Flüchtlingsdrama in Europa - Auswirkungen auf die EU

Informationen, Diskussionen und Entscheidungen

Moderator: Barbarossa

Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Bislang hat die hohe Politik nur vor sich hingewurschtelt, schöngeredet, an Länder, Kreisse, Kommunen delegiert, an die Bürger und ehrenamtlichen Einsatz appelliert- und keine tragfähigen Konzepte entwickelt.
Weder fürs eigene Land, noch, um die Situation in den Herkunftsländern , Europa eingeschlossen, gezielt zu verbessern.
Peinlich genug, dass es die Rechte ist, die Berlin mal endlich( hoffentlich) zum Handeln zwingt, eigentlich könnten es auch die BürgerInnen dieses Landes sein, die ihre MdL/ MdB konkret befragen, wie man die Dinge konkret und verträglich für alle angehen will.
Das Gelaber bin ich satt, es soll, es muss geholfen und gehandelt werden statt Verantwortungen zu verschieben - in ganzer Bandbreite, was für mich auch heißt, dass diejenigen, die nicht unter politischer Verfolgung und Krieg leiden, wieder gehen müssen, auch, wenn ich denen gar nicht verdenken kann, dass sie kommen.
Heißt:
Renegat hat geschrieben:Der Balkan dagegen gehört zu Europa genau wie Griechenland. Die Balkankriege sind vorbei, dort sollte es jetzt um den Aufbau von wirtschaftlichen und politischen Strukturen gehen.
Genau das wäre längst fällig und nötig gewesen, doch wie auch in Afrika geht Profit der EU oder einiger EU-Staaten vor, da werden noch funktionierende Klein-Strukturen zerstört, weil sie (in Mitgliedsländern) entweder nicht EU-konform sind oder weil "wir" durch Billig-Exporte Strukturen zerstören.
Limits gibt es beim Asylrecht nicht. Wer will auch eine Flüchtlingswelle limitieren?
Doch, bzw. wurde das schon mehrfach angesprochen, und wenn nichts mehr geht- außer dem Untergang aller, so wird es Regelungen geben müssen, den Zustrom zu kanalisieren. Und die gäbe es im Vorwege.
Hieße auch, denjenigen, die vom Balkan kommen, vorab klar zu machen, dass sie wenig Chancen auf Asyl haben- und das Aufenthaltsrecht ebenso beschränkt wird wie soziale Leistungen.
Wichtig wäre ein Verteilungsschlüssel innerhalb der EU. Jedes Mitgliedsland muss eine prozentual festgelegte Anzahl der in der EU registrierten Asylbewerber aufnehmen.
Die Mehrheit der EU-Länder sperrt sich derzeit dagegen. Das kann nicht sein. Vor allem kann es nicht sein, dass gerade die osteuropäischen Länder die EU-Fördergelder gern nehmen, aber lästige Pflichten wollen sie nicht erfüllen.
Verweigererländern müssten dann auch die Fördergelder gekürzt werden, bis sie ihre Pflichten erfüllen.
Das ist unbestritten richtig, würde aber ganz sicherlich zu neuen, vielleicht sogar beechtigten Forderungen nach mehr Geld führen.
Damit erfüllen sie genau die Befürchtungen, die die Gegner der schnellen Osterweiterung hatten.
Welche Staaten meinst Du damit konkret? Die, die in der Tat noch heftig mit Strukturproblemen zu kämpfen haben?
Und die bereits ziemlich viel getan haben, um auf die Beine zu und der Bevölkerung abverlangen mussten?
Natürlich müssen auch die aufnehmen, doch dort fehlt es noch mehr an Möglichkeiten und Strukturen als bei uns, die wir überrollt werden.
Barbarossa hat geschrieben:Nichtsdestotrotz sind wir natürlich zu humanitärer Hilfe verpflichtet.
Wer ist wir?
Ein Stück weit, ich schreibe nochmal, kann jeder einzelne jenseits von klugen Diskussionen dazu beitragen, dass den Fremden im Land einmal ganz profan- praktisch geholfen wird, dann aber auch ganz menschlich.
Ein freundliches Lächeln bei Begegnungen, gemeinsame Feste- und auch, gehört für mich dazu, das Erklären, welche logistischen Schwierigkeiten wir haben- und was wir grundsätzlich auch von ihnen erwarten. Geduld, Verständnis, dass das vermeintliche Wunderland keines ist und nicht jedem sein kleines feines Häuschen gebaut hat, - und Akzeptieren unserer Wertvorstellungen.
Wer kann, gehe mal in eines der Auffanglager- etwas anderes sind die Einrichtungen nämlich nicht- wer kann, versuche zu familien Kontakte zu knüpfen. Man lernt viel voneinander, und je früher, desto besser.
Nicht alle, die aus Syrien, Afghanistan und dem Irak kommen, sind- trotz Vorwissens, wirklich dem gewachsen, was unsere Gesellschaft ausmacht. Sie haben so viele Fragen, auch zu dem, wie man sich wo verhält. Manches können sie nicht wissen.
Vieles kann kein Sozialarbeiter, kein Sonstwer vom Amt vermitteln, aber Du und ich.
Die, die hier sind, dort abholen, wo sie stehen- so gut es geht und so viele wie möglich ist humanitäre Hilfe- und am Ende wirksamer als vieles andere akademische Gerede aller Farben ohne Taten.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15514
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ruaidhri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Nichtsdestotrotz sind wir natürlich zu humanitärer Hilfe verpflichtet.
Wer ist wir?
...
"Wir" als Deutschland - du weißt doch sicher aus einer bekannten Kampagne: "Wir sind Deutschland."
:wink:

Eine aktuelle Meldung:
Das Flüchtlingsdrama in Ungarn spitzt sich weiter zu. Nachdem Ungarn erst einige Züge mit Flüchtlingen über Österreich nach Bayern durchgelassen hatte, hat die dortige Polizei nun wiederholt einen Zug gestoppt, obwohl sich die Flüchtlinge Tickets nach Deutschland gekauft hatten. Auf den Bahnhöfen spielen sich inzwischen dramatische Szenen ab. Offenbar will Ungarn nun, dass sich die Flüchtlinge im Land registrieren, um sie dann in ein Lager zu verbringen, was diese nicht wollen.
Nach einem Gespräch mit EU-Parlamentspräsident Martin Schulz äußerte der ungarische Regierungschef Orban, die Bundesrepublik habe die Syrer "an den gedeckten Tisch eingeladen". Damit sei das kein europäisches Problem, sondern ein "deutsches Problem". EU-Parlamentspräsident Martin Schulz entgegnete, "Ich bin nicht der Meinung von Viktor Orbán." Es mag zwar zutreffen, dass nicht alle Flüchtlinge in Ungarn bleiben wollten, das Ziel müsse deswegen aber eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge sein. Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk sprach sich dafür aus, deutlich mehr Flüchtlinge umzuverteilen, als bislang vorgesehen. Wörtlich sagte er: "Was wir brauchen, ist eine faire Verteilung von mindestens 100.000 Flüchtlingen unter den Mitgliedstaaten"

Artikel lesen: http://www.spiegel.de/politik/ausland/f ... 51246.html
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
histo rie
Mitglied
Beiträge: 94
Registriert: 05.07.2015, 19:14

Wenn Orban sagt, das sei ein deutsches Problem, dann solidarisiere ich mich mit ihm!
Ich bin eben das "Pack!"
Die Liebedienerei der deutschen Politiker, die anscheinend horrende Summen, mehr als die Schlepper,an der Flüchtlingversorgungsindustrie verdienen, lädt ja geradezu zur Invasion nach Deutschland ein.
Nun werden die Ausländer vielleicht über andere Wege ins Land eindringen.
Beim Pack sind sie nicht gern gesehen.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15514
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

histo rie hat geschrieben:Wenn Orban sagt, das sei ein deutsches Problem, dann solidarisiere ich mich mit ihm! .
Bitte? Bei mir hat er heute den Gipfel an Antipathie erreicht. Das ist nicht mehr zu toppen.
histo rie hat geschrieben:Ich bin eben das "Pack!".
Wenn du dich selbst so bezeichnen möchtest, dann ist das deine Sache. Ich würde mir diesen Schuh jedenfalls niemals anziehen.
histo rie hat geschrieben:Die Liebedienerei der deutschen Politiker, die anscheinend horrende Summen, mehr als die Schlepper,an der Flüchtlingversorgungsindustrie verdienen, lädt ja geradezu zur Invasion nach Deutschland ein.
Nun werden die Ausländer vielleicht über andere Wege ins Land eindringen.
Beim Pack sind sie nicht gern gesehen.
Das deutsche Asylrecht ist anscheinend einmalig in der Welt, wie ich verschiedenen Diskussionssendungen entnommen habe. Das hat aber auch historische Gründe, dass die "Väter des Grundgesetzes" das da so reingeschieben haben, denn das gibt es schon seit 1949. Übrigens Politiker verdienen keine Millionen an einem völlig überfüllten Flüchtlingsboot - wäre mir jedenfalls nicht bekannt. Erst wenn Politiker in die freie Wirtschaft wechseln, kommen sie mit ihrem Einkommen da in etwa heran. Ist auch ein Teil der Wahrheit.
Und auch zur Wahrheit gehört, dass vor allem Italien und auch Griechenland schon seit Jahren über einen Flüchtlingsstrom stöhnen, der in die Millionen ging. Solange sie dort blieben, war es uns relativ egal. Und nun kommen sie eben hierher. Hat sicher auch was mit mangelnder Solidarität innerhalb der EU zu tun.
Kann man nämlich auch so herum sehen.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Wenn ich die teilweise sehr komplizierte Realität mit der Systematik unserer Regelungen und Gesetze in Bezug setze, dann passt das überhaupt nicht mehr zusammen.
Auf der einen Seite haben wir in der EU unterschiedlichste, einzelstaatliche Regelungen, gleichzeitig zumindest EU-weit absolute Freizügigkeit. Diese Freizügigkeit gilt nicht nur innerhalb der EU, sondern in vielen weiteren Ländern. Ich benötige z.B. nur einen Pass, meist reicht sogar ein Perso, um in sehr viele, bes. Touristenländer, zu reisen. Flüge, Bahn- und Schiffsreisen sind vergleichsweise günstig. Beim Warenverkehr geht diese Freizügigkeit im globalen Handel wohl noch weiter. Gefrorene Geflügelkleinteile aus unseren Hühnerfleischfabriken nach Westafrika zu transportieren muß so billig sein, dass sie den dortigen, kleinbäuerlichen Geflügelzüchtern das Geschäft kaputtmachen. Von den weltweit agierenden Textilfabriken und Nähereien mal abgesehen.
Auf der anderen Seite zahlt ein Syrer tausende Dollar, um von der türkischen Küste nach Kos zu kommen, die Fähre hätte für mich 20 € gekostet. Da wird über Schlepper und Tricksereien lamentiert, ich frage mich, was ist denn die Alternative? Ich denke immer, Regelungen und Gesetze sind kein Selbstzweck, sondern müssen helfen, das menschliche Miteinander friedlich und fair zu gestalten und sich dabei an der Realität orientieren.
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Das Geschehen hat, wer will das bestreiten, sehr viele Facetten.
Auf sehr vielen Ebenen muss national und international politisch gehandelt werden, denn jenseits aller Schönrednerei kann Deutschland nicht alle aufnehmen, kann Europa nicht alle aufnehmen.
Renegat hat geschrieben:Da wird über Schlepper und Tricksereien lamentiert, ich frage mich, was ist denn die Alternative? Ich denke immer, Regelungen und Gesetze sind kein Selbstzweck, sondern müssen helfen, das menschliche Miteinander friedlich und fair zu gestalten und sich dabei an der Realität orientieren.
Das ist die Frage zwischen der Realität, wie sie sich im Augenblick darstellt und derjenigen, die man für die Zukunft wünscht.
Barbarossa hat geschrieben:Und auch zur Wahrheit gehört, dass vor allem Italien und auch Griechenland schon seit Jahren über einen Flüchtlingsstrom stöhnen, der in die Millionen ging. Solange sie dort blieben, war es uns relativ egal. Und nun kommen sie eben hierher. Hat sicher auch was mit mangelnder Solidarität innerhalb der EU zu tun.
Kann man nämlich auch so herum sehen.
Man könnte fast von einem Bumerang reden, der nun nach Deutschland zurückkommt, wo man allzu lange nur- gesetzestreu- zugesehen hat, wie die eh gebeutelten Griechen und Italiener mit noch so schön abstrakten "dem humanitären Problem" allen fertig werden mussten.
Renegat hat geschrieben:Beim Warenverkehr geht diese Freizügigkeit im globalen Handel wohl noch weiter. Gefrorene Geflügelkleinteile aus unseren Hühnerfleischfabriken nach Westafrika zu transportieren muß so billig sein, dass sie den dortigen, kleinbäuerlichen Geflügelzüchtern das Geschäft kaputtmachen. Von den weltweit agierenden Textilfabriken und Nähereien mal abgesehen.
Auch diese Dinge sind ein Teil des Problems und der Ursachen, weltweit, aber auch innereuropäisch und sogar innerhalbder EU.
Ohne Zweifel gibt es eine Grenze dessen, was möglich ist, ad hoc und für die Zukunft.
Das Mögliche für alle so gut wie irgend möglich zu gestalten, ist jetzt Aufgabe der Politik- und der Bürger.
Zum Pack:
Diese Wortwahl seitens eines an der Regierung beteiligten Politikers ist unerträglich, denn er bedient sich genau des Vokabulars jener, die mit Gewalt gegen Asylsuchende vorgehen.
So sehr ich solche Leute auch verachte, die Brandsätze legen und sonstwie gewalttätig werden, gerade ein Politiker sollte sehr wohl überlegen, was er wie sagt.
Mal gar nicht, wenn man andernorts zulässt, dass sich Angehörige von Parallelgesellschaften in ähnlicher Form aufführen, das aber sanftmütig hinnimmt.
Man kann, wie alle hier, Bedenken und Zweifel äußern, Fragen stellen, wie es jetzt und in Zukunft weitergehen soll, auch das gehört zu einem demokratischen Staat, und ich denke, es ist auch inzwischen " da oben" angekommen, dass ganz vernünftige Leute konkrete Fragen stellen.

Brandstiftung, Hetzte, Gewalt gegen Flüchtlinge oder inzwischen auch Deutsche, die nicht dem "Rasseschema" entsprechen, sind wieder Dinge, die hier nichts zu suchen haben.
In ganz Europa nicht, das ja so stolz auf seine demokratischen Errungenschaften und auf die Menschenrechte ist.
Sehr überzeugend wirkt das nicht als Modell.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15514
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ein paar aktuelle Meldungen:
Nachdem sich zahlreiche Flüchtlinge in Ungarn zu Fuß auf den Weg nach Österreich gemacht haben, wurden 4.500 von ihnen mit 90 Bussen abgeholt und über Österreich mit Sonderzügen nach München gefahren. Von dort aus wurden sie in ganz Deutschland verteilt. Inzwischen hat Ungarn die Abfahrt mit Bussen wieder eingestellt - zahlreiche Flüchtlinge sollen jedoch noch zu Fuß unterwegs sein.
Artikel lesen: http://www.zeit.de/politik/ausland/2015 ... h-einreise

Die Entscheidung der Bundeskanzlerin, die Flüchtlinge aus Ungarn aufzunehmen, hat ihr die Kritik der CSU eingebracht. Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, der Beschluss, die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge über Österreich nach Deutschland einreisen zu lassen, sei nicht mit den Ländern abgesprochen gewesen. Zudem sei dies ein völlig falsches Signal innerhalb Europas, das korrigiert werden müsse. Die CSU wolle nun die Aufnahmefähigkeit Deutschlands thematisieren.
Die SPD hingegen stellte sich hinter die Entscheidung.

Artikel lesen: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 51615.html
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
histo rie
Mitglied
Beiträge: 94
Registriert: 05.07.2015, 19:14

Barbarossa hat geschrieben:Ein paar aktuelle Meldungen:
...
Die Entscheidung der Bundeskanzlerin, die Flüchtlinge aus Ungarn aufzunehmen, hat ihr die Kritik der CSU eingebracht. Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, der Beschluss, die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge über Österreich nach Deutschland einreisen zu lassen, sei nicht mit den Ländern abgesprochen gewesen. Zudem sei dies ein völlig falsches Signal innerhalb Europas, das korrigiert werden müsse. Die CSU wolle nun die Aufnahmefähigkeit Deutschlands thematisieren.
Die SPD hingegen stellte sich hinter die Entscheidung.

Artikel lesen: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 51615.html
Es sagt alles: Sie konnten sich aus dem Kriegsgebiet freikaufen. In Ungarn und Österreich ist kein Krieg. Nein sie bleiben da nicht, es muss durchaus Deutschland sein!
Also reine Wirtschaftsflüchtlinge!
Und die Kanzlerin lockt sie noch an. Dass da die meinungslose SPD mitmacht war klar. Dass die CSU das beanstandet ist in meinen Augen löblich, aber bei der CSU ist leider vieles nur Wind.
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, der Beschluss, die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge über Österreich nach Deutschland einreisen zu lassen, sei nicht mit den Ländern abgesprochen gewesen.
War es zunächst wohl nicht, aber so ganz ohne Meldung an die Länder kann diese spontane Entscheidung auch nicht gefallen sein, denn es gelang ziemlich schnell, die Menschen in die anderen Bundesländer abzuschieben, die auch ihre Vorbereitungen so gut als möglich trafen.
Zudem sei dies ein völlig falsches Signal innerhalb Europas, das korrigiert werden müsse. Die CSU wolle nun die Aufnahmefähigkeit Deutschlands thematisieren.
Wie will man das korrigieren? Die Leute zurückschicken?
Die CSU wolle nun die Aufnahmefähigkeit Deutschlands thematisieren.
Dafür- ein einer sahlichen, an Fakten orientierten Diskussion darüber, wie viele noch kommen können, die man zumindest auf niedrigem Niveau versorgen kann, ist es allerhöchste Zeit. Ebenso für die Analyse, wieviele der Asylsuchenden denn tatsächlich ziemlich schnell und am ehesten über Arbeit integriert werden können und wieviele in Bildungsmaßnahmen untergebracht werden müssen.
Die SPD hingegen stellte sich hinter die Entscheidung.
Kein Merkel-Fan, kann ich diese Entscheidung schon irgendwie nachvollziehen.Moralisch gesehen, war Merkels Entscheidung richtig.
Mag sein, dass ich das gerade sehr blauäugig sehe, weil ich gestern an jenem Lager vorbeikam, in dem die Briten 1947 die jüdischen Flüchtlinge der Exodus ( Unternehmen Oasis) internierten.
Der Irrsinn der Weltgeschichte verdichtet sich im Waldhusener Forst/Pöppendorf, einige Ähnlichkeiten zur heutigen Lage sind doch erkennbar.

Mal Außenperspektive:
Langsam dreht der Wind auch in Britannien. Nicht von Regierungsseite, sondern mitten aus der Bevölkerung heraus, die jedoch, wie in Deutschland, sehr gespalten über die Refugees denkt, wie den Kommentaren zu Zeitungsartikeln zu entnehmen ist.
Wobei ich Camerons Ansatz, Flüchtlinge direkt aus den Lagern an der syrischen Grenze und/ oder vielleicht aus Griechenland einreisen zu lassen, ja mal gar nicht falsch sind. 15.000 wird als Zahl genannt.
In Frankreich schämen sich viele, dass man sich zwar auf die gloriose Vergangenheit beruft, in der Gegenwart aber die wenig tut, die Werte umzusetzen, auf die man so stolz ist. Inzwischen sind viele Bürger, wie bei uns, privat engagiert, den wenigen, die nach F kommen, zu helfen.
Auch in den französischen Zeitungen aller Richtungen sind die Lesermeinungen sehr divergierend, auch zum Handeln der Deutschen und Österreicher.
Selbiges seitens dänischer Politiker, die einen mahnen, nicht alle huanitären Lasten mehr oder weniger den Deutschen aufzuhalsen, die anderen sehen in der derzeitigen deutschen Politik unsolidarisches Verhalten, weil damit auch Dänemark von der Welle unerwünschter Migranten erfasst wird.
Schweden, das sich nun wahrlich nicht zu verstecken braucht, was die Aufnahmezahlen angeht: Quer durch die Medien und laut Umfrage weiter bereit, Kriegsflüchtlingen Aufnahme zu gewähren.
Widerspricht aber wieder der Meldung, dass die Rechten in Schweden enormen Zulauf haben.
Ganz klar aber hier in der veröffentlichten Meinung und Kommentaren: Den Deutschen wird Respekt gezollt, eben, weil klar ist, dass die Dinge nicht so einfach zu bewältigen sind.
Unverkennbar aber auch, dasss Schweden Grenzen setzen will und muss- humanitäre Hilfe ja- aber keine unbegrenzte Zuwanderung.
Es gibt in Schweden allerdings auch Zeitungen, die die totale Ablehnung sehr krass publizieren.
Echo in der Bevölkerung ebenso gespalten wie überall, von spontaner, privater Hilfe über nachdenkliche Fragen zu Zahl und procedere bis zur totalen Ablehnung.
Allgemeine europäische Ratlosgkeit- und durchaus das Szenario, dass Länder und Menschen derzeit überfordert sind mit dem Gedanken, so viele "Fremde" hereinzulassen.
Asgerechnet jetzt lese ich hie und da in ( Leser) Kommentaren, dass Deutschland mal wieder Ursache für den Untergang Europas sei. Antwort eines Franzosen auf einen solchen Kommentar: "Falsche Adresse, der Blick über den Atlantik wäre bessser."
Da sind mir doch die
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Es stimmt für die Vergangenheit, wir haben vor den Mittelmeerflüchtlingen trotz schrecklicher Unglücksfälle irgendwie die Augen zu gemacht. Wir wissen doch seit langem, dass das Dublinabkommen nicht funktionieren konnte. Im Moment fällt mir noch nicht mal der ursächliche Grund ein, warum es überhaupt so abgeschlossen wurde.
Aber egal, wenn es jetzt fällt, kann es entweder nur besser werden in der EU insgesamt oder die EU scheitert zumindest partiell.
Die Szenen aus Ungarn sind mir schon sehr nahe gegangen, habe ich Budapest doch erst vor ein paar Monaten besucht. Der altehrwürdige Keletibahnhof mit der brandneuen U-Bahn-Station davor, steht noch vor meinem geistigen Auge. Auch die vielen Mahnmale aus dem letzten Jahr des WK2, die an Flucht und Vertreibung erinnerten. Teilweise auf den gleichen Straßen, auf denen damals die Juden zur Vernichtung ins deutsche Reich getrieben wurden, bewegen sich jetzt Flüchtlinge zu Fuß auf der Balkanroute nach Wien und München.
Das ist emotional, ich weiß aber Menschen ticken nicht nur wirtschaftlich sondern haben auch Gefühle wie Mitleid und Hilfsbereitschaft.
Wahrscheinlich braucht es lange, bis die anonyme Masse einer Bevölkerung reagiert, wahrscheinlich muß die anonyme Masse der Flüchtlinge erst ein konkretes Gesicht bekommen und ein persönlicher Kontakt zustandekommen, dann - reagieren die Menschen, ganz konkret an den Bahnhöfen in Wien und München aber auch in den vielen Unterstützerkreisen überall im Land. In den letzten Wochen habe ich mit so vielen Menschen über Möglichkeiten zur Flüchtlingshilfe gesprochen, das ist schier unglaublich, Menschen von denen ich das nie erwartet hätte.
Ich glaube auch nicht, das diese vielen, vielen Mitbürger auf Merkels und Gaucks Ansprache gewartet haben, eher im Gegenteil.
Natürlich werden durch diese Hilfsbereitschaft allein, die Probleme nur teilweise kleiner. Der Wohnungsmarkt ist sicher weiter schwierig, es sei denn, man appeliert auch hier an unbürokratische Freiwilligkeit.
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Renegat hat geschrieben:Ich glaube auch nicht, das diese vielen, vielen Mitbürger auf Merkels und Gaucks Ansprache gewartet haben, eher im Gegenteil.
Viele, die nicht die roasrote Brille aufhaben, waren schon lange dabei, Flüchtlingen zu helfen, die brauchten Merkel, Gauck und Gabriel mit ihren abgedroschenen Floskeln nicht.
Wenn ich denn doch ausnahmsweise so etwas wie Stolz auf Deutschland empfinde, dann auf diejenigen Landsleute, die teilweise ihre Skepsis überwunden haben und angesichts einer humanitären Katastrophe auf ihre Art und nach ihren Möglichkeiten helfen.
Worauf soll man den wohl stolz sein, wenn nicht zuvorderst auf diese spontane humanitas vieler einzelner BürgerInnen?
Natürlich werden durch diese Hilfsbereitschaft allein, die Probleme nur teilweise kleiner. Der Wohnungsmarkt ist sicher weiter schwierig, es sei denn, man appeliert auch hier an unbürokratische Freiwilligkeit.
So ist es. Und genau darum müssen diejenigen, die für Aufnahme, Asyl und Integration plädieren, die oft inhaltslose oder auf die angebliche Fremdenfeindlichkeit fokussierte Sabbelei der Politiker attackieren, die viel sagen, aber nur sehr wenig Konkretes tun und tun wollen und lieber alles auf den Bürger abschieben- und damit auch die Verantwortung.
Da ist so viel faul im Staate, ob grüne, rote oder schwarze, so lange auch von Helfenden keine Fragen zugelassen werden, wie es weitergehen soll, wo Konzepte bleiben, werden vor allem die Wort führenden Politiker in Berlin für mich zusehends zu immer unglaubwürdigeren Kaspern.
Wenn die ersten Politiker ihre Zweitwohnsitze Flüchtlingen zur Verfügung stellen, könnte das sehr motivierend auf die Bürger im Land wirken...
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Ruaidhri hat geschrieben: Wenn die ersten Politiker ihre Zweitwohnsitze Flüchtlingen zur Verfügung stellen, könnte das sehr motivierend auf die Bürger im Land wirken...
Naja und das dann medienwirksam inszenieren - so blöd ist Bürger nicht. :(

Der Wohnungsmarkt ist natürlich Teil des Problems aber nicht mal unbedingt das vordringlichste. Solange die Gesetzgebung einen bürokratischen Marathon erfordert, um zumindest ein gesichertes Bleibe- und Arbeitsrecht für einige Jahre zu erreichen, müssen Vermieter schon sehr philantrophisch sein, um an einen Flüchtling zu vermieten. An eine garantierende Kommune schon eher aber damit nimmt man den Neubürgern die Eigenverantwortung.

Generell sehe ich die Flüchtlingswelle mittelfristig als Chance, den Wohnungsmarkt und vielleicht sogar die regionalen Strukturen zu wandeln. Wohnungsbau kann ein Wirtschaftsmotor sein, jedenfalls hat er so in der Nachkriegszeit gewirkt.

Wir bräuchten aktuell ein paar überalterte Beispielregionen im Westen, um zu zeigen, dass junge Zuwanderer helfen können, den Zusammenbruch der Infrastruktur im letzten Moment zu verhindern. Schulen und Kindergärten, Läden die nicht schließen müssen, Buslinien, die erhalten bleiben, weil es auf einmal wieder Nachfrage gibt und Leben in Kleinstädten und Dörfern. Dort muß man nicht neu bauen, da gibt´s Leerstand genug.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15514
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Eine aktuelle Meldung:
Der tschechische Präsident Milos Zeman hat sich auf interessante Weise gegen jedwede Quotenregelung zur Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der EU ausgesprochen. Er gab bekannt, dass er mit einer Anti-Einwanderungs-Petition seines Amtsvorgängers Vaclav Klaus vollkommen übereinstimme. Wörtlich äußerte er: "Dieser Vorstoß enthält die gleichen Ideen, die ich schon lange vertrete". Schon Klaus hatte erklärt, die Einwanderung sei eine "fundamentale Bedrohung für die Stabilität Europas". Weiterhin erklärte er, die "künstliche Mischung von Nationen, Kulturen und verschiedenen Religionen" berge "Risiken und Bedrohungen".
Artikel lesen: http://www.tagesspiegel.de/politik/news ... 82848.html

Würde sich in Deutschland ein Politiker derart äußern, würde er als rechtsradikal niedergeschriehen werden - 100%ig.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Die trennenden Jahrzehnte des kalten Krieges wirken bis heute nach, die lassen sich nicht gewaltsam aus den alten Köpfen zwingen. Die Bevölkerungsentwicklung im westlichen Nachkriegseuropa ist anders verlaufen als im Osten. Im Westen lebt quasi keiner mehr, der eine Staatsnation von gleichabstammenden Menschen erlebt hat. Deshalb schreckt die derzeitige Migration auch nur eine Minderheit.
Der Westen ist ja u.a. auch deshalb dran gewöhnt, weil ab den 70er und dann verstärkt ab 89 viele, viele Menschen aus den diversen, östlichen Staaten kamen und hier inzwischen heimisch geworden sind. Ich erinnere mich noch gut, an Grundschüler ohne deutsche Sprachkenntnisse aus Polen in den 80ern, später aus der UdSSR, die ganz normal in ihre altersgemäße Grundschulklasse eingeschult wurden. Die haben mit Deutsch-Förderstunden ganz normal unser Schulsystem durchlaufen. Warum sollen Kinder aus Syrien das nicht auch schaffen.
Diese Erfahrungen fehlen im Osten. Das ist zwar aus der Geschichte heraus verständlich aber keine Entschuldigung für fehlende Solidarität innerhalb der EU. Es ist Rosinenpickerei, nur die Vorteile, also EU-Fördermittel in Anspruch zu nehmen, sich bei den Pflichten aber auf nationale Eigenstaatlichkeit zurückzuziehen.

Sehr hilfreich fand ich die klaren Worte und Taten des Papstes. Es ist immer besser, auch für das "Gesicht" des bockigen Verhandlungspartners, mit gutem Beispiel voranzugehen, unterschwelligen, moralischen Druck auszuüben und zu verhandeln, als Hilfsbereitschaft zu erzwingen. Ziemlich sicher wird derzeit hinter verschlossenen Türen über freiwillige Quoten heftigst gezockt. Nicht nur Herr Cameron wird eine Zahl auf den Tisch gelegt haben. :D
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

@Renegat: Ich finde die klaren Worte von Papst Franziskus absolut in Ordnung und gut, wie Du vielleicht weisst halte ich von ihm sehr viel. Er war es auch, der die entscheidenden Fäden in der Versöhnung der USA und Kuba zog. Auch PM Cameron wird sich auf Zeit seinen Verpflichtungen gegenüber den Migranten und der Staatengemeinschaft der EU nicht verschliessen können. Auch bei Grossbritannien spielen immer noch Interessen und Verbindungen mit anderen Staaten eine wichtige Rolle, auch dass die Insel vom Kontinent abgetrennt ist, ist für mich sekundär, würden alle Länder (auch die Schweiz) am selben Strick ziehen, dann könnte man das Problem mit den Flüchtlingen sicher besser lösen.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Europäische Union“