AfD - "Oben gibt es die Professoren, unten die Proleten"

Parteitage, Richtungsentscheidungen, Personalien, Strategien

Moderator: Barbarossa

Marianne E.
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Der Theologe Sebastian Moll blieb nur sechs Monate in der AFD. Er stieg aus und ging zurück in die einst von ihm verlassene FDP.
Er sagte: "Die Alternative für Deutschland besteht im Grunde aus zwei Parteien. Oben gibt es die Partei der Professoren, unten die der Proleten."
Und die Professoren beginnen, die Kontrolle über die Proleten zu verlieren.
Quelle: Die Welt, 10. Oktober 2014, Nr. 236, Seite 6.

Die AfD ist eine rechtspopulistische, in Teilen rechtsextreme politische Partei. Sie selbst bezeichnet sich als "Bürgerpartei". Sie wurde 2013 gegründet und hat sich 2015 in zwei Parteien aufgespaltet.

Die Positionen der AfD in der Umwelt- und Klimapolitik beruhen auf einer Verneinung der menschengemachten globalen Erderwärmung. Sie lehnt in ihrem Grundsatzprogramm von 2016 eine Klimaschutzpolitik grundsätzlich ab.

Die AfD vertritt in der Familien- und Geschlechterpolitik konservative und antifeministische Positionen und lehnt eine Gleichstellungspolitik ab. Außerdem wendet sie sich gegen Frauenquoten.

Die AfD konnte sechs Jahre nach ihrer Gründung immer noch kein sinnvolles und überzeugendes Rentenkonzept erarbeiten. Ein geplanter Rentenparteitag wurde erneut verschoben, von 2019 auf das Frühjahr 2020. Der Parteichef Meuthen sieht die Abschaffung der gesetzlichen Rente vor und bevorzugt eine steuerfinanzierte Grundrente, die etwas oberhalb der Existenzsicherung liegen soll.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alterntive f%C3%BCr Deutschland
https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article133115427/Oben-gibt-es-die-Professoren-unten-die-Proleten.html
Feldwebel57
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Was willst du damit zum Ausdruck bringen , liebe Marianne ?
Marianne E.
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Nachdenken, nachlesen, Schlussfolgerungen ziehen, mein Freund.
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Balduin
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Im aktuellen Spiegel ist ein Artikel enthalten, dass die AfD in den ostdeutschen "neuen" Bundesländern bereits Strukturen einer Volkspartei aufweist: Die Partei hat die Kommunen durchdrungen, engagiert sich dort vielfältig und arbeitet mit anderen Parteien beziehungsweise Fraktionen zusammen. Das Personal "rekrutiert" sich aus dem rechten bis rechtsextremen Rand, allerdings eben nicht nur Proleten, sondern auch Akademiker. Dass die AfD mit den Jahren einfach in der Bedeutungslosigkeit verschwindet (wie damals die Republikaner), ist daher nicht zu erwarten.

Ich habe mir vor Veröffentlichung dieses Beitrags einen alten Artikel aus unserem Politik-Blog (2013) durchgelesen. Damals war die EU-Krise zentral in den Köpfen der Menschen und die AfD profitierte davon. Die Partei erlitt dann einen gewissen Bedeutungsverlust, bevor die Flüchtlingskrise das Land (noch stärker) traf. Mittlerweile hat sich die AfD als "Anti-Mainstream-Partei" etabliert.

Eine derartige Partei in den Parlamenten war wohl unvermeidbar, auch wenn die Rhetorik, das Personal sowie die sich deutlich abzeichnende Tendenz in Richtung rechtsextremen Gedankenguts ein sehr ungutes Gefühl bei mir hervorrufen.
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Barbarossa
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Die AfD arbeitet in ihrem jetzigen Wahlkampf stark mit Slogans wie: ,,Hol' dir dein Land zurück'' oder auch ,,Wende 2.0''.
Damit wird einerseits auf die starke Migration der letzten Jahre angespielt, die die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland natürlich verändert hat. Andererseits habe ich gelesen, dass AfDler zu erkennen geben, sie stünden in der Tradition der Friedlichen Revolution in der DDR und wollten die Durchsetzung von Demokratie und Freiheit vollenden.

Einmal davon abgesehen, dass es beides jetzt durchaus gibt (denn sonst gäbe es die AfD nicht und dürfte nicht zu Wahlen antreten) und ich das auch ziemlich anmaßend finde als jemand, der 1989/90 sehr engagiert war, möchte ich aber auf eines hinweisen:

Es ist ja so, dass alle etablierten Parteien stark auf die EU ausgerichtet sind und sich quasi darin zu überbieten versuchen, pro-europäische Parteien zu sein. Und Politiker sind heute anscheinend dann die besten Patrioten, wenn sie sich als ,,überzeugte Europäer'' darstellen und gar eine ,,europäische Identität'' konstruieren.
Ganz stillschweigend wurde schon vor inzwischen etlichen Jahren (ich hab das zu der Zeit auch nicht mitbekommen) das Grundgesetz so geändert, dass jemand ,,Deutscher im Sinne des Grundgesetzes ist, der die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt'' und zwar unabhängig davon, aus welchem Land er kommt und was eigentlich seine Muttersprache ist. Da gab es auch keinen großen öffentlichen Diskurs darüber - jedenfalls habe ich solchen nicht mitbekommen.
Ich glaube aber, das gerade aufgezählte verträgt sich alles nicht mit dem Selbstverständnis der Menschen im Osten. Alle, die die DDR noch bewusst miterlebt haben, verstehen sich als Deutsche per Muttersprache. Wir haben ja alle in unserem Leben bereits unsere zweite Staatsbürgerschaft - erst DDR - dann Bundesdeutsch. Je mehr aber jemand damals das SED-Regime und damit im Grunde auch die DDR ablehnte, desto wichtiger wurde für denjenigen die nationale Zugehörigkeit als Deutscher und nicht die Staatsbürgerschaft. (Es gab keine eigene DDR-Nationalität.) Und die nationale Zugehörigkeit erwuchs für uns einzig aus unserer Muttersprache - eben Deutsch.
Das ist auch der Grund, warum ich heute noch Staatsbürgerschaft und Nationalität strikt trenne und meine eigene Identität an meiner Muttersprache fest mache.
Wie gesagt: Auch ich habe in meinem Leben bereits meine zweite Staatsbürgerschaft.
Und so kommt es, das ich mit einer ständig propagierten ,,europäischen Identität'' nichts anfangen kann und der EU sogar grundsätzlich abspreche, identitätsstiftend sein zu können. In der EU leben nunmal eine Vielzahl von Ethnien mit ihren eigenen Sprachen.
Die AfD ist somit eine Gegenbewegung zu diesem Europa und trifft zumindest im Groben die ostdeutschen Befindlichkeiten. Und ich denke, wer diese Befindlichkeiten nicht verstehen will und diese als rechtsradikal und ,,völkisch'' abtut (und die etablierten Parteien tun das tatsächlich) der diffamiert und beleidigt die Menschen so stark, dass sie sich von ihm abwenden und sich Alternativen suchen und am Ende sogar erneut die Systemfrage stellen. Ich glaube, das ist der Grund für die Entstehung von Pegida und für den hohen Zuspruch der AfD vor allem im Osten. Und ich würde deswegen sogar den Etablierten den Vorwurf machen, an der jetzigen Situation selbst Schuld zu sein.

Kein Mensch liest sich Parteiprogramme durch. Würden sie es tun, hätte die AfD vielleicht nicht diesen Zuspruch. Denn da steht wirklich vieles drin, was auch ich nicht teile.
Es ist gut möglich, dass die AfD in Brandenburg und Sachsen am 1. September zur stärksten Kraft wird.
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Marianne E.
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Der Analyse von Barbarossa schließe ich mich ohne wenn und aber an.

Es wäre für die Wahlberechtigten dennoch von Vorteil, in den für sie wichtigen Angelegenheiten das Wahlprogramm oder, besser noch, das Parteiengrundprogramm durchzuarbeiten. Vielleicht ist dann feststellbar, was die Partei will und was sie durchzusetzen versucht. Vor allem müsste darauf geachtet werden, was nicht in den Programmen steht. Das vor allem könnte die demokratischen Errungenschaften / Grundsätze in Gefahr bringen.

Ohne Zweifel haben die etablierten Parteien vor allem in den ostdeutschen Bundesländern eklatante Fehler begangen. Es reicht eben nicht, für eine Erneuerung der Stadtbilder, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur usw. zu sorgen, die Menschen sind subjektiv vernachlässigt worden.

Eine Heilung könnte sein, dass Politiker und Politikerinnen in die Kommunen gehen und ehrlich zur Sache reden und vor allem zuhören. Und das ohne jede Besserwisserei. Ich meine hier, das müssten Politiker mit "Schmackes" sein. Diese Formulierung verwende ich gerne, weil es an Politikern fehlt, die mit Leidenschaft die politische Sache vertreten.
Feldwebel57
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Naja ,es gibt Emotionen und Überzeugungen .
Zu letzterem fehlt Vielen Zeit und Muße .
Die Brötchen müssen verdient werden .
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