Wie Ungarn und Polen die EU vorführen

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Balduin
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Im aktuellen Spiegel ist ein hervorragendes Essay von Gerald Knaus erschienen. Knaus gilt als Erfinder des Flüchtlingsabkommens mit der Türkei. Er beschreibt, wie Ungarn und Polen über die EU schimpfen und die europäischen Werte mit Füßen treten, aber gleichzeitig Milliarden einstecken.

- Ungarn erhielt von 2014 bis 2020 Strukturhilfen in Höhe von 25 Milliarden € von der EU zugesagt. Orban kann stolz auf Infrastrukturprojekte im gesamten Land verweisen. Trotzdem schimpft er auf die EU und versucht, ein nicht mit demokratischen Werten vereinbares System zu etablieren. Im Rahmen der EU-Coronamaßnahmen erhielt Italien 2,3 Milliarden €, Ungarn sage und schreibe 5,6 Milliarden € (das liegt an einem alten Verteilungsschlüssel) - und dennoch behauptet Orban, dass Hilfe vor allem China und den Mitgliedern des Türkischen Rats komme.

- Polen erhielt von 2014 - 2020 Strukturhilfen in Höhe von 86 Milliarden € zugesagt. Gleichzeitig baut die Regierung das polnische Justizsystem um, unter anderem sollen Richter sich nicht mehr politisch betätigen dürfen: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... t-100.html


Knaus fordert, mit der Sprache zu reagieren, die überall verstanden wird: Mit der Sprache des Geldes.


Dem ist nichts hinzufügen - das Essay wirft ein Schlaglicht auf die Rechtspopulisten.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Marianne E.
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Ich stimme Balduin zu und möchte ergänzen, dass nach meiner Auffassung die Europäische Union einen "Geburtsfehler" hat.

Als die Gründungsväter sich daran machten, ein vereintes Europa zu entwerfen und Verträge zu konzipieren, vergaßen sie echte Sanktionsmaßnahmen.
Seinerzeit waren alle Akteure beseelt von dem Gedanken an ein Europa in Frieden und zu schaffendem Wohlstand.
Der Gedanke des Missbrauchs kam damals bei keinem irgendwie Beteiligten auf.

Und jetzt? Verträge können nur einstimmig geändert werden und die Profiteure in Osteuropa wollen keine Änderungen.

Also bleibt tatsächlich nur die Sprache des Geldes.
Schade um den europäischen Zusammenhalt.
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