliger Milliardenhöhe gegeben haben und die es nun auch zu bekommen haben. Der griechische Staat kann seine Schulden nicht bezahlen, das ist das Problem und das ist dadurch entstanden, weil der Staat jahrzehntelang weit über seine Verhältnisse gelebt hat, bzw. weil die Griechen kollektiv Steuerhinterziehung begangen haben. Sie haben den Staat kollektiv als Selbstbedienungsladen angesehen. Sie sind schon selbst Schuld, weil sie es versäumt haben, einen funktionierenden Staat aufzubauen - so sehe ich das.
Na, wir sind doch einer Meinung, dass die griechische Politik über Jahrzehnte auf ganzer Linie versagt hat. Die Haltung, dass die Griechen "selbst schuld" seien, ist trotzdem zu einfach.

Erstens erinnere ich daran, dass ein großer Teil der griechischen Staatsschulden dadurch entstanden ist, dass der Staat infolge der weltweiten Finanzkrise "faule" Anlagen der Banken übernehmen musste, um diese Geldinstitute vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Es handelte sich hier also nicht um Geld, das der Staat sich geliehen und dann sinnlos verprasst hat. Schuld dan dem Debakel waren schon die Banken! Nur: Die zieht niemand zur Rechenschaft. Jetzt sollen die griechischen Bürger die Rechnung bezahlen.

Zweitens muss man sich der Erkenntnis stellen, dass die "Lösungen", die Europa den Griechen bisher aufgedrängt hat, das Problem (hohe Staatsschulden) nicht gelöst sondern sogar noch verschlimmert haben. Die griechische Wirtschaft ist in einem solchen Ausmaß kleingespart worden, dass das Land jetzt überhaupt nicht mehr fähig ist, die Schulden zurückzuzahlen.

Die deutschen Handelsbilanzüberschüsse sind sicher nicht die Hauptursache der griechischen Misere. Diese Handelsbilanzüberschüsse zeigen aber, dass es einen Teil des Problems gibt, den niemand zu lösen versucht. Wenn Griechenland wieder auf die Beine kommen soll, dann muss deren Wirtschaft gestärkt werden. Die brauchen Konjunkturprogramme. Und solche Konjunkturprogramme lassen sich nicht machen, wenn die "Profiteure" des Euro-Systems (Deutschland, Österreich, Niederlande) sich weiter auf Kosten der anderen eine goldene Nase verdienen wollen.

Sicher ist internationaler Handel eine "Privatsache", aber der Staat setzt auch der Wirtschaftstätigkeit den Rahmen. Hierzulande ist das die Regelung der sozialen Marktwirtschaft. Demnach darf Wirtschaftstätigkeit der Allgemeinheit zumindest nicht schaden. Und die kontinuierlichen Handelsbilanzüberschüsse schaden der Allgemeinheit. Deshalb waren sich früher auch alle politischen Parteien einig, dass es Handelsbilanzüberschüsse auf Dauer nicht geben darf.
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Barbarossa
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Kohlhaas hat geschrieben:...
Erstens erinnere ich daran, dass ein großer Teil der griechischen Staatsschulden dadurch entstanden ist, dass der Staat infolge der weltweiten Finanzkrise "faule" Anlagen der Banken übernehmen musste, um diese Geldinstitute vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Es handelte sich hier also nicht um Geld, das der Staat sich geliehen und dann sinnlos verprasst hat. Schuld dan dem Debakel waren schon die Banken!
...
Und genau darum bin ich generell degegen, dass Banken mit Steuergeld gerettet werden. Im Gegenteil - Banken, die schlecht wirtschaften, müssen sogar weg vom Markt - das ist dann quasi die natürliche Auslese in der Marktwirtschaft.
Aber diesen Unsinn mit den Bankenrettungen hat man ja in Deutschland auch gemacht.
Demnach darf Wirtschaftstätigkeit der Allgemeinheit zumindest nicht schaden. Und die kontinuierlichen Handelsbilanzüberschüsse schaden der Allgemeinheit. 
Inwiefern?
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Kohlhaas
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Barbarossa hat geschrieben:Und genau darum bin ich generell degegen, dass Banken mit Steuergeld gerettet werden. Im Gegenteil - Banken, die schlecht wirtschaften, müssen sogar weg vom Markt - das ist dann quasi die natürliche Auslese in der Marktwirtschaft.
Aber diesen Unsinn mit den Bankenrettungen hat man ja in Deutschland auch gemacht.
Zumindest hätte man die Banken verpflichten müssen, nach ihrer Konsolidierung an der Lösung der Folgeprobleme mitzuwirken - zum Beispiel indem sie nach und nach die "faulen Anlagen" zurücknehmen und abschreiben.

Barbarossa hat geschrieben:
Demnach darf Wirtschaftstätigkeit der Allgemeinheit zumindest nicht schaden. Und die kontinuierlichen Handelsbilanzüberschüsse schaden der Allgemeinheit. 
Inwiefern?
Das sieht man gerade am Beispiel Griechenlands. Dadurch, dass Jahr für Jahr wegen der negativen Handelsbilanz Milliardenbeträge aus Griechenland abfließen, ist die Wirtschaft dort nicht konkurrenzfähig, der Staat wird defizitär, Rettungspakete müssen geschnürt und finanziert werden etc.

Darunter leidet nicht nur Griechenland, sondern direkt und indirekt auch unsere eigene Volkswirtschaft. Direkt, weil Deutschland für griechische Staatsschulden gebürgt hat. Geht Griechenland pleite, müssen wir Steuerzahler die gebürgten Schulden abbezahlen.

Indirekt, weil ein bankrottes Griechenland kein Geld mehr hat, um Importe aus Deutschland zu bezahlen. Darunter leidet unsere Wirtschaft, Arbeitsplätze sind bedroht, Steuereinnahmen sinken etc.

Die Probleme würden gemildert, wenn unsere Wirtschaft mit ihren Einnahmen aus dem Handelsbilanzüberschuss nicht auf den Finanzmärkten "zocken" würden, sondern wenn sie stattdessen einen Teil des Geldes in Griechenland investieren würden.
Cherusker
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Kohlhaas hat geschrieben: Die Probleme würden gemildert, wenn unsere Wirtschaft mit ihren Einnahmen aus dem Handelsbilanzüberschuss nicht auf den Finanzmärkten "zocken" würden, sondern wenn sie stattdessen einen Teil des Geldes in Griechenland investieren würden.
Aber hallo....z.Zt. erhält Schäuble knapp 1 Milliarde € aus den ungenutzten griechischen Hilfsmilliarden zurück. Es handelt sich hierbei um Zinsgewinne der Bundesbank mit griechischen Staatsanleihen, die nach Griechenland fließen sollten, aber aufgrund der nichteingehaltenen Vereinbarungen so wieder zur Verfügung stehen. Diese Zinsgewinne aller €-Notenbanken aus den Jahren 2014/15 wurden einbehalten. Seit dem 1.Juli ist der griechische Anspruch auf diese Zinsgewinne verfallen. :mrgreen:

Wieso sollen wir diese Griechen unterstützen, wenn sie sich nicht helfen lassen wollen? Reformen nein, Geld ja....so geht das nicht.

Auch die anderen €-Staaten haben Kapital nötig, um z.B. die Staatsverschuldung abzubauen. Wieso sollen alle Griechenland helfen? Das fragen sich langsam auch die Bulgaren, die als EU-Mitglied strenge Auflagen bekommen und alle Unterstützungen belegen müssen. Und die Griechen bekommen es in den ....... geschoben.

Kein Wunder, daß die Engländer immer mehr EU-kritisch werden....
Kohlhaas
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Cherusker hat geschrieben:
Kohlhaas hat geschrieben: Die Probleme würden gemildert, wenn unsere Wirtschaft mit ihren Einnahmen aus dem Handelsbilanzüberschuss nicht auf den Finanzmärkten "zocken" würden, sondern wenn sie stattdessen einen Teil des Geldes in Griechenland investieren würden.
Aber hallo....z.Zt. erhält Schäuble knapp 1 Milliarde € aus den ungenutzten griechischen Hilfsmilliarden zurück. Es handelt sich hierbei um Zinsgewinne der Bundesbank mit griechischen Staatsanleihen, die nach Griechenland fließen sollten, aber aufgrund der nichteingehaltenen Vereinbarungen so wieder zur Verfügung stehen. Diese Zinsgewinne aller €-Notenbanken aus den Jahren 2014/15 wurden einbehalten. Seit dem 1.Juli ist der griechische Anspruch auf diese Zinsgewinne verfallen. :mrgreen:

Wieso sollen wir diese Griechen unterstützen, wenn sie sich nicht helfen lassen wollen? Reformen nein, Geld ja....so geht das nicht.

Auch die anderen €-Staaten haben Kapital nötig, um z.B. die Staatsverschuldung abzubauen. Wieso sollen alle Griechenland helfen? Das fragen sich langsam auch die Bulgaren, die als EU-Mitglied strenge Auflagen bekommen und alle Unterstützungen belegen müssen. Und die Griechen bekommen es in den ....... geschoben.

Kein Wunder, daß die Engländer immer mehr EU-kritisch werden....
Das hast Du schön beschrieben. An genau dieser Grundhaltung wird Europa scheitern. "Die bescheuerten Griechen waren eben nicht fähig genug, genauso ausbeuterisch zu sein wie wir Deutschen. Selbst schuld. Das ist eben Konkurrenz..."

Dabei wird übersehen, dass wir die EU nicht gegründet haben, um unserer Wirtschaft (oder gar den völlig augetickten internationalen "Finanzmärkten") einen unregulierten Betätigungsraum zu geben. Wir haben die EU gegründet, damit es künftig nicht mehr dazu kommt, dass Nationen aus "Konkurrenzgründen" blutige Kriege gegeneinander führen! Die Herstellung des gemeinsamen Wirtschaftsraums, von dem WIR gerade so massiv profitieren, war nicht das Ziel der Aktion! Die Wirtschaftsunion war nur ein WERKZEUG, um internationale "Konkurrenzverhältnisse" abzubauen. Und was macht unsere Regierung daraus? Sie sagt, dass die europäischen Nationen wieder "konkurrenzfähig" werden müssen.

Na Prost! Wir haben ja erlebt, wie es ausgeht, wenn Deutschland und Frankreich ihre gegenseitige "Konkurrenzfähigkeit" nachweisen wollen. Okay, wir Deutschen haben DIESEN Konkurrenzkampf in den letzten 200 Jahren regelmäßig gewonnen. Und was hat uns das genutzt????

Die Reduzierung der internationalen Politik auf "Konkurrenzfähigkeit" ist eine Pervertierung des europäischen Gedankens!


Und gerade die Briten als Eidhelfer für so eine Haltung anzurufen, ist schon bezeichnend!

Ist Dir eigentlich nicht klar, dass im britischen Wirtschaftsraum fast keine Wertschöpfung mehr stattfindet, die auf Produktion von Gütern beruht? Die britische Wirtschaft lebt fast nur noch von internationalen Finanzmarkts-Transaktionen. Oder die USA. Fast genauso schlimm. Fast die Hälfte der Unternehmensgewinne in den USA werden mittlerweile nicht mehr mit Produktion von Gütern sondern mit Transaktionen auf den Finanzmärkten gemacht.

Dass Deutschland die jüngsten internationalen Wirtschaftskrisen so gut (besser als ALLE ANDEREN!) überstanden hat, liegt nicht daran, dass die "Regierung Merkel" so toll arbeiten würde! Es liegt nur daran, dass Deutschland noch so viele "romantisch veranlagte" Unternehmer hat, die glauben, dass "Wertschöpfung" nur durch die (produktive) Schaffung von "Werten" möglich ist! Ein fast "kommunistischer" Gedanke! Wir leben noch so gut, weil Deutschland noch so eine starke produzierende Wirtschaft hat!

Wir sind dank der Regierung Merkel dabei, dem britischen oder amerikanischen Weg zu folgen. Wollen wir das wirklich?Ist DAS unser "Vision" für die EU?
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